Snowfarming St. Moritz: Gelungene Premiere im Engadin

Snowfarming St. Moritz Engadin © Michael Rackl/xc-ski.de

Snowfarming heißt das Zauberwort für einen fixierten Starttermin in die Langlaufsaison. Im Engadin hat St. Moritz nun einen ersten Test absolviert und wir haben uns das Ergebnis für euch angesehen.

Es liegen schon ein paar Zentimeter Neuschnee, als ich das Oberengadin aus Richtung Zernez erreiche. Der Winter klopft an und die Temperaturen sinken nachts unter den Gefrierpunkt. Ich reise aufgrund des Tipps eines unserer Leser in das Hochtal entlang des Inns, dass in St. Moritz in diesem Jahr erstmals Snowfarming getestet wird. Mit Reto Matossi hatte ich schnell den Verantwortlichen dafür ausgemacht und mich mit ihm zur Eröffnung der Loipe verabredet.

Snowfarming St. Moritz Engadin: Im Gespräch mit Reto Matossi © Michael Rackl/xc-ski.de

Wir treffen uns an der Olympiaschanze oberhalb von St. Moritz, wo im März beim Engadin Skimarathon wieder tausende Läufer die steile Rampe und später die rasante Abfahrt in Richtung des bekannten Skiortes absolvieren werden. Hier befindet sich das Schneedepot und Reto erzählt mir, wie es dazu kam. Der hauptberufliche Sportlehrer bezeichnet sich selbst als langlaufverrückt. Zudem ist er Mitglied des Gemeindevorstands und dort für das Baudepartement verantwortlich. Vor etwas mehr als fünf Jahren hat er die Idee des Snowfarmings auf die Tagesordnung gebracht und nun zeigt er mir stolz das Ergebnis.

6.000 Kubikmeter Schnee wurden vergangenen Winter bei teils zweistelligen Minusgraden äußerst ökonomisch produziert und eingelagert. Zwar verlief nicht alles hundertprozentig nach Plan, so war zum Beispiel kein Sägemehl verfügbar und es mussten Hackschnitzel verwendet werden, aber am Ende kann sich das Ergebnis sehen lassen. Nur 25 Prozent betrug der Verlust über den Sommer, gerechnet hatte man mit 30 Prozent. Anfang November haben die Mitarbeiter des Bauhofs dann das Depot abgedeckt und in der vergangenen Woche innerhalb von drei Tagen eine knapp 1.000 Meter lange Runde belegt. Diese beinhaltet auch einen anspruchsvollen Anstieg mit 27 Höhenmetern und die entsprechende Abfahrt.

Snowfarming St. Moritz Engadin © Michael Rackl/xc-ski.de

Davon will ich mir nun aber selbst einen Eindruck machen und schnalle meine Ski an. Vom Schneedepot geht es zunächst die angesprochene Abfahrt hinunter in Richtung Nordic Arena. Nach einem kurzen Gegenanstieg und einem ebenso kurzen Gefälle heißt es derzeit noch wenden. Hier sind die Schneeerzeuger aktuell im Einsatz, um die Runde weiter zu verlängern. Auch der Schnee aus dem Depot ist noch nicht aufgebraucht und wird in den nächsten Tagen weiter verteilt. Ich laufe aber zunächst zurück zum Fuß des steilen Anstiegs. Dieser ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal unter den derzeit bekannten Snowfarming-Projekten und hat absolute Weltcup-Tauglichkeit. Oben angekommen kann man noch einen kurzen Umweg über das Schneedepot einbauen oder etwas unterhalb abkürzen und so die Abfahrt etwas entschärfen.

Snowfarming St. Moritz Engadin: Giuliana Werro © Michael Rackl/xc-ski.de

Ich laufe zunächst ein paar Runden auf dieser kurzen Schleife und fordere mich mit ein paar Intervallen am Berg. Langsam werden es immer mehr Sportler, die hier ihr Vormittagstraining abspulen. Unter ihnen erkenne ich die Engadin Skimarathon Siegerin des letzten Winters, Giuliana Werro, die im Engadin zuhause ist und sich hier auf ihre ersten internationalen Einsätze diese Saison vorbereitet. Aber auch das BSV Ibex Team ist zahlreich vertreten, um vor dem Start der Ski Classics Saison noch einige Kilometer auf Schnee zu sammeln.

Snowfarming St. Moritz Engadin © Michael Rackl/xc-ski.de

Langsam machen sich meine Oberschenkel bemerkbar und es ist an der Zeit einen Gang zurückzuschalten. Noch ist das nicht auf der Snowfarming-Loipe möglich, aber der Wettergott hat es gut mit uns Langläufern gemeint. In den letzten Tagen sind schon einige Zentimeter an Neuschnee gefallen, die im weiteren Verlauf der Nachtloipe bereits zur Präparierung ausreichen. Und so kann ich die nächsten Kilometer deutlich entspannter auf flachem Gelände angehen. Nach etwas mehr als einer Stunde kehre ich zu Reto ans Schneedepot zurück. Dort berichtet er mir von seinen Zukunftsplänen für das Projekt. Bereits im nächsten Sommer soll das Depot geteert und mit einer Drainage versehen werden. Im Winter 2024/2025 will man dann mehr als doppelt soviel Schnee wie beim Test, nämlich 15.000 Kubikmeter, produzieren und für die Übersommerung vorbereiten. Zum Saisonstart 2025/2026 wäre dann eine Präparierung nahezu der gesamten Nachtloipe und der Auftakt bereits Anfang November möglich.

Ich bin gespannt und drücke die Daumen, dass alles klappt, denn dann sehen wir uns auf jeden Fall Anfang November im Engadin!

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