Vorschau auf die Biathlon Saison 2023/24

Oestersund (SWE): Philipp Nawrath (GER) © Manzoni/NordicFocus

Am 25. November beginnt im schwedischen Östersund für die Biathletinnen und Biathleten die Saison 2023/24. Wir blicken mit Daten und Fakten auf den kommenden Biathlon-Winter bei dem die Weltmeisterschaften in Nove Mesto na Morave das Highlight sein werden. Erstmalig steht ein Biathlon Weltcup in der Schweiz auf dem Programm, im kanadischen Canmore finden die Wettkämpfe zum Saisonfinale statt und neben einigen Regeländerungen führt der Weltverband das totale Fluorwachsverbot ein. 

58 Wettkämpfe an 9 Wettkampf-Orten

Oestersund (SWE) © Manzoni/NordicFocus

Die Planungen der Internationalen Biathlon Union sehen für die kommende Saison 58 Wettkämpfe an 9 Wettkampf-Orten vor. Sieben Sprintrennen, sieben Verfolgungen, vier Massenstarts, zwei Einzel und ein kurzes Einzel sowie fünf Staffelbewerbe, dazu jeweils drei Mixed- und Single-Mixed-Rennen. Dazu kommen zwölf Bewerbe im Rahmen der Biathlon-Weltmeisterschaft im tschechischen Nove Mesto na Morave, deren Ergebnisse allerdings seit letzter Saison nicht mehr  in die Gesamtweltcupwertung einfließen. Zur Saisoneröffnung in Östersund, die sich über zwei Wochenenden erstreckt, finden insgesamt zehn Wettkämpfe statt, alle anderen Weltcupveranstalter sind für sechs Wettkämpfe verantwortlich. Nach dem Auftakt in Östersund geht es zurück nach Hochfilzen in Österreich und zum Abschluss des ersten Trimesters steht erstmals ein Biathlon Weltcup in der Schweiz auf dem Programm. Lenzerheide hat sich zuvor mit der Ausrichtung einer Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaft für höhere Aufgaben empfohlen und letzte Saison mit der Durchführung der Biathlon Europameisterschaft bestätigt, dass der nationale Verband und das örtliche Organisationskomitee ein Biathlonevent in dieser Größenordnung stemmt. Mit Oberhof und Ruhpolding stehen im Neuen Jahr die beiden Weltcups in Deutschland auf dem Programm, bevor traditionsgemäß in den Höhenlagen von Antholz der letzte Weltcup vor dem Saisonhighlight in Nove Mesto na Morave auf dem Programm steht. Die Höchststartquote mit jeweils sechs Athleten steht kommende Saison den Nationen Norwegen, Frankreich, Deutschland, Schweden und der Schweiz zu und bei den Damen Frankreich, Schweden, Norwegen, Deutschland und Italien. 

 

Saisonhighlight im „Hexenkessel“ von Nove Mesto na Morave

Nove Mesto, Vysocina Arena © Biathlon Weltcup NMNM

Von 7. bis 18. Februar 2024 steht für die Biathletinnen und Biathlon im tschechischen Nove Mesto na Morave das Saisonhighlight auf dem Programm. Nach 2013 finden in der Visocyna Arena zum zweiten Mal Biathlon Weltmeisterschaften statt. In zwölf Bewerben wird um Titel und Medaillen gekämpft. Das Stadion fasst an die 20.000 Zuschauer und ist damit das größte im Weltcupzirkus. Ohrenbetäubender Lärm der Fans wird den Athleten bei der Stadioneinfahrt Gänsehautatmosphäre bereiten. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen und Tickets für die Rennen an den Wochenenden sind heiß begehrt. Im Stadion stehen sechs Tribünenbereiche zur Auswahl, ferner drei Tribünen an einem steilen Anstieg hinter dem Stadion und ein weitere Tribüne im Bereich des Stadioneinlaufs. Die Wettkämpfe finden fast ausschließlich unter Flutlicht statt. Daher wurde eine neue Beleuchtung installiert, „die modernste unter den europäischen Campusanlagen ist“ wie auf der Webseite des Veranstalters zu lesen ist. Ferner, dass auch „Datennetze oder Umspannwerke neu sind und junge Biathleten die veränderte Form der Strecken ausprobierten, die nun in der Sommer- und Winterversion nahezu identisch sind.“ 

Letztes Trimester

Nach der WM geht es für die Athletinnen und Athleten darum, im Kampf um die kleinen und vor allem um die große Kristallkugel weiter Punkte zu sammeln. In Oslo startet das letzte Trimester, wobei zu hoffen bleibt, dass bis dahin die Probleme, die zur Schließung des Schießstands am Holmenkollen führten, gelöst sind (wir berichteten). Der vorletzte Weltcup wird in Amerika, in Soldier Hollow stattfinden und von dort geht es zum Saisonabschluss erstmals ins kanadische Canmore. Bereits in der Saison 1986/87 fand im dortigen Nordic Center erstmals ein Weltcup statt, im Jahr darauf die Wettkämpfe im Rahmen der Olympischen Winterspiele 1988 (Calgary) und im letzten Jahr war der IBU-Cup zum Saisonfinale dort zu Gast. Wegen der Zeitverschiebung sehen Fans in Deutschland die Rennen aus Canmore erst spät abends, die aus Soldier Hollow teilweise erst kurz vor Mitternacht.   

(Regel-)Änderungen

IBU flag in the wind © Manzoni/NordicFocus

Startquoten bei der WMEine Regeländerung, die vergangene Saison für Unverständnis, ja Unstimmigkeiten sorgte, auch in diesem Jahr gilt und sicherlich mehr Beachtung findet, war die Regel Nr. 12.6.1.1.1  bezüglich zusätzlicher Startquoten bei einer WM, die besagt nämlich:„b) NV mit mehr als vier (4) Athleten, die in der aktuellen WC-Gesamtwertung unter den ersten 15 platziert sind, haben das Recht, diese Athleten zu melden, jedoch darf die Quote der NV für Sprint und Einzel fünf (5) pro NV nicht überschreiten.c) Außerdem dürfen diejenigen NV, die die Sieger in Einzel, Sprint, Verfolgung, und Massenstart der vorangegangenen WM hervorgebracht haben, diese Wettkämpfer zusätzlich zu ihrem nationalen Kontingent für die Einzel-, Sprint – bzw. Massenstartwettkämpfe der WM melden. Der Sieger des Verfolgungswettkampfes bei vorangegangenen Weltmeisterschaften darf zusätzlich für den Sprintwettkampf gemeldet werden, wobei die Startquote eines Verbandes jedoch sechs (6) nicht übersteigen darf.“

Kein Super-Sprint
Übereinstimmend hat das technische Komitee des Weltverbands beschlossen, (vorerst) keinen Super-Sprint in das Wettkampfprogramm aufzunehmen (wir berichteten).

Änderung der Streckenlänge bei der Mixed-Staffel
Sowohl Damen als auch Herren laufen bei der Mixed-Staffel einheitlich 6 km. Zum Saisonstart in Östersund kommt diese Änderung erstmals zum Einsatz (wir berichteten). 

IBU-Cup-Gesamtsieger
Der IBU-Cup-Gesamtsieger sowohl bei den Damen als auch bei den Herren erhält in der Saison 2023/24 ein persönliches Startrecht nicht nur für den ersten, sondern auch für den zweiten Weltcup. Ab der Saison 2024/25 wird dieses persönliche Startrecht in ein Startrecht für den Verband, dem der oder die IBU-Cup-Gesamtsieger:in angehört, umgewandelt (siehe Kurznews dazu). 

Fluorwachs-VerbotNach mehreren Verschiebungen greift ab sofort ein totales Fluorwachs-Verbot des Weltverbandes. Über das Testverfahren und Ahndungen von eventuellen Verstößen haben wir ausführlich berichtet.

Preisgelder

Die auszuschüttenden Preisgelder sind vom Weltverband transparent dargelegt und betragen für die Saison 2023/24 insgesamt satte 9.174.450 Euro einschließlich der Biathlon Sommer-WM (408.750 Euro). Weiterhin entfallen auf die WM in Nove Mesto 1.570.900 Euro, auf die Platzierungen des gesamten Weltcups 5.300.500 Euro, auf den IBU-Cup insgesamt 494.000 Euro und auf die EM 168.600 Euro, auf die Weltcup Bibs 77.700 Euro und auf Weltcupgesamtwertung, Diziplinwertung und U-25-Award 1.154.000 Euro. Für einen Weltcup-Einzelsieg (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) erhält der Sieger 15.000,– Euro, der Zweitplatzierte 12.000.– Euro und auf dem Bronzerang gibt es noch stattliche 9.000,– Euro, bis hin zu Rang 30, der mit 200,– Euro dotiert ist. Demgegenüber gibt es für die Medaillenränge bei der WM 25.000,–, 19.000.– und 14.000,– Euro. 

Wer gehört zum Favoritenkreis?

Bei der Saisoneröffnung im norwegischen Susjoen dominierten die Norweger indem sie vorallem läuferisch den Athletinnen und Athleten der anderen teilnehmenden Nation weit voraus waren. Die besten Laufzeiten wurden allerdings auch in der vergangenen Saison meistens von den Norwegern bestimmt. Wo die deutliche Überlegenheit bei den Testrennen in Susjoen begründet lag, darüber kann nur spekuliert werden. Offensichtlich ist aber, dass sich die DSV-Athleten und auch die Italiener und Tschechen sichtlich schwer taten mit dem fluorfreien Wachs. Ingrid Landmark Tandrevold sagte bei NRK: „Es ist nicht unbedingt so, dass wir Norweger besser sind als andere, aber die Ski selbst haben viel zu sagen und es gibt eine Warteschlange, um die besten Ski zu bekommen. Und oft sind es die Besten, die das Beste bekommen. Dann ist es für mich unglaublich schwierig, auf fluorfreies Wachsen umzusteigen und diejenigen zu treffen, die bereits bessere Ski haben“, und weiter „es ist einfach unfair. Für mich ist es in gewisser Weise ein Vorteil, und ich gebe zu, dass ich heute darüber nachgedacht habe. Denn Fluor gleicht die bestehenden Skiunterschiede aus – und zwar in vielen Bereichen. Tandrevold sagte auch, sie habe enorme Unterschiede zwischen ihren und Vittozzis Skiern festgestellt. Insofern wird es spannend, wohin die Entwicklung geht und ob die Norweger auch im schwedischen Östersund in der Loipe an ihren Konkurrenten vorbeiziehen.

Julia Simon (FRA) with French Team © Manzoni/NordicFocus
DamenBei den Damen muss sicherlich mit der Italienerin Lisa Vittozzi und ebenso mit der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold gerechnet werden. Auf ihr ruhen nach dem Rücktritt von Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Roeiseland alle norwegischen Hoffnungen. Auch die letztjährige Weltcup-Gesamtsiegerin Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich scheinen trotz aller Widrigkeiten in hervorragender Form anzutreten. Nicht zuletzt muss die Endabrechnung auch mit den Oeberg-Schwestern Hanna und Elvira aus Schweden gemacht werden. Nicht zu vergessen Dorothea Wierer aus Italien. Lletzte Saison wurde sie Zweite hinter Simon mit knappem Vorsprung vor ihrer Landsfrau Vittozzi auf dem dritten Rang.

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus
HerrenBei den Herren wurde der erste Auftritt des Dominators Johannes Thingnes Boe mit Spannung erwartet. Auch er hatte in der Sommervorbereitung immer wieder mit Komplikationen zu kämpfen, hat nach der Geburt seines zweiten Kindes weitestgehend allein bei sich Hause trainiert und offensichtlich alles richtig gemacht. Er scheint in Top-Form, ebenso sein Teamkollege und Pächter des Platzes hinter ihm, Sturla Holm Laegreid. Der Schwede Sebastian Samuelsson darf nicht übersehen werden, er könnte den Norwegern ab und an einen Podestplatz streitig machen während sein starker Teamkollege Martin Ponsiluoma noch an einem Hüftproblem laboriert. Interessant wird auch wie sich die Franzosen präsentieren, allen voran Quentin Fillon Maillet. Vergangene Saison wurde er Achter in der Gesamtwertung. Seine Vorbereitung auf die beginnende Saison war geprägt von krankheitsbedingten Unterbrechungen und verlief damit nicht nach seinen Vorstellungen. Aus deutscher Sicht startet Benedikt Doll wohl in seinen letzten Weltcupwinter. Vergangene Saison wurde der Schwarzwälder Vierter in der Gesamtwertung hinter J. T. Boe, Sturla Holm Laegreid und Vetle Sjaastad Christiansen. Lassen wir uns überraschen, wie allen der Start in die neue Saison gelingt.

Alle Termine des Biathlon-Weltcups und des IBU-Cups hier im Überblick.