Rückblick nationale Langlauf Meisterschaften Teil eins: Norwegen, Schweden und Finnland

Ragnhild Gloeersen Haga (NOR) © Modica/NordicFocus

In sieben Nationen wurde in den letzten Tagen im Langlauf um nationale Medaillen gekämpft. Wir fassen euch die Ergebnisse aus Norwegen, Schweden und Finnland zusammen…

Titel an Melling/Skistad, Skaanes und Tiril Weng

Zum Abschluss der Saison reisten die Norweger für drei Wettkampftage nach Tolga, einen Ort, der 200 Kilometer südöstlich von Trondheim in den Bergen liegt. Viele Athleten waren jedoch nicht mehr fit und mussten aus gesundheitlichen Gründen verzichten wie Håvard Solås Taugbøl (Handfraktur), Anne Kjersti Kalvå, Mathilde Myhrvold und Didrik Tønseth (alle erkältet), Hans Christer Holund, Sjur Røthe (beide nicht genesen nach Krankheiten), Lotta Udnes Weng, Heidi Weng und Helene Marie Fossesholm (alle drei erschöpft). Zunächst stand ein Teamsprint auf dem Programm, in dem das Duo aus Konnerud mit Maria Hartz Melling und Kristine Stavås Skistad seiner Favoritenrolle gerecht wurde. Das Team vom Skiklubb Byåsen aus Trondheim mit Hanne Wilberg Rofstad und Julie Myhre gewann Silber vor den Osloerinnen Elena Rise Johnsen und Hedda Østberg Amundsen vom Skiklubb Asker. Im kurzen Klassik-Einzelstart triumphierte Marte Skaanes. Sie war 16 Sekunden schneller als Margrethe Bergane, eine nach der langen Saison sehr erschöpfte Tiril Udnes Weng wurde Dritte vor dem erst 17-jährigen Talent Milla Grosberghaugen Andreassen und Berit Mogstad. Platz zwei und fünf trennten nur vier Sekunden. Sprinterin Skistad wurde Sechste, Ingvild Flugstad Østberg Neunte und Ragnhild Gløersen Haga Elfte. Die Titelkämpfe endeten für die Damen mit dem langen Rennen über 30 Kilometer Klassik – im Einzelstart. Völlig überlegen holte sich Tiril Udnes Weng den Titel mit 46 Sekunden Vorsprung auf Margrethe Bergane. Nach Gold auf der Kurzstrecke gewann Marte Skaanes Bronze auf der Langdistanz. Berit Mogstad lief als Vierte wieder knapp an den Medaillen vorbei. Emma Kirkeberg Mørk wurde Fünfte vor Ingvild Flugstad Østberg, die drei Minuten länger unterwegs war als Weng. Als 15. wies Ragnhild Gløersen Haga fünf Minuten Rückstand auf. Für die 32-Jährige war es ihr allerletztes Rennen vor ihrem Karriereende, so dass sie von allen Anwesenden im Ziel gefeiert wurde. Auch Klæbo beendet die Karriere, allerdings Ane Høsflot Klæbo. Die 20-jährige Schwester des großen Johannes ist unzufrieden mit ihren Ergebnissen der letzten Jahre. Johannes wollte sie zum Weitermachen bewegen, hat aber auch Verständnis: Es war nicht leicht für sie mit diesem Namen im Langlauf aktiv zu sein. Außerdem hatte sie auch oft gesundheitliche Probleme.“ 

Klæbo und Krüger unschlagbar

Johannes Høsflot Klæbo sicherte sich zwei weitere Goldmedaillen für seine Medaillensammlung. Obwohl sein Freund und Vereinskollege aus Byåsen, Martin Buvarp, international völlig unbekannt ist, reichte es gemeinsam zum Titelgewinn im Teamsprint. Ursprünglich war Didrik Tønseth als Partner von Klæbo eingeplant. Das Team aus Bærums Verk Hauger mit Nikolai Elde Holmboe und Sindre Bjørnestad Skar gewann Silber vor den Strindheimern Håkon Skaanes und Even Northug. Über zehn Kilometer klassisch lag Klæbo zur Halbzeit noch deutlich hinter Simen Hegstad Krüger, drehte dann aber richtig auf und gewann noch 25 Sekunden vor Krüger. Mit Bronze gewann Mikael Gunnulfsen seine lange erwartete Medaille. Hinter den Medaillenplätzen ging es sehr eng zu mit Håvard Moseby, Daniel Stock und Iver Tildheim Andersen innerhalb von 1,6 Sekunden. Über die 50 Kilometer wollte Klæbo nicht mehr antreten, so dass der Sieg eine ganz klare Angelegenheit für Simen Hegstad Krüger wurde. Im Ziel lag er 2:37 Minuten vor Harald Østberg Amundsen, der mit 13 Sekunden Vorsprung auf Håvard Moseby Silber gewann. Dass Pål Golberg als Vierter nicht mit um die Medaillen kämpfen konnte, lag am falschen Skimaterial, wie er sagte: „50 Kilometer werden sehr schmerzhaft mit dem falschen Ski unter den Füßen.“

Ribom/Sundling und Andersson triumphieren in Schweden

Unweit des Austragungsortes der Militär-Weltmeisterschaften vor wenigen Tagen wurden nun die schwedischen Meisterschaften in Kalix ausgetragen, einem Ort im Norden des Bottnischen Meerbusen und 50 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt. Auf dem Programm standen ein Teamsprint am Freitag und ein langer Einzelstart am Sonntag, jeweils in der Skatingtechnik. Absolut waren Emma Ribom und Jonna Sundling aus Piteå, die selbstverständlich als große Favoriten ins Rennen gegangen waren. Schon in der vierten Runde hatte Sundling sich entscheidend abgesetzt. Ebba Andersson und Lisa Ingesson von Piteå II gewannen Silber vor dem Duo Louise Lindström und Maja Dahlqvist aus Falun-Borlänge. Linn Svahn und ihre kleine Schwester Alva (18) wurden Fünfte. Ihren Ärger über die Prämien bei der SM machte Maja Dahlqvist öffentlich. Für Bronze im Teamsprint gab es einen Geschenkgutschein von 250 Schwedischen Kronen – das entspricht etwa 22 Euro. „Das ist doch ein Witz. Der Scheck ist so groß, dass er mir bis übers Knie geht und dann steht so eine Summe drauf? Mit einer Null mehr wäre es ja noch in Ordnung gewesen.“ Für Gold gab es 1000 Kronen, für Silber 500. Im Einzelstart über 30 Kilometer war Ebba Andersson eine Klasse für sich. Schon nach der ersten von vier Runden zeichneten sich die drei Medaillengewinnerinnen ab und die Abstände vergrößerten sich stetig: Andersson gewann mit knapp 90 Sekunden Vorsprung Gold vor Jonna Sundling. Bronze ging an Emma Ribom, die fast 3:30 Minuten verlor. Andersson sagte später, sie habe sich gefreut, unterwegs auf der Runde noch Lovisa Modig und Anna Dyvik zu begegnen, die beide heute ihr letztes Rennen liefen. Modig wurde gute Fünfte hinter Tove Ericsson, Dyvik verlor als 16. mehr als zehn Minuten. Frida Karlsson hatte schon am Freitag gesagt nach Platz vier im Teamsprint, sie fühle sich müde, wollte aber über die 30 Kilometer antreten. Das überlegte sie sich offenbar bald anders, denn in der Startliste für Sonntag tauchte sie schon gar nicht mehr auf. 

Gold für Burman/Anger und Berglund

Nachdem Edvin Anger letzte Woche in Lahti wegen der zweiten gelben Karte disqualifiziert wurde, konnte er nun wieder jubeln. Zusammen mit Jens Burman siegte er im Teamsprint für seinen Verein Åsarna IK. Silber holte sich Piteå durch Viktor Brännmark und Johan Häggström, Bronze ging an IFK Mora und Eric Rosjö und Gustaf Berglund. Ursprünglich hätte William Poromaa mit Edvin Anger laufen sollen, der aber erkrankt absagen musste. „Ich habe alles getan, damit er sich erkältet. So habe ich das geplant und es ist aufgegangen“, lachte Ersatzmann Burman, der sich später nach gewonnenem Gold und verlorener Wette den Kopf rasieren musste. Über 50 Kilometer war das Rennen deutlich enger als zuvor bei den Damen. Zur Halbzeit führte Jens Burman 14 Sekunden vor Johan Häggström, Fredrik Jonsson lag zu diesem Zeitpunkt 37 Sekunden zurück. In der zweiten Rennhälfte änderte sich aber alles: Während viele Athleten Probleme bekamen, ihr Tempo durchzuhalten, drehte Gustaf Berglund richtig auf. Der Lebensgefährte von Ebba Andersson hatte nach 25 Kilometern nur an siebter Stelle gelegen, 1:14 Minuten hinter Burman, der ab Kilometer 25 von Krämpfen gequält wurde. Am Schluss gewann der 24-jährige Berglund das Rennen noch mit 21 Sekunden Vorsprung auf Burman und gewann wie seine Freundin die Goldmedaille. Silber ging an Burman und knapp dahinter Bronze an Häggström. Noch sieben Kilometer vor dem Ziel hatte Häggström das Rennen 20 Sekunden vor Burman und 37 Sekunden vor Berglund angeführt, aber die letzten 18 Rennminuten änderten erneut alles und führten zum überraschenden Erfolg von Berglund, der im Ziel von seinen Emotionen überwältigt wurde. Fredrik Jonsson wurde Vierter vor Simon Andersson und Fredrik Andersson, dem Bruder von Ebba. 

Niskanen-Geschwister nicht zu schlagen

Für die finnischen Langläufer ging die Reise ebenfalls in den hohen Norden nach Inari. In Lappland nahe des Dreiländerecks mit Norwegen und Russland wurden auf schweren Strecken mit einem Höhenunterschied von 160 Metern die Sieger in kurzen Einzelstarts im klassischen Stil gesucht sowie im langen Einzelstart in der freien Technik. Der Freitag wurde ein Tag zum Feiern für die Niskanen-Geschwister: Kerttu war über fünf Kilometer 13 Sekunden schneller als Johanna Matintalo, die Silber gewann. Krista Pärmäkoski verlor 24 Sekunden, musste aber neben ihrer schweren Corona-Infektion auch noch den Tod ihres 11-jährigen Nova Scotia Retrievers Carla verarbeiten, der eine Woche zuvor am Lahti-Freitag überraschend verstorben war. Jasmi Joensuu und Anne Kyllönen belegten fünf und sechs Sekunden dahinter Rang vier und fünf. Kerttus Bruder Iivo Niskanen triumphierte mit klarem Vorsprung von 46 Sekunden auf Perttu Hyvärinen. Der 20-jährige Niko Anttola, Schlussläufer der finnischen WM-Staffel, gewann Bronze vor Ville Ahonen. Ganz anders als in Schweden verliefen die 30 Kilometer in Finnland, wo Kerttu Niskanen ihrer Favoritenrolle absolut gerecht wurde. Allerdings holte sie ihren Vorsprung schon auf den ersten zehn Kilometern auf Silber und Bronze heraus und verwaltete danach den Abstand, der relativ konstant blieb. Im Ziel war sie 25 Sekunden schneller als Eveliina Piippo, Krista Pärmäkoski hatte als Dritte 56 Sekunden Vorsprung. Niskanen war in der ersten Runde auf Krista Pärmäkoski aufgelaufen und beide arbeiteten den Rest des Rennens zusammen. Alle anderen hatten schon mehr als vier Minuten Rückstand. Über 50 Kilometer dominierte wieder Iivo Niskanen, der nach 40 Kilometern mit zwei Minuten Vorsprung in Führung lag und am Ende noch wieder einbüßte durch Krämpfe im Oberschenkel. Am Schluss blieb aber noch eine Minute seines Vorsprungs übrig auf Remi Lindholm, der noch die Militär-WM in den Knochen spürte. Bronze ging an Markus Vuorela mit 1:31 Minuten Rückstand, der am Schluss auch auf Lindholm noch aufholte und auf Niskanen eine Minute gutmachte. Niko Anttola wurde Vierter vor Kari Varis.