Langlauf Kurznews: Verletzungen bei Weng und Andersson, Kangaroo Hoppet, Vaterschaft und Hilfe für finanzschwache Teams

Heidi Weng (NOR) © Modica/NordicFocus

Auch dieser Sommer vergeht nicht ohne Verletzungen bei den Athleten, diesmal mussten Heidi Weng und Ebba Andersson ihr Training aussetzen oder ändern. Jessie Diggins feierte Down Under einen Sieg, Alexander Bolshunov wurde Vater und für finanzschwache kleine Nationen soll eine Lösung gefunden werden. 

Gehirnerschütterung handicapt Weng

Heidi Weng hat eine schwierige Zeit hinter sich. Die von ihr immer befürchtete Corona Infektion erwischte die 31-Jährige wie bekannt zum ungünstigsten Zeitpunkt: Kurz vor der Abreise zu den Olympischen Spielen, die sie dadurch verpasste. Ende der Saison zog sie sich bei einem Sturz auf Eis noch eine schwere Gehirnerschütterung zu, unter deren Folgen sie Monate litt. „Seit dem Frühjahr geht es ihr nach und nach besser. Auch wenn sie es immer noch an manchen Tagen spürt, merkt sie doch eine langsame Besserung“, so Nationaltrainer Sjur Ole Svarstad zur VG. Da sie anfangs nach der Verletzung zu ungeduldig war, dauert es nun bis zur Genesung besonders lange. Die 31-Jährige hat in den letzten Monaten deutlich weniger als geplant trainiert, gilt nach Johaugs Rücktritt aber dennoch als größte Hoffnung der norwegischen Damen. Zur Zeit trifft sie das erste Mal seit März die Kolleginnen zum gemeinsamen Trainingslager. Anfang August trat sie aber bereits beim Lysebotn Op an, wo sie mit 50 Sekunden Rückstand Dritte wurde, und meinte später: „Es waren sieben harte Monate – vor allem für meinen Kopf. Im Juli konnte ich sehr gut trainieren, habe aber erst im Juni mit leichtem Training angefangen. Aber es fühlte sich so an, als ob mein Kopf gleich explodiert. Es war absolut grausam.“

Knieprobleme bei Andersson

Gesundheitliche Sorgen hat auch Ebba Andersson, nachdem sie sich schon vor einem Monat im Training verletzte. „Ich machte ganz normale Beinübungen im Fitnessstudio. Aber die Übung hat meinem Knie nicht gutgetan. Das hatte Konsequenzen“, sagte sie dem Sportbladet. Schon 2016 musste sich die 25-Jährige einer Operation am rechten Knie unterziehen – nun schmerzt aber das linke Knie. „Diesmal ist es mein anderes Knie, darum kam es etwas unerwartet. Seit der OP musste ich Wege finden, um mein rechtes Knie nicht zu sehr zu belasten.“ Die Schwedin konnte ihr Training in den letzten Wochen weiter fortsetzen, musste sich aber mehr Gedanken über die Art ihres Trainings machen und mehr Zeit im Fitnessstudio verbringen. Stattdessen hat sie mit dem Skirollern und Laufen eine Weile ausgesetzt. „Ich musste im Training etwas vorsichtig sein. Nun konnte ich das Training wieder steigern und im Moment ist alles gut“, so Andersson. Am Trainingslager in Torsby konnte sie teilnehmen, ließ aber die Trollhättan Action Week aus.

Diggins gewinnt Kangaroo Hoppet

Insgesamt 1000 Athleten aus 22 Nationen traten am Samstag bei perfekten Wetterbedingungen im australischen Falls Creek zur 30. Auflage des Kangaroo Hoppet an, wo mehrere Wettkämpfe auf dem Programm standen. Bei den Damen wurde das Hauptrennen über 42 Kilometer im freien Stil von den Gästen des US Ski Teams dominiert. Jessie Diggins, die tags zuvor ihren 31. Geburtstag gefeiert hatte, bestimmte das Geschehen im schweren Paralyser Anstieg und konnte sich schließlich in der Abfahrt von den Bogong High Plains auch noch von ihrer Teamkollegin Julia Kern absetzen. Im Ziel trennten die beiden Amerikanerinnen dann 3:26 Minuten. Die übrigen sechs Starterinnen kamen aus dem Gastgeberland. Am stärksten präsentierten sich erwartungsgemäß die weltcuperfahrenen Casey Wright und Katerina Paul und im Kampf um den letzten Podestplatz setzte sich Wright gegen ihre Landsfrau durch – beide 14 Minuten hinter Diggins. Im Rennen der Herren ging der Sieg mit 1:44 Minuten Vorsprung an den 23-jährigen Amerikaner Peter Wolter, der sonst auf der US Super Tour unterwegs ist. Das Feld der 13 Starter blieb auf den ersten zehn Kilometern zusammen, dann erhöhte Wolter das Tempo und setzte sich nach 15 Kilometern auf dem Hochplateau von den anderen ab. Der zweite Platz war lange umkämpft und ging schließlich im Endspurt an den 20-jährigen Biathleten Campbell Wright aus Neuseeland, der sich gegen den Halbnorweger Lars Young Vik aus Australien durchsetzte. Mit dabei waren auch die Davoser Brüder Lauro (25) und Gino Brändli (20), die als Siebter und 13. das Ziel erreichten.

Bolshunov ist Vater

Alexander Bolshunov und seine Ehefrau Anna, geborene Zherebyateva, wurden Eltern. Das gab der 25-Jährige am Samstag via Social Media bekannt. „Heute wurde ich Vater! Nun haben wir unser wichtigstes Gold!“, freuten sich die glücklichen Eltern. Der Name ihrer kleinen Tochter lautet Eva Alexandrovna Bolshunova. Auf die Frage, ob man sie nicht Alexandra hatte nennen wollen, meinte er: „Naja, ich hätte das natürlich gerne gehabt, ha ha. Dann wäre sie Alexandra, die Dritte“, lachte er in Anspielung auf seinen Vornamen und den seines Vaters. Zu den ersten Gratulanten gehörte Verbandschefin Elena Välbe: „Herzlichste Glückwünsche! Wie ich Sasha kenne, wird er ein toller Vater. Nun hat er einen neuen größten Fan. Ich wünsche der Tochter und Anya alles Gute.“ Eva kam früh genug auf die Welt, so dass ihr Papa am Sonntag an einem Ruder-Rennen teilnehmen konnte, bei dem Bolshunovs Team Platz fünf belegte. Zu dem Showrennen hatte ihn Yuri Postrigai, Kanu Olympiasieger von 2012, mehrfach eingeladen, so dass er die Gelegenheit gerne nutzte. „Just for fun“, meinte er bei MatchTV.

Hilfe für finanzschwache Teams

Kleine Teams sind gegenüber den großen Langlauf Nationen im Nachteil. Das ist nicht neu, oft fehlt den Teams das Geld für Personal und Material. Daran will die FIS in der Zukunft etwas ändern und die „Kleinen“ unterstützen. „Es ist schwierig für Nationen wie die Schweiz, Frankreich, Italien und andere in Europa, aber sie kämpfen sich durch. Wenn wir jetzt keine Kosten reduzieren und Geld in den Nachwuchs investieren, werden es bald immer weniger Nationen sein, die in der Weltspitze mitkämpfen“, so FIS-Renndirektor Pierre Mignerey zur VG. Wie bereits berichtet gehören zu den Teams mit großen finanziellen Sorgen auch die Briten, nachdem ihnen die staatliche Unterstützung gestrichen wurde und sie sich keine Trainer mehr leisten können. Beim Wachsen hat das Team schon lange eine Kooperation mit den Norwegern, wo sie Athleten auch leben. „Die Briten sind ein starkes Team sie waren auf dem Weg nach oben. Manche Nationen wie Norwegen könnten ihnen helfen. Was in UK passiert, sind sehr schlechte Nachrichten“, so Mignerey.  Die Norwegerin Guri Knotten, neue Leiterin der Nordisch-Direktion in der Schweiz, ging letzte Woche mit einem Vorschlag an die Öffentlichkeit: „Wir sollten auf der Equipment-Seite mehr standarisieren. Die Nationen mit weniger Geld müssen große Teile ihres Budgets fürs Wachsen und Material ausgeben. Dadurch fehlt ihnen jedoch das Geld für Personal und die Athleten können nicht mehr so gut gefördert werden. Vielleicht sollte man einmal eine gemeinsame Skipräparation für alle testen?“, so Knotten. Beim Spring Meeting der FIS wurde eine Arbeitsgruppe zu dem Thema gebildet. „Die Ski und das Wachsen wird schon seit vielen Jahren diskutiert, nun werden wir uns bemühen, Lösungen zu finden. Aber Unterschiede wird es immer geben. Die Athleten haben unterschiedliche Ski. Nachwuchsläufer in Norwegen haben auch nicht dasselbe Material wie Johannes Høsflot Klæbo“, so Mignerey, der sich an der Formal 1 orientieren will. „Dort gibt es Regeln, wie oft man den Motor tauschen darf und Regeln für die Reifen. Können wir ein ähnliches System finden? Da gibt es viele Optionen. Deutschland hat vorgeschlagen, die Anzahl der Ski zu reduzieren.“ Guri Knottens Landsleute, die viel Geld in ihren Wachstruck und ihr Personal stecken, sind verständlicherweise nicht so angetan von den Plänen der FIS. Norwegens Wachs-Chef Stein Olav Snesrud freut sich über die Diskussion, „aber alles zu teilen geht gegen unseren Wettkampfgeist. Es ist ein Mythos, dass wir geheime Vorteile auf der Materialseite haben. Wir sind einfach gut in der Präparation. Dann wären ja alle gleich gut.“ Snesrud ist der Meinung, die FIS sollte sich mehr für Kooperationen von großen und kleinen Nationen stark machen. Bis die FIS eine faire Lösung findet, wird es aber noch dauern: „Zum kommenden Winter wird es keine Änderungen geben und auch nicht zum folgenden Winter. Auch wenn eine Saison ohne Großereignis eine gute Möglichkeit zum Testen wäre“, sagte Mignerey.