Langlauf Kurznews: Boykott bei FIS-Meeting, Energiekrise und Teilmobilmachung

Russland © NordicFocus

Der Langlauf-Weltcup ist weiter von Putins Angriffskrieg in der Ukraine und der Energiekrise betroffen. Über eine Rückkehr russischer Sportler in den Weltcup wird diskutiert und wegen hoher Energiekosten könnten Weltcups ausfallen.

Plant die FIS die Rückkehr Russlands?

Seit einiger Zeit wird über eine Rückkehr russischer und belarussischer Sportler in den Weltcup nachgedacht – außer im Biathlon. Da hat die IBU bereits beschlossen, die Sperre für beide Nationen weiter auszudehnen. Obwohl die Empfehlung des IOC zum weiteren Vorgehen noch auf sich warten lässt. Für große Aufregung – und große Freude bei den Russen – sorgte die Aussage von Michel Vion, Generalsekretär der FIS, man könne die Türen des Weltcups für Russen und Belarussen vielleicht ab Dezember wieder öffnen. Auch sagte er beim Forum Nordicum, für beide Nationen bestünde die Möglichkeit, unter neutralen Status Athleten an den Start zu schicken. Diese Aussagen wurden jedoch schnell relativiert und als Missverständnis deklariert. Dass über ein Ende der Sperre nachgedacht wird, kann Simen Hegstad Krüger nicht verstehen: „Ich muss zugeben, dass ich überrascht war, als ich hörte, dass die FIS die Situation nun so positiv sieht. Es hat sich nichts geändert in Putins Krieg. Die Lage hat sich eher noch mehr zugespitzt als sich entspannt.“

Norweger boykottieren Herbstmeeting

Letzte Woche war ein virtuelles Treffen von IOC-Präsident Thomas Bach mit verschiedenen Sportverbänden anberaumt – über das Ergebnis ist noch nichts bekannt. Ebenfalls keine Informationen gibt es bisher über das gestrige Online-Meeting von Elena Välbe und FIS-Präsident Johan Eliash. Sollte das Gespräch eine Annäherung bedeuten, wird es wohl zu weiteren Protesten kommen. Schon gestern boykottierte das norwegische Team das FIS-Herbstmeeting in der Schweiz, weil die russische Delegation anwesend war. „Der Skiverband hat beschlossen, die Teilnahme Russland aufs Schärfste zu verurteilen. Darum haben wir beschlossen, norwegische Vertreter von allen Meetings in Zürich zurückzuziehen, wenn Russen oder Belarussen anwesend sind“, so Verbandspräsidentin Tove Moe Dyrhaug in einer Pressemeldung. Zuvor hatte Schwedens Skilangläufer William Poromaa mit einem Boykott des Weltcups gedroht, sofern die FIS russische Athleten zulasse, während sie von anderen Sportverbänden weiter gesperrt werden. Ebba Andersson und Frida Karlsson stimmten ihm zu. „Nach meiner persönlichen Meinung sollte man immer gegen die besten Sportler antreten. Aber nun reden wir über eine Situation, die es eigentlich in der Welt nicht geben sollte“, so Poromaa. Auch kündigte Hauptsponsor Coop an: „Wenn die FIS Russen und Belarussen wieder zulässt, stoppen wir unser Sponsoring“, so Bjørn Takle Friis, Pressechef von Coop. Die Sportlervereinigung Global Athlete und „Athleten der Ukraine“ veröffentlichten ein gemeinsames Statement und die Olympischen und Paralympischen Komitees aus Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Island und der Färöer schrieben in der letzten Woche einen offenen Brief an das IOC, in dem sie den weiteren Ausschluss von Russland und Belarus forderten. Das FIS Council will am 22. Oktober eine Entscheidung treffen, wie man weiter vorgeht.

Weltcups in Gefahr wegen Energiekrise

Eine andere Aussage von Generalsekretär Michel Vion sorgte jedoch auch für Aufregung – eine, die nach steigenden Preisen in allen Lebensbereichen jedoch nicht überraschend kommt: Die FIS rechnet mit Absagen von Weltcup-Veranstaltern wegen der Energiekrise und deutlich höheren Kosten wegen Schneeproduktion und Flutlicht. FIS und IBU rechnen beide mit Einschränkungen und Problemen, aber: „Wir haben es in der Biathlon-Familie in der Vergangenheit immer geschafft, kurzfristig Ersatz zu finden. In der Corona-Pandemie ist deshalb auch kein Wettbewerb abgesagt worden“, erklärte IBU-Kommunikationsdirektor Christian Winkler. Außerdem werden energetische Einsparmöglichkeiten geprüft. Bei der FIS sind die Sorgen jedoch größer, man befürchtet nicht nur direkte Einschränkungen aufgrund der Energiekrise, sondern auch Probleme mit der Akzeptanz von energieintensiven Großveranstaltungen in diesem Winter: Haben die Menschen Verständnis dafür, wenn sie Wasser und Strom sparen müssen, nebenan aber energieintensive Wettbewerbe ausgetragen werden. Generell geht FIS-Generalsekretär Michel Vion davon aus, dass Weltcups kurzfristig verlegt werden könnten, um Ausfälle zu vermeiden. „Kommt eine Absage einen Monat vor dem geplanten Termin, ist das aber nicht mehr möglich,“ sagte der FIS-Generalsekretär. Einen „Plan B“ gäbe es nicht.

Auch Sportler von Teilmobilmachung betroffen

Vladimir Putin macht bei seiner Teilmobilmachung von 300.000 Russen auch vor Leistungssportlern nicht halt. Seit gestern äußern sich immer mehr Verbandspräsidenten oder Trainer, dass auch einige ihrer Sportler einberufen werden sollen. Namen sind allerdings bisher nur wenige bekannt. Nachdem Elena Välbe noch am Morgen erklärte, sie wisse bei ihren Langläufern von keinen betroffenen Athleten, wurde später bekannt, dass Anton Timashov eine Ladung bekam. Der 26-Jährige ist international noch relativ unbekannt, wurde aber 2019 bei der U23-WM Vierter im Massenstart und ist nun seit dem Frühjahr neu in der Trainingsgruppe von Oleg Perevozchikov. Zu seiner Einberufung, von der das russische MatchTV erfahren hat, will Välbe nichts sagen: „Ich werde das nicht kommentieren! Konzentriert euch auf den Sport! Werdet nicht hysterisch!“ Auch verschiedene, namentlich nicht bekannte, russische Biathleten erhielten eine Einberufung. Dabei soll es sich um große Namen im russischen Team handeln, auch um Medaillengewinner. Sofort in den Krieg ziehen wird aber niemand. Die Unsicherheit ist groß, wie man nun vorgehen soll. Vorerst trainieren alle Sportler weiter und warten auf weitere Anweisungen. Man hofft auf Verschonung vom Kriegsdienst – denn schließlich seien auch sportliche Erfolge enorm wichtig für Putin & Co.