Marit Bjørgen und Federico Pellegrino gewinnen Freistilsprint in Val Müstair

Podium Damen © Felgenhauer/NordicFocus

Marit Bjørgen und Federico Pellegrino haben den Sprint im Rahmen der Tour de Ski in Val Müstair gewonnen. Beste Deutsche war Hanna Kolb auf Rang elf.

Actionreicher Kurs mit vielen Stürzen

Der Action-Sprint der diesjährigen Tour de Ski in Val Müstair hatte schon am Trainingstag zu erheblichen Diskussionen geführt, nachdem es einige Stürze gegeben hatte. Darunter war auch der Servicemann von Marit Bjørgen, der sich am Rücken verletzte. Nach Protesten der Teams aus Norwegen, Deutschland und der Schweiz wurde der geplante Sprung aus dem Rundkurs entfernt. Dennoch war der nur 700 Meter lange Rundkurs, der zweimal zu bezwingen war, noch sehr herausfordernd mit vielen schwierigen Kurven, in denen sich Eisplatten gebildet hatten.

Marit Bjørgen setzt Siegeszug fort

Marit Bjørgen war wieder einmal nicht zu schlagen. Die Norwegerin hielt sich auf der ersten Runde noch gemeinsam im Pulk mit ihren drei Teamkolleginnen auf und übernahm erst danach die Kontrolle. Sie gewann schließlich problemlos vor Heidi Weng, die sich im Zielsprint knapp gegen Ingvild Flugstad Østberg durchsetzte. „Meine körperliche Verfassung ist sehr stark, meine Beine fühlen sich gut an und auch die Jungs im Wachstruck machen eine super Arbeit. Sobald ich die Startnummer trage, werde ich auch Gas geben. Ich werde morgen mein Bestes geben und es nicht ruhig angehen lassen, wenn ich wieder einen guten Ski bekomme“, kündigte die Siegerin an. Rang vier sicherte sich noch Stina Nilsson vor Maiken Caspersen Falla, obwohl die Schwedin gleich nach dem Start den Stock wechseln musste. Laurien van der Graaff musste sich wie in Davos mit Platz sechs begnügen. Schon auf der ersten Runde war die Schweizerin abgeschlagen, durch taktische Spielchen der Norwegerinnen waren Nilsson und die Lokalmatadorin aber wieder heran. Nach einer Tempoverschärfung war es dann aber um die Schweizerin geschehen, vor dem steilen Anstieg strich sie die Segel und lief gemächlich Richtung Ziel. Nach drei Etappen führt Marit Bjørgen nun mit mehr als einer Minute Vorsprung vor Heidi Weng. Die drittplatzierte Therese Johaug liegt schon zwei Minuten zurück, was im Hinblick auf die Alpe Cermis vermutlich zu viel ist.

Sundby verpasst Sensationssieg

Im Sprint der Herren sicherte sich Federico Pellegrino seinen zweiten Sieg in Serie. Der Italiener setzte sich aber erst im Zielsprint gegen Martin Johnsrud Sundby durch, der einen Sensationssieg nur knapp verpasste. Schon im Halbfinale hatte er ein ähnlich starkes Rennen gezeigt. Rang zwei ging an Petter Northug, der seinen Landsmann noch um Haaresbreite hinter sich ließ. Rang vier ging an Evgeniy Belov vor seinem Landsmann Ilia Chernousov und Calle Halfvarsson, der von Anfang an chancenlos war. Der Schwede hatte am Vorabend angekündigt, ins Kloster gehen zu wollen, wenn er heute den Sprint gegen Petter Northug verlieren würde. Petter Northug ist weiterhin der Führende in der Gesamtwertung der Herren. Er liegt 25 Sekunden vor seinem Landsmann Sundby und Calle Halfvarsson. Dario Cologna liegt an sechster Stelle mit etwas mehr als einer Minute Rückstand.

Deutsche scheitern an schwieriger Strecke

Die deutschen Sprinter sind größtenteils an den Tücken der Strecke gescheitert. Nachdem es schon im Prolog mehrere Stürze gegeben hatte, setzte sich die Serie mit einem Sturz in der Zielkurve von Sandra Ringwald im ersten Viertelfinale fort. Die Schwarzwälderin lag zu diesem Zeitpunkt an dritter Stelle knapp hinter Justyna Kowalczyk mit guten Chancen auf den Einzug ins Halbfinale. Sie wurde im Endklassement als 27. gewertet. Ich wollte gerade aus der Kurve raus beschleunigen und die Justyna noch angreifen, dann war da wohl noch eine kleine Eisplatte und ich bin gestürzt. Ich bin jetzt schon ziemlich enttäuscht und auch sauer, dass es nicht geklappt hat, weil ich gut drauf war und Zweite noch hätte werden können in dem Heat“, sagte Sandra. „Den Sturz von Denise an dieser Stelle im Prolog hatte ich mitbekommen, die ganze Kurve ist eigentlich eine Eisplatte, aber am Ende ist es eigentlich vorbei und da habe ich gedacht, ich kann schon anfangen mit beschleunigen auf die Zielgerade, aber das war wohl noch ein bisschen zu früh.“ Lucia Anger wurde 21. und zeigte sich recht zufrieden nach ihrem Rennen: „Die erste Runde lief richtig gut, da war ich Zweite hinter der Marit Bjørgen. In der zweiten Runde konnte ich das Tempo leider noch nicht ganz mithalten, aber ich habe es versucht.“ Als dritte deutsche Starterin hatte Hanna Kolb den Sprung unter die besten 30 geschafft und zog als Dritte ihres Laufes über die Zeit ins Halbfinale ein. Dort war die Allgäuerin aber schon früh chancenlos durch das hohe Tempo von Marit Bjørgen, so dass sie schon vor dem steilen Anstieg Tempo rausnahm und den Kampf aufgab, was Endrang elf bedeutete. „Das Viertelfinale war echt ein Kraftakt. Wir hatten auch eine super Zeit, darum war ich noch Lucky Loser. Dann ist die Regenerationszeit echt kurz von Lauf zu Lauf und das ist für mich halt manchmal tödlich und so war es auch heute wieder“, erklärte Hanna. Bei den Herren schafften zwei Athleten den Sprung in die Viertelfinals, wo dann Endstation war. Tim Tscharnke ging seinen Lauf in der ersten Runde offensiv an. Als sich in der zweiten Runde jedoch die Favoriten vorarbeiteten und Tim Platz für Platz zurückfiel, nahm er Tempo raus und gab den Kampf um eine bessere Platzierung auf. Er wurde 30., Thomas Bing 26. Der Dermbacher war schon in der ersten Runde in der Kurve vor dem ehemaligen Sprung auf einer Eisplatte zu Fall gekommen. Bester Österreicher wurde der Prolog-Zweite Bernhard Tritscher auf Rang neun, nachdem er nach einem Fehlstart Sekunden zuvor zurückhaltend in das Halbfinale gestartet war und er nicht wieder ganz nach vorne kam. Bester Schweizer wurde Lokalmatador Dario Cologna auf Platz 14, sein Bruder Gianluca, Roman Furger sowie Erwan Käser scheiterten ebenfalls im Viertelfinale.

Herrmann und Fessel stürzen im Prolog

Alle anderen deutschen Starterinnen und Starter schieden schon im Prolog aus. Schuld daran war zumindest teilweise ein Sturz wie bei Denise Herrmann und Nicole Fessel. „Ich bin natürlich volles Risiko gegangen, weil man ja auch keine Sekunden herschenken kann, aber dann bin ich am Kurvenausgang auf einer Eisplatte weggerutscht, so dass ich fast gegen die Bande gestürzt bin. Das hat natürlich eine Menge Schwung gekostet und das ist nun das Ende vom Lied“, erklärte Denise, während Nicole den Sturz einem Flüchtigkeitsfehler zuschreibt: „Ich bin selber Schuld. Ich habe versucht, um die Kurve vor dem Anstieg rumzutreten und dann habe ich mir so leicht die Schuhe aneinander gehakt. Ich habe noch versucht, es irgendwie zu retten, aber habe es nicht mehr ganz geschafft. Ich bin dann auch schwer wieder hochgekommen, aber mit einem Sturz hat man natürlich keine Chance im Prolog weiterzukommen.“ Im Feld der Herren schied unter anderem Josef Wenzl aus, der gehofft hatte, im Feld der wenigen Sprintspezialisten eine Chance zu haben: „An die WM brauche ich jetzt in meinem Kopf gar nicht denken, denn wenn ich da hinfahre mit dem Niveau, dass ich im Moment habe… das kann man sich nicht erlauben. Aber ich muss nun einfach schauen, dass ich meinen Tritt wieder finde, aber es ist schwierig, wenn sich der Trend so festsetzt, das dann wieder umzudrehen.“