Nordische Kombination: Saisonvorschau 2023-24

In gut einer Woche beginnt die Saison der Nordischen Kombination im finnischen Ruka.
In gut einer Woche beginnt die Saison der Nordischen Kombination im finnischen Ruka. © Modica/NordicFocus

Die Saison der Nordischen Kombination steht unmittelbar bevor. Die Herren starten in einer guten Woche, die Damen eine Woche später. Wir blicken voraus auf die Kalender, Wettkampfformate und Favoriten.

16 Weltcups und German Trophy auch für Damen

Tereza Koldovska (CZE) wird auch im kommenden Winter das tschechische Team im Weltcup vertreten.
Tereza Koldovska (CZE) wird auch im kommenden Winter das tschechische Team im Weltcup vertreten. © Thibaut/NordicFocus

Im kommenden Weltcup-Winter sind für die Damen insgesamt fünfzehn Einzelwettkämpfe geplant. Dazu kommt ein Mixed-Team-Event. Erstmals wird es auch für die Kombiniererinnen eine German Trophy geben. Die im letzten Jahr eingeführte Sonderwertung fand in der Saison 2022-23 nur für die Männer Anwendung. Die Saison beginnt für die Damen Anfang Dezember (1.-2.12.23) auf der Normalschanze im norwegischen Lillehammer (HS 98) mit zwei Gundersen-Wettkämpfen über jeweils fünf Kilometer. Vor Weihnachten (16.-17.12.23) starten die Damen in Ramsau am Dachstein (AUT) in einem Gundersen und einem Compact-Wettkampf (HS 97/ 5km). Dasselbe Programm gilt auch Mitte Januar (13.-14.1.24) in Oberstdorf (GER), was zur German Trophy-Wertung zählen wird. Das Folgewochenende (20.-21.1.24) ist weltcupfrei. Danach folgt mit Schonach (26.-28.1.24) eine weitere Station in Deutschland. Hier sind zwei Gundersen-Wettkämpfe vorgesehen, einmal über fünf und einmal über 7,5 Kilometer. Diese beiden Wettkämpfe zählen ebenfalls zur Nordic Trophy. Anfang Februar (2.-3.2.24) geht die Reise nach Seefeld (AUT). Hier wartet auf die Damen auch im kommenden Winter kein Triple. Stattdessen bestreiten die Kombiniererinnen zwei Einzel-Wettkämpfe im Gundersen- und Compact-Format, jeweils über eine Distanz von fünf Kilometern. Otepää (EST) findet im kommenden Winter als dreitägiges Event im Februar statt (9.-11.2.24). Sowohl der Massenstart als auch der erste Gundersen soll für die Damen als Nachtrennen stattfinden. Abgeschlossen wird das Wochenende mit einem weiteren Gundersen-Wettkampf, auch dieser über fünf Kilometer. Im März geht es dann nach Norwegen. Wie bereits im vergangenen Winter bekommen die Kombiniererinnen, die im Weltcup erneut noch ausschließlich auf den Normalschanzen springen werden, einen Wettkampf zugesprochen. Aus logistischen Gründen findet der Sprung vom Midtstubakken (HS 100) bereits am Donnerstag statt, der Lauf dagegen erst am Samstag. Das Finale für die Damen findet, anders als im vergangenen Winter, gemeinsam mit den Herren in Trondheim (NOR) statt, wo 2025 die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften steigen werden. Vom 16.-17.3.23 findet zunächst das einzige Mixed Team-Event der Saison statt, bevor die Damen mit einem Gundersen über fünf Kilometer die Saison beschließen.

Weltcup-Kalender Damen 2023-24

Herren-Kalender ähnlich, aber länger

Drei junge Sieger auf dem Podium: Jens Luraas Oftebro (NOR), Johannes Lamparter (AUT), Julian Schmid (GER), (l-r)
Drei junge Sieger auf dem Podium: Jens Luraas Oftebro (NOR), Johannes Lamparter (AUT), Julian Schmid (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Der Winterkalender der Herren verläuft im Wesentlichen so wie der der Damen, enthält aber mehr Wettkämpfe. So beginnt die Saison bereits eine Woche früher (24.-26.11.23), auf der Großschanze im finnischen Ruka (HS 142). Ein Compact-Event über 7,5 Kilometer, ein Gundersen sowie ein Massenstart jeweils über zehn Kilometer bilden mit der Ruka Tour gleich einen spannenden Auftakt, der auch im Rahmen einer Minitour prämiert wird. In Lillehammer (NOR, 2.-3.12.23) absolvieren die Herren zwei Gundersen, einen allerdings von der Normalschanze (HS 98) und einen von der Großschanze (HS 138) am Lysgardsbakken. Gemeinsam mit den Damen geht es auch für die Herren vor Weihnachten nach Ramsau am Dachstein (AUT, 15.-16.12.23) mit zwei Einzel-Events (Massenstart über zehn Kilometer und Compact über 7,5 Kilometer). Wie schon im vergangenen Jahr finden die Wettkämpfe hier Freitag und Samstag statt. Danach folgt eine längere Wettkampfpause; erst Mitte Januar geht es in Deutschland weiter. In Oberstdorf (GER, 13.-14.1.24) springen die Herren ebenso wie die Damen in beiden Wettkämpfen von der Normalschanze (HS 106). Im Gundersen starten sie über zehn, im Compact über 7,5 Kilometer. Anschließend hätte für die Herren die Rückkehr nach Chaux-Neuve (FRA) im Kalender (20.-21.1.24) stehen sollen; dies wurde jedoch vom französischen Verband aus Kostengründen abgesagt. In Schonach (GER, 27.-28.1.24) finden für Damen wie Herren je zwei Wettkämpfe statt; am Samstag und Sonntag bestreiten die Herren jeweils einen Gundersen (HS 100/ 10km). Wie bei den Damen, zählen auch bei den Herren Oberstdorf und Schonach zur German Trophy. In Seefeld in Tirol (AUT, 2.-4.2.24) gibt es für die Herren mit dem Seefeld Triple einen Wettkampf mehr als für die Damen, zudem sind die Distanzen länger. Sie werden von 7,5 Kilometern am Freitag über deren zehn am Samstag bis auf 12,5 Kilometer am Sonntag gesteigert. Auch in Otepää (EST, 9.-11.2.24) läuft das Programm der Herren parallel zu dem der Damen, mit einem Massenstart (10km/ HS 100) und zwei Gundersens (HS 97/ 10km). Danach folgen auch für die Herren zwei Weltcup-freie Wochenenden, bevor im finnischen Lahti (2.-3.3.24) der einzige Team Sprint der Saison folgt. Dieser soll, ebenso wie der Gundersen, von der Großschanze (HS 130) erfolgen. Dies gilt auch für die beiden abschließenden Wochenenden in Norwegen, wo die Herren mit zwei Gundersens in Oslo (9.-10.3.24) über jeweils zehn Kilometer sowie einem Mixed Team und einem Gundersen über zehn Kilometer in Trondheim (16.-17.3.24, HS 138) die Saison beenden.

Weltcup-Kalender Herren 2023-24

COC bleibt in Europa

Terence Weber (GER) gewann letzten Winter die Gesamtwertung des Continental-Cups.
Terence Weber (GER) gewann letzten Winter die Gesamtwertung des Continental-Cups. © Thibaut/NordicFocus

Anders als im vergangenen Jahr, wo im Continental Cup auch Wettbewerbe außerhalb Europas bestritten wurden, wird sich das COC-Geschehen im kommenden Winter auf Norwegen, Finnland, Deutschland und Österreich beschränken. Den Auftakt macht Lillehammer (NOR) für Damen und Herren mit jeweils zwei Wettkämpfen (8.-9.12.23), danach gehen die Herren nach Ruka (FIN, 16.-17.12.23). Auch in Trondheim (NOR, 12.-14.12.23) sind die Herren bei drei Wettkämpfen unter sich, ebenso wie in Klingenthal (GER, 19.-21.1.24). Dem schließt sich eine längere COC-Pause an, in welcher die Olympischen Jugendspiele in Gangwon (KOR, 27.-31.1.24) sowie die Junioren-Ski-WM in Planica (SLO, 5.-11-2-24) stattfinden. Danach greifen auch die Kombiniererinnen wieder ins Geschehen ein. In Eisenerz (AUT, 16.-18.2.24) und Oberwiesenthal (GER, 24.-25.2.24) sollen insgesamt je fünf Wettbewerbe für Damen und Herren stattfinden. Während für die Damen nach Oberwiesenthal die Saison bereits beendet ist, begehen die Herren ihr Saison-Finalwochenende in Lahti (FIN, 8.-10.3.24) mit drei Wettkämpfen.

COC-Kalender Damen/Herren 2023-24

Kleine Kristallkugel für neues Wettkampfformat

Für das neue Compact-Format wird es eine eigene kleine Kristallkugel geben.
Für das neue Compact-Format wird es eine eigene kleine Kristallkugel geben. © Modica/NordicFocus

Sowohl bei den Herren als auch den Damen wird es im Laufe des Winters mehrere Weltcups im neu eingeführten Compact-Format geben. Dieses wurde über den Sommer erfolgreich getestet und nun final ins Programm aufgenommen. Beim Compact-Rennen absolvieren die Athleten wie beim Gundersen zunächst einen Sprung und laufen anschließend ihr Langlaufrennen. Anders als beim Gundersen sind die Startabstände jedoch festgelegt, der Sprung entscheidet somit lediglich über die Startreihenfolge. Im Sommer führte dies zur von der FIS erhofften Spannung an der Spitze, da die starken Springer ihren Vorteil nicht mehr voll ausspielen können und das Feld beim Laufstart deutlich enger beieinander liegt. Insbesondere Ida Marie Hagen (NOR) profitierte von diesem neuen Format, als sie erstmals einen Sommer Grand Prix für sich entscheiden konnte. Die stärkste Läuferin des Feldes verliert bislang im Gundersen-Format meist zu viele Punkte auf der Schanze, um Dominatorin Gyda Westvold Hansen (NOR) ernsthaft gefährden zu können. Im Weltcup-Winter soll dieses neue Format zudem mit einer eigenen Weltcup-Wertung und einer Mini-Kristallkugel prämiert werden.

Längere Distanzen bei den Damen

Für die Damen wird es längere Rennen geben.
Für die Damen wird es längere Rennen geben. © Manzoni/NordicFocus

Zusätzlich zum neuen Format soll auch die Renndistanz für die Kombiniererinnen angepasst werden. Waren bislang alle Wettkämpfe immer nur über eine Distanz von fünf Kilometern ausgetragen werden, soll es ab der kommenden Wintersaison in einigen Rennen für die Damen auch über 7,5 Kilometer gehen. Damit dokumentiert ein weiterer Schritt die fortschrittliche Entwicklung der Nordischen Kombination bei den Damen, wo – nur wenige Jahre nach der Begründung der Disziplin – das Teilnehmerfeld zunehmend leistungsstärker wird.

Gerechtere Preisgeldverteilung

Die Preisgeldverteilung wurde angepasst.
Die Preisgeldverteilung wurde angepasst. © Volk/NordicFocus

Die Frage der Verteilung des Preisgeldes hatte die FIS in die Hände der Athleten-Vertreter gegeben. Diese erarbeiteten ein System, welches nach Angaben der FIS von allen Athleten unterstützt wurde und ab dem Sommer Grand Prix 2023 gilt. So bekommen Männer und Frauen nun identische Preisgelder, sowohl was die Tages- als auch die Gesamtwertungen angeht. Während sich die Summe für die Damen dadurch erhöht, bleiben die Beträge für die Herren gleich, doch werden diese anders verteilt. So erhalten nun die ersten 30 statt der ersten 20 Athleten Preisgelder. Damit unternimmt die Nordische Kombination einen weiteren Schritt der Unterstützung kleinerer Nationen, um ihnen den Anschluss an die Spitzenteams zu ermöglichen.

Westvold Hansen klare Favoritin

Drei große Athletinnen des letzten Winters: Nathalie Armbruster (GER), Gyda Westvold Hansen (NOR), Haruka Kasai (JPN), (l-r)
Drei große Athletinnen des letzten Winters: Nathalie Armbruster (GER), Gyda Westvold Hansen (NOR), Haruka Kasai (JPN), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Bei den Damen ist die Favoritenrolle klar vergeben. Auch in der kommenden Saison dürfte kaum ein Weg an Gyda Westvold Hansen (NOR) vorbeiführen. In den vergangenen beiden Jahren konnte sie, einschließlich Sommer Grand Prix, nicht auf der Strecke besiegt werden. Im Compact-Wettkampf dürften die Chancen für die Konkurrenz noch am besten sein. Ida Marie Hagen (NOR) konnte den Testwettkampf im Sommer gewinnen. Die stärkste Läuferin der vergangenen Jahre belegte im letzten Winter Rang drei im Gesamtweltcup und zeigte sich auch im Sommer in guter Form. Dies gilt auch für Nathalie Armbruster. Die Schwarzwälderin dürfte sicherlich häufiger auf dem Podium zu finden sein. Aus deutscher Sicht ist natürlich auch Jenny Nowak zu nennen, die sich nach gesundheitlichen Beeinträchtigungen im vergangenen Winter wieder stabiler zeigte. Zudem zeigte sich Maria Gerboth bereits in der letzten Saison regelmäßig stark auf der Schanze Auch im Sommer gehörte sie zu den besten Springerinnen. Auch die beiden Japanerinnen Haruka und Yuna Kasai könnten für Podestplätze gut sein, ebenso die Österreicherin Lisa Hirner.

Norwegen, Deutschland, Österreich – oder doch jemand anders?

Johannes Lamparter (AUT) gewann in der letzten Saison den Gesamtweltcup.
Johannes Lamparter (AUT) gewann in der letzten Saison den Gesamtweltcup. © Thibaut/NordicFocus

Bei den Herren darf man gespannt sein, wie Topstar Jarl Magnus Riiber (NOR) in die Saison startet. Bereits letzten Winter musste er den Kampf um die Gesamtweltcup frühzeitig aufgeben, da er längere Zeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt hatte. Auch die Saisonvorbereitung lief alles andere als gut für den Norweger. Beinahe zwei Monate setzte ihn eine Viruserkrankung mit starkem Husten außer Gefecht, die vorbereitenden Wettkämpfe in Beitostolen (NOR) fanden ohne ihn statt. Aus norwegischer Sicht sprang letzten Winter vor allem Jens Luraas Oftebro in die Bresche. Der junge Norweger stand vergangenen Winter wiederholt gemeinsam mit Weltcup-Gesamtsieger Johannes Lamparter (AUT) und Julian Schmid (GER) auf dem Podest. Diese beiden dürften sicherlich auch dieses Jahr wieder stark sein. Insbesondere Schmid präsentierte sich im Sommer in überragender Form. Sein Oberstdorfer Teamkollege Vinzenz Geiger scheint nach wie vor noch Probleme auf der Schanze zu haben. Dafür erlebte Johannes Rydzek zuletzt seinen zweiten Frühling. Aus internationaler Perspektive darf man gespannt sein, wie die beiden Finnen Ilkka Herola und Eero Hirvonen zurechtkommen. Finanzielle Probleme zwangen das finnische Team zuletzt zu Einschränkungen in der Vorbereitung. Die beiden Stars des Teams waren davon zunächst nicht unmittelbar betroffen, dennoch sprach Herola zuletzt von einer unangenehmen Situation aufgrund der „Zweiklassenverteilung“ des Teams. Schließlich ist da noch Kristjan Ilves zu nennen. Der Este dürfte sicherlich eher ein Außenseiter sein. Dennoch überzeugte er vergangenen Winter durch große Konstanz und gute Leistungen und brachte Estland als Ein-Mann-Team auf den fünften Rang der Nationenwertung. Er selbst konnte zwar bislang noch keinen Weltcupsieg für sich verbuchen, sprach zuletzt in den sozialen Netzwerken jedoch selbst davon, im Gesamtweltcup ein Wörtchen mitreden zu wollen.