Biathlon Weltcup: Franzosen gewinnen spannende Staffel in Oberhof

Emilien Jacquelin (FRA), Fabien Claude (FRA), Quentin Fillon Maillet (FRA), Simon Desthieux (FRA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Der Sieg im Staffelrennen der Herren beim Biathlon Weltcup in Oberhof ging diesmal nicht an die hochfavorisierten Norweger, sondern an die Franzosen Simon Desthieux, Quentin Fillon Maillet, Fabien Claude Emilien Jacquelin, während Norwegen nach einer Strafrunde nur Zweite wurden. Rang drei holte sich das Quartett aus Italien. Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Philipp Horn mussten sich nach einem verpatzten Schießen mit Rang fünf begnügen.

Frankreich jubelt vor Norwegen und Italien

Emilien Jacquelin (FRA) © Manzoni/NordicFocus

„Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren“ – und nicht auf die übermächtigen Norweger, meinte Arnd Peiffer vor dem Rennen. Das war auch definitiv die richtige Devise, auch wenn man nicht erwarten konnte, dass die Norweger der Spitze lange Zeit hinterherliefen. Der zweite Norweger Johannes Dale, eigentlich ein extrem sicherer Liegendschütze, hatte ausgerechnet dabei große Schwierigkeiten. Trotz wenig Wind drehte er nach Fehlschüssen verunsichert am Diopter und muss dennoch in die Strafrunde. Diesem Rückstand, den er durch viel Verkehr zunächst nicht nennenswert verringern konnte, lief auch Tarjei Bø weiter hinterher, auch wenn Dale sein Team bis zur Halbzeit bis auf Platz vier nach vorn brachte. Vorne sah lange Zeit alles nach einem deutschen Heimsieg aus, bis gegen Ende Emilien Jacquelin seinem Team den Sieg brachte, nachdem er die letzten beiden Staffeln verschossen hatte. Nach dem erfolgreichen Stehendschießen stahl sich ein Lächeln auf das Gesicht des Franzosen, das während der gesamten Schlussrunde blieb, obwohl Johannes Thingnes Bø nach dem Stehendschießen den norwegischen Rückstand von 55 Sekunden beim Wechsel auf 23 Sekunden reduziert hatte. Dennoch konnte der Norweger seinen französischen Konkurrenten aus der Ferne nur beim Jubeln beobachten zusammen mit Simon Desthieux, Quentin Fillon Maillet und Fabien Claude. Vetle Sjåstad Christiansen, Johannes Dale, Tarjei und Johannes Thingnes Bø wurden diesmal nur Zweite vor den starken Italienern. Dass sie in der ersten Rennhälfte durch Thomas Bormolini und Lukas Hofer mithalten, war definitiv zu erwarten. Fraglich war jedoch die Leistung des noch relativ weltcupunerfahrenen Tommaso Giacomel und des formschwachen Dominik Windisch, der hier letztes Jahr in einer Abfahrt schwer stürzte und in dieser Saison viele Rückenbeschwerden mit schmerzhaften Wirbelblockaden hat. Doch der 20-jährige Giacomel schlug sich beachtlich: Er ging seine erste Runde sehr schnell an, leistete sich aber dennoch nur zwei Nachlader liegend und blieb stehend fehlerfrei. Obwohl er in der letzten Runde einbrach, konnte er als Dritter auf Windisch übergeben. Dieser musste zwar auch nur zweimal nachladen und büßte auf der Schlussrunde ebenfalls noch ein, konnte wegen der großen Abstände aber den Podestplatz ins Ziel bringen.

Lesser, Doll und Peiffer mit starken Leistungen

Arnd Peiffer (GER), Fabien Claude (FRA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Das Rennen der später Viert- und Fünftplatzierten, Russland und Deutschland, verlief völlig konträr. Russland verlor schon durch Startläufer Kirill Streltsov erwartungsgemäß viel Zeit und auch Matvey Eliseev schoss zu schlecht, um Boden gutzumachen. Das gelang dann erst Loginov und Latypov, die zumindest Platzierungen gutmachen konnten. Ganz anders das deutsche Quartett mit Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Philip Horn, die bis zum letzten Wechsel auf Siegkurs lagen. Die Basis dazu legte Erik Lesser, der vorher extra noch das Nachladen trainiert und über einen anderen Ablauf nachgedacht hatte, diesen aber wieder verwarf. Liegend leistete er sich zwei Nachlader, steckte auf der Strecke im Gewühl fest, traf dann aber stehend in unglaublichen 17,9 Sekunden alles und verließ gemeinsam mit Italien den Stand. „Ich habe mich sehr geärgert über mein fahriges und langsames Liegendschießen, bin dann gut reingekommen ins Rennen, auch wenn die zweite Runde sehr hart war. Ich dachte, ich habe drei Nachlader, ich probiere es und das hat geklappt. Ich wollte nach dem ersten Treffer schnell durchschießen, aber dass es dann 17,9 werden, war nicht geplant. Schön, dass ich mich damit von 10 auf 1 verbessern konnte“, freute sich Lesser und auch Benedikt Doll machte ein gutes Rennen mit jeweils einem Nachlader und guter Laufleistung, so dass er zusammen mit Frankreich 17 Sekunden hinter Italien zum zweiten Wechsel kam: „Heute hatte ich echt wieder gute Ski vor allem im Vergleich zum Franzosen. Die sind richtig gut vom Fuß gegangen. Ich war heute sehr zufrieden und so macht das Laufen auch einfach viel mehr Spaß. Es war wieder kein schlechtes Schießen, solide, aber es erhöht immer das Risiko, weil die Nachlader schwerer zu schießen sind.“ Auch Arnd Peiffer machte seine Sache sehr gut, lud ebenfalls zweimal nach und machte auf der Schlussrunde gemeinsam mit Fabien Claude Jagd auf den jungen Tommaso Giacomel, der auf der Schlussrunde keine Kraft mehr hatte. Am letzten Anstieg attackierte Peiffer nach Zuruf der Trainer noch einmal und nahm dem Franzosen bis zum Wechsel sechs Sekunden ab.

Horn mit Verlagerung: „Das gibt’s doch gar nicht!“

Philipp Horn (GER) © Manzoni/NordicFocus

Nun war es an Philipp Horn, die Chance auf den Sieg zu wahren – oder zumindest den Podestplatz abzusichern. Doch im Liegendschießen passte bei Philipp Horn gar nichts – erst der siebte und achte Schuss treffen das Ziel, was drei Strafrunden bedeutete. Nach vier Schüssen konnte der 26-Jährige es selbst nicht fassen, dass immer noch alle Scheiben schwarz sind: „Das gibt’s doch gar nicht!“, sagte er deutlich hörbar. In der Zeitlupe war klar erkennbar, dass es sich bei seinen Fehlschüssen um eine links-Tief-Verlagerung handelte, auf die er überhaupt nicht reagierte, sondern einfach weiter schoss. „Das ist sehr hart. Jetzt hat man schön gesehen, was eine Verlagerung liegend ausmacht. Das ist frustrierend für Phillipp. Ich kann das gut nachvollziehen. Ich hoffe, er kann es mit einem guten Stehendschießen noch etwas besser machen“, meinte Arnd Peiffer nach dem Liegendschießen. Zu seinem eigenen Wettkampf sagte er: „Die Nachlader hätte ich mir schon gerne gespart. Aber ich bin zufrieden und konnte am Ende nochmal Druck machen. Aber den letzten Schuss möchte ich natürlich auch noch schaffen.“ Auch im Stehendschießen musste Horn zweimal nachladen und verließ zusammen mit Eduard Latypov das Stadion. Erst im letzten Anstieg konnte er einer Attacke des schnellen Russen nicht mehr folgen, was Rang fünf bedeutete. Nach dem Rennen meinte ein ratloser Phillipp Horn: „Ich kann nur mutmaßen, was es hätte sein können. Ich kann nur sagen, während des Schießens habe ich absolut keine Ahnung gehabt, was ich gerade falsch mache. Ich hatte den gleichen Wind wie beim Anschießen, ich habe keine schlechten Schüsse abgegeben. Ich war absolut ratlos, ich wusste nicht, ob ich in irgendeine Richtung drehen soll auf gut Glück. Ich habe dann einfach versucht, in die Mitte zu schießen, das hat nicht geklappt, ich bin einfach nur enttäuscht.“ Die Ukraine belegte mit insgesamt nur zwei Nachladern Rangsechs vor den Schweden, die Durch Ponsiluomas Strafrunde zurückgeworfen wurden. Die Schweizer Benjamin Weger, Jeremy Finello, Serafin Wiestner und Joscha Burkhalter wurden Neunte, Rang 15 blieb für die Österreicher David Komatz, Simon Eder, Felix Leitner und dem ehemaligen Kombinierer Harald Lemmerer, die durch Eder und Leitner insgesamt dreimal in die Strafrunde mussten.

=> Ergebnis 4×7,5 Kilometer Staffel

 

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