Charlotte Kalla triumphiert trotz Startnummern-Rennen im Schneegestöber auf ihrer Paradedistanz

Charlotte Kalla © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Charlotte Kalla heißt die überlegene Weltmeisterin über zehn Kilometer Freistil, die sich auch vom Schneegstöber nicht aufhalten ließ und vor den Sensations-Medaillengewinnerinnen Jessie Diggins und Caitlin Gregg triumphierte.

Schneetreiben beeinflusst Wettkampf erheblich

Es wurde ein Rennen der Sensationen ähnlich wie in Sapporo 2007, wo Biathlet Lars Berger im stärker werdenden Schneegestöber zu Gold lief. Auch heute setzte kurz nach Beginn des Wettkampfes leichter Schneefall ein, der schnell immer stärker wurde. So waren die niedrigen Startnummern im Vorteil wie zum Beispiel Caitlin Gregg (geborene Compton) mit der Nummer drei, die das Rennen ihres Lebens machte. Charlotte Kalla (Startnummer 49) ging fünf Minuten vor Therese Johaug und Marit Bjørgen ins Rennen, die trotz des vorher angekündigten Neuschnees offenbar völlig verwachst hatten und sich sichtlich schwer taten und Meter für Meter über die stumpfe Strecke quälten.

Kalla dominiert das Geschehen

Fünf Jahre war es her, dass keine Nicht-Norwegerin mehr über zehn Kilometer Freistil gewann. Diese Serie dauerte von Kallas Olympiasieg 2010 bis zum letzten Weltcup in Östersund. Wie bei diesem Erfolg dominierte Charlotte Kalla das Geschehen durch ihre tolle Form, nachdem sie nach ihrem taktischen Fehler im Skiathlon vor einigen Tagen in Schweden noch erheblich kritisiert wurde. Außerdem schien die Schwedin einen wahren Wunderski mit dem für die Verhältnisse richtigen Schliff gehabt zu haben und kam als eine der wenigen Athletinnen mit einer höheren Startnummer sehr gut zurecht. „Hier zu Hause Weltmeisterin zu werden, ist ein Traum, der wahr geworden ist. Ich habe schon lange auf diesen Titel gewartet“, sagte die Schwedin, die heute mit extra für dieses Rennen angefertigten Handschuhen mit Motivationsworten lief. „Ich konnte letzte Nacht schlecht schlafen, aber ich habe mich sehr auf das Rennen gefreut. Es hat viel Spaß gemacht, hier heute zu laufen, die Athmosphäre war unbeschreiblich!“

US-Girls auf dem Gipfel ihrer Träume

Charlotte Kalla sicherte sich den Weltmeistertitel mit 41 Sekunden Vorsprung vor der Vize-Weltmeisterin Jessie Diggins (Nummer 37) und der noch größeren Sensation Caitlin Gregg (3), die bisher außerhalb der Nor-Am-Rennen noch nie etwas gerissen hat – nun darf sich die Amerikanerin, die bisher bei Großereignissen als bestes Resultat einen 30. Platz zu Buche stehen hatte, im höheren Weltcup-Alter von 34 Jahren noch Bronzemedaillen-Gewinnerin nennen. „Das ist einfach unfassbar! Meine Ski waren überirdisch. Ich hatte Glück, dass es zu schneien anfing. Das war das beste Rennen meines Lebens! Ich bin einfach überglücklich!“, sagte Jessie und Caitlin fügte hinzu: „Das ist etwas, wovon ich schon lange geträumt habe, dass das hier wahr werden würde. Das war vor der Saison ein großer Wunschtraum. Als ich ins Rennen ging, glaube ich, dass alles möglich ist und lief genauso, wie ich es geplant hatte, um dann eine Medaille zu gewinnen.“ Die mit Nummer 27 gestartete Maria Rydqvist verpasste die zweite schwedische Medaille um 1,7 Sekunden. Die Französin Anouk Faivre Picon (5) konnte sich über einen überraschenden fünften Rang freuen wie auch die junge Schweizerin Nathalie von Siebenthal, die heute Abend als Sechste mit zur Siegerehrung am Faluner Rathaus darf. Masako Ishida (11) belegte den siebten Platz vor Kerttu Niskanen (47) und Seraina Boner, die als Siebte ins Rennen gegangen war. Liz Stephen komplettierte die besten Zehn mit 1:06 Minuten Rückstand. Die Norwegerinnen hatten am heutigen Tag komplett den falschen Schliff gewählt, so dass sie völlig untergingen. Die Beste des Quintetts war noch Heidi Weng als 22., Therese Johaug wurde 27. und Ragnhild Haga 29. Marit Bjørgen wurde 31. und Astrid Uhrenholt Jacobsen 33. Das letzte Distanzrennen der Damen ohne norwegische Medaille ist übrigens sechs Jahre her.

Deutsches Trio im Schnee chancenlos

Dass die beste Deutsche heute Claudia Nystad wurde, zeigt, wie schwer die Bedingungen hintenraus wurden. Die 36-Jährige ist seit ihrem Sturz mit Gehirnerschütterung bei der Tour de Ski völlig außer Form, hat ein Problem mit den Nervenbahnen. Die sorgen dafür, dass Claudia sich auf jede Muskelgruppe einzeln konzentrieren muss – das wiederum führt zu unrundem Laufen, was Zeit in der Loipe kostet. Heute war die Oberwiesenthalerin bei ihrem letzten Großereignis wie gesagt die beste Deutsche, wofür ihre niedrige Startnummer 19 verantwortlich war – sie war im Ziel, als es richtig stark zu schneien begann. Im Ziel wies sie einen Rückstand von 3:26 Minuten auf und landete damit als 42. knapp vor Steffi Böhler und Nicole Fessel, die 43. und 46. wurden. „Ich kann mich an Sapporo damals an das Männerrennen erinnern, aber ich persönlich habe sowas noch nie erlebt, das war schon extrem. Die ganze Woche schneit es nicht und dann fängt es gerade zu unserem Rennen an mit diesen dicken Flocken und da hast du keine Chance. Das hat auch nichts mit Einbrechen zu tun, das ist wie wenn man auf einem Teppich langrutscht, der zehn Zentimeter lange Stopppeln hat“, erklärte Steffi, die beim Überqueren der Ziellinie nur den Kopf schüttelte. „Das Rennen muss man komplett abhaken, das war nur noch ein Durchlaufen und Kräfte sparen für die Staffel.“