Biathlon Kurznews: Freud und Leid beim Schweizer Biathlon, Vaterfreuden, anhaltende gesundheitliche Probleme und längere Auszeiten

Simon Hallenbarter (SUI) © NordicFocus

Nach der Traumhochzeit von Aita Gasparin und Sergej Semenov verliert der Biathlon-Sport in der Schweiz mit Simon Hallenbarter einen seiner Vorreiter. Der Norweger Tarjei Boe gab die Geburt seines Sohnes Aron bekannt, Tiril Eckhoff kämpft immer noch mit den Folgen ihrer Corona-Infektion und die Polin Monika Hojnisz-Starega nimmt eine längere Auszeit.

Jüngste der Gasparin-Schwestern feiert Traumhochzeit

Bereits im April dieses Jahres sollten für die Bündnerin Aita Gasparin (28) und Sergej Semeneov (32) aus der Ukraine die Hochzeitsglocken läuten. Alles war bis ins Detail geplant, aber wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, war es unmöglich für Familie und Freunde des Bräutigams in die Schweiz zu reisen. Nun haben sich die beiden am 23. September 2022 im Beisein der ihnen wichtigen Menschen getraut. Die Anreise der Mutter von Sergej, Tanja Semenova, dauerte 32 Stunden. Erst mit dem Bus nach Polen und von Warschau aus per Flugzeug in die Schweiz, wie die Schweizer Illustrierte berichtet. „Ich war so froh“, sagt Sergej. „Sie hat sehr geweint.“ Seine Eltern sind seit 20 Jahren getrennt, Vater Alexander Semenov, 66, reiste mit seiner zweiten Frau und den zwei Halbgeschwistern an. Sie alle werden nach der Hochzeit wieder in ihre Heimat zurückkehren, berichtet die Schweizer Illustrierte weiter. Die Feier fand im Gewächshaus des Giardino Verde in Uitikon nahe Zürich statt und zu den 85 Gästen gehören neben der Familie auch einige Sportler. Aita Gasparin bereitet sich bereits auf die kommende Weltcupsaison vor, nachdem sie vergangene Saison die Qualifikation für Olympia verpasste. Ihr Ehemann ist seit diesem Jahr Assistenztrainer bei der Schweizer Juniorenmannschaft. 

Simon Hallenbarter verstirbt im Alter von nur 43 Jahren

Eine schockierende Nachricht erreichte den Schweizer Biathlon: Im Alter von nur 43 Jahren verstarb der dreimalige Olympia-Teilnehmer Simon Hallenbarter. Wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet, nahm er sich während eines Urlaubs mit seiner Freundin in Österreich das Leben, wobei nach der NZZ nur wenige Insider wussten, dass er an psychischen Problemen litt. Der ehemalige Langläufer Hallenbarter debütierte 2002 zu einem Zeitpunkt im Biathlon, als es in der Schweiz noch keine Nationalmannschaft gab und Biathleten sich selbst finanzieren mussten. Bei 243 Weltcup-Starts lief er sechs Mal in die Top 10, nahm an acht Biathlon-Weltmeisterschaft teil und war während dieser Zeit stets ein wichtiger Teil der Schweizer Herrenstaffel. Im IBU-Cup errang er zu Beginn der Saison 2008/2009 einen Sprintsieg in Idre. Zu seinen Weggefährten zählte in den Anfängen Matthias Simmen, mit dem er sich des Öfteren das Zimmer teilte und der heute noch aktive Benjamin Weger. 2014 beendete Hallenbarter in Oslo seine Karriere und man kann noch jetzt auf seiner Facebook-Seite seine Abschiedsworte lesen: „Letzter Weltcup in Oslo – Die sportliche Komponente lasse ich für heute mal auf der Seite ? Trotzdem war es schön nochmals in Oslo laufen zu dürfen. Herzlichen Dank meinen treuen Fans vor Ort in Oslo!! Herzlichen Dank meinen Teammates für die erfrischende Champagnerdusche im Ziel!! Herzlichen Dank an alle für das Daumendrücken vor dem Fernseh all die Jahre!! Herzlichen Dank an alle „Weltcupsiäche und Siächinnen“. Danach stieg der gelernte Sanitärinstallateur ins Sportgeschäft seines Onkels Koni Hallenbarter ein und übernahm es später auch. 

Tarjei Boe wurde erstmals Vater

Offensichtlich war es keine einfache Geburt, aber nun scheint alles gut zu sein. Tarjei Boe, der ältere der beiden Boe-Brüder, und seine Verlobte Gita Simonsen, wurden Eltern eines Jungen namens Aron. „Wir sind jetzt zu Hause und Aron ist gesund und bereit für das Leben“, schrieb Tarjei Boe auf Instagram. Sein jüngerer Bruder Johannes Thingnes hat selbst einen zweijährigen Sohn namens Gustav; ihn kann Tarjei nun um Rat fragen. „Wir haben das Gesprächsthema von Biathlon auf Baby geändert“, meinte Tarjei zum norwegischen Medium Verdens Gang. Aber auch Tarjei Boe steht bereits in den letzten Vorbereitungen für den herannahenden Weltcupstart am 29. November 2022 in Kontiolahti mit dem Großereignis, der Biathlon-Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof. 

Monika Hojnisz-Starega pausiert

Monika Hojnisz-Starega (POL)
Monika Hojnisz-Starega (POL) © Manzoni/NordicFocus

Die derzeit wohl beste polnische Biathletin, Monika Hoijnisz-Starega (31), legt eine Pause ein, was aber nicht gleichbedeutend sein soll mit ihrem Karriereende. „Nachdem ich mehrere Jahre lang ununterbrochen trainiert hatte, beschloss ich, dass ich eine Pause brauchte. Ich möchte mich sowohl körperlich als auch geistig erholen, und es gibt keinen besseren Zeitpunkt für einen solchen Urlaub als das Jahr nach Olympia“, wird Hojnisz-Star?ga auf der polnischen Verbandsseite zitiert. Die Auszeit bedeutet für die polnische Biathlon-Nationalmannschaft der Damen ein herber Verlust. Seit Beginn der Vorbereitungen hat sie in Absprache mit Trainer Tobias Torgersen nicht an Trainingslagern teilgenommen, sondern allein trainiert. Sie entschied sich auch ihren letztjährigen nationalen Meistertitel nicht zu verteidigen und nahm nicht an den polnischen Meisterschaften teil, schreibt der Verband. Ihre Wettkampfpause wird länger dauern, Monika Hojnisz-Starega hat beschlossen, ein Jahr lang mit dem Biathlon zu pausieren.

Verpasst Tiril Eckhoff Weltcupstart?

Nachdem Tiril Eckhoff offen über ihre gesundheitlichen Probleme bezüglich der von ihr unterschätzten Auswirkungen ihrer Corona-Infektion sprach, stellte sie in Aussicht Mitte Oktober zum Damenteam zurückzukehren, wenn ein Trainingslager in Oberhof auf dem Programm steht. „Ich freue mich sehr darauf, nach Oberhof zu fahren. Ich war ein wenig neidisch auf die anderen Mädchen, wenn ich zu Hause saß, aber es war das Richtige für mich“, sagte sie TV2. Nun bestätigte Patrick Oberegger, Cheftrainer der norwegischen Nationalmannschaft, gegenüber TV2, dass Eckhoff dem Trainingslager in Oberhof fernbleiben wird. Nach einer vorübergehenden Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustands im September kehrten die Probleme zurück. Sie kann und muss sich die Zeit nehmen, so Oberegger weiter. Aber je näher der Weltcupstart im finnischen Kontiolahti rückt, umso unwahrscheinlicher wird ihre Teilnahme.