Biathlon Weltcup Ruhpolding: Deutsche Herrenstaffel läuft auf Silberrang

Erik Lesser (GER), Roman Rees (GER), Benedikt Doll (GER), Philipp Nawrath (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Mit tadelloser Leistung läuft die deutsche Herrenstaffel beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding knapp hinter Russland auf den zweiten Rang. Weissrussland komplettiert das Podest. Norwegen und Schweden belegen nach kuriosem Schießen die Ränge sieben und acht. 

Russlands Herrenstaffel siegt in Ruhpolding

Said Karimulla Khalili (RUS), Daniil Serokhvostov (RUS), Alexandr Loginov (RUS), Maksim Tsvetkov (RUS), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Zwei Staffelwettkämpfe fanden bisher in der laufenden Saison statt und sowohl in Östersund als auch in Hochfilzen siegte Norwegen vor Frankreich und Russland. Das deutsche Team landete beide Male neben dem Podest auf Rang vier. Während Norwegen in Ruhpolding eine an allen vier Positionen veränderte Staffel an den Start schickte, haben Frankreich und Russland nur eine Position verändert. Bei den Franzosen nahm Eric Perrot den Startplatz von Simon Desthieux ein und bei den Russen ersetzte Maxim Tsvetkov den sich nach seiner Corona-Infektion noch in Quarantäne befindlichen Eduard Latypov. Mit sieben Nachladern gewann in Ruhpolding das russische Quartett mit Said Karimulla Khalili, Daniil Serkhvostov, Alexandr Loginov und Maxim Tsvetkov. Mit insgesamt nur zwei Nachladern und einer grandiosen letzten Runde kam der deutsche Schlussläufer auf Sichtweite an den Führenden heran und halbierte den Vorsprung auf Maxim Tsvetkov. Mit nur 7 Sek. Rückstand wurden Erik Lesser, Roman Rees, Benedikt Doll und Philipp Nawrath Zweiter und erreichten mit der Staffel erstmals in dieser Saison eine Podestplatzierung. Sechzehn Sekunden dahinter sicherte Anton Smolski für Weissrussland (mit Mikita Labastau, Dzmitry Lazouski, Maksim Varabei) den dritten Rang. Die Plätze dahinter belegten Italien, Frankreich, Ukraine, Norwegen und Schweden.

 

Norwegen und Schweden verursachen Chaos beim ersten Stehendschießen

Peppe Femling (SWE) © Manzoni/NordicFocus

Dass der Norweger Aleksander Fjeld Andersen Probleme beim Stehendanschlag hatte, war deutlich erkennbar. Mehrmals wendete er sich zum Hilfspersonal um und schon während des Rennens wurde die Situation von der Jury aufgelöst und den Norwegern eine Zeitgutschrift von 2 Minuten (1:15 Min. für das Warten und 45 Sek. für zwei zu Unrecht gelaufene Strafrunden) gewährt. Bei der IBU-Cup-Mannschaft der Norweger (mit Sverre Dahlen Aspenes, Johannes Dale und Erlend Bjoentegaard) entstand dadurch gleich zu Beginn des Rennens eine leichte Verwirrung. Aleksander Fjeld Andersen erklärte beim norwegischen Sender NRK die Situation folgendermaßen: „Das ist das Seltsamste, was ich je erlebt habe. Ich stelle mich an Stand 18 auf und habe den Schweden neben mir. Und dann schieße ich meinen ersten Schuss und treffe ihn. Dann blitzen plötzlich zwei gleichzeitig auf. Und dann gehe ich als Reaktion auf den dritten Schuss los und treffe ihn. Dann gehen die Blitze so weiter. Dann sehe ich, dass ich noch Schüsse im Magazin habe, also hebe ich den Arm. Nichts passiert. Dann hebe ich den Arm wieder, und dann bekomme ich einen Hinweis. Dann nehme ich das Gewehr ab und lasse jemanden zu mir kommen. Dann werden endlich die Scheiben hochgezogen und ich kann meine Schüsse abgeben, dann sage ich, dass ich fünf Schüsse abgegeben habe, und frage, was ich tun soll. Man sagt mir, ich solle noch drei weitere Schüsse abgeben, weil noch mehr Patronen da seien. Also schieße ich. Ich glaube ich habe mindestens sechs, wenn nicht sieben oder acht Treffer. Dann wird mir gesagt, dass ich danach zwei Strafrunden laufen soll. Das war also seltsam. Ich mache einfach genau das, was mir gesagt wird, und dann hoffe ich, dass wir einen Abzug für das bekommen, was passiert ist, aber es ruiniert das ganze Rennen.“ Der Schwede Peppe Femling war der Schütze neben Andersen und er sagte bei sportbladet: „Ich habe nichts verstanden. Es war ein Chaos, wir kamen mit 17-18 Leuten auf einmal rein. Ich hatte Zeit vier Schüsse zu machen, bevor ich merkte, dass es die falschen Scheiben waren. Das letzte Mal, dass ich so etwas gemacht habe, war ich 8-9 Jahre alt.“ Mit zehn Nachladern belegte Norwegen Rang sieben und Schweden (Peppe Femling, Jesper Nelin, Martin Ponsiluoma, Sebastian Samuelsson) kam nach einer Strafrunde und zwölf Nachladern auf Rang acht. 

Erik Lesser bringt die Staffel auf Kurs

Artem Pryma (UKR), Erik Lesser (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Im liegenden Anschlag schoss Erik Lesser schnell, traf alles, übernahm die Führung und kam nach einer guten zweiten Laufrunde als erster zum Stehendanschlag. Nach vier Treffern verfehlte der letzte Schuss das Ziel und mit einem Nachlader räumte der Deutsche auch die letzte Scheibe ab. Mit 5,1 Sek. Rückstand ging Erik Lesser als Vierter vom Schießstand weg, verlor auf der letzten Runde und schickte Roman Rees mit 18,2 Sek. Rückstand auf der fünften Position ins Rennen. „Die letzte Runde ärgert mich heute“, sagte Erik Lesser nach dem Rennen. „Ich hätte definitiv als Erster übergeben müssen. Bei mir hat es heute grundsätzlich überall gefehlt, aber trotz alledem habe ich vielleicht noch Schadensbegrenzung betrieben“. 

Roman Rees hält Staffel im Rennen

Roman Rees (GER) © Manzoni/NordicFocus

Vor Roman Ress übernahmen innerhalb einer Sekunde die zweiten Läufer von Russland, der USA, Weissrussland und Italien und an den Skienden des Deutschen klebte der Ukrainer Dmytro Pidruchnyi. Roman Rees kam in schneller Fahrt zum liegenden Anschlag und stürzte vor der Schießmatte. „Eine ziemlich aggressive Anfahrt mit halbem Rückwärtssalto“, meinte er später dazu. Der Schwarzwälder blieb liegend fehlerfrei und auch im stehenden Anschlag servierte er eine saubere Serie. Auf der Schlussrunde wurde vorneweg volles Tempo gelaufen, Rees konnte das Tempo nicht ganz mitgehen, hielt die Staffel aber im Rennen und zeigte sich mit seiner Leistung, insbesondere im Hinblick auf die beiden Null-Serien zufrieden. 

Benedikt Doll führt die Staffel auf einen Podestplatz

Philipp Nawrath (GER), Benedikt Doll (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Benedikt Doll übernahm die Staffel an sechster Position mit 25,7 Sek. Rückstand auf die führenden Italiener mit größerer Lücke zur Ukraine, Frankreich, Russland und Weissrussland, die nur mit 8 Sek. Abstand zu Italien unterwegs waren. Der Russe Alexandr Loginov räumte liegend alle Scheiben ab und verließ als Erster den Schießstand. Dass einige Nationen vor ihm nachladen mussten konnte er nicht direkt ausnutzen, da auch er die letzte Scheibe erst mit einem Nachlader versenkte. Einen Platz zurückgefallen und mit Rückstand von 37,3 Sek. waren es beim Stehendanschlag die Nachlader der in Führung liegenden Nationen, die Benedikt Doll nutzten konnte. Mit fünf Treffern hat sich Doll von der siebten auf die vierte Position nach vorne geschoben, der Abstand zur Spitze betrug 22,6 Sek. bei Schießstandausgang, aber nur 10 Sek. auf den dritten Rang. Mit einer ausgezeichneten Schlussrunde holte Benedikt Doll die 10 Sek. auf den vor ihm laufenden Ukrainer auf und zog an ihm vorbei und während Alexandr Loginov (RUS) und Maxim Varabei  (BLR) gleichzeitig auf den Schlussläufer übergaben, hat der Deutsche die 3. Position gesichert. „Es ist ein absolutes Highlight, dass ich stehend fehlerfrei bleiben konnte, liegend war ich fast schon wieder auf der Strecke und musste noch einmal nachladen, “ so Benedikt Doll nach dem Wettkampf. 

Philipp Nawrath: „Das war schon ein Fingerzeig“

Benedikt Doll (GER), Philipp Nawrath (GER), Roman Rees (GER), Erik Lesser (GER) © Manzoni/NordicFocus

Das deutsche Team hat nach Analysen die Positionen umgestellt und wollte heute den sprintstarken Philipp Nawrath auf der Schlussposition ausprobieren. Und der Nesselwanger hat seine Sache richtig gut gemacht. Mit 16,4 Sek. Vorsprung vor dem nächsten Verfolger übernahm Philipp Nawrath auf Rang drei und ging von Beginn an voll auf Angriff. Nach fünf Treffern im liegenden Anschlag verringerte er den Abstand auf den vor ihm an zweiter Position laufenden Anton Smolski. Bei Schießstandanfahrt war er dicht hinter dem Weissrussen und während Smolski einen Nachlader benötigte, räumte Philipp Nawrath sicher ab und nahm mit 12,6 Sek. Rückstand die Verfolgung des Russen Maxim Tsvetkov auf. Nawrath holte sensationell auf und hatte den Russen bereits auf Sichtweite vor sich. Bei der letzten Zwischenzeit betrug nach einer bestechenden Energieleistung des Deutschen der Abstand nur mehr 5,2 Sek. „Am letzten Hang war die Lücke doch noch zu groß und ich habe gemerkt, da komme ich nicht mehr hin,“ so Philipp Nawrath nach dem Rennen, der den zweiten Platz sicher ins Ziel brachte. „Das war schon ein Fingerzeig von uns, wenn jeder sein Ding macht und wir uns an die Anweisungen und die Taktik, die wir uns zurecht legen, hält, sind wir durchaus in der Lage da vorne mitzulaufen“. Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter Biathlon des DSV, zeigte sich hochzufrieden nach dem Wettkampf: „Das war ein sehr guter Tag für uns, ich denke dass die Jungs viel Selbstvertrauen aus diesem Rennen ziehen. Alle Vier haben es am Schießstand sensationell umgesetzt. Ich denke das Ergebnis gibt uns viel Selbstvertrauen Richtung Peking. Das gibt der ganzen Mannschaft einen Ruck nach vorne.“ 

Die Schweiz mit Sebastian Stalder, Jeremy Finello, Martin Jäger und Niklas Hartweg (o:11) belegte Rang 11 und Österreich mit David Komatz, Simon Eder, Patrick Jakob und Harald Lemmerer (0:10) kam auf Rang 12. 

Ergebnis Staffel Herren

Das weitere Programm in Ruhpolding hier.

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