Stimmen zum Massenstart: „Dranbleiben, egal was kommt…“

Charlotte Kalla (SWE), Victoria Carl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Therese Johaug war wieder in ihrer eigenen Welt – „dann bin ich einfach die ganze Zeit volles Tempo gelaufen“, was Peter Schlickenrieder befremdlich findet. Victoria Carl hatte „viel Spaß“ in ihrem letzten Saisonrennen, während sich Katharina Hennig deutlich schwerer tat….

 

Jessica Diggins (USA)

Ich habe alles gegeben, was ich hatte, und ich hatte die besten Ski der Welt. Aber wenn das Rennen nur zwei Kilometer länger gewesen wäre, hätte ich es vielleicht nicht geschafft, weil ich so starke Krämpfe hatte. Ich habe alles gegeben, nichts zurückgehalten und das ist ein gutes Gefühl. Ich habe versucht, mit Karlsson mitzugehen, aber dann begannen die Krämpfe und ich hatte noch fünf Kilometer zu laufen. Ich war absolut am Limit und habe die ganze Zeit gekämpft.

Peter Schlickenrieder (GER)

… nach dem schnellen Start des Rennens:
Das Tempo ist sehr hoch, da muss man ein gutes Gefühl dafür entwickeln, wo man mitgeht. Man muss schauen, was gibt meine Power her. Katha muss kämpfen, um Anschluss zu behalten, das kostet Kraft.

… über die ungewöhnliche Kleidung von Jessie Diggins: Das finde ich gewagt oder eher Blödsinn, mit kurzen Hosen zu laufen, aber wahrscheinlich hat sie nur einen Anzug, den sie zerschnitten hat.

… ob die Sportler selbst entscheiden, ob und wann sie die Ski wechseln oder ob sie auf Zuruf reagieren:Sie werden per Kommando beraten. Wir haben natürlich eine Taktik im Vorfeld festgelegt, dass wir nur Ski wechseln, wenn mehrere in der Gruppe auch wechseln oder der Ski sehr nachlässt, denn wenn man durch den Skiwechsel die Gruppe verliert, verliert man zu viel Zeit.

… in der letzten Runde des Wettkampfes:Jetzt heißt es all-in und rausholen, was geht. Der Skiwechsel war die richtige Entscheidung. Vici macht ein tolles Rennen. Katha muss richtig beißen, man muss sie jetzt motivieren, den Rhythmus zu finden, aber Pia Fink sieht aus, als würde noch Reserven haben. Sie kommt jetzt noch etwas auf.

… nach dem Rennen – über Victoria Carl: Ich bin sehr begeistert. Wenn mir das jemand vorher gesagt hätte, hätte ich gesagt: ‚Okay, träum weiter…‘ Chapeau, Gratulation an die Victoria Carl, das war einfach spitzenmäßig. Nach diesem fünften Platz, dem besten Resultat ihres Lebens, jetzt noch mal das wahrscheinlich beste Distanzergebnis mit dem neunten Platz, das ist absolut stark.

… und Katharina Hennig:Aber auch Katharina Hennig, da hat man gesehen, dass sie sich da durchbeißen muss. Ich bin sehr stolz auf meine Athleten, man kann sagen, wir wedeln nicht mit er weißen Fahne und geben auf, sondern wir beißen uns da durch.

… Pia Fink:Es ist Pias erste Weltmeisterschaft und auch sie ist in den Top30. Sie kämpft um jeden Platz und wird dann noch 25. Das passt, absolut respektabel. Man kann immer nochmal ein bisschen was besser machen, aber das ist ja normal. Wenn man bei der ersten WM schon alles richtig machen würde, dann macht man die Fehler wahrscheinlich dann, wenn es zur Sache geht.

… zur den Nominierungen für die abschließenden 50 Kilometer:Morgen laufen auf jeden Fall Lucas Bögl, der freut sich schon richtig drauf. Heute früh hat mir noch Andreas Katz gesagt, dass er in der Form seines Lebens ist und es unbedingt machen will und einen WM 50er läuft man nicht so oft. Folglich die zwei sind sicher dabei und dann haben wir noch zwei Plätze zum Anbieten an die anderen. Ich gehe davon aus, das der Jonas Dobler noch mit startet, aber dann wird es sicher keinen großen Fight um den vierten Platz geben. Schauen wir mal, wer sich da noch bereiterklärt.

… über Therese Johaugs riesigen Vorsprung: Ich finde so einen großen Vorsprung schon befremdlich, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich würde lügen, wenn ich sag, das ist ganz normal, weil sie ja wirklich meilenweit voraus läuft und es gibt natürlich schon diesen Hintergrund, von daher ist komisch.

Victoria Carl (GER)

… über ihren Rennverlauf: Ich weiß überhaupt nicht, wo ich die Power hergeholt habe, das ist mein letztes Rennen die Saison und da wollte ich einfach noch einmal mein Bestes geben. Ich bin locker rangegangen und habe gemerkt, die Ski gehen hammermäßig. Selbst wenn ich am Berg ein kleines Loch hatte, runterwärts bin ich alles wieder zugefahren. Ich wusste einfach, ich kann mich auf das Material verlassen und da läuft es sich einfach befreiter. Mein Ziel war dranzubleiben und dass ich hintenraus noch ein paar Körner mehr hatte, konnte ich durch den guten Ski wettmachen und dadurch Energie sparen. Ich habe gar nicht mitbekommen, was vorne abgeht. Ich habe mich einfach auf mein Rennen konzentriert, habe keine Tempoarbeit gemacht. Ich habe gemerkt, dass die Pärmäkoski hier einmal im Durchlauf langsamer gelaufen ist, da bin ich aber stur geblieben und habe mich dahinter eingereiht und habe den anderen den Vortritt gelassen. Ich habe einfach nur gekämpft, um keine Lücke aufgehen zu lassen. Am Anfang die erste Runde war sehr gewöhnungsbedürftig, weil immer wieder so ein kleiner Anreißer kam. Das hat mich mehr fertig gemacht als ein konstant hohes Tempo, was sich dann in den nächsten Runde eingependelt hat. Ich habe einfach nur gedacht: ‚Dranbleiben, egal was kommt. Wenn du da allein bist, geht es gar nicht mehr und dann musst du mehr kämpfen als alles andere. Darum jetzt einfach kämpfen um dranzubleiben!‘ und wenn mal einen kleine Lücke aufgegangen ist, konnte ich die in der Abfahrt immer zufahren. Ich habe dann auch immer mal die anderen Athleten angeschoben, weil ich einfach nicht vor wollte. Das hat echt Spaß gemacht!

… über das Frühstück vor einem so langen Wettkampf:Man isst morgen, was einem schmeckt. Vielleicht nicht ganz so schwer oder was auf den Magen schlägt. Ich habe heute sogar zweimal gefrühstückt, um genügend Energie zu haben für den Tag.

… über ihre erstklassigen Ski:Ich kann nur immer wieder sagen, die Techniker haben sich heute selbst übertroffen. Ich verteidige die auch, denn Menschen machen alle Fehler. Dass es im Teamsprint leider nicht so geklappt hat im Finale, das ist jetzt alles vergessen. Ich bin megastolz drauf, dass die das so gut hingekriegt haben und auch stolz auf mich, dass ich heute auch taktisch so gut gelaufen bin. Ganz am Anfang, als es hier runterwärts wieder ins Stadion ging, habe ich schon gemerkt ‚Wow, was habe ich für Raketen unter den Füßen!‘ Das hat einen schon nochmal beflügelt, aber für mich war einfach klar, dass ich eine Gruppe finden muss, die gut ist. Aber dass es dann eine Gruppe ist mit Ragnhild Haga und der Pärmäkoski ist, hätte ich nicht gedacht.

… zieht eine absolut positive Bilanz ihrer WM:Die Bilanz ist mega. Das schlechteste Ergebnis war Platz neun für mich hier, das hätte ich nie gedacht und ich kann es gerade gar nicht so richtig glauben. Ich bin eigentlich auf jede Leistung richtig stolz, die Staffel war hammermäßig und dass es jetzt natürlich mein erster 30er ist, den ich so gut hinkriege, einfach mal ruhig bleibe von Anfang an, ist heftig.

… darüber, wie es bis Oberstdorf 2021 weitergeht:Jetzt geht es erstmal volle Konzentration auf die nächsten Aufgaben, die für mich noch kommen, die Technik weiter zu verbessern. Wir haben jetzt noch zwei Jahre Zeit und die wollen wir so effektiv wie möglich nutzen.

 

Katharina Hennig (GER)

…über den Verlauf ihres Rennens:Von den 30ern, die ich bisher erlebt habe, war das vom Anfangstempo her wirklich der Ausbund. Das ging los, als wäre es ein 10km Massenstart. Es war ein brutales Tempo. Ich war zwar drauf eingestellt, dass es schnell losgeht, aber so schnell nicht. Das habe ich irgendwie nicht so verpackt, da haben gleich nach fünf Kilometern meine Beine komplett zugemacht und wusste ich: ‚Okay, das fühlt sich nicht so geil an und du hast noch 25 Kilometer‘ und dann fängt man halt an zu kämpfen. Dann habe ich einfach versucht, mich immer an irgendwen ranzuhängen. Aber wie man gesehen hat, waren die mir immer einen Hauch zu schnell, dann bin ich aus der Gruppe rausgefallen und war immer zwischendrin und das ist total scheiße, weil dich da die nächste Gruppe eh kriegt. Dann hing ich da wieder dran und in der Mitte hatte ich ein ziemliches Tief. Da bin ich dort leider auch noch rausgefallen und dann hing ich in der Gruppe, in der ich bis kurz vorm Schluss war. Wenn es bei einem 30er nicht 100%ig geil läuft, dann ist es einfach sauhart. dann heißt es nur noch, die Ehre zu retten und nicht blau gehen und deswegen kann ich mit dem 21. Platz leben, für das, wie ich mich zwischendrin mal gefühlt habe.

… Kathas Fazit der Weltmeisterschaften:Ich bin mit der WM sehr zufrieden. Das war jetzt mein bestes Großereignis, was ich bis jetzt mitgemacht habe, von den Platzierungen her sehr konstant und für die Vorgeschichte, mit der ich in die WM gestartet bin, freue ich mich eigentlich sehr drüber, dass es so gelaufen ist und dass ich auch mit dem Gefühl beim Staffelwettkampf gemerkt habe, dass es nicht so weit ist, dass man das auch schaffen kann und das gilt für unser gesamtes Team und deswegen ziehe ich ein sehr positives Fazit.

 

Nathalie von Siebenthal (SUI)

Dieses Resultat ist eine Erlösung. Jetzt könnte die Saison nochmal beginnen. Ich habe bereits am Donnerstag in der Staffel gespürt, dass „es aufwärts geht“.

 

Teresa Stadlober (AUT)

…über ihre Leistung im Masenstart:Ich bin voll zufrieden, auch mit der Platzierung. Es war von Start weg ein Ausscheidungsrennen. Das Tempo war gewaltig. Ich wusste aber, dass ich dranbleiben muss und dass es für mich hart werden würde. Es war ein Kampf bis zum Schluss. Da musste ich abreißen lassen. Aber von hinten kam niemand mehr. Von daher war es egal.

… zieht ein gemischtes Fazit aus der Heim-WM:Das war eine WM mit Aufs und Abs. So stellt man sich das bei einer Heim-WM nicht vor. Ich habe versucht, alles auszublenden, was gar nicht so leicht ist. Deshalb habe ich einige schlaflose Nächte hinter mir. Wichtig ist, dass alle gesehen haben, dass man auch so gute Leistungen bringen kann. Ich hoffe, dass ich für den Nachwuchs ein Vorbild bin.