Was man zum Biathlon Weltcup Antholz wissen muss

Benedikt Doll (GER) © Thibaut/NordicFocus

In der Südtirol-Arena Alto Adige findet von 18. bis 21. Januar 2024 in der Höhenlage von Antholz der nächste Biathlon Weltcup statt, der letzte vor den Biathlon Weltmeisterschaften. An vier Wettkampftagen wird mit kurzem Einzel, gemischten Staffeln und Massenstarts ein attraktives Programm geboten. Während Dorothea Wierer in ihrem Heimatstadion nach vierwöchiger Pause zum Biathlonzirkus zurückkehrt wird Lisa Vittozzi als große Favoritin gehandelt. 

Letzter Weltcup vor dem Großereignis in Nove Mesto

In der Höhenlage von Antholz in Südtirol findet auch diese Saison der letzte Weltcup vor den Biathlon Weltmeisterschaften statt. Von 18. Januar bis 21. Januar stehen insgesamt sechs Bewerbe auf dem Programm und der erste Startschuss fällt bei einem kurzen Einzel der Herren am Donnerstag um 14.20 Uhr. Tags darauf steht das kurze Einzel der Damen im Kalender und hier wurde die Startzeit wegen der von der ARD anschließend gesendeten Trauerfeier für Franz Beckenbauer auf 13.40 Uhr vorverlegt. Am Samstag stehen eine Single-Mixed- und eine Mixed-Staffel auf dem Programm, bevor zwei Massenstarts am Sonntag den Abschluss bilden. Zum Biathlon Weltcup in Antholz sind 254 Athleten aus 30 Nationen gemeldet, 122 Damen und 132 Herren sowie 330 Offizielle. Insgesamt werden in Antholz von der Internationalen Biathlon Union Preisgelder in Höhe von 516.000 Euro ausgeschüttet. Der Sieger eines Einzelrennens erhält 15.000 Euro und Rang 30 ist noch mit 200 Euro dotiert. Die vier Athleten des Siegerteams einer Mixed-Staffel gewinnen jeweils 6.500 Euro, ebenso die beiden siegreichen Teilnehmer der Single-Mixed-Staffel. Der achte Platz wird jeweils noch mit 500 Euro belohnt. Also Grund genug, um jede Platzierung zu fighten. Nicht zu vergessen, dass es auch für jeden Start mit dem gelben Trikot 1.000 Euro und für jeden Start mit dem roten Trikot 850 Euro oben drauf gibt. 

Kurzer Einzelwettkampf – Premiere in Antholz

Erst einmal wurde im Biathlon Weltcup ein verkürzter Einzelwettkampf durchgeführt. Im Februar 2019 waren die anhaltenden extremen Minustemperaturen in Canmore Anlass zur Änderung des Wettkampfprogramms und statt der ursprünglich geplanten Einzel wurden kurze Einzel gelaufen. Die Norweger Johannes Thingnes Boe und Tiril Eckhoff hießen damals die Sieger in der imposanten Bergwelt der Rocky Mountains. In Antholz wurde dieses Format nun explizit in den Terminkalender aufgenommen. Die Laufstrecken sind dabei bei den Männern auf 15 km und bei den Frauen auf 12,5 km reduziert und anstatt einer Strafminute wird bei einem Schießfehler nur eine Strafzeit von 45 Sekunden verrechnet. Die Ergebnisse des kurzen Einzels fließen in die Disziplinwertung des Einzels ein. 

Höchstgelegenes Stadion im Weltcupzirkus

Antholz ist eine kleine Gemeinde im Osten Südtirols mit knapp 3.000 Einwohnern östlich von Bruneck. Im Talschluss befindet sich der Antholzer See bevor das Gelände zum Staller Sattel aufsteigt, einem befahrbaren Pass über die italienisch-österreichische Staatsgrenze. Das beschauliche Tal steht unter normalen Umständen während des dort jährlich stattfindenden Biathlon-Weltcups im Ausnahmezustand und erfreut sich bei den Biathlon-Fans im europäischen Raum höchster Beliebtheit. Direkt an der Strecke liegt die bekannte Huber-Alm, wenige Geh-Minuten von der Südtirol-Arena Alto Adige entfernt, dem höchstgelegenen Biathlon-Stadion im Weltcupzirkus. Die Strecken befinden sich auf 1.600 Metern über dem Meeresspiegel und sind umgeben von der imposanten Bergkette der Rieserfernergruppe. Seit 1971 führt man in Antholz internationale Biathlonbewerbe durch und mittlerweile auch sechs Biathlon-Weltmeisterschaften, zuletzt im Februar 2020. Im Februar 2026 finden in der Südtirol-Arena die Biathlon-Wettkämpfe im Rahmen der Olympischen Winterspiele statt. Dann werden erstmals olympische Medaillen auf Südtiroler Boden verliehen. Das Biathlon-Stadion in Antholz bietet Platz für ca. 15.000 Zuschauer  und zehntausende Biathlonfans werden die weltbesten Biathleten vor atemberaubender Kulisse anfeuern. Autos und Reisebusse parken in Antholz-Mittertal und von dort geht es mit kostenlosen Shuttle-Bussen ins Stadion. Schnee hat man dort genügend und die ersten Trainingseinheiten wurden unter blauem Himmel auf bestens präparierten Loipen absolviert. An allen Wettkampftagen werden Minustemperaturen vorherrschen, zu den kurzen Einzeln am Donnerstag und Freitag ist vor allem nachts leichter Schneefall vorhergesagt, während sich tagsüber Wolken mit der Sonne abwechseln. Beste Aussichten für einen erfolgreichen Biathlon-Weltcup.

Heimweltcup der Italiener

Elf Athletinnen und Athleten vertreten die „Azzurri“ beim Heimweltcup in Antholz. Neben der aktuell im Gesamtweltcup auf der dritten Position stehenden Lisa Vittozzi kommt Dorothea Wierer zurück ins Team. Nach einer Pause von knapp einem Monat will sie auf ihrer Heimstrecke wieder ganz vorne mitmischen. Wierer stand in dieser Saison bisher nur ein einziges Mal auf dem Podest, und zwar auf Rang drei mit der Mixed-Staffel beim Saisonauftakt in Östersund. Neben Wierer und Vittozzi kommen die Lokalmatadorin Rebecca Passler sowie Samuela Comola, Michela Carrara und Debütantin Sara Scattolo zum Einsatz, während bei den Herren die Hausherren Lukas Hofer sowie Patrick Braunhofer, der formstarke Tommaso Giacomel, Didier Bionaz und Elia Zeni im Aufgebot stehen. Im letzten Jahr siegte in Antholz Dorothea Wierer im Sprint und Lisa Vittozzi wurde Zweite in der Verfolgung. Sie werden auch dieses Jahr versuchen den Heimvorteil in Antholz zu nutzen, sie kennen die Höhenloipen gut und wissen mit der Herausforderung der höchstgelegenen Strecken umzugehen.    

Das Team aus Österreich

Für Österreich geht in Antholz eine unveränderte Mannschaft an den Start.

Damen: Anna Gandler, Lisa Hauser, Anna Juppe, Tamara Steiner, Dunja Zdouc
Herren: Simon Eder, David Komatz, Felix Leitner, Magnus Oberhauser, Dominic Unterweger.

„Das Spezielle an Antholz ist sicher die Höhenlage. Man hat wenig Zeit sich zu akklimatisieren und das ist für alle immer eine Herausforderung,“ so der Cheftrainer der Herren, Vegard Bitnes, in einer Pressemitteilung des ÖSV, und weiter: „Wir sind weiter eine der besten Nationen am Schießplatz und ich glaube, dass uns das gerade beim kurzen Einzelrennen am Donnerstag entgegenkommen kann. Auch bei den Mixed-Staffelrennen sind wir sicher in der Lage, gute Ergebnisse zu erzielen.“ Markus Fischer, Cheftrainer der Damen war dort voll des Lobes ob der Leistungen von Anna Juppe in Ruhpolding. „Sie hat ein richtig gutes Rennen in der Staffel abgeliefert. Mit so einer Leistung hätte sie im Sprint ein Top-Ergebnis erzielt – aber so ist Biathlon. In der Verfolgung hat man bei Lisa gemerkt, dass die Schießform wieder zurückkommt und auch Tamara hat ein fehlerfreies Rennen gezeigt. Jetzt geht es weiter nach Antholz und das besondere dort ist definitiv die Höhenlage. Dadurch ist die Belastung im Rennen einfach höher und das wirkt sich klarerweise auch auf das Schießen aus.“ 

… und der Schweiz

Aus der Mannschaft der Schweiz wurden Amy Baserga, Aita Gasparin, Elisa Gasparin und Lena Häcki-Gross für Antholz nominiert und bei den Herren bleiben Joscha Burkhalter und Sebastian Stalder im Aufgebot. Sein Weltcupdebüt geben wird der 20jährige James Pacal. Er war bisher im IBU Junior-Cup und im IBU Cup am Start. Lea Meier und Sandro Bovisi wurden bereits für die Biathlon Europameisterschaft in Brezno-Osrblie aufgeboten, bereiten sich darauf vor und fehlen daher in Antholz. Niklas Hartweg und Jeremy Finello fehlen krankheitsbedingt. (Quelle: swiss biathlon team). 

Das deutsche Aufgebot für Antholz

Die Favoriten

Der Sieg in Sprint und in der Verfolgung ging letztes Jahr an Johannes Thingnes Boe. Er führt derzeit in der Gesamtwertung, gefolgt von seinem Bruder Tarjei und weiteren vier Norwegern. Daraus erschließt sich, dass die Norweger als Favoriten in Antholz in die Rennen gehen. Bisher gab es nur einen Einzelwettkampf über die lange Distanz und hier gab es mit Roman Rees und Justus Strelow einen deutschen Doppelerfolg. Johannes Thingnes Boe landete auf dem Bronzerang. Nach Oestersund und Antholz wird es nur noch einen Einzelwettkampf in Oslo geben und schon nach den Ergebnissen in Antholz kann auf den Gesamtsieg in der Einzelwertung geschielt werden. In der Massenstartwertung liegt Johannes Thingnes Boe nach seinem Sieg in der Lenzerheide ganz vorne, gefolgt von Johannes Dale-Skjevdal und Tarjei Boe mit zwei weiteren Norwegern. In den gemischten Staffeln liefen die Norweger zwei Mal auf den Silberrang. Bei den Damen stand im Einzel von Oestersund Lisa Vittozzi ganz oben auf dem Podest, gefolgt von Franziska Preuß und Vanessa Voigt und im bisherigen Massenstart gewann Justine Braisaz-Bouchet vor Elvira und Hanna Oeberg, während Lisa Vittozzi als Vierte ins Ziel kam. Insofern dürfte die Italienerin auf der ihr gut bekannten Heimstrecke als große Favoritin sowohl im Einzel als auch im Massenstart gelten. In der Gesamtwertung der Damen gab es nach Ruhpolding einen Wechsel und die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold schob sich mit neun Punkten Vorsprung vor die Französin Justine Braisaz-Bouchet. Es wird sich zeigen wer sich innerhalb weniger Tage gut auf die Höhenlage einstellen kann, wer generell keine Probleme damit hat oder wem sprichwörtlich die Luft weg bleibt. 

Gesamtweltcupstand Herren nach Ruhpolding

Gesamtweltcupstand Damen nach Ruhpolding

Das Wettkampfprogramm

18. Januar 2024: 14.20 Uhr – Kurzes Einzel Herren, 15 km
19. Januar 2024: 13.40 Uhr – Kurzes Einzel Damen, 12,5 km
20. Januar 2024: 12.55 Uhr – Single Mixed Staffel (W+M)
20. Januar 2024: 14.45 Uhr – Mixed Staffel (W+M)
21. Januar 2024: 12.30 Uhr – Massenstart Herren, 15 km
21. Januar 2024: 14.45 Uhr – Massenstart Damen, 12,5 km

Die Rennen aus Antholz werden in der ARD und von EUROSPORT live übertragen. Kurzfristige Änderungen in den Startzeiten sind möglich.

Weitere Informationen, insbesondere zum Rahmenprogramm und die Stadionordnung hier

(Quelle: u. a. PM Biathlon Antholz, PM ÖSV)