Ustiugov, Sergey (RUS) – Portrait

Sergey Ustiugov (RUS) © NordicFocus

Name: Sergey Aleksandrovich Ustiugov
Geburtsdatum: 08. April 1992
Geburtsort: Mezhdurechensky, Oblast Khanty-Mansiysk
Wohnort: Jekaterinburg
Größe: 184cm
Gewicht: 80kg
Ski: Fischer
Schuhe: Fischer
Ausbildung: Studium an der Sozialpädagogischen Akademie von Tobolsk
Hobbies: Eisfischen, Autofahren, Lesen, Filme, Internet
Lieblings-Wettkampfort: Überall in Russland, speziell Rybinsk
Instagram: Sergey Ustiugov

 

Persönliches

Sergey Ustiugov ist einer der Jüngsten einer kinderreichen Familie und wurde in Mezhdurechensky geboren, einer damals 9000 Einwohner zählenden Stadt in der Region Khanty-Mansiysk – allerdings 500 Kilometer von der bekannten Biathlon-Hochburg entfernt. Die Familie Ustiugov gehört zur Volksgruppe der Mansen, von denen es in ganz Russland rund 12.000 Personen gibt – größtenteils im Oblast Khanty-Mansiysk. Als Kind versuchte er sich in vielen Sportarten, probierte sogar Boxen aus. Als Elfjähriger kam er dann durch einen Freund zum Training an der Biathlon-Schule in Mezhdurechensky, was ihn sofort fesselte. Die Sportschule wurde zu seinem zweiten Zuhause und schon in seiner ersten Woche gewann er einen Wettkampf. Er hat keine sportlichen Idole, weil er meint, Menschen können im realen Leben ohnehin ganz anders sein als im Fernsehen. Er mag es nicht, Interviews zu geben – er konzentriert sich lieber auf den Sport, statt zu reden, obwohl ihm bewusst ist, dass man den Langlaufsport populärer machen muss. Für Hobbies hat er wenig Zeit: Skilanglauf ist sein Leben, aber im Winter geht er auch gerne zum Fischen aufs Eis – allerdings ist es gefährlich, da er als Leistungssportler auf seine Gesundheit achten muss. Sergey Ustiugov ist Autofan und liebt es, mit dem Wagen die 1100 Kilometer von Mezhdurechensky nach Ekaterinburg zu fahren, wo er inzwischen lebt. Er bezeichnet sich selbst als großer Familienmensch und hat so oft wie möglich Kontakt zu seiner großen Familie. Außerdem ist er eine Leseratte und nimmt immer viele Bücher auf seine Reisen mit, um nicht mehr so viel am Smartphone zu hängen. Er ist mit der russischen Langläuferin Elena Soboleva liiert und verlobt. Coach Markus Cramer schwärmt in den höchsten Tönen von seinem Schützling: „Ein riesen Talent. Er bringt alles mit, was man haben muss. Er ist groß, kräftig – er kann beides, Skating, Klassik, Sprint, Distanz, also das, was man momentan als Langläufer haben sollte.“

Sportlerlaufbahn

Nachdem sich schon früh seine Laufstärke, vor allem im Sprint, gezeigt hatte, entschied er sich gegen Biathlon und für den Skilanglauf. Nach erfolgreichen Jugendjahren bei nationalen Nachwuchsrennen und seiner ersten Medaille bei den russischen Junioren-Meisterschaften rückte er ab der Saison 2010/11 in den Eastern Europe Cup auf und wurde zu seinem ersten internationalen Rennen geschickt: Den Junioren-Weltmeisterschaften 2011 in Otepää, wo er mit seinen 18 Jahren Gold und Silber gegen ältere Athleten gewann. Zur Belohnung wurde er in Rybinsk in der Weltcup-Staffel im Team Russland IV ausprobiert, was für ihn aber noch deutlich zu früh kam. Schon ein Jahr später dominierte er aber die Junioren-Weltmeisterschaften im türkischen Erzurum völlig und räumte alle vier Titel ab. Dennoch blieb er auch das nächste Jahr noch im heimischen Russland, bis er unmittelbar vor seiner ersten U23-WM eine weitere Weltcupchance bekam. Nach dem Gewinn von zwei U23-Gold in Liberec 2013 konnte er kurz darauf auch erstmals im Weltcup ein Topergebnis abliefern und Platz vier erreichen im Sprintfinale. Bei seiner ersten großen WM im Val di Fiemme gewann er Bronze als Schlussläufer der russischen Staffel.

Sein erstes Einzelpodium im Weltcup errang er im Dezember 2013 in Davos, einen Monat später in Nove Mesto feierte er seinen ersten Sieg, so dass er zuversichtlich zu den Olympischen Spielen in Sochi reiste. Im Finale des Sprints kam es zu einem Massensturz, so dass mehr als Platz fünf nicht mehr möglich war. Im Mai 2014 wurde bekanntgegeben, dass er in Zukunft außerhalb der russischen Nationalmannschaft mit Reto Burgermeister und Isabel Knauthe trainieren wird. 2016 belegte er bei der Tour de Ski den dritten Gesamtplatz an der Alpe Cermis und wurde am Saisonende Zweiter bei der Ski Tour Canada.

Im Herbst 2016 kam es zum Eklat im Team Burgermeister, als eine Sportler wie auch Ustiugov sich weigerten, weiterhin mit ihm zu trainieren. Präsidentin Elena Välbe erlaubte den Sportlern, der Trainingsgruppe unter der Leitung von Markus Cramer beizutreten, der sich zuvor schon als Trainer um Alexander Legkov und einige andere starke Läufer gekümmert hatte. Danach erwies sich Sergey Ustiugov in noch stärkerer Form und gewann die Tour de Ski im Januar 2017. Mit fünf Siegen während einer Tour stellte er einen neuen Rekord auf. Die Weltmeisterschaften in Lahti begannen sehr unglücklich für den Russen, als er sich im Einzelsprint knapp geschlagen geben musste. Danach bewies er aber seine Stärke und wurde zum besten männlichen Langläufer der Titelkämpfe mit zweimal Gold in Skiathlon und Teamsprint und dreimal Silber. Als Zweiter des Gesamtweltcups verzichtete er auf das Saisonfinale in Kanada. Nach einem schwächeren Auftakt im olympischen Winter durch Motivationsprobleme wegen der vorläufigen Sperre einiger Teamkollegen war der Russe zur Tour de Ski in sehr guter Form, die er aber nach Stürzen und einer Rückenverletzung nicht beenden und damit seinen Vorjahressieg nicht wiederholen konnte. Sein großes Ziel waren nun die Olympischen Spiele in Korea, für die er wieder rechtzeitig fit geworden wäre. Ende Januar kam dann aber das böse Erwachen, als er wie auch der bisher ebenfalls unverdächtige Biathlet Anton Shipulin zu den Dopingverdächtigen der Untersuchungskommission gehörte und keine Einladung für PyeongChang im Team „Olympic Athletes of Russia“ (OAR) erhielt. Dadurch verlor er völlig die Motivation und bestritt keine weiteren Rennen mehr in der Saison.