Langlaufen unter Flutlicht: Auf der Nachtloipe in Seefeld

Michael und Basilia auf der Nachtloipe in Seefeld © Michael Rauschendorfer/xc-ski.de

Für manche Sportler ist es die einzige Chance unter der Woche auf Schnee zu trainieren, andere machen es wegen der ganz besonderen Stimmung: Langlaufen unter Flutlicht. Wir haben Basilia und Michael bei einer Trainingseinheit in Seefeld begleitet.

Auf dem Weg zur Nachtloipe in Seefeld © Michael Rauschendorfer/xc-ski.de

Die Langlaufski über der Schulter schlendern Basilia und Michael durch die Fußgängerzone. Es ist 17 Uhr und die Geschäfte bereiten sich langsam aber sicher auf die Schließung vor. Die Schaufenster mit ihrer hellen Beleuchtung ziehen normalerweise jeden Blick auf sich, nicht jedoch den unserer beiden Langläufer. Sie haben ein Ziel, den Loipeneinstieg am Seekirchl. Bereits von weitem ist die von Flutlicht bestrahlte Fläche zu erkennen und es sind trotz der späten Stunde noch zahlreiche Läufer unterwegs. Viele Langläufer kommen regelmäßig Abends nach der Arbeit hierher, um ihre Runden zu drehen und den Tag ausklingen zu lassen. Aber auch für Urlaubsgäste hat das Angebot einer beleuchteten Loipe seinen Reiz. So kann man sich zum Beispiel tagsüber am Alpinskihang vergnügen und kurz vor dem Abendessen noch einmal richtig auspowern. 3,1 Kilometer misst die Runde vom Seekirchl bis hinter die Casino Arena sowie wieder zurück und sie bietet für jeden das passende Gelände. Wer den neuen Anstieg, der extra für die WM 2019 angelegt wurde, nicht laufen will, der kürzt einfach an dessen Fuß ab. Die langen Geraden und welligen Steigungen auf dem Rest der Schleife sind dagegen von Jedermann laufbar. 

Jetzt geht’s aber endlich los für unsere beiden Abendsportler. Auf Höhe von Sport Norz klicken sie in die Bindung und schlüpfen in die Schlaufen der Stöcke. Das Flachstück zu Beginn ist wie gemacht zum Warmlaufen. Ein kurzer Blick hinüber zum beleuchteten Seekirchl, dem Wahrzeichen von Seefeld, und schon geht es weiter im hellen Licht der Strahler. Schneefall setzt ein und macht das Wintererlebnis perfekt. Der sehr guten Loipenqualität tut das keinen Abbruch. Hier wird mehrmals täglich frisch gespurt und die Unterlage ist festgefahren, was ein Einsinken von Ski und Stöcken nahezu unmöglich macht. Die Loipe ist mehrspurig angelegt. Neben zwei Klassik-Spuren haben auch noch zwei Skater Platz auf dem Hinweg. Für den Rückweg gilt dasselbe. So lässt es sich nach einem Tag im Büro oder Anderswo trefflich miteinander fachsimpeln oder plaudern, während man sich sportlich betätigt. Nach der Unterführung kommt der erste kleinere Anstieg in Sicht. Die Welle unterhalb der Casino Arena lädt zum Diagonallaufen oder zur 2-1 Technik beim Skaten ein. Auf der Rückseite geht es wieder hinunter und man muss sich entscheiden, ob man den WM-Anstieg einem Test unterziehen will oder es lieber ruhiger angehen lässt. Basilia und Michael lassen sich diese Chance natürlich nicht entgehen und laufen schon mal dort, wo 2019 Medaillen vergeben werden.     

Michael und Basilia auf der Nachtloipe in Seefeld © Michael Rauschendorfer/xc-ski.de

Einige Runden drehen die beiden so und haben sichtlich Spaß dabei. Immer wieder treffen sie auf andere Läufer und man grüßt sich freundlich. Am Tag ist das in der Menge der Athleten und Hobbysportler eher schwierig, aber bei Dunkelheit unter Scheinwerferlicht wird das Langlauferlebnis doch etwas persönlicher. Vielleicht liegt das an der Stille, die einen zu dieser Stunde umgibt oder einfach nur an dieser ganz besonderen Stimmung mit dem beleuchteten Weg vor sich und drumherum fast nur tiefschwarzer Nacht. Man wird nur selten vom Laufen abgelenkt und konzentriert sich vielmehr auf sich selbst als bei Tageslicht. Das hat schon fast etwas meditatives. Und so verfliegt die Zeit für Basilia und Michael, die sich langsam auf den Rückweg machen müssen. Sie beenden die letzte Runde dort wo sie in die Loipe eingestiegen sind. Ein Blick zur Pulsuhr verrät: Das war eine gute Trainingseinheit! Anschließend schultern sie ihre Ski und begeben sich in Richtung Fußgängerzone. Dort gönnen sie sich noch eine Brotzeit und ein Feierabendbier. Dann geht es mit dem guten Gefühl nach Hause, das beste aus diesem Tag gemacht zu haben. Das könnte man doch morgen direkt wiederholen, oder?

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