Biathlon: Letzte Weltcup-Startplätze werden in Obertilliach vergeben

Event Feature: Athletes at range area © Manzoni/NordicFocus

In fünf Wochen beginnt die Biathlon-Saison 2021/2022. Der Weltcup startet in Östersund, der IBU-Cup in Idre und eine Woche zuvor ist Obertilliach in Tirol Austragungsort der Qualifikationswettkämpfe für die noch offenen Weltcup- und IBU-Cup-Startplätze der deutschen Biathleten. Dort wird sich entscheiden wohin die Reise anschließend geht.

Zwei Sprints als Qualiwettkämpfe

„Wir haben die letzten Jahre einige Dinge ausprobiert und für die Olympiasaison beschlossen, die letzten Weltcup- und IBU-Cup-Plätze bei Schneerennen zu vergeben und nicht bei Roller-Rennen Mitte September“, so der Sportliche Leiter Biathlon des Deutschen Skiverbands, Bernd Eisenbichler. Während einer Trainingswoche stehen in Obertilliach am 17. und 18. November zwei Sprints auf dem Programm. Bei den Damen und auch bei den Herren geht es im Weltcup noch um zwei offene Startplätze.  

Weltcupstart mit sieben deutschen Damen

Die Weltcup-Saison wird am 27. November mit einem Einzel im schwedischen Östersund eröffnet. Vier Damen sind gesetzt: Franziska Preuß und Denise Herrmann nach Rang drei und zehn in der Gesamtweltcupwertung. Auch Vanessa Hinz und Janina Hettich, die zusammen mit Preuß und Herrmann bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Pokljuka Silber erreichten, müssen sich nicht mehr qualifizieren. Dazu kommt die Thüringerin Vanessa Voigt. Sie hat nach ihrem des Gesamtsieg im IBU-Cup letzte Saison ein persönliches Startrecht beim ersten Weltcup. Zwei Startplätze sind noch frei. Bereits bei den Wettkämpfen der Deutschen Meisterschaft zeigte sich Kristian Mehringer, Disziplin-Trainer der Damen-Nationalmannschaft, durchaus zufrieden mit dem Leistungsstand der Damen. Allerdings sprach er auch konditionelle Defizite an. „Das werden wir nicht von einem auf das andere Jahr verbessern können, man muss akribisch dranbleiben“, so Mehringer, der ausführte, dass um 1 % schneller zu laufen, sehr viel investiert werden muss. „Da muss auch sehr viel im Körper passieren, das kann länger dauern, bei der ein oder anderen geht das in einem Jahr, bei der anderen braucht man zwei bis drei Jahre, bis die Prozesse im Körper so stattfinden, dass sie auf das nächsthöhere Level kommt.“ Festzustehen scheint, dass die Beste aus den zwei Sprints in Obertilliach das Weltcupticket sicher in der Tasche hat. Für den dann noch offenen Startplatz halten sich die Trainer die Entscheidungsoption offen. Es könnte die Zweitplatzierte aus den Rennen in Obertilliach sein, aber Alter und die Leistung der letzten Jahre wird nach Auskunft von Kristian Mehringer in den Trainerentscheid einfließen. Marion Wiesensarter, Maren Hammerschmidt und Karolin Horchler aus der Lehrgangsgruppe Ia sowie die gesamte Lehrgangsgruppe Ib mit Juliane Frühwirt, Hanna Kebinger, Stefanie Scherer, Sophia Schneider, Anna Weidel und Franziska Hildebrand werden in Obertilliach alles geben, um auf den Weltcupzug aufzuspringen. „Allerdings kann sich theoretisch auch ein Nicht-Kader-Athlet für den Weltcup qualifizieren“, so Bernd Eisenbichler, „und wenn man speziell bei der LG Ib bleibt, haben diese Athleten die gleichen Chancen, wie die nicht qualifizierten Athleten der LG Ia.“ Der IBU-Cup startet am 25. November 2021 mit einem Sprint in Idre (SWE). Die Teams gehen jedenfalls von Obertilliach aus nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause direkt nach Schweden.

Herren bereiten sich in Muonio vor

Die Herren bereiten sich mit neun Mann bei einem abschließenden Lehrgang in Muonio (FIN) auf den Saisonstart vor. Dort fällt die endgültige Entscheidung, wer im Weltcup und wer im IBU-Cup startet. Das Weltcupticket sicher haben Benedikt Doll, Erik Lesser und Roman Rees. Der Nesselwanger Philipp Nawrath bekam von Mark Kirchner bereits einen Vertrauensvorschuss. Er ist der vierte Mann, der seinen Startplatz für das erste Weltcup-Trimester fix in der Tasche hat. Nawrath verpasste vergangene Saison den sicher geglaubten Gesamtsieg im letzten IBU-Cup-Rennen und wurde Zweiter. „Auf diese Weise hätte ich es mir selbst erarbeitet, aber dass es im letzten Rennen so daneben geht. Darum ist es dieses Jahr ein super Gefühl mit diesem Vertrauensvorschuss in die Saison zu gehen.“ Die Olympiaqualifikation ist sein nächstes Ziel. „Zwei Mal Top-15 oder ein Mal Top-8. Ich habe schon Top-10-Plätze im Weltcup erreicht, daher weiß ich, es ist für mich möglich“, so Philipp Nawrath. So kommt es, dass auch bei den Herren zwei Weltcupstartplätze vakant sind. Aus der ersten Lehrgangsgruppe könnten sich Philipp Horn, Johannes Kühn oder Justus Strelow eines der Tickets holen, wenn es nicht klappt, starten sie fix im IBU-Cup. Mark Kirchner geht mit neun Mann nach Muonio und zu den sieben genannten Herren kommen zwei aus dem Perspektivkader. Nächste Woche ist mit dem entsprechenden Trainerentscheid zu rechnen. Die Auswahl fällt aus Johannes Donhauser, Lucas Fratzscher, Simon Kaiser, Philipp Lipowitz, Danilo Riethmüller, Dominic Schmuck und David Zobel. Inwieweit Marco Groß (Förderkader), der bei der Deutschen Meisterschaft am Arber neben dem Titel im Sprint und jeweils einem vierten Rang im Einzel und in der Verfolgung respektable Ergebnisse erzielte, Berücksichtigung findet, wird sich zeigen.

Konstante Leistung anbieten

Ein eventueller Wechsel vom Weltcup in den IBU-Cup oder umgekehrt wäre nach Bernd Eisenbichler erst nach dem zweiten Weltcup in Östersund sinnvoll. „Die Östersund-Ergebnisse werden wir uns ganz genau anschauen und wenn bei einem die Leistung nicht passt, andere Athleten im IBU-Cup Leistung bringen, denen die Chance im Weltcup einräumen.“ Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking betonen sowohl Bernd Eisenbichler als auch der Bundestrainer Mark Kirchner, dass jedes Weltcupwochenende wichtig ist und darüber der Weg zum Ziel führt. Gute Weltcupergebnisse auf der einen Seite, aber auch bestmögliche Vorbereitung auf Olympia. „Wir müssen konstante Leistung anbieten, da haben wir letzte Saison viel Potenzial nach oben gehabt“, so der Sportliche Leiter, der in Peking an seinen siebten Olympischen Spielen teilnimmt, und weiter „vier bis fünf Medaillen sind ein realistisches Ziel und das Ziel das wir angehen wollen. Norwegen war bei der letzten Weltmeisterschaft mit zwölf Medaillen sehr dominant, in Frankreich wird super Arbeit geleistet und man hat große Schritte nach vorne gemacht, auch Schweden hat sich weiterentwickelt, aber wir können auf Augenhöhe agieren, müssen aber konstanter durch die Saison kommen und müssen diese Top-Leistung beim Höhepunkt anbieten. Wir werden offensiv um Medaillen kämpfen.“ „Am Ende ist man gut beraten, wenn man grundsätzlich eine Leistungsfähigkeit hat, gut vorbereitet ist und auch auf die Höhenlage vorbereitet ist. Dann muss man mit einem gesunden Optimismus und relativ entspannt an die Sache herangehen. Am Ende fährt der am Besten, der sich vor Ort mit den Gegebenheiten am schnellsten zurecht findet – das haben wir in Pyenogchang vor vier Jahren auch richtig gut hinbekommen und das versuchen wir wieder so optimal wie möglich zu lösen“, so der Bundestrainer Mark Kirchner.