42. Bieg Piastow: Auf den Spuren Rübezahls

Wiebke Greßmann © Wiebke Greßmann

Am vergangenen Wochenende fand, parallel zum Vasalauf, ein weiterer großer Worldloppet statt, der Bieg Piastow im polnischen Riesengebirge. Bereits eine Woche zuvor startete das große Skifest auf der Lichtung von Jakuszyce, ganz wie beim Vasalauf, mit kürzeren Rennen, sowie einem Nachtlauf. Am Rennwochenende gab es dann die Wahl zwischen 30km Skating und 7km, 12km, 25km, 50km in der klassischen Technik.

Ich war für den 30km- und den 25km-Lauf gemeldet und reiste am Donnerstagnachmittag an, da das Skatingrennen zusammen mit dem 7km Lauf schon am Freitag früh startete. Allein die Anreise nach Polen war schon ein kleines Abenteuer. Die Fahrt durch die polnische Woiwodschaft Niederschlesien führte einem das große wirtschaftliche Gefälle innerhalb der Europäischen Union deutlich vor Augen. Auch Szlarska Poreba, der Austragungsort, lies einem große kulturelle Unterschiede erkennen und der markante Geruch von Braunkohle stieg einem sofort in die Nase. Aber als ich nach meiner Ankunft nochmal auf den Loipen rund um Jakuszyce unterwegs war, bekam ich fast das Gefühl in Norwegen unterwegs zu sein. Durch die lichten Wälder ging die Sonne langsam unter und man hatte eine super Aussicht auf die umliegenden Berge. Danach holte ich noch meine Startnummern, was zwar auf Grund des kleinen Raumes etwas chaotisch war, aber trotzdem irgendwie klappte.

Start Bieg Piastow © Wiebke Greßmann

Am nächsten Morgen herrschten -14 Grad und strahlender Sonnenschein, allerdings blies ein eisiger Wind. Es sollte das wohl kälteste Wochenende des Jahres werden. Um 10 Uhr fiel der Startschuss für das erste Startfeld und einige Minuten später der für die zweite und dritte Startgruppe. Die knapp 500 Starter wurden so super auseinandergezogen, so dass es auf der Strecke nie zu eng wurde. Und so hatte man auch gut die Möglichkeit in Gruppen mit gleich Starken zu laufen. Die Strecke war, typisch für Mittelgebirge, mit einigen schweren Anstiegen und dementsprechend auch sehr langen und schnellen Abfahrten gespickt. Aber es gab auch Flachstücke auf denen richtig gut Tempo gemacht werden konnte und so machte es riesig Spaß die 30km zu bewältigen. Im Ziel wurde man dann sofort mit einem heißen Tee und einer großen Medaille empfangen und somit waren die Strapazen für ein paar Minuten fast vergessen. Der Sieg ging an diesem Tag mit Monique Siegel und Toni Escher beide Mal ins sächsische Erzgebirge. Um 12 Uhr starteten dann nochmal gut 700 Läufer auf die kurze 7km Runde.

Am nächsten Tag stand dann das Hauptrennen, die 50km klassisch, an. Hier starteten knapp 1.600 Läufer auf die anspruchsvolle Strecke. Und während sich die Teilnehmer auf die lange Runde begaben, gab es für die Zuschauer im Umfeld viel zu Erleben. Für Kinder gab es extra Mit-Mach-Aktionen, Gourmet- Köche aus Polen präsentierten ihre neuesten Pastakreationen und es gab eine große Ski-Messe. Im Bereich zwischen Start und Ziel standen Liegestühle, Sitzwürfel und Sitzsäcke bereit, so dass die Wartezeit bis zur Zielankunft der schnellsten Läufer schnell verging. Das große Highlight war dann am Abend die Siegerehrung auf dem Dorfplatz von Szlarska Poreba, ganz im Stile großer Ehrungen bei Langlaufmeisterschaften und trotz eisigem Wetter feierten danach noch einige zur Musik eines polnischen Musikers. Auch an diesem Tag siegte Monique Siegel. Bei den Herren gewann im Zielsprint Jiri Rocarek.

Wiebke Greßmann © Wiebke Greßmann

Der Sonntag war dann schon der letzte Tag des großen polnischen Skifestivals. Und so starteten an diesem Tag noch einmal 1.500 Läufer aus sieben Startblöcken auf die selektive 25km-Runde. Ich hatte Glück und konnte im ersten Block starten. Zwar kam ich nur sehr langsam ins Rennen und merkte auf den ersten Kilometern auch noch die schweren Arme und Beine vom vorigen 30km-Rennen aber mit der Zeit ging es immer besser. Bis auf wenige Kilometer entsprach die Strecke fast der des Skatingrennens, was auf alle Fälle ein Vorteil für alle war, die vorher schon das Skatingrennen liefen und so gut auf den letzten 1,5km langen Anstieg vor dem Ziel vorbereitet waren. Und so hatte auch ich bis dahin noch genügend Kraft um etliche Plätze am Berg gut zu machen. Super zufrieden mit meiner Zeit und der Gesamtplatzierung erreichte ich nach 1.47h das Ziel und strahlte mit der Sonne um die Wette. Auch an diesem Tag gab es um 12 Uhr noch einen Start auf eine sehr schwer 12km Runde.

Das Bieg Piastow- Wochenende war für mich das Saison-Highlight schlecht hin. Es hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht mit 1000en von Läufern auf den perfekt präparierten Strecken zu laufen. Die kalten Temperaturen konnte der strahlend blaue Himmel fast wettmachen und die gute Verpflegung mit warmen Tee an der Strecke, inklusive Holmenkollen-Feeling (dank der kleinen Lagerfeuer neben den Verpflegungsstationen und dem typischen Geruch) ließen einem im Rennen nie kalt werden. Man spürt während des Rennens, aber auch im Start/Zielbereich die große Leidenschaft der vielen Helfer für den wohl schönsten Sport der Welt und auch unter den Läufern herrschte eine sehr angenehme ruhige und faire Stimmung. Das merkte man vor allem daran, dass es am Start keine großen Rangeleien oder Stockbrüche gab und auch beim Überholen ging es immer sehr entspannt zu. Das alles machte den Bieg Piastow zum schönsten Skimarathon, den ich bisher gelaufen bin und ich werde in den nächsten Jahren dort sicherlich noch öfter an den Start gehen! Also eine absolute Empfehlung von mir an alle, die sich von einer Reise ins polnische Riesengebirge nicht abschrecken lassen!