Start der Biathlon-Saison 2020/2021 – Vorschau auf Weltcup und WM

Kontiolahti, Finland (FIN) © Manzoni/NordicFocus

Am 28. November 2020 starten die Biathletinnen und Biathleten in die neue Saison. Ein Saisonstart, der eigentlich anders geplant war. Die Covid-19 Pandemie hat auch im Biathlon für ordentlich Wirbel gesorgt. Der Weltverband hat früh reagiert und wichtige Entscheidungen getroffen und dennoch sind kurzfristige oder überraschende Änderungen im Laufe der neuen Saison nicht auszuschließen. 

Weniger Austragungsorte zur Einschränkung des Reiseaufkommens

Pokljuka, Slovenia (SLO) © Manzoni/NordicFocus

70 Bewerbe sind für die Biathletinnen und Biathleten in der kommenden Saison geplant. Die Internationale Biathlon Union (IBU) hat früh entschieden, Doppelweltcups, also zwei Weltcups hintereinander an einem Ort durchzuführen. Das Reiseaufkommen wird dadurch minimiert und damit verbunden auch ein erhöhtes Infektionsrisiko sowie zusätzliche Kosten für erforderliche Corona-Tests. Im finnischen Kontiolahti wird die Saison eröffnet und eigentlich wollte man mit der Eröffnung ein modernes und unterhaltsameres Format einführen. Daraus wird zumindest dieses Jahr nichts. Nach Einzelwettkämpfen und Sprints bleiben die Athleten in Kontiolahti und ein weiterer Weltcup mit sechs Bewerben, ursprünglich nach Östersund (SWE) vergeben, schließt sich an. Zwei Weltcups mit jeweils sechs Wettkämpfen finden in Hochfilzen statt, der eigentliche, und der von Annecy Le Grand Bornand (FRA) übernommene. Nach der Weihnachtspause wird Oberhof (GER) zwei Weltcups durchführen, den eigenen und den von Ruhpolding übernommenen,  bevor Antholz letzte Station vor dem Saisonhöhepunkt, der Biathlon Weltmeisterschaften, in Pokljuka sein wird. Von 9. bis 21. Februar 2021 geht es in Slowenien an neun Wettkampftagen bei zwölf Bewerben um Titel und Medaillen. Die Saisoneröffnung in Kontiolahti findet mit Zuschauerbeteiligung statt und ob dies in der sich anschließenden Wettkampfwoche möglich ist, wird nach den Erfahrungen der Saisoneröffnung entschieden; bei den weiteren Weltcups bis zur WM sind keine Zuschauer möglich. Ob auf der Pokljuka eine kleine Anzahl von Zuschauern zugelassen werden kann oder die WM ebenfalls ohne Fans stattfinden muss, steht noch nicht definitiv fest. Aktuell wurde von der IBU auch die Wettkampfplanung für das letzte Trimester bekannt gemacht. Dass die Reise nach Peking zum Testlauf für die ein Jahr später stattfindenden Olympischen Winterspiele entfällt, war bereits länger klar. In Nove Mesto na Morave (CZE) wurde ein weiterer Doppelweltcup installiert und der Saisonabschluss findet plangemäß in Oslo (NOR) statt. Die Organisationskomitees und nationalen Verbände haben mit der IBU vereinbart, Ende Januar 2021 eine Bewertung des Status der Pandemie vorzunehmen, um festzustellen, ob die weiteren Veranstaltungen in der geplanten Form durchgeführt werden können. In jedem Fall werden Östersund, Annecy Le Grand Bornand, Ruhpolding und auch Peking von der IBU für die abgegebenen Weltcups finanziell entschädigt und auch für die Veranstalter der zusätzlich übernommenen Weltcups gibt es eine Finanzspritze on Top.

Wer ist Favorit für den Gesamtweltcup?

The globe for the successful athletes © Manzoni/NordicFocus

Dorothea Wierer (ITA) und Johannes Thingnes Boe (NOR) haben den Gesamtweltcup zwei Mal in Folge gewonnen und treten als Titelverteidiger zum Triple an. Ein erstes Beschnuppern der Athleten und Vergleiche bei internationalen Testwettkämpfen fielen den Corona-Beschränkungen zum Opfer und so dürfen die ersten Starts in Kontiolahti mit Spannung erwartet werden. Dorothea Wierer (30) holte sich letzte Saison neben dem Gesamtweltcup den Weltmeistertitel im Einzel und in der Verfolgung im heimischen Antholz – eine olympische Einzelmedaille fehlt ihr noch in der Sammlung. Die Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland (30), die junge Schwedin Hanna Oeberg (25) und natürlich Denise Herrmann zählen zu ihren stärksten Konkurrentinnen in der kommenden Saison. Von der Treffsicherheit liegen Wierer, Oeberg und Roeiseland nah beieinander (82 %, 82 %, 84 %), alle drei haben an Schnelligkeit zugelegt, wobei Wierer mit beeindruckenden Schießzeiten aufwartet. Für Denise Herrmann wurde in der abgelaufenen Saison eine Trefferleistung von 77 % errechnet, die sie meist mit ihrem Laufvermögen und schnellsten Laufzeiten kompensiert. Bei den Herren ist davon auszugehen, dass die große Kristallkugel nach Norwegen oder Frankreich geht. Vier Franzosen und die beiden Boe-Brüder Johannes Thingnes und Tarjei, stellten vergangene Saison die Top-6 der Gesamtweltcupwertung. Der Zweitplatzierte Martin Fourcade hat seine Karriere als Leistungssportler beendet, aber Quentin Fillon-Maillet, Emilien Jacquelin und Simon Desthieux sind bereit für mehr. Aus deutscher Sicht hat Benedikt Doll erneut einen Platz in den Top-10 der Gesamtwertung im Visier. Die letzten drei Jahre hat er dieses Ziel erreicht und in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison besonderen Wert auf das Schießen gelegt. Gesund bleiben ist oberste Prämisse für jeden und konstant gute Leistungen führen schließlich am Ende zum Ziel des Gesamtweltcups oder zum Gewinn einer kleinen Kristallkugel in einer der Weltcup-Disziplinen. 

Was bringt die Saison Neues?

Vorübergehende Regeländerung

Die Qualifikationskriterien für das erste Weltcuptrimester wurden angepasst, da der Start des IBU Cups wegen der Corona-Pandemie auf Januar 2021 verschoben wurde. Eine Qualifikation für die Dezember-Weltcups, die in der Regel über den IBU-Cup erfolgt, wäre daher nicht möglich. Nach der vorübergehenden Regelung kann nun jeder nationale Verband im ersten Trimester zwei Athleten in den Weltcup schicken, die die Qualifikationskriterien nicht erfüllt haben. Die Startquoten der einzelnen Verbände bleiben allerdings unberührt. Ob diese Regelung über das erste Trimester hinaus ausgeweitet wird, ist derzeit noch offen. Die weitere Regeländerung betrifft die Streichergebnisse. Waren bisher bei der Gesamtweltcupwertung zwei Streicher möglich, können am Ende der von Corona geprägten Saison 2020/21 vier Ergebnisse gestrichen werden. Streichresultate werden auch bei der Nationen- und bei der Disziplinwertung sowie bei der IBU-Cup-Gesamtwertung eingeführt. Sollte sich die Gesamtanzahl der Wettbewerbe verringern, wird sich auch die Anzahl der Streichergebnisse entsprechend verringern.

Dauerhafte Regeländerung

Neu eingeführt wurde das blaue Trikot, das von dem Top-Konkurrenten getragen wird, der bis zum 31. Dezember noch nicht 25 Jahre alt geworden ist.  Der IBU-Preis „Under 25“ wird am Ende der Saison verliehen und ersetzt die Auszeichnung IBU Rookie of the Year. In der neuen Saison kommen weitere technische Änderungen zum Tragen. Am Format Super-Sprint sind Änderungen geplant, um das Gleichgewicht zwischen Laufen und Schießen zu verbessern; die Strecke wurde standardmäßig auf 1,5 km festgelegt und die bisher zulässige Ersatzpatrone entfällt. Diesbezügliche Tests im IBU-Cup sind kommende Saison nicht auf dem Plan. Weiter wurden Strafen für Verstöße gegen bestimmte Regeln am Schießstand angepasst. Crossfire oder die Wahl der falschen Schießbahn führt nicht mehr automatisch zur Disqualifikation. 

Hier findet ihre alle Weltcup-Termine im Überblick