Ex-Biathlet Florian Lipowitz Dritter der Tour de France

Florian Lipowitz © a.s.o./maxime delobel

Es ist das wohl imposanteste Sportereignis nach Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft: Die Tour de France begeistert jedes Jahr im Juli Millionen von Menschen und 2025 schaffte es nach 19 Jahren wieder ein Deutscher aufs Podium, Florian Lipowitz!

Als Doppelspitze mit Ex-Skispringer zum Erfolg

Florian Lipowitz © A.S.O./Billy Ceusters

Als Radprofi in Diensten des Teams „Red Bull-Bora-hansgrohe“ hat es Florian Lipowitz in kürzester Zeit zum Ausnahmefahrer geschafft. Nach Platz sieben bei der Vuelta (Spanienrundfahrt) 2024 und Platz drei beim Criterium du Dauphine (hinter Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard) wurde er von seinem Team für die Tour de France 2025 nominiert. Plan war, als Doppelspitze neben Primoz Roglic zu agieren und das Podium in der Gesamtwertung in Angriff zu nehmen. Roglic hat als Ex-Skispringer ähnlich wie Lipowitz eine Vergangenheit im Wintersport und sich in den vergangenen Jahren im Radsport als dreifacher Vuelta-Sieger, Gewinner des Giro d’Italia (Italienrundfahrt) und Olympiasieger im Einzelzeitfahren 2020 einen Namen im Radsport gemacht. In diesem Jahr musste er jedoch bereits nach wenigen Etappen erkennen, dass sein erst 24-jähriger Teamkollege Lipowitz der Stärkere der beiden ist. Sowohl im flachen Zeitfahren als auch bei den Bergetappen konnte sich der Deutsche einen Vorsprung auf den Slowenen herausfahren und lag nach Pyrenäen und Mont Ventoux mit deutlichem Abstand zum Viertplatzieren auf Platz drei. In den Alpen verlor Lipowitz dann nach einer gewagten Attacke wieder Zeit auf den Viertplatzierten Oscar Onley und es wurde nochmal spannend. Aber bereits einen Tag später konnte er zurückschlagen und den Abstand wieder auf über eine Minute erhöhen. So kommt er nun auch in Paris an und darf 19 Jahre nach Andreas Klöden aufs Podest in der Gesamtwertung steigen. Zudem steht er in der Nachwuchswertung um das weiße Trikot ganz oben in der Rangliste.

Lipowitz Weg vom Biathlon zum Radsport

19.03.2017 – Obertilliach in Österreich (AUT) – Biathlon Alpencup - Florian Lipowitz (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Bereits im Alter von acht Jahren begann der im September 2000 in Laichingen (Baden-Württemberg) geborene Florian Lipowitz nach einem ersten Probetraining mit Biathlon. „Die Kombination aus dem Langlaufen – der Ausdauer, der Geschwindigkeit – und der Präzision beim Schießen hat mich sofort fasziniert. Und tut es heute noch,“ so Lipowitz gegenüber dem Online-Portal radsport-rennrad.de. 2015 ist er mit seinen Eltern und seinem ein Jahr älteren Bruder Philipp, ebenfalls Biathlet, der besseren Bedingungen wegen nach Seefeld umgezogen und wurde Schüler am Sportinternat des Schigymnasiums Stams. Dort trainierte er unter Anleitung von Florian Steirer, dem späteren Trainer der deutschen Weltcup-Biathletinnen. Gegenüber der tz berichtet Steirer im Interview über den jungen Deutschen: „Er hat einen ganz anderen Weg gewählt als es die Sportwissenschaft vorsieht. Hat schon in ganz jungen Jahren extrem viel trainiert. Aber er hat das nicht als Training gesehen. Viele Athleten sagen bei einem schlechten Tag: Ok, jetzt trete ich mal kürzer. Er kannte das gar nicht. Er ist ein Gestörter im positivsten Sinn.“ Lipowitz erreichte bereits früh vielversprechende Ergebnisse und wurde als Biathlet Deutscher Schülermeister. Verletzungsbedingt musste er jedoch immer wieder pausieren. Nach einer Entzündung in einer Wachstumsfuge im Knie trainierte er als Siebzehnjähriger einen Sommer lang nur auf dem Fahrrad. Zuvor erreichte er als Jugendlicher im März 2017 beim Alpencup in Obertilliach (Österreich) internationale Top-Ergebnisse. Er reihte sich als Vierter im Sprint hinter den nunmehrigen Weltcupathleten Tommaso Giacomel (Italien), Alex Cisar (Slowenien) und dem Schweizer Niklas Hartweg ein. In der Saison 2017/2018 blieben Top-Ergebnisse aus, während sein Bruder Philipp in derselben Altersklasse nahezu bei jedem Wettkampf der Deutschlandpokalwertung auf dem Podest landete. Als er sich mit 19 Jahren beim Kite-Surfen das Kreuzband riss, war zur Rehabilitation erneut kein anderer Sport als Radfahren möglich. Der Übergang vom Biathleten zum Radfahrer kam daher eher ungeplant und allmählich. Nach ansprechenden Leistungen bei Radmarathons wurde er vom österreichischen Rad-Team Tirol KTM Cycling unter Vertrag genommen. Nach hervorragenden Bergetappen wurden auch größere Teams auf ihn aufmerksam. Seit 2023 steht er beim Team „Red Bull-Bora-hansgrohe“ unter Vertrag.