Interview mit Teresa Stadlober: „Mein großes Ziel ist, eine Einzelmedaille zu holen“

Teresa Stadlober © ÖSV/Erich Spiess

Mit Platz zwölf ist die Österreicherin Teresa Stadlober die erfolgreichste deutschsprachige Athletin der vergangenen Saison im Gesamtweltcup der Skilangläufer. Wir haben sie zu ihrer Saison, ihrem Vater Alois und ihren Zielen befragt. 

Teresa, wie geht’s dir nach der kurzen Kanada-Reise? Hast du den Jetlag schon überwunden?

Danke, mir geht’s gut. Die lange Saison und vor allem das Finale in Quebec hat schon sehr an meinen Kräften gezerrt.

Mit den Rennen in Quebec ist deine bislang erfolgreichste Saison zu Ende gegangen. Platz sechs und acht bei der WM, Platz zwölf im Gesamtweltcup. Wie fällt dein persönliches Fazit aus?

Die Saison mit der WM in Lahti hätte nicht besser für mich laufen können. Die WM war einfach traumhaft. Im Skiathlon und im 30er konnte ich mein Potenzial abrufen und vorne mitlaufen. Es freut mich als Athletin, am Tag X mein bestes Rennen laufen zu können. Im Weltcup war es mein Ziel konstanter zu werden und mich im Vergleich zur letzten Saison im Gesamtweltcup verbessern. Mit Platz 11 im Distanzweltcup bin ich überaus zufrieden, der Sprint ist leider immer noch meine Schwachstelle und hier möchte ich im nächsten Jahr auch einmal die Qualifikation überstehen.

Die Skandinavierinnen haben die Saison wieder einmal dominiert. Siehst du trotzdem Chancen, in den nächsten Jahren in deren Phalanx einzubrechen und auch im einen oder anderen Rennen aufs Podest zu laufen?

Jede Athletin und jeder Athlet will mindestens einmal in seiner Karriere am Podium stehen. So ist auch mein Ziel in den nächsten Jahren öfter und näher ans Podium heranzukommen und schließlich auch oft oben zu stehen. Vor zwei, drei Jahren war ich noch viel weiter vom Podium und dadurch auch von den Norwegerinnen entfernt. Die heurige Saison hat aber gezeigt, dass ich schon aufholen konnte und ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr nicht nur aufholen, sondern auch überholen kann. 🙂

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

In der Vergangenheit warst du als stärkere Klassik-Läuferin bekannt. Inzwischen lieferst du in beiden Techniken starke Resultate ab. Hast du dich intensiver mit dem Skaten beschäftigt oder kam das von selbst?

Es hat mich immer geärgert, dass ich im Skaten nie konstant gute Rennen hatte. Bis ich dann letztes Jahr in Canmore im Zuge der Ski Tour Canada im Einzel über 10 km Skating 7. wurde und mir gedacht hab, es geht ja doch! Nach der letzten Saison habe ich dann noch vier Wochen auf Schnee weiter trainiert und mich speziell auf Skating konzentriert. Und da hab ich schon gemerkt, dass ich Fortschritte gemacht habe und dieses Feeling nahm ich dann ins Sommertraining und schlussendlich auch in den Winter mit.

Im Weltcup meist an deiner Seite zu finden ist dein Vater Alois Stadlober, der auch dein Trainer ist. Wie klappt die Zusammenarbeit zwischen Vater und Tochter? Ist das Verhältnis immer harmonisch oder kracht es auch mal, wie man das aus anderen Trainingsgemeinschaften kennt? 😉

Die Zusammenarbeit funktioniert wirklich gut und ich bin froh, dass er mich das ganze Jahr über unterstützt. Als ehemaliger Athlet weiß er, auf was es ankommt und will mir seine Fehler im Training ersparen. Und natürlich gibt es auch immer wieder Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten, aber die sind schnell wieder aus dem Weg geräumt.

Nun ist dein Vater als Staffelweltmeister von 1999 kein Unbekannter in der Langlaufszene und deine Mutter Roswitha hat WM-Silber im Slalom gewonnen. War beziehungsweise ist das für dich eher eine Bürde, so bekannte und erfolgreiche Eltern zu haben oder ist es eher Motivation?

Weder noch. Ich bin mit den Erfolgen meiner Eltern aufgewachsen und bin es gewohnt darauf angesprochen zu werden. Aber schlussendlich habe ich mein eigenes Leben und verfolge eigene Ziele. Und schön langsam wendet sich das Blatt, dass nicht mehr ich, sondern meine Eltern wegen meiner Erfolge angesprochen werden. 🙂 

Was gab eigentlich den Ausschlag dafür, dass du heute auf Langlaufstrecken unterwegs bist und nicht zwischen Alpin-Toren?

Meine Eltern haben mich als Kind viel ausprobieren lassen z.B. Judo, Schwimmen, Tennis, Ski Alpin und Langlauf. Das Langlauftraining vom Skiclub Sparkasse Radstadt hat einfach am meisten Spaß gemacht. Bei den Kinderrennen haben sich dann erste Erfolge eingestellt und ich wusste, dass ich diesen Sport weitermachen möchte.

Als Langläuferin hatte man es in den letzten Jahren nach dem Dopingskandal sicher nicht leicht in Österreich. Wie sieht es aktuell im Vorfeld der Heim-WM 2019 in Seefeld aus? Bist du und deine Teamkollegen/Teamkolleginnen finanziell abgesichert und wie sind die Trainingsbedingungen?

Durch meinen Kopfsponsor Herbert Jerich ist es mir möglich den Hochleistungssport zu 100% ausüben zu können. Viele meiner TeamkollegInnen sind beim Bundesheer, beim Zoll oder der Polizei und bekommen dort eine super Unterstützung. Ich hoffe, dass der Langlaufsport durch meine Leistungen in Österreich präsenter wird und in Hinblick auf die Heim-WM in Seefeld mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Seefeld ist dann auch das Stichwort. In zwei Jahren ist es soweit. Was hast du dir für deine Heimrennen vorgenommen? Ist eine Einzelmedaille das Ziel?

Nachdem Lahti nun vorbei ist, steigt die Vorfreude auf die Heim-WM in zwei Jahren noch mehr. Endlich macht die internationale Langlauffamilie wieder Station in Österreich und ich freue mich schon vor heimischem Publikum laufen zu können. Und ja, mein großes Ziel ist dort, eine Einzelmedaille zu holen. 

Danke für das Interview, nun erstmal gute Erholung und dann eine erfolgreiche Vorbereitung auf die kommende Saison!

Danke 🙂