Biathlon YJWCH 2022: Selina Grotian ist Jugend-Weltmeisterin und Albert Engelmann gewinnt Silber

Selina Grotian(GER) © Reichert/IBU

In vier Verfolgungswettkämpfen bei der Biathlon Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft in Soldier Hollow (USA) haben vor allem die Athleten in der Jugendklasse überzeugt. Selina Grotian holte Gold und Albert Engelmann Silber. Später bei den Juniorinnen verpasste Lisa Maria Spark als Vierte das Podest knapp und bei den Junioren wurde Hans Koellner Bester.   

Gold für Selina Grotian

Sara Andersson (SWE), Selina Grotian (GER), Lena Repinc (SLO) © Reichert/IBU

Nach Bronze im Eröffnungseinzel verpasste Selina Grotian (SC Mittenwald) im Sprint um nur 2,2 Sek. eine Medaille. Für die Verfolgung hatte sie sich viel vorgenommen und es sollte aufgehen. Im entscheidenden Schießen räumte sie nervenstark die fünf Scheiben um 7,8  Sek. schneller ab als ihre nächste Konkurrentin, die Slowenin Lena Repinc und brachte nach einer starken Schlussrunde den Sieg mit 14,9 Sek. Vorsprung ins Ziel. Lena Repinc gewann Silber und die Schwedin Sara Andersson Bronze mit 39,4 Sek. Rückstand auf Grotian. Alle drei Podestplatzierten verfehlten jeweils nur eine Scheibe. Die Italienerin Sara Scattolo überquerte die Ziellinie als Vierte, gefolgt von der Sprintsiegerin Maren Kirkeeide; Iva Moric vom WSV Bischofswiesen wurde Sechste.

 

Mit Entschlossenheit zum Sieg 

Selina Grotian(GER) © Reichert/IBU

Dass Selina Grotian in der Verfolgung nicht neben dem Podest stehen wollte, dass war schon bei der Siegerehrung im Sprint deutlich sichtbar. Sie wollte mehr und eine Verfolgung mit vier Schießeinlagen liegen ihr. Bei der Junioren-Europameisterschaft auf der Pokljuka startete sie als Jugendliche bei den Juniorinnen und holte einen Doppelerfolg in Sprint und Verfolgung. Auf der anspruchsvollen Strecke über 7,5 km in Soldier Hollow war die Norwegerin Maren Kirkeeide die Gejagte, aber nur 11,2 Sek. nach ihr nahm Selina Grotian das Rennen auf. Zum ersten Schießen hatte Grotian ihren Rückstand aus dem Sprint bereits halbiert und übernahm nach einer Null die Führung vor Repinc. Als Dritte ging Iva Moric, ebenfalls nach fünf sauberen Treffern, auf die nächste Runde. Nach dem zweiten Anschlag baute Grotian ihre Führung aus, da nun auch die Slowenin in die Strafrunde abbiegen musste, allerdings war nun die Schwedin Sara Andersson, die Jugendweltmeisterin aus dem Einzel ihre nächste Verfolgerin. Beim ersten Stehendanschlag verfehlte Grotian eine Scheibe, Andersson übernahm nach einer Null die Führung und auch Repinc blieb fehlerfrei und verließ den Schießstand als Zweite, aber Grotian kam nur 1,2 Sek. hinter ihr aus der Strafrunde. An Repinc zog Grotian während der Runde zum entscheidenden Schießen vorbei, aber die Schwedin hatte ihren Vorsprung in Führung liegend ausgebaut und setzte auf Schießbahn eins den ersten Treffer, bevor sich Repinc und Grotian bereit machten. Als der letzte Schuss von Andersson das Ziel verfehlte nutzte Grotian die gebotene Chance und zog ihr Schießen sauber und fehlerfrei durch, wesentlich schneller als Repinc neben ihr. Als erste mit 7,8 Sek. Vorsprung ging sie auf die Schlussrunde und brachte den Sieg ins Ziel. Julia Tannheimer belegte mit der schnellsten Schlussrunde und der schnellsten Gesamtlaufzeit Rang acht, nachdem sie sechs Extrarunden zu laufen hatte. Marlene Fichtner verbesserte sich mit 19 Treffern von Rang 28 auf den 17. Platz. Beste Österreicherin wurde Anna Andexer auf Rang zehn.

Albert Engelmann ist Vize-Weltmeister in der Jugend-Verfolgung

Albert Engelmann (GER) © Reichert/IBU

In der Verfolgung der männlichen Jugend über 10 km wurde der Slowake Jakub Borgula Weltmeister. Nach Silber im Einzel und Silber im Sprint blieb er bei drei Schießeinlagen fehlerfrei und brachte den Sieg trotz einer Extrarunde nach dem entscheidenden Stehendanschlag sicher ins Ziel. Die Silbermedaille und damit den Vize-Weltmeistertitel erkämpfte sich Albert Engelmann. Der 17jährige vom WSV Clausthal-Zellerfeld stand damit in jedem Rennen auf dem Podest. Die Bronzemedaille ging an den Jugendweltmeister im Einzel Arttu Heikkinen aus Finnland. Pavel Trojer (SLO) wurde Vierter vor Konrad Badacz (POL) und Eemi Naumanen (FIN).

Letztes Schießen entscheidet

Arttu Heikkinen (FIN), Jakub Borgula (SVK), Albert Engelmann (GER) © Reichert/IBU

Bei besten Bedingungen kam Albert Engelmann in Führung liegend zum ersten Schießen, hinter ihm Konrad Badacz, Jakub Borgula und Jakob Kulbin nahezu gleichzeitig und während Borgula und Badacz die fünf Scheiben abräumten ging bei Engelmann der letzte Schuss vorbei. Nach der Strafrunde lag er mit 27,7 Sek. Rückstand hinter den beiden. Der Jugendweltmeister Kulbin fiel nach zwei Strafrunden zurück auf den fünften Rang. An der Spitze blieben Borgula und Badacz dicht beieinander und Engelmann machte auf der zweiten Runde auf die Spitze erneut Meter um Meter gut. Zum Schießstand kam er 11,4 Sek. später und während die beiden Führenden sauber abräumten gelang auch Engelmann die Null. 17 Sek. hinter ihnen hielt er sich an der dritten Position und nach ihm klaffte eine große Lücke. Auf dem Weg zum ersten Stehendanschlag setzte sich Engelmann wieder an die Spitze und Borgula und Badacz liefen in seinem Windschatten. Borgula arbeitete schnell am Schießstand, ging als erster weg und hatte 20,5 Sek. Vorsprung auf Engelmann, der erfolgreich um den letzten Treffer kämpfte. Badacz traf nur drei Scheiben und fiel zurück. Auf der Runde zum vierten Schießen zeigte Engelmann erneut seine läuferische Klasse und wie immer in einem Verfolgungswettkampf kam es auf das letzte Schießen an. Der führende Borgula verfehlte eine Scheibe und Albert Engelmann konnte die gebotene Chance nicht nutzen. Er kassierte zwei Extrarunden, aber auch Arttu Heikkinnen aus Finnland musste in die Strafrunde abbiegen. Der Slowake war enteilt und 43,5 Sek. dahinter kam Engelmann aus der Strafrunde, weitere 8,3 Sek. später Heikkinnen. Jakub Borgula brachte den Vorsprung sicher ins Ziel und wurde Jugendweltmeister in der Verfolgung, Albert Engelmann holte sich mit der schnellsten Gesamtlaufzeit Silber vor dem Finnen Heikkinen auf dem Bronzerang. Fabian Kaskel (SC Todtnau) ging als 14. ins Rennen und verbesserte sich nach insgesamt vier Strafrunden auf den elften Rang. Tim Nechwatal (WSV Schömberg) machte vier Plätze gut und wurde nach fünf Fehlern 17. und der vierte Deutsche, Elias Seidl, kam nach vier Extrarunden auf den 24. Rang. Läuferisch waren auch Kaskel, Nechwatal und Seidl vorne dabei, allerdings war der Abstand aus dem Sprint zu groß um ganz vorne angreifen zu können. Bester Österreicher wurde Fabian Müllauer auf dem 9. Platz.

Deutsche Junioren ohne Medaillenchance

Die Abstände der deutschen Junioren aus dem Sprint waren zu groß, als dass sie noch in den Kampf um die Medaillen hätten eingreifen können. Wie schon im Sprint ging der Sieg und der Titel in der Verfolgung der Junioren über 12,5 km an den Norweger Martin Nevland. Mit drei Strafrunden belastet kam er mit 14,1 Sek. Vorsprung vor dem Bulgaren Blagoy Todev ins Ziel. Bronze ging an den weiteren Norweger Martin Uldal mit ebenfalls drei Extrarunden. Knapp das Podest verpasst hat auf Rang vier der Italiener David Zingerle. Der Norweger Mats Oeverby belegte Rang fünf vor dem Tschechen Jonas Marecek. Bester aus deutscher Sicht wurde Hans Koellner. Nach drei fehlerfreien Schießeinlagen ging im letzten Anschlag ein Schuss daneben und um acht Ränge verbessert kam er als 21. ins Ziel. Auch Frederik Madersbacher verfehlte nur eine Scheibe und belegte um 13 Plätze verbessert Rang 26. Darius Lodl (3 Fehler) kam als 29. ins Ziel und Christoph Noack als 38. An der Spitze lag erst der Norweger Nevland, nach dem ersten Schießen ging Uldal in Führung, blieb auch nach dem zweiten Anschlag vorne und nach dem dritten Schießen übernahm Nevland wieder die Führung. Beim entscheidenden Schießen räumte Nevland sicher ab und der Bulgare Todev kam 12,9 Sek. hinter ihm zurück auf die Strecke. Uldal folgte ihm aus der Strafrunde kommend mit 5,7 Sek. Abstand an dritter Position und in dieser Reihenfolge überquerten sie auch die Ziellinie. 

Lisa Spark vergibt Medaillenchance im letzten Schießen

Bei der Verfolgung der Juniorinnen über 10 km hatte Lisa Maria Spark von den vier deutschen Starterinnen mit nur 4,5 Sek. Rückstand die beste Ausgangsposition. Zum ersten Schießen kamen Lisa Maria Spark, Tereza Vobornikova und Rebecca Passler gemeinsam und während Spark und Vobornikova eine perfekte Serie schossen, musste Passler in die Strafrunde abbiegen. Zurück in der Spur machte die Tschechin mächtig Druck und Spark ließ abreißen. Im zweiten Liegendanschlag verfehlte die Tschechin anschließend zwei Scheiben, Spark zögerte kurz vor dem letzten Schuss und setzte ihn daneben. Die Italienerin Hanna Auchentaller ging nun in Führung und Spark nahm mit 2,7 Sek. Rückstand die Verfolgung an der zweiten Position auf. Am ersten von zwei langen Anstiegen vor dem dritten Schießen ging Spark an Auchentaller vorbei und Vobornikova war ebenfalls wieder herangelaufen. Diese drei kamen gemeinsam zum Schießstand und synchron trafen sie eine Scheibe um die andere und nur bei Vobornikov ging der letzte Schuss vorbei. Lisa Maria Spark und Hanna Auchentaller blieben in Führung und nun hatte sich über ihr fehlerloses Schießen die Finnin Noora Kaisa Keranen an die dritte Position herangearbeitet. Zum entscheidenden Schießen lagen fünf Juniorinnen in aussichtsreicher Position und es wurde spannend. Auchentaller verfehlte eine Scheibe, Lisa Maria Spark zwei und die Norwegerin Frida Dokken sowie die Tschechin Tereza Vobornikova blieben fehlerfrei und gingen als Führende auf die Schlussrunde. Mit 4,8 Sek. Rückstand auf die Spitze kam Hanna Auchentaller zurück auf die Strecke und Lisa Maria Spark kam an vierter Position (+ 34,3 Sek.) aus dem Schießstand. Obwohl es den Anschein hatte, als könnte Hanna Auchentaller noch an die Tschechin heranlaufen, bekam diese eine imaginäre zweite Luft und wurde Junioren-Weltmeisterin in der Verfolgung vor Hanna Auchentaller und der Norwegerin Frida Dokken. Lisa Maria Spark kam auf dem vierten Rang ins Ziel, gefolgt von der Schweizerin Lea Meier und der Französin Jeanne Richard. 

Kristallkugeln für Gesamtwertung und Verfolgungswertung im IBU Junior Cup verliehen

Aleksandr Kornev (NAR) war über die Saison gesehen in elf zur Gesamtwertung zählenden Wettkämpfen bester Junior und erhielt die Kristallkugel für den Gesamtsieg im IBU Junior Cup. Die Verfolgungswertung und damit die kleine Trophäe ging an Paul Fontaine aus Frankreich. Die Gesamtwertung der Juniorinnen gewann die junge Italienerin Sara Scattolo mit zwei Punkten Vorsprung vor Johanna Puff und die kleine Kugel in der Verfolgungswertung sicherte sich die Französin Jeanne Richard mit einem Punkt Vorsprung vor Lisa Maria Spark.    

Ergebnis Verfolgung Jugend männlich

Ergebnis Verfolgung Jugend weiblich

Ergebnis Verfolgung Junioren

Ergebnis Verfolgung Juniorinnen

Medaillenspiegel

Das weitere Programm in Soldier Hollow hier

Zum ersten Mal werden sowohl die Jugend- als auch die Junioren-Bewerbe live von der IBU übertragen, ebenso der Eurosport-Player (ohne Kommentar) und die ARD-Sportschau zeigt die Sprints, die Verfolgungen und die Staffeln im Livestream.