Biathlon YJWCH 2021: Philipp Lipowitz ist Junioren-Weltmeister im Einzel

Philipp Lipowitz (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Philipp Lipowitz wurde Junioren-Weltmeister im Einzel bei der Biathlon Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft (YJWCH) in Obertilliach. Tags zuvor lief der Österreicher Leon Kienesberger im Einzel der Jugend zu Bronze. Der Thüringer Benjamin Menz belegte einen hervorragenden fünften Rang und wurde bester Deutscher Starter in der Jugendklasse. Bei den Mädels war Selina Grotian als Elfte beste Deutsche und Lisa Spark wurde beste deutsche Juniorin.  

16 Medaillensätze zu vergeben

Vom 27.02. bis 06.03.2021 finden an sieben Wettkampftagen im Biathlonzentrum in Obertilliach in Osttirol sechzehn Biathlonbewerbe statt. 426 Teilnehmer aus 39 Nationen werden um Titel und Medaillen kämpfen. Im Jugendbereich starten Athleten der Geburtsjahrgänge 2002 – 2005, bei den Junioren die Jahrgänge 1999, 2000 und 2001, wobei in jedem Bewerb pro Nation vier Athleten starten dürfen. Im Corona-Jahr hat sich die Vorbereitung der jungen Athleten auf ihr Großereignis bei vielen Nationen sehr schwierig dargestellt. Die Ausübung ihres Sports war nicht immer und nicht überall gestattet, teilweise durften keine nationalen Wettkämpfe stattfinden und die Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft ist in der Saison 2020/21 die einzige internationale Veranstaltung für den Biathlon-Nachwuchs, die von der IBU im Hinblick auf COVID-19 auf demselben hohen Standard wie der Weltcup durchgeführt wird. Bei Eintritt der Athleten, Betreuer und aller sonstiger an der Durchführung der Wettkämpfe beteiligten Personen wurden 700 Corona-Tests durchgeführt, alle mit negativem Ergebnis. Weitere Tests werden in einem zwei- bis dreitägigen Rhythmus vor Ort durchgeführt. 

Jeanne Richard (FRA) holte sich Gold, Selina Grotian wurde beste Deutsche

Selina Grotian (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Die Jugend eröffnete mit ihren Einzelbewerben das Saisonhighlight der Nachwuchsbiathleten. Bei der weiblichen Jugend ging der Titel an die Französin Jeanne Richard vor der Slowenin Lena Repinc und Ema Kapustova aus der Slowakei. Beste Deutsche wurde Selina Grotian (16) auf dem elften Rang. Sie war mit Strafzeiten für insgesamt fünf Fehlschüsse belastet, war aber läuferisch, insbesondere auf der Schlussrunde im Bereich der Podestplatzierten. Johanna Puff (18) verfehlte vier Scheiben und belegte am Ende Rang 15. Nathalie Horstmann wurde 38 und Lea Zimmermann 51. Sie wurde mit einer Strafzeit von zwei Minuten belegt, da sie beim dritten Schießen nicht alle Schüsse abfeuerte. Ohne diese Strafe wäre Zimmermann auf Rang 31 gelaufen. Beste Österreicherin wurde Anna Andexer auf Rang 14 und Yara Burkhalter belegte als beste Schweizerin Rang 21. Die 18jährige Italienerin Linda Zingerle, die bei den letztjährigen Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften einen kompletten Medaillensatz abräumte, verfehlte sechs Scheiben und arbeitete sich durch gute Laufleistung auf den 12. Platz. Noch besser lief es für ihre Teamkameradin Martina Trabucchi. Sie belegte nach vier Fehlschüssen Rang neun. 

Leon Kienesberger (AUT) gewann Bronze, Benjamin Menz auf Rang fünf

Leon Kienesberger (AUT) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Am Nachmittag waren dann die Jungs an der Reihe und hier gab es bereits die erste Medaille für den Österreicher Leon Kienesberger bei seiner Heim-WM. Nach zwei fehlerfreien Schießen führte er die Wertung an, verfehlte in den beiden folgenden Schießeinlagen jeweils eine Scheibe und kam dennoch vorerst als Zweitplatzierter ins Ziel. Der nach ihm gestartete Franzose Edgar Geny verdrängte den Österreicher mit nur 0,3 Sek. Vorsprung auf den Bronzerang. Nach dem Rennen sagte Kienesberger: „Als Erstes will ich danke an unser Serviceteam sagen, denn das Material war heute wirklich spitze. Ich habe ein gutes Anfangstempo gefunden, konnte mir das Rennen gut einteilen und bin mit der Laufleistung insgesamt sehr zufrieden. Auch die Schießleistung war in Ordnung, obwohl der letzte Fehler beim Stehendschießen nicht hätte sein müssen. Aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Vor dem Rennen habe ich mir keine Hoffnungen auf eine Medaille gemacht, auch weil der internationale Vergleich in dieser Saison gefehlt hat. Ich wollte bei der Heim-WM einfach gut laufen und Spaß haben, das ist mir gelungen.“ Der Titel und die Goldmedaille ging an den Russen Denis Irodov. Andrei Haurosh (BLR) wurde Vierter und nur 1,4 Sek. dahinter platzierte sich der Thüringer Benjamin Menz (SV Motor Tambach-Dietharz) auf Rang fünf. Menz begann mit zwei Fehlern im ersten Anschlag, ein weiterer Fehler folgte im zweiten, bevor er  die folgenden zehn Scheiben abräumte. Nach einer großartigen Schlussrunde kam er auf einem Podestplatz ins Ziel, wurde aber von den später gestarteten Geny und Kienesberger auf Rang fünf verwiesen. Nach dem Rennen sagte Menz: „Mein Rennen war echt gut, ich ärger mich nur etwas über mein erstes Schießen, da ich wusste ich muss etwas bei Links rasten, aber es war leider zu wenig und somit waren meine Fehler randig links. Alles in Allem hatte ich aber einen echt guten Tag und auch mein Ski lief super, deshalb ein riesen Dank an die Techniker. War echt deutlich mehr, als ich erwartet habe, wenn man so die letzten 1,5 Jahre betrachtet, aber ich bin froh, endlich mal wieder das was ich kann, gezeigt zu haben.“ Die weiteren deutschen Starter Franz Schaser und Moritz Seeber wurden 16. und 39.

Camille Bened ist Juniorenweltmeisterin im Einzel

Von den 90 gestarteten Juniorinnen kam nur die Französin Camille Bened mit vier Mal Null am Schießstand durch. Mit der frühen Startnummer 4 ins Rennen gegangen, gelang keiner Juniorin mehr ein fehlerfreies Schießen. Die 20jährige Bened war zuletzt im IBU-Cup am Arber mit Rang drei im Sprint erfolgreich und ist nun Junioren-Weltmeisterin im Einzel über 12,5 km. In der Loipe musste sie nicht die Schnellste sein, wichtig war die Null zu bringen, um nicht mit einer Strafzeit belastet zu werden. So geschah es ihrer heute ärgsten Konkurrentin Anastasia Shevchenko, die nach drei fehlerfreien Anschlägen im finalen Schießen zwei Scheiben verfehlte und zurückfiel. Silber gewann Henrieta Horvatova aus der Slowakei (0:1:0:0) , die nur eine Scheibe verfehlte und mit einem Rückstand von 1:25,4 Min. ins Ziel kam. Bronze holte sich ebenfalls mit nur einem Fehlschuss die Italienerin Beatrice Trabucchi (0:1:0:0, + 1:34,3 Min.). Sie verdrängte die letztjährige Gesamtsiegerin im IBU Junior Cup, Amy Baserga aus der Schweiz, auf Rang vier (1:1:0:0, + 1:51,0 Min.). Baserga lief die schnellste Schlussrunde und obwohl sie mit zwei Strafminuten belastet war, fehlten ihr am Ende nur 16,7 Sek. auf den Bronzerang. Paula Botet (FRA) belegte Rang fünf (0:1:0:0, + 1:53,2 Min.). Beste Österreicherin wurde nach drei Fehlschüssen Anna Gandler auf dem zwölften Rang (0:1:1:1, +2:37,3 Min.). Gandler wurde zuletzt in Hochfilzen mit zwanzig Treffern Junioren-Europameisterin im Einzel und holte bei der JWM in der Lenzerheide Bronze im Jugend-Einzel. Absolut schnellste im Feld war die Polin Joana Jakiela, allerdings sieben Schießfehler lassen sich nicht kompensieren und am Ende belegte die zuletzt bei den Biathlon Weltmeisterschaften auf der Pokljuka im Sprint gestartete 21jährige Rang 45. 

Von den deutschen Juniorinnen begann Franziska Pfnür (SK Ramsau) mit zwei Fehlern, ein weiterer folgte und nach einer fehlerfreien Einlage verfehlte sie im finalen Schießen zwei weitere Scheiben. Mit insgesamt fünf Strafminuten belastet belegte die erfahrenste deutsche Juniorin am Ende Platz 46. Auch Lisa Spark (SC Traunstein) hat im letzten Jahr auf der Lenzerheide bereits Erfahrung bei einer Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft gesammelt. Im IBU Junior Cup gewann die 20jährige vergangene Saison die Sprintwertung. Nach insgesamt vier Fehlschüssen belegte sie am Ende als beste Deutsche Rang 30. Die Zwillinge Sabrina und Mareike Braun kamen auf Platz 52 und 78 ins Ziel.  

Philipp Lipowitz holte sich Titel und Gold im Einzel der Junioren

Philipp Lipowitz (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Keiner der am Podest platzierten war auf der Schlussrunde schneller als Philipp Lipowitz, der nach einem Fehlschuss im dritten Schießen an fünfter Position zum entscheidenden Schießen kam. Er behielt die Konzentration brachte die Null und machte sich als einer der letzten Starter mit 8,2 Sek. Vorsprung vor dem schon sicher geglaubten Sieger Alex Cisar Richtung Ziel. Lipowitz baute auf der Schlussrunde seinen Vorsprung sogar noch aus und krönte sich zum Junioren-Weltmeister im Einzel. Silber ging an Alex Cisar und Bronze holte sich der Franzose Emilien Claude, der auf dem letzten Kilometer die Zeit des Norwegers Mats Oeverby noch deutlich unterbot und im Ziel von seinem Trainer Simon Fourcade mit großer Freude empfangen wurde. „Mein Ziel war es 18 von 20 Scheiben zu treffen und ich hoffte auf ein Top-10-Ergebnis und nun bin ich Junioren-Weltmeister und total überwältigt,“ so Philipp Lipowitz, der für den DAV Ulm startet, nach dem Rennen. Auf Rang fünf und sechs folgten die beiden Tschechen Jonas Marecek und Mikulas Karlik, nur 0,2 Sek. voneinander entfernt. Alex Cisar war früh ins Rennen gestartet und übernahm mit einer Strafminute belastet die Führung. Um die musste er bereits bei den nach ihm gestarteten David Zingerle (ITA) und Vatzeslav Hornig (CZE) bangen. Beide absolvierten drei Schießeinlagen fehlerfrei, schafften aber die Null im letzten Schießen nicht. Während Zingerle drei Scheiben verfehlte schoss Hornig zwei Mal vorbei und beide kamen nicht an die Zeit von Cisar heran, der weiterhin die Führung behauptete und am Ende von Philipp Lipowitz auf den Silberrang verdrängt wurde. Danilo Riethmüller (WSV Clausthal-Zellerfeld) verfehlte gleich im ersten Anschlag eine Scheibe, blieb im zweiten fehlerfrei und arbeitete sich auf dem Weg zum dritten Schießen wieder an die Spitze heran. Da auch bei den beiden folgenden Schießen jeweils eine Scheibe schwarz blieb, reichte es am Ende mit einer guten Leistung in der Spur für Rang 15 mit einem Rückstand von 2:21,6 Min. Die beiden weiteren deutschen Junioren Lucas Lechner (SC Ruhpolding) und Darius Lodl (SV Hermsdorf) platzierten sich auf Rang 27 bzw. 45. Lechner begann mit drei Fehlern im Liegendanschlag, brachte dann aber drei Mal die Null während Lodl in jedem Anschlag eine Scheibe stehen ließ. Bester Italiener auf Rang sieben wurde Iacopo Leonesio, bester Schweizer Niklas Hartweg auf Platz 16 und bester Österreicher Thomas Postl auf 41.   

Ergebnis Einzel Jugend weiblich

Ergebnis Einzel Jugend männlich

Ergebnis Einzel Juniorinnen

Ergebnis Einzel Junioren

Medaillenspiegel

Tipps von den weltbesten Biathletinnen und Biathleten

Das weitere Programm

01.03.21: 11:00 Uhr: Jugend weiblich Sprint 6 km
01.03.21: 14.00 Uhr: Jugend männlich Sprint 7.5 km

02.03.21: 11:00 Uhr: Juniorinnen 7.5 km Sprint (ORF SPORT+ / Livestream der Sportschau)
02.03.21: 14:15 Uhr: Junioren 10 km Sprint (ORF SPORT+ / Livestream der Sportschau)

03.03.21: 10:00 Uhr: Jugend weiblich Verfolgung 7.5 km
03.03.21: 11.00 Uhr: Jugend männlich Verfolgung 10 km
03.03.21: 14:00 Uhr: Juniorinnen 10 km Verfolgung (ORF SPORT+)
03.03.21: 15.00 Uhr: Junioren 12.5 km Verfolgung (ORF SPORT+)

05.03.21: 11:00 Uhr: Jugend weiblich Staffel 3×6 km
05.03.21: 14:00 Uhr: Jugend männlich Staffel 3×7.5 km

06.03.21: 11:00 Uhr: Juniorinnen Staffel 4×6 km
06.03.21: 14:00 Uhr: Junioren Staffel 4×7.5 km

Einzelne Bewerbe werden auch von der IBU gestreamt.

Bildergalerie