10 Stunden in den Bergen oder „Die Unvollendete“

Kurt Mühlbacher © Kurt Mühlbacher

Der letzte Anstieg wurde etwas heiß, die Sonne brannte runter mit aller Kraft. Wieder waren über 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Die Bewunderung über die schöne Landschaft ließ uns das Ziel manchmal vergessen. Wir konnten ja nicht schneller. Aber damit wurde auch unser Zeitfenster immer kleiner. Eigentlich war das Ziel zumindest im Zeitlimit von 8,5 Stunden zu bleiben. Das war die erste Hürde die wir nicht geschafft haben. Über die Uhrzeit machten wir uns gar keine Sorgen mehr. Wir waren wie in Trance. Das war schon geil! Zwischen Resumé: “Der Saalbach Trail ist Genial“.

Das war schon geil!

In der Ferne sahen wir das Ziel, glaubten wir. Mir war irgendwie komisch zumute, als ich den letzten Aufschwung zum letzten Gipfel, dem Hochkogel sah. Katharina hatte Recht. Da müssen wir auch noch rauf! Und so Steil!! Mir wurde wieder schlecht. Da gehe ich sicher nicht mehr rauf, sagte ich. Da wird’s ja 20 Uhr bis wir im Ziel sind. Wir waren auf 1900 Meter an der Abzweigung der Light Strecke als plötzlich mein Handy klingelte! Das musste man ja dabei haben. Am Apparat der Mayer Gunter!! Der Veranstalter gab uns zu verstehen, dass wir das Rennen abbrechen bzw abkürzen müssen. Es sei zu spät (wohl nur für uns Langsamen) um jetzt noch den Hochkogel in Angriff zu nehmen. Er fragte mich ob ich Nummer 28 (Katharina) gesehen habe?! Ich musste lachen. Ja, Nummer 28 steht neben mir. Dann fragte er ob wir Nummer 31 gesehen hätten. Der geht noch ab und hebt am Telefon nicht ab. Ich sagte ihm, dass wir jemanden am Gipfelgrat gesehen hätten. Das war eine wertvolle Info, wie sich später herausstellen sollte. Wir nahmen also die Abzweigung und liefen auf der Light Strecke weiter. Nach einer halben Stunde waren wir am letzten Checkpoint. Kurzer Smalltalk mit dem netten Mann. Auf typisch Pinzgauerisch meinte er, dass es nicht mehr weit sei, 5km noch. Und praktisch Eben. Das mit dem Eben wird hier wohl anders berechnet. Wenn es 200 Meter rauf geht, geht’s auch wieder 200 Meter runter, damit ist es FLACH. Ok wir haben verstanden. Wir liefen weiter ohne zu ahnen was gleich passieren wird.

Noch ein Hügel liegt vor uns, dahinter das Ziel.

Kurt Mühlbacher © Kurt Mühlbacher

Jetzt kommt die Wende. Plötzlich taucht ein Geländewagen auf, hupte uns an und zwei Männer stiegen aus. Sie gaben uns höflich aber bestimmt bekannt, dass das Rennen hier und jetzt für uns beendet sei!! Wir trauten unseren Augen und Ohren nicht. Es war der Veranstalter höchstpersönlich, Gunter Mayer! Mit dabei der Marketing Chef vom Skigebiet Saalbach Bernhard Niederseer. Wir sollten hier bleiben, sie suchten noch nach der Nummer 31. Nach kurzer Zeit kamen sie wirklich mit ihm retour. Er hatte sein Handy verloren, deswegen war er unerreichbar. Unser Rennen war zu Ende, weil es schon halb Sechs war! Wir hatten nicht nur das Limit von 8,5 Stunden verfehlt, nein, wir hatten auch das allerletzte Limit versäumt! Denn um 16:45 fährt die letzte Seilbahn ins Tal. Wenn uns die nicht gefunden hätten, hätten wir den langen Weg ins Tal zu Fuß antreten müssen. Das hätte sicher 2 Stunden gedauert! DANKE! Ihr wart Super. Wir durften mit dem Jeep ins Tal fahren und sie fuhren uns auch noch bis zu den Hotels! Eine TOP Gästebetreuung!

Der Saalbach Trail wird in ewiger Erinnerung bleiben. In Guten wie im Schlechten. Gut war die Strecke, Schlecht war meine Verfassung. Das ruft nach einer Wiederholung 2019! Dass der Sieger Markus Stock nach 5:21 Stunden schon im Ziel war, grenzt schon an ein menschliches Wunder, aber er ist ja im echten Leben ein Skibergsteiger Profi! Seine Leistung war also zu erwarten. Dass aber eine Dame (Claudia Rosegger) als gesamt Dritte nach 6:09 Stunden ins Ziel läuft, haut dem Trail Fass den Boden aus 🙂

Mein Trail Fazit 2018

Ich bin zwar nicht der schnellste aber es ist einfach so schön in der Natur und in den Bergen zu laufen. Ein Traum. Und für meine eigentlich Berufung, dem Langlaufen, schaden solche Ausdauer Abenteuer sicherlich nicht.