Johannes Thingnes Boe meldet sich zurück und gewinnt Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen

Johannes Dale-Skjevdal (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Tarjei Boe (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Norwegischer Vierfacherfolg in der Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen. Johannes Thingnes Boe gewinnt und feiert mit seinem ersten Weltcupsieg der Saison zugleich den zwanzigsten Sieg in einer Weltcup-Verfolgung. Benedikt Doll wird als Zehnter bester Deutscher und David Zobel vergibt auf Rang 14 erst im letzten Anschlag eine bessere Position.  

Die Ausgangssituation

Tarjei Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Tarjei Boe war der Gejagte aus dem Sprint vom Vortrag. Nur 4,9 Sek. betrug sein Vorsprung auf Sturla Holm Laegreid und weitere 10 Sek. später ging der Schwede Sebastian Samuelsson in die Spur. Er war mit dem gelben Trikot als derzeit Gesamtweltcupführender unterwegs. Von den 60 Qualifizierten verzichtete unter anderem der Österreicher David Komatz als 19. aus dem Sprint auf einen Start. Aus deutscher Sicht lag Benedikt Doll mit 31,1 Sek. Rückstand am aussichtsreichsten. Laegreid und Samuelsson hatten in der ersten Runde schnell zu Tarjei Boe aufgeschlossen und eine Verfolgergruppe mit Martin Ponsiluoma, Johannes Dale-Skjevdal und Vetle Sjaastad Christiansen kam knapp dahinter und holten Richtung erstes Schießen ordentlich auf.

Wer behauptet sich an der Spitze?

Sturla Holm Laegreid (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Sturla Holm Laegreid kam als erster fehlerfrei durch und die Athleten dahinter bogen allesamt in die Strafrunde ab. Samuelsson kam als erster Verfolger zurück, gefolgt von Tarjei Boe und Vetle Sjaastad Christiansen und erfreulich, dass Johannes Kühn sauber abräumte und dadurch auf die fünfte Position vorrückte. Der Vorsprung von Laegreid auf Samuelsson und Tarjei Boe betrug gute 28 Sekunden und Johannes Kühn arbeitete sich auf der zweiten Runde weiter an die Spitze heran. Eingangs des Schießstands zum zweiten Anschlag war der Vorsprung von Laegreid zu Tarjei Boe und Sebastian Samuelsson gleich geblieben und alleine machte sich der Norweger zum zweiten Schießen auf der ersten Matte bereit. Der dritte Schuss verfehlte das Ziel und damit war die Tür für seine Verfolger offen. Samuelsson nutze sie mit fünf Treffern und sortierte sich nur 6,4 Sek. hinter dem bereits aus der Strafrunde zurückgekehrten Laegreid ein. Auch Tarjei Boe hielt sich schadlos und war zusammen mit dem Franzosen Emilien Jacquelin in Schlagdistanz. Dahinter kam eine neu formierte Dreiergruppe, an deren Spitze sich nach einer Schnellfeuereinlage Johannes Thingnes Boe befand. Johannes Kühn traf eine Scheibe nicht und lief als Elfter mit 42,7 Sek. Rückstand in die nächste Runde. Benedikt Doll lag zu diesem Zeitpunkt 41,6 Sek. zurück an der neunten Position und David Zobel hatte bisher alle Scheiben abgeräumt und sich von Rang 26 auf Position 14 nach vorne gearbeitet. 

Sebastian Samuelsson oder Sturla Holm Laegreid?

Sturla Holm Laegreid (NOR), Sebastian Samuelsson (SWE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Zum ersten Stehendanschlag setzte sich Sebastian Samuelsson an die Spitze, aber Laegreid hielt sich an seinen Skienden. Die beiden Boe-Brüder lagen knapp 16 Sek. dahinter. Samuelsson im gelb-roten Trikot stellte sich auf Schießmatte eins in Position und schwächelte mit zwei Fehlern, nachdem er auch viel Zeit mit einer herausrepetierten Patrone verlor. Laegreid neben ihm verfehlte nur eine Scheibe und während Johannes Thingnes Boe mit fünf Treffern die Spitze übernahm, kam 7,9 Sek. später Laegreid aus der Strafrunde zurück. Samuelsson war auf Rang 10 zurückgefallen und direkt hinter ihm lief Johannes Kühn, der seine zweite Strafrunde kassiert hatte. Nicht weit hinter ihm kam David Zobel, der sich auch im dritten Schießen schadlos hielt. Zu diesem Zeitpunkt waren nur er und der Schweizer Sebastian Stalder ohne Strafrunde ausgekommen. Im vorderen Bereich, nur 26,9 Sek. hinter der Spitze, lief Benedikt Doll nach fünf sauberen Treffern im ersten Stehendanschlag.

Johannes Thingnes Boe in gewohnter Führungsposition

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe befand sich nun in der gewohnten und bisher vermissten Führungsposition und baute seinen Vorsprung auf Sturla Holm Laegreid auf der Strecke deutlich aus. Seine Verfolger konnten das von ihm vorgegebene Tempo nicht mitgehen. Nun stand er auf Schießbahn eins, nahm sich genügend Zeit, hatte beim 3. Schuss Glück und räumte seine fünf Scheiben ab während sich hinter ihm nahezu die komplette norwegische Mannschaft aufreihte. Ausgangs des Schießstands betrug sein Vorsprung 23,2 Sek. auf den ersten Verfolger Sturla Holm Laegreid, dicht dahinter bogen Tarjei Boe und Johannes Dale-Skjevdal in die Schlussrunde ein. Ein rein norwegisches Podest war sicher, nur wer von den drei Verfolgern daneben Platz nehmen muss, entschied sich erst spät. Johannes Thingnes Boe siegte nach nur einer Strafrunde aus dem ersten Anschlag und mit 22,6 Sek. Vorsprung. „Ja, ich bin zurück, das ist was ich an Rennen liebe, die Lücke schließen und dann jedes Mal ein paar Sekunden abknapsen und dann endlich wieder einmal auf Bahn eins zu stehen“, strahlte Johannes Thingnes Boe nach seinem ersten Saisonsieg in der ARD. Zu seinem 20. Verfolgungssieg meinte er: „Das ist schon ein gutes Gefühl, die 19 anderen waren schon andere, da war ich die Nummer eins und kam von vorne. Ich hatte schon das Gefühl, das Podium erreichen zu können.“ Johannes Dale-Skjevdal hatte drei Strafrunden im Gepäck, lief dennoch die Schlussrunde als Schnellster und war auch in der Gesamtlaufzeit das Maß aller Dinge. Er sicherte sich den Silberrang und Tarjei Boe zog auf den letzten Metern an Sturla Holm Laegreid vorbei, der als Vierter die Ziellinie überquerte. Auf Rang fünf lief der Schwede Sebastian Samuelsson, gefolgt vom Franzosen Emilien Jacquelin. 

Benedikt Doll und David Zobel straucheln im letzten Anschlag

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

Von Benedikt Doll und auch von David Zobel kamen zwei Schüsse im vierten Schießen nicht ins Ziel, sie lagen aber aus dem deutschen Team mit Rang 10 und Rang 14 eingangs der Schlussrunde am Besten platziert. Am Ende brachten sie ihre Platzierung über die Ziellinie. Auf die Ski angesprochen meinte Benedikt Doll nach dem Rennen im ARD-Interview: „Wir hatten einen sehr speziellen Ski, unfassbar schnell in der Abfahrt und vom Speed, aber vom Fuß schwierig. Da sich dann erst einmal zurecht zu finden hat ein bißchen gedauert. Man muss schauen, dass man beide Ski gut plan hält, nicht zu spät abdrückt und das man immer in der schmalen Spur innen läuft. Da konnte ich immer Lücken zumachen, berghoch musste ich dann immer abreißen lassen. Am Ende war es doch ganz gut, aber irgendwie anstrengend.“ Zu seinen beiden Schießfehlern im entscheidenden Anschlag meinte er: „Das ärgert mich, dass ich da nicht mal beim letzten Stehendschießen den Sack zumachen kann, sondern wieder so strauchel mit zwei Fehler. Ich war schon sehr erschöpft, es war dann schwierig zu schießen, aber irgendwann will ich das mal hinbekommen. Ich war zu zögerlich, ich muss offensiv durchziehen, das will ich noch besser hinkriegen.“ In den beiden Liegendschießeinlagen ging Benedikt Doll mit der schnellsten Schießzeit vom Stand weg. David Zobel meinte nach dem Rennen: „Das Laufen war top, das Schießen auch, die letzten Zwei nehmen wir mal raus.“ Zum Ski sagte er: „Ich war sehr positiv überrascht. Gestern hatten wir auch einen guten Ski, aber nicht so gut wie in Östersund, aber heute ging es schon wieder so Richtung Östersund.“ Die Platzierungen eher nicht. Philipp Nawrath verbesserte sich zwar um zwölf Ränge, aber mit jeweils zwei Strafrunden aus den beiden Liegendanschlägen war auch nach zwei fehlerfreien Stehendschießen am Ende nur Rang 22 drin. Johannes Kühn kam als 18. ins Ziel. Vor dem letzten Anschlag lag er noch nahe den Top-10, setzte vier Schüsse daneben und musste sich mit Rang 18 zufrieden geben. Weiter nach hinten ging es auch für Justus Strelow. Bereits im ersten Anschlag hat er sich mit zwei Fehlern in die Defensive geschossen. Er ließ drei fehlerfreie Schießen folgen, lag aber läuferisch weit hinter der Spitze und belegte Rang 24. Weit hinter seinem Leistungsvermögen blieb Roman Rees. Nach insgesamt fünf Strafrunden wurde er nur 44.

Felix Leitner einziger Österreicher in der Verfolgung

Joscha Burkhalter (SUI), Sebastian Stalder (SUI), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Bitter für das ÖSV-Team, dass gerade beim Heimweltcup eine Erkältungs- bzw. Krankheitswelle das Team erreicht hat. Magnus Oberhaus an Corona erkrankt, Simon Eder wegen Halskratzen den Sprint ausgelassen, waren nur noch David Komatz und Felix Leitner für die Verfolgung übrig geblieben, nachdem Patrick Jakob sich nicht qualifiziert hatte. Nun musste auch David Komatz passen und Felix Leitner startete als Einziger aus dem rot-weiß-roten Herrenteam in die Verfolgung. Mit zwei fehlerfreien Schießen gut ins Rennen gestartet wuchs sein Rückstand nach einer Strafrunde aus dem dritten Anschlag und nach der Null im letzten Schießen reichte die Laufleistung nur zu Rang 23. Ein starkes Rennen lieferte der Schweizer Sebastian Stalder. Von Rang 30 aus ins Rennen gestartet, setzte er erst im letzten Schießen einen Schuss daneben und verbesserte sich auf Rang 17 im Endergebnis um 13 Platzierungen. Auch Joscha Burkhalter konnte sich nach vorne verbessern. 19 Schüsse kamen ins Ziel, einer fehlte und am Ende überquerte er die Ziellinie auf Rang 21. Jeremy Finello gab das Rennen nach acht Fehlern aus drei Schießen auf.   

Der weitere Wettkampfplan von Hochfilzen 

Ergebnis Verfolgung Herren

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