Biathlon: Franziska Preuß mit gestärktem Selbstvertrauen zur Deutschen Meisterschaft

Franziska Preuß (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Anlässlich der Deutschen Biathlon Meisterschaft im Hohenzollern Skistadion am Arber gab Franziska Preuß Einblicke in ihre Saisonvorbereitung und verriet, dass sie eine spezielle Verbindung zu Olympia hat. Sie geht unbelastet von äußerlichem Druck in die olympische Biathlon Saison und freut sich auf Wettkämpfe vor Zuschauern.  

Drittbeste Biathletin der Welt

Franziska Preuß (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Franziska Preuß (27) blickt auf eine Saison zurück, die sie als drittbeste Biathletin der Welt beendete. „Es war ein schöner Winter, wenn man vorne eine Rolle spielt, wenn man die Konkurrenz ärgern kann.“ In einer von Corona geprägten Zeit kamen ihr die Hygienebestimmungen mit Abstandhalten und Maske tragen sehr entgegen. Es war ihre erste Saison, die sie komplett durchlaufen konnte, ohne von irgendwelchen Grippeviren oder Erkältungen eingebremst zu werden. „Letzte Saison hat mir für mein Selbstvertrauen gut getan, ich wurde nie durch einen Infekt zurück geworfen. Da merkt man einfach wie schön das ist, wenn man von Woche zu Woche auf einem Flow weitermachen kann. Bei jeder Krankheit braucht man einfach so viele mentale Körner, um wieder zurückzukommen, um ruhig zu bleiben. Um mein System zu stabilisieren, hat mir letztes Jahr super gut getan. Das war mein erster gesunder Winter überhaupt“. Mit Rang drei in der Gesamtweltcupwertung war sie auch beste Deutsche Biathletin, fühlt sich aber unbelastet von äußerlichem Druck. Für kommende Saison nimmt sie sich mehr Ausreißer nach vorne vor. „Ich mag mir das selbst beweisen, dafür trainiere ich das ganze Jahr“. Und beim Kampf um die Deutschen Meistertitel am Freitag im Einzel, am Samstag im Sprint und am Sonntag in der Verfolgung wird sie sicherlich ein Wörtchen mitreden.  

„Es führen mehrere Wege nach Rom“

Franziska Preuß (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Bereits den zweiten Sommer in Folge trainiert Franziska Preuß (SC Haag) mit dem Perspektivkader bei ihrem früheren Trainer Tobias Reiter. Andere Athletinnen wären froh, es endlich in die Leistungsgruppe Ia geschafft zu haben, sie aber zieht die Trainingsphilosophie von Tobias Reiter (ehem. Disziplintrainer der Damen der deutschen Biathlonnationalmannschaft) vor. „Biathlon ist eine Einzelsportart und da ist Individualität extrem wichtig“, so Preuß, und „ich habe mich für diesen Weg entschieden und ich bin überzeugt, dass es der richtige ist. Es war einfach nicht optimal, wenn man zwei Wochen da dabei ist, dann wieder am Stützpunkt nach dem anderen Trainingskonzept arbeitet. Das war für mich immer ein Kompromiss und das kann man sich auf dem Level, auf dem wir uns bewegen, einfach nicht erlauben. Dass du den roten Faden, den du eigentlich verfolgen magst, nicht verfolgen kannst.“ Franziska Preuß hat das mit allen Trainern und dem sportlichen Leiter abgesprochen und hat nach ihren eigenen Angaben nun eine klare Linie vom Sommer bis zum Herbst. Dass ihre Trainingspartnerinnen viel von ihr lernen können, ist unbestritten. Aber sie attackieren die Top-Athletin natürlich wo sie können und lassen nicht locker. „Ich muss mich ganz schön strecken, dass ich denen zeige, dass ich diejenige bin, die das Tempo vorgibt und ich kann auch von denen was lernen. Gerade am Schießstand hat Anna Weidel ein extrem schnelles Tempo und gibt dort ein bißchen das Tempo vor. So kann man sich gegenseitig reiben und auch voneinander profitieren.“ Mit ihrem aktuellen Leistungsstand ist Franziska Preuß zufrieden. „Es ist alles einwandfrei nach Plan gelaufen, ich habe an meinen Schwerpunkten gearbeitet, um jetzt bei der Deutschen Meisterschaft zu sehen, was gut läuft und woran ich noch arbeiten muss.“ Im Laufe des Sommers hat sich die Wahl-Ruhpoldingerin bei Waffenmeister Sandro Brieslinger in Oberhof einen neuen Schaft gebaut. „Es war cool in Oberhof rumzutüfteln und auch Simon (Schempp) hat mir gut geholfen. Vor zwei Wochen habe ich nochmals rumgefeilt und freue mich nun auf die Rennen um zu sehen, wie funktionierts im Wettkampfstress, vor allem im Stehendanschlag“. Die Wettkämpfe der Deutschen Biathlon Meisterschaft werden in diesem Jahr allgemein als Standortbestimmung angesehen; sie zählen nicht als Qualifikationskriterium, wie auch der sportliche Leiter des Deutschen Skiverbands, Bernd Eisenbichler, bestätigte. Preuß ist mit Olympiakaderstatus bereits für das erste Weltcuptrimester fest gesetzt und die Ergebnisse der zwei Sprint der Qualifikationsrennen am 16. und 17. November in Obertilliach sind nicht maßgeblich. 

Ziele für die Saison 2021/2022

Für die kommende Saison hat sich Franziska Preuß das ein oder andere Top-Ergebnis mit mehr Ausreissern nach vorne vorgenommen. „Ich bin kein Fan davon, mir irgend eine Platzierung vorzunehmen, das ist noch nie gut gegangen.“ Sie hat ihre Schwerpunkte und an denen will sie arbeiten und sich verbessern. Das Highlight der kommenden Saison sind zwar die Olympischen Winterspiele in Peking, aber Preuß ist sich noch unschlüssig, ob sie sich richtig darauf freuen soll, oder es einfach als gegeben hinnimmt, dass Olympia diese Saison einfach dabei ist. Dennoch ist ihr klar, dass es ein Saison-Höhepunkt ist, bei dem man nur alle vier Jahre die Chance hat, dabei zu sein. „Ich habe immer den Anspruch an mich, meine optimale Leistung abzuliefern, natürlich auch bei Olympia. Aber auch der Weltcup hat für mich einen hohen Stellenwert, gerade die Heimweltcups und für mich zählt jedes Weltcuprennen“. Darüber hinaus glaubt sie, dass die kommenden Olympischen Winterspiele sehr speziell werden, nachdem bisher keiner die Strecken testen konnte und keiner weiß, wie es sich mit den Pandemiebestimmungen verhält. Dass die Windverhältnisse am Schießstand in Peking nicht einfach sind, so viel ist bereits bekannt, aber Franzi Preuß befürchtet keine Anpassungsschwierigkeiten. „Man muss sich die Zeit nehmen, den Stand anzuschauen, die Windverhältnisse beobachten und dann spult man sein Programm ab“.  Dass sich die olympischen Biathlon-Strecken auf einer Höhe von ca. 1.700 Meter befinden, ähnlich derer in Antholz (ITA), stört Franzi Preuß weniger. Sie ist zwar kein Fan der Höhe, ein Höhentrainingsblock im letzten Jahr hat sie ziemlich geschlaucht, aber sie ist der Überzeugung „wenn man fit ist, ist man fit, egal auf welcher Höhe, und wenn man nicht fit ist, ist man nicht fit, egal ob es hoch ist oder nicht. Da mache ich mich gar nicht so verrückt sondern konzentriere mich auf das Wesentliche.“

Fans zurück im Stadion

Bei den deutschen Biathlon Meisterschaften sind täglich circa 1.000 Zuschauer zugelassen und auch beim Martin Fourcade Nordic Festival vergangenes Wochenende waren Zuschauer zugelassen. Preuß lief auf Rang drei und für sie war es erst einmal ungewohnt, dass das Stadion randvoll war mit Fans. „Auf der Strecke war es richtig cool, wenn man seinen eigenen Atem nicht mehr hört, weil es vom Streckenrand her so laut ist, da wird man richtig gepushed“. Für den kommenden Winter würde sie sich sehr freuen, wenn wieder Fans dabei sein dürften. „Das ist einfach der spezielle Spirit, der irgendwie zum Biathlon gehört.“