Kurznews: Langlauf Weltcup 2024 in Oberhof und im Goms, erfolgreiche Zusammenarbeit und IOC erwägt Rückkehr Russlands

ARENA am Rennsteig Oberhof © Christian Heilwagen

Zuschauer in Deutschland und der Schweiz dürfen sich wohl 2024 über einen neuen Heimweltcup freuen: In Oberhof und im Goms soll der Langlauf Weltcup Station machen. Außerdem berichten wir von der britisch-lettischen Trainingsgemeinschaft und den Plänen des IOC, russische und belarussische Sportler baldmöglichst wieder zuzulassen.

Langläufer im Januar in Oberhof?

Nachdem Oberstdorf sich als Ausrichter von Tour de Ski Etappen zurückgezogen hat, um sämtliche Kräfte auf die Ausrichtung der Vierschanzentournee der Damen und Herren zu konzentrieren, gibt es nun Hoffnung für die deutschen Langlauf-Fans. Oberhof soll im nächsten Winter nach zehn Jahren Pause im Januar kommenden Jahres wieder die Langlauf-Weltelite empfangen – allerdings nicht als Teil der Tour de Ski. Die Rückkehr in den Weltcup-Kalender bestätigte Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter der deutschen Langläufer, der „Thüringer Allgemeine“. Im vorläufigen Kalender des Weltverbandes FIS ist die Zeit vom 19. bis 21. Januar 2024 vorgemerkt. Eine Bestätigung des Termins beim FIS-Kongress im Frühjahr sei nur Formsache, sagte Schlütter. Oberhof hatte zuletzt im Dezember 2013 den Auftakt der Tour de Ski ausgerichtet. Danach wurden ausschließlich Biathlon-Wettbewerbe in der Arena am Grenzadler veranstaltet. Aktuell finden dort die Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Für die Titelkämpfe wurde das Stadion aufwendig umgebaut und bietet nun auch für die Langläufer gute Bedingungen. „Wir können nur wenige Tage nach dem Biathlon-Weltcup die komplette Infrastruktur nutzen und sparen damit erheblich an Kosten“, sagte Schlütter. Im kommenden Jahr sind die Biathleten wieder wie gewohnt in der ersten Januar-Woche in Oberhof.

Erst Oberhof, danach ins Goms

Nach dem Wochenende in Thüringen soll die Reise für die Langläufer weitergehen in die Schweiz, wo erstmals ein Langlauf Weltcup in der Oberwalliser Gemeinde Goms ausgetragen werden soll. Schneesicherheit, anspruchsvolle Strecken und eine topmoderne Infrastruktur garantieren auf einer Höhe von 1300 Meter über dem Meer unvergessliche Wettkämpfe, so der Veranstalter auf seiner Webseite. Mit der Austragung des COOP FIS Langlauf Weltcups wird das Nordische Zentrum Goms gebührend eröffnet. Es sollen insgesamt vier Weltcuprennen stattfinden. Goms ist der fünfte Schweizer Weltcup-Veranstalter. „Wir freuen uns, neben Davos, dem Val Müstair, der Lenzerheide und dem Engadin mit dem Goms einen neuen Schweizer Weltcupveranstalter begrüßen zu dürfen. Für unsere Athletinnen und Athleten sind die Heimweltcups jedes Mal ein Highlight und eine besondere Motivation“, sagte Lars Brönnimann, Chef Langlauf von Swiss-Ski.

Eiduka erfolgreich in neuer Trainingsgruppe

Patricija Eiduka ist ein aufstrebendes Talent, das schon im letzten Jahr einige gute Resultate zeigte und dieses Winter die Tour de Ski als Gesamt-14. beendete. Schon früh entschied sich die Lettin mangels Konkurrenz im eigenen Land, sich einer Trainingsgruppe im Ausland anzuschließen. Drei Jahre trainierte sie unter Justyna Kowalczyk mit dem polnischen Team. Das führte zu Erfolgen: 2020 bei der Junioren-Weltmeisterschaft verpasste sie Edelmetall nur ganz knapp, gewann aber Silber in der U23-Kategorie 2022. Vor der aktuellen Saison schloss sie sich dem Team Aker Dæhlie an, das die unter schweren finanziellen Problemen leidenden britischen Sportler unter seine Fittiche nahm und von Jostein Vinjerui und Hans Kristian Stadheim geleitet wird. Die Zusammenarbeit zeigt sich auch in dem markanten blau-orangenen Laufkleidung, die sowohl die Herren Großbritanniens als auch die Lettin in diesem Winter tragen. Die 23-Jährige war vor der Saison auf der Suche nach einer neuen Trainingsgruppe und wurde fündig. Für beide Seiten ist die Zusammenarbeit ein Gewinn. „Es ist toll, nun auch eine Frau im Team zu haben“, sagte Vinjerui im Gespräch mit langrenn.com. „Patricija wuchs unter Brüdern auf und die Jungs haben sie im Team herzlich willkommen geheißen.“ Dennoch war es am Anfang eine Umstellung für alle. „Sie kommt aus einer Trainingsphilosophie, wo man das Training anders angeht als wir es gewohnt sind, besonders was die Intensitäten und Erholung angeht. Da mussten wir etwas arbeiten, um diese Angewohnheiten aus ihr herauszubekommen“, sagte Jostein Vinjerui und erklärt genauer: „Als sie zu uns kam, kannte sie quasi keine Ruhetage. Sie kommt aus einer Trainingskultur, wo erwartet wird, dass man jeden Tag trainiert, um das Investierte zu festigen. Wir haben ihr nun das Konzept mit Ruhetagen näher gebracht. Denn wenn sie sich erholt, wenn sie die Regeneration braucht, hat sie jetzt mehr Energie für die Rennen und intensive Trainingseinheiten. Das hat ihre Ausdauer gesteigert.“ Des Weiteren ist ihr Leistungssprung in intensiver Arbeit an ihrer Technik begründet, wie er sagte.

Internationale Sportminister gegen Teilnahme Russlands und Belarus

Schon im letzten Herbst hätte das IOC am liebsten russische und belarussische Sportler zugelassen, um niemanden wegen seiner Herkunft zu diskriminieren und von Sportveranstaltungen auszuschließen. Heftige Proteste und Boykottandrohungen waren die Folge, so dass das IOC dennoch beiden Nationen den Start verweigerte. Nun ist der Krieg in der Ukraine nach fast einem Jahr immer noch in vollem Gange und es ist kein Ende in Sicht. Schon seit Wochen wird wieder diskutiert, wann und unter welchen Voraussetzungen man den Sportlern wieder die Teilnahme erlauben kann. Das erklärte IOC-Präsident Thomas Bach auch ausführlich in einem ZDF-Interview am Rande der Rodel-WM in Oberhof. Die Vereinigung Athleten Deutschland hält das Argument, dass ein Ausschluss wegen des Passes gegen das Diskriminierungsverbot verstoße, für nicht schlüssig.“ Die Ukrainer können ja nicht einmal mehr trainieren, weil der Staat Russland Bomben auf ihre Trainingsstätten schmeißt. Es sind mehrere Athleten auf ukrainischer Seite in dem Krieg auch gestorben, die werden nirgendwo mehr antreten können“, sagte Präsidiumsmitglied Léa Krüger im Deutschlandfunk: „Man muss hier ganz klar sagen: Es findet doch eigentlich schon eine Diskriminierung Russlands gegenüber der Ukraine statt.“ Obwohl es dem IOC mit dem Wunsch nach zeitnaher Rückkehr beider Nationen in erster Linie um die Sommersportler und ihre Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Spiele 2024 in Paris geht, wären natürlich auch die Wintersportler wieder startberechtigt. Auch jetzt gibt es wieder heftige Kritik der anderen Nationen, die Ukraine droht mit einem Olympia-Boykott, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat sich ebenfalls klar gegen die Teilnahme russischer und belarussischer Sportler bei Olympia 2024 ausgesprochen. In einer internationalen Videokonferenz von Sportpolitikern aus 35 Nationen wurde nun der Druck auf das Internationale Olympische Komitee erhöht. Man vereinbarte auf einer gemeinsamen Telefonkonferenz, eine Erklärung zu verfassen, um Versuche zu verhindern, Sportler aus Russland und Belarus zu internationalen Sportwettkämpfen zurückzuschicken. Die Video-Beratung hatte auf Initiative von Großbritannien stattgefunden. Es sei ein sehr produktives Treffen gewesen, schrieb die britische Sportministerin Lucy Frazer auf Twitter. Das für Sport zuständige Bundesinnenministerium erklärte im Anschluss, auch bei den Beratungen bekräftigt zu haben, einen Start russischer und belarussischer Sportler in Paris abzulehnen. „Es gibt aus unserer Sicht keinen Anlass, den russischen und belarussischen Sport zur Rückkehr in die Wettkämpfe einzuladen. Den ukrainischen Athletinnen und Athleten muss weiterhin die uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung der internationalen Sportgemeinschaft gelten. Die Bestrebung des IOC zur Wiederaufnahme der russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten ist der falsche Weg“, teilte ein Sprecher des Innenministeriums auf dpa-Anfrage mit. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte bereits Ende Januar betont: „Der Sport sollte in seiner Verurteilung des brutalen Krieges, den Putin gegen die ukrainische Zivilbevölkerung führt, klar sein. Große Sportereignisse finden nicht im luftleeren Raum statt.“ Russland hingegen betont, dass Sport und Politik getrennt werden müssten. In einem Land, in den auch unter neutraler Flagge auftretende Sportler von Putin und Co. gefeiert und mit militärischen Orden ausgezeichnet werden, scheint das aber nur schwer möglich zu sein.