Simon Schempp beendet Biathlon Karriere

Simon Schempp (GER) © NordicFocus

Mit einem emotionalen Instagram-Post gab Simon Schempp heute das Ende seiner Biathlon Karriere bekannt. Die Führung des Deutschen Skiverbands dankte ihm für seine herausragenden Erfolge und seinen großen Einsatz für den Biathlonsport und hofft, dass er dem Biathlonsport auf die ein oder andere Weise erhalten bleibt. 

„Die schwerste Entscheidung meiner Laufbahn“

Die Return-Taste zu drücken und diesen emotionalen Post in die Welt hinauszuschicken, der Biathlonwelt mitzuteilen, dass der Leistungssportler, der Biathlet Simon Schempp fortan in den Startlisten nicht mehr zu finden sein wird, dürfte nach der Entscheidung selbst, die sicherlich in den letzten Tagen in ihm gereift ist, nochmal besonders schwer gewesen sein. Jetzt ist es endgültig. Und innerhalb weniger Minuten machte die Nachricht die Runde. Viele seiner deutschen und internationalen Weggefährten haben unter seinem Post eine Nachricht für ihn hinterlassen. Tolle Bilder vom Beginn seiner Karriere und Stationen seines Erfolgs hat er dem Post angehängt und beim Betrachten dieser Fotos mag in dem einen oder anderen Biathlonfan Wehmut aufkommen. Der 32jährige Massenstart-Weltmeister von 2017 stellt nach 15 Jahren im internationalen Biathlonzirkus sein Gewehr in die Ecke und verabschiedet sich mit „Mein liebstes Biathlon“.  

 

Verletzungspech und der beschwerliche Weg zurück

Nach Verletzungspech und gesundheitlichen Folgen konnte der Uhinger zuletzt nicht an seine früheren Leistungen anknüpfen. „Seit einiger Zeit spüre ich, dass mein Körper nicht mehr voll belastbar ist, und an diesem Zustand konnte leider auch mein unbändiger Wille nichts ändern“, schreibt Simon Schempp auf seinem Instagram-Kanal. „Schlussendlich konnte ich nicht mehr der Biathlet sein, der ich lange war, weder im Wettkampf noch im Training. Dieses Signal kann und will ich nicht länger ignorieren.“ Im Sommer 2018 stürzte der Wahl-Ruhpoldinger beim Radtraining und musste an der rechten Schulter operiert werden. Obwohl die Verletzung gut verheilte, verliefen die ersten Weltcup-Wochen zäh. Als Folge einer Trainingsüberlastung stieg Simon Schempp vorzeitig aus der Saison 2018/2019 aus. Nach drei Titeln bei den Deutschen Meisterschaften 2019 blieben die früheren Leistungen auch im Folgewinter unerreicht. Zu Beginn der Saison 2020/21 konnte er sich in Testrennen während der Vorbereitung nicht für einen Weltcupstartplatz qualifizieren. Bei weiteren Testwettkämpfen zeigte das Leistungsbarometer nach oben und als er zusammen mit seiner Freundin Franziska Preuß im Team bei der wegen der Corona-Pandemie von Schalke nach Ruhpolding verlegten World Team Challenge den zweiten Platz belegte, wurde er anschließend in das Oberhofer Weltcupaufgebot berufen. Dort startete er zum letzten Mal bei einem Weltcup-Rennen, qualifizierte sich als 58. im Sprint für die Verfolgung und wurde dort 45. Beim zweiten Oberhofer Weltcup war er nicht mehr nominiert mit der Konsequenz, dass er auch keine Chance mehr hatte, sich für den Saisonhöhepunkt, die Biathlon-Weltmeisterschaft zu qualifizieren, die dritte in Folge verpasste WM. Der Rückzug aus dem Leistungssport folgte nun wohlüberlegt. „Natürlich war das die schwerste Entscheidung meiner Laufbahn, aber es fühlt sich gut und genau richtig an“, bekräftigt Schempp. Seine Biathlon-Karriere sei eine unheimlich intensive, fordernde, lehrreiche, aber vor allem wunderschöne, erfolgreiche Reise gewesen. „Dank Dir, liebes Biathlon, durfte ich große Erfolge feiern, die immer in meinem Kopf und vor allem in meinem Herzen bleiben!“ In der Verbandsmitteilung wird Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter Biathlon mit „Wir alle hätten Simon von Herzen gegönnt, dass er nach seiner langwierigen Verletzung zurück zu alter Stärke findet. Wir bedauern, aber respektieren seine heutige Entscheidung“ zitiert und Karin Orgeldinger, Sportdirektorin Nordisch und Biathlon schreibt: „Simons Entscheidung ist nachvollziehbar. Er wird uns aber nicht nur sportlich, sondern auch menschlich fehlen. Deswegen hoffen wir, dass Simon uns auch während oder nach seiner beruflichen Ausbildung auf die ein oder andere Weise im Biathlonsport erhalten bleibt.“

Erfolgsbilanz

Zum Biathlon kam Simon Schempp im Alter von 13 Jahren über seinen Vater, der Trainer bei der SZ Uhingen ist. Er nahm an einem Sommer-Biathlon teil und war sofort begeistert. Mit 16 wechselte er dann auf das Skiinternat Furtwangen, wo er von Steffen Hauswald trainiert wurde. Über den Junioren-Europacup bestritt er ab 2006 erste internationale Rennen. Nach dem Abitur zog Simon nach Ruhpolding, um sich dem dortigen Stützpunkttraining anzuschließen. Außerdem trat er der Sportfördergruppe des Zolls bei. 2009 feierte er dann sein Weltcup-Debüt in Vancouver und war seitdem ein fester Bestandteil des deutschen Nationalteams. Seine Erfolgsbilanz mit insgesamt zwölf Einzelsiegen im Weltcup und sieben WM-Staffelmedaillen ist eindrucksvoll. In Sotschi gewann er olympisches Staffel-Silber und bei der WM 2017 in Hochfilzen holte er sich Gold im Massenstart. Bei Olympia in Pyeongchang erreichte er Staffelbronze und Silber in dem legendären Massenstart, als er mit Martin Fourcade zeitgleich die Ziellinie überquerte. Simon Schempp will sich nun auf seine berufliche Ausbildung konzentrieren und strebt ein Hochschulstudium an. 

Quelle: u.a. DSV

Bilder seiner Karriere