Sjusjoen: Saisonauftakt in Norwegen auf Frühwinterschnee

Sjusjoen © Mario Felgenhauer

Es sind diese Bilder, die ich nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Perfekt präparierte Loipen im norwegischen Sjusjoen und das bereits Ende Oktober. Einen Tag gebe ich mir Bedenkzeit, dann ist die Entscheidung gefallen: Da muss ich hin!

Norwegian Airlines Flugzeug © Mario Felgenhauer

Eigentlich sollte man sich für Auslandsreisen und Trainingsaufenthalte etwas Zeit zur Planung nehmen. Aber wenn man auf das aktuelle Wetter und insbesondere die Schneelage angewiesen ist, dann muss es einfach auch mal schnell gehen. Am Sonntag beim Trainingscamp des xc-ski.de A|N Skimarathon Teams fiel meine Entscheidung, am Montag war der Trip nach Norwegen geplant und gebucht. Einen großen Anteil an der unkomplizierten Planung hatten zum einen die Airline Norwegian und zum anderen Flo Goebel. Norwegian ist ein noch relativ junges Unternehmen, das mit über 150 Flugzeugen aber inzwischen immer mehr Ziele auch von Deutschland aus anfliegt. Die Online-Buchung funktionierte problemlos und bereits am Mittwoch sitze ich zusammen mit Thomas Freimuth in einem Flieger der grünsten Airline der Welt. Das liegt insbesondere an den neuen und effizienten Maschinen. Als kleines Goodie surft man bei Norwegian zudem während jeden Flugs kostenlos im Internet. Unsere 2:15 Stunden von München nach Oslo sind jedenfalls äußerst kurzweilig.

Am Flughafen erwartet uns schon Flo Goebel. Der Neuzugang in unserem Skimarathon-Team hat zusammen mit Nachwuchssportler Nils Weirich die Anfahrt von Willingen bis nach Norwegen mit dem Auto auf sich genommen. Er wird uns auch in den kommenden Tagen Asyl in dem von ihm gebuchten Appartement gewähren. Zwei Stunden später beziehen wir im Dunkeln unser Quartier. Es hält uns aber nicht lang im Inneren. Schließlich wollen wir uns unbedingt noch die Beine vertreten. Und so brechen wir nach 20 Uhr auf ins Stadion von Natrudstilen. Dort, wo 2011 der Langlauf-Weltcup als Ersatz für Beitostoelen Station machte, gibt es jedes Jahr ab Anfang Oktober eine Kunstschnee-Loipe mit Flutlicht. Die drei Kilometer Runde war genau das richtige, um uns noch eine Stunde auszutoben. Man glaubt gar nicht, wieviel Spaß die erste Schneeeinheit des Jahres machen kann.

Waren wir am Abend zuvor aufgrund der späten Stunde noch fast allein unterwegs, sieht das am Donnerstagvormittag schon anders aus. Vom Langlaufstadion in Sjusjoen machen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg in Richtung Nordseter, kreuzen dabei immer mal wieder die Strecke des Birkebeinerrennet und begegnen zahlreichen Wettkampfsportlern. Die Birkebeiner-Strecke führt traditionell von Rena nach Lillehammer, ist allerdings aktuell aufgrund der Schneelage noch nicht präpariert. Das macht aber überhaupt nichts. Mehr als 50 Kilometer einfache Wegstrecke stehen bei einer Schneehöhe von 30 Zentimetern zur Verfügung. In unseren Breitengraden würde sich da noch kein Pistenbully-Fahrer auf die Loipen trauen. In Norwegen ist das anders. Die teilweise planen und festen Sand- oder Schotterstraßen eignen sich bestens, um auch bei wenig Schnee eine nahezu perfekte Spur zu legen. Nach absolvierter Einheit kehren wir in unsere Unterkunft zurück und genießen frisch gekochte Nudeln mit kurzgebratenem Filet. Einheit zwei geht wieder in Natrudstilen, ungefähr fünf Autominuten von Sjusjoen entfernt, über die Bühne. Gerade als die Jungs loslaufen wollen, beendet Norwegens Shootingstar Johannes Hoesflot Klaebo seine Einheit. Ihm sollten wir nicht zum letzten Mal begegnet sein.

Sjusjoen © Mario Felgenhauer

Am Freitag macht sich das nahe Wochenende bemerkbar. Man ist nun auf keinem Teil der Strecke mehr allein unterwegs. Die frisch präparierte Loipe bringt mich in einen wahren Glücksrausch und die Kilometer fliegen nur so an mir vorbei. Apropos Fliegen: Wer meint, die leistungssportlich orientierten Norweger würden ständig nur mit Highspeed über die Loipen sausen, der irrt. Viele sind dieser Tage in einem regelrechten Wandertempo unterwegs. Aber lasst euch nicht dazu verleiten, an ihnen vorbei zu sprinten. Das quittieren eure Muskeln in kürzester Zeit mit einer Laktatbehandlung.

Bei einem meiner Trinkstopps fällt mein Blick auf eines der Toilettenhäuschen, die hier oben mehrfach zu finden sind. Dazu gibt es an jeder Abzweigung ausführliche Wegweiser und meist eine Übersichtskarte. So findet man sich auch als deutscher Langläufer, der es ansonsten gewohnt ist, Pfeilen einer bestimmten Farbe zu folgen, gut zurecht. Ist dann im Winter das komplette Loipennetz gespurt, sind die Kombinationsmöglichkeiten endlos und man findet sicherlich jeden Tag eine neue Variante. Aber auch wir können uns nicht beschweren. Bis wir alle Abstecher von der Hauptroute erkundet haben, ist bereits die Hälfte unseres Aufenthalts vorbei.

Am Wochenende wird es dann so richtig „voll“ auf den Loipen. Viele Familien nutzen die Bedingungen für einen Ausflug mit der Familie und nicht selten trainiert der Papa mit Sohn oder Tochter für die ersten Wettbewerbe in diesem Winter. Ein Großteil lässt es aber ruhiger angehen und macht nach einigen Skiwanderkilometern Picknick am Rand der Strecke. Um diese Naturverbundenheit beneiden wir die Norweger, oder? Unsere kleine Trainingsgruppe hat derweil keine Zeit für ein Picknick. Wir wollen unsere kurze Zeit im hohen Norden möglichst effektiv nutzen und Kilometer auf Schnee sammeln. Das haben wir unter anderem mit Ragnhild Haga und Maiken Caspersen Falla gemeinsam, die uns über den Weg laufen. Und auch Johannes Hoesflot Klaebo treffen wir wieder.

Nach drei Tagen Nudeln gönnen wir uns am letzten Tag ein herrliches Buffet im einzigen Hotel von Sjusjoen, um unsere Speicher wieder aufzufüllen. Schwärmerisch lassen wir die letzten Tage Revue passieren. Dann wartet auch schon der Flieger in die Heimat auf uns. Flo bringt uns zum Flughafen. Er selbst wird noch zwei weitere Wochen diesen Frühwintertraum genießen. Der hat’s gut, denke ich mir nur, als ich die Gangway entlanggehe.

Infos Sjusjoen

Sjusjoen ist ein Ortsteil der Gemeinde Rinsgsaker circa 15 Kilometer östlich von Lillehammer. Es liegt direkt an der Wettkampfstrecke des Birkebeinerrennet und kann mit insgesamt 350 Kilometern an Loipen aufwarten. In und um Sjusjoen finden sich wenige Hotels, aber dafür umso mehr Hütten und Appartements. Alle Infos zu Sjusjoen und den Unterkünften lest ihr hier: visitsjusjoen.no

Bildergalerie

5 Kommentare

  1. Tino Meißner

    Hallo Mario,
    Kannst du konkrete Hinweise zu möglichen Unterkünften geben?
    Gruß Tino

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    1. Mario Felgenhauer

      Servus Tino,
      leider nein. Wir haben in einem kleinen Appartement des Rustad Hotels übernachtet. Aber über den Link kommst du zu den unterschiedlichen Anbietern:
      visitsjusjoen.no/overnatting
      Novasol und Sjusjøen Hytteutleie sind die beiden großen Anbieter in der Gegend.
      Schöne Grüße
      Mario

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    2. Kristina Mühler

      Hei!
      Im Januar sind im Rustad Hotel noch ein paar Zimmer und sogar noch ein paar Hütten frei. Falls Interesse besteht. 🙂
      Liebe Grüße 
      Kristina 

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  2. Kristina Mühler

    Hei!
    Ich hoffe es hat euch in Sjusjøen gefallen und das, das Appartment in Ordnung war. Ein sehr schöner Artikel. 🙂
    Liebe Grüße von der deutschen Rezeptionistin, ich hatte mich noch kurz mit jemanden von eurer Gruppe, wusste aber nicht wer.;-)

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    1. Mario Felgenhauer

      Hi Kristina,
      ja, hat alles gepasst und das Appartment war sehr schön. Nur für vier Personen nehmen wir nächstes Mal lieber eine Hütte. 😉
      Schöne Grüße
      Mario

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