Biathlon: Kader 2022/2023 und weitere News aus Norwegen

Sturla Holm Laegreid (NOR), Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Vetle Sjaastad Christiansen (NOR), Siegfried Mazet (FRA) coach team Norway, (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Biathlon-Neuigkeiten aus Norwegen: Die Kaderzusammenstellung für die Weltcup-Saison 2022/2023, ein schwerer Fahrradsturz von Karoline Knotten, Baby-News, eine Verlobung und die Gesamtweltcupsiegerin Marte Olsbu Roeiseland will die Biathlon-Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof rocken. 

Dale und Bjoentegaard nicht mehr im Nationalkader

Erlend Bjoentegaard (NOR)- Winner Total Score and Pursuit Score © Deubert/IBU

Der norwegische Biathlonverband hält die bisherige Struktur bei und geht bei den Frauen und auch bei den Männern mit einem Elite-Team, einem Entwicklungsteam und einem U-23-Team in die nächste Saison. In jedem Team sind sechs Sportler, aber Johannes Dale und Erlend Bjoentegaard gehören nicht mehr zum Elite-Team. Ihre Plätze nehmen Filip Fjeld Andersen und Sivert Guttorm Bakken ein. „Ich fühle mich wie nach einer Trennung. Als ob ich verlassen worden wäre“, sagte Dale bei NRK und weiter: „Schließlich ist es gerade ein Jahr her, als ich bei der WM noch zwei Medaillen geholt habe.“ Dale will seine Worte aber nicht als Kritik verstanden wissen sondern betonte ausdrücklich, dass er sich für seine Kollegen Filip und Sivert freut, die es seiner Meinung nach verdient haben. Während der 24jährige Dale ins B-Team berufen wurde und sich dort über gute Leistungen für die Elite empfehlen kann, sieht es für den 31jährigen Bjoentegaard eher düster aus. Über die Gesamtwertung 2021/2022 im IBU-Cup hat er sich zwar ein persönliches Startrecht für den ersten Biathlon Weltcup in Kontiolahti erarbeitet, wurde aber dennoch ein Opfer der enormen Leistungsdichte im norwegischen Herren-National-Team. Für ihn war selbst im IBU-Cup-Team kein Platz mehr, wo sich vorwiegend jüngere Athleten finden. Zurückgemeldet hat sich aber Johannes Thingnes Boe. Nach fünf olympischen Medaillen, davon vier Goldene, in Peking, hat er ohne noch Chancen auf den Gesamtweltcupsieg zu haben seine Saison vorzeitig beendet. Nun hat er seine Batterien aufgeladen, wie er auf Instagram mitteilte und ist bereit für die neue Saison. Sein Bruder Tarjei verkündete die freudige Nachricht: „Im Herbst werden wir Eltern.“ Der 33jährige und seine Verlobte Gita Simonsen erwarten Nachwuchs und Johannes Dale hat sich mit Kristina Skjevdal verlobt. Elite-Team: Johannes Thingnes Boe, Tarjei Boe, Sturla Holm Laegreid, Vetle Sjaastad Christiansen, Filip Fjeld Andersen, Sivert Guttorm Bakken.
Entwicklungsteam: Johannes Dale, Sverre Dahlen Aspenes, Aleksander Fjeld Andersen, Endre Stroemsheim, Vetle Paulsen, Vebjoern Soerum.

   

Femsteinevik neu im Elite-Team der Damen

Ragnhild Femsteinevik (NOR) © Deubert-foto-deubert.de

Die norwegischen Biathletinnen haben in den vergangenen beiden Jahren das Damen-Biathlon maßgeblich bestimmt. Tiril Eckhoff holte sich den Gesamtweltcupsieg in der Saison 2020/2021 und Marte Olsbu Roeiseland machte es ihr vergangene Saison nach. In beiden Jahren gewannen die Norwegerinnen auch die Nationenwertung. Eckhoff und auch Roeiseland haben sich zwischenzeitlich entschieden, ein Jahr weiter zu machen. Es gibt daher auch nur eine Veränderung im Elite-Team. Emilie Kalkenberg musste ihren Platz mit Ragnhild Femsteinevik (26) in der zweiten Reihe tauschen. Letztere wurde Zweite in der IBU-Cup Gesamtwertung und gewann die kleine Kugel in der Massenstartwertung des IBU-Cups.
Elite-Team: Tiril Eckhoff, Ingrid Landmark Tandrevold, Ida Lien, Marte Olsbu Roeiseland, Karoline Knotten, Ragnhild Femsteinevik.
Entwicklungsteam: Karoline Erdal, Jenny Enodd, Aasne Skrede, Juni Arnekleiv, Marthe Kraakstad Johansen, Emilie Kalkenberg.

Bewährtes Trainerteam bei der Elite

Siegfried Mazet (FRA) coach team Norway © Manzoni/NordicFocus

Schon bevor das Trainerkarussell im Biathlonbereich Fahrt aufnahm und ein neuer vierjähriger Olympiazyklus anbrach, hat der norwegische Biathlonverband mit allen wichtigen Trainern, wie Teammanager Per Arne Botnan gegenüber NRK bestätigte, die Verträge mit ihnen um weitere vier Jahre bis 2026 verlängert. Die überaus erfolgreiche Elite der Herren arbeitet seit 2016 mit dem Franzosen Siegfried Mazet und Egil Kristiansen. Die Damen führten seit 2018 der Südtiroler Patrick Oberegger und Sverre Kaas zum Erfolg. Wie Mazet und Kristiansen hatten auch sie Angebote von anderen Nationen und insbesondere in Italien spekulierte man, ob Oberegger auf den Erfolgstrainer Andreas Zingerle folgen könnte. Zingerle war zwölf Jahre Trainer in Italien und hat früh angekündigt, dass für ihn nach der Saison 2021/2022 Schluss sein wird. Patrick Oberegger hat sich für Norwegen entschieden und wie sein Kollege Sverre Kaas seinen Vertrag um vier Jahre bis zu den olympischen Spielen 2026, die in seiner italienischen Heimat stattfinden, verlängert. 

Schwerer Fahrradsturz von Karoline Knotten

Großes Glück hatte die 27jährige Karoline Knotten. Bei einer Fahrradtour zusammen mit ihrer Teamkollegin Lotte Lie stürzte sie wohl bei losem Schotter über den Lenker, wie sie in einem Interview der norwegischen Zeitung Aftenposten zitiert wird. Knotten kann sich an den Unfallhergang kaum erinnern und ihre Ärzte haben ihr erst einmal eine Ruhepause verordnet. Ein blaues Auge, Abschürfungen im ganzen Gesicht, die mit einigen Stichen genäht werden mussten, eine leichte Gehirnerschütterung und noch eine leichte Verletzung an der Schulter – und dennoch war Knotten froh, dass sie einen Fahrradhelm trug, der sie vor weiteren Verletzungen schützte. Helm, Brille und auch das Fahrrad sind nach dem Unfall stark beschädigt, wie Aftenposten berichtet. 

Wird Marte Olsbu Roeiseland Trainingspartnerin der deutschen Damen?

Sverre Roeiseland (NOR), Marte Olsbu Roeiseland (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Die Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison Marte Olsbu Roeiseland nahm sich etwas Bedenkzeit für die Entscheidung, ob sie weiterhin Leistungssport auf höchstem Niveau betreibt oder Gewehr und Ski an den Nagel hängt. Nun sind die Würfel gefallen und offensichtlich beeinflusst durch das Engagement ihres Ehemannes Sverre Roeiseland beim Deutschen Skiverband. Auf Instagram schrieb sie auf deutsch: „Mein Mann geht nach Deutschland. Dann bleibt mir nichts anderes übrig – wir rocken die WM in Oberhof.“ Gegenüber dem NRK sagte Roeiseland, dass es für sie eine zusätzliche Motivation war, als ihr Ehemann das deutsche Damenteam übernahm. Sie hatte auch in der Vergangenheit nicht immer mit dem Team trainiert und ist offensichtlich in Gesprächen mit dem norwegischen Verband über ihren Trainings- bzw. Saisonplan. Marte Olsbu Roeiseland ist zuversichtlich, dass sie und der Verband eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden. „Ich möchte Teil der Nationalmannschaft sein und mit ihnen an den meisten Dingen beteiligt sein, gleichzeitig kann ich Sverre besuche und mehr als nur ein Brieffreund sein,“ so Marte Olsbu Roeiseland zu NRK. Es kann davon ausgegangen werden, dass die derzeit weltbeste Biathletin dann öfters mal Trainingspartnerin der deutschen Damen in Ruhpolding sein wird. „Das wäre für alle Beteiligte ein Mehreffekt,“ schreibt der ehemalige Biathlet Michael Rösch bei Eurosport, der glaubt, dass die Konstellation Denise Herrmann und Marte Olsbu Roeiseland als Trainingspartnerinnen gut funktionieren würde.