Elbspitze 2017: Von der Frauenkirche in Dresden auf die Seiser Alm

Michael Richter am Bretterschachten © Felgenhauer/xc-ski.de

Seit vielen Jahren geistert es durch meinen Kopf, dieses Radevent der besonderen Art in Angriff zu nehmen. Ein Gespräch auf unserer gemütlichen Berghütte im letzten Herbst, ein kumpelhafter Schubs gegen Ende der Skisaison und der Winter ging fast nahtlos in eine ausgiebige Radsaison über. Vorbereitungstouren fanden zahlreich im schönen Erzgebirge statt, ein erster Test führte in kleiner Gruppe bis ins Riesengebirge. Auch der familiär geprägte Radausflug über Pfingsten zur Ostsee sei als sehr angenehme Seite in der Vorbereitung erwähnt.

Am Freitag, den 30. Juni ging es 05.00 Uhr mit der Umrundung der Frauenkirche sozusagen sächsisch los. 42 Fans der besonders langen Radausflüge rollten auf ihren Rennrädern aus der Stadt hinaus Richtung tschechische Grenze, anfangs begleitet von Angehörigen und Radfreunden. Zur Einstimmung wurde bereits nach 50 km eine Bergwertung eingebaut. Mit Ausnahme der letzten 100 km sind nur die Bergwertungen freigegeben, d.h. jeder kann nach Lust und Laune (oder Kondition und Kraft) angreifen oder den Berg genießen. Ansonsten wird im engen Pulk gefahren – nur als Mannschaftsleistung sind die vielen Kilometer im begrenzten Zeitlimit zu schaffen.

Michael Richter beim Zwischenstopp in Bodenmais © Felgenhauer/xc-ski.de

Ein großer Tross an Helfern hat auf der Strecke bei Pannen unterstützt und alle ca. 100 km für kulinarische Höhepunkte gesorgt – auch wenn wir Radfahrer nicht immer genießen konnten. Die Pausenzeiten waren kurz und nicht jeder Magen war mit der Mischung aus Belastung und verfügbaren Kohlehydraten einverstanden. Insgesamt standen acht Bergwertungen an, für mich als Langläufer die wichtigste am Bretterschachten und so habe ich dort auch ein paar extra Körner draufgelegt. Auf der ersten Streckenhälfte hat uns der Kantenwind viel Kraft und Zeit gekostet, so dass die Pause in der Nacht eingekürzt wurde, um für alle das Ziel im Hellen erreichbar zu lassen. Der moralische Knackpunkt war die fast drei Stunden währende Fahrt im Inntal im Dauerregen bei Nacht – es musste sogar ein kurzer Extrahalt zum Anlegen der Regensachen eingeschoben werden. Dann endlich Frühstück in Schwaz, mit Sonne und die Alpen deutlich im Visier: noch 200 km mit fast 5000 Höhenmetern, ab jetzt ist Biss gefragt und gutes Bergtraining zahlt sich aus. Ab dem Anstieg zum Penser Joch war die Radtour freigegeben und die Fahrt in kleinen Gruppen begann. Über Oberinn mit überraschender Wegführung, die nur mit Navi am Rad zu meistern war, ging es zum finalen Anstieg zur Seiser Alm: 18 km, 1627 Höhenmeter. Nun und wer so wie ich glaubte, auf der Alm sei das Ziel am großen Parkplatz, sah sich mächtig getäuscht – da fehlten noch fast zwei steile Kilometer mit einer 20 Grad steilen Rampe! Diese noch auf dem Rad zu meistern war die sicher nicht schmerzfreie Krönung.

Von 42 Startern haben 31 das Ziel erreicht und somit ein bleibendes Erlebnis dieser ganz besonderen „Ausfahrt“. Schöner Abschluss im Hotel waren die Vergabe der Wertungstrikots für die ambitionierten Teilnehmer und eigentlich noch viel wichtiger das riesige Lob aller an die Organisatoren und den begleitenden Tross! Und wer Lust bekommen hat, die schneefreie Zeit mal auf diese besondere Weise zu überbrücken, dem sei gesagt, dass im nächsten Jahr mit der 10. Elbspitze das erste kleine Jubiläum ansteht – sicher wieder mit einer Tour der ganz besonderen Art.

Trotzdem weiterhin Ski Heil!
Michael Richter