Langlauf / Nordische Kombination: Probleme in Finnland und Frankreich, Verfahren um Tod von Jamnik eingestellt, Mini-Saison für Wang

Vier Wochen vor Saisonstart hat noch kein finnischer Athlet den Vertrag mit dem Verband unterschrieben © Modica/NordicFocus

Finanzielle Probleme gibt es in vielen Verbänden, unter anderem in Finnland und Frankreich. Das führt zu Vertragsstreitigkeiten und Weltcup Absagen. Außerdem wurde das Verfahren um den Tod der jungen Slowenin in Norwegen eingestellt und dem chinesischen Sprinter Qiang Wang steht eine Kurz-Saison bevor.

Finnische Athleten ohne Vertrag

Nicht nur in Norwegen gibt es Streitigkeiten zwischen Athleten und Verband – auch in Finnland. Vier Wochen vor Saisonbeginn hat noch kein Sportler die Athletenvereinbarung mit dem Verband unterschrieben, wie die Ilta Sanomat berichtete. Auch in den vergangenen Jahren dauerte die Vertragsunterschrift oft bis in den Herbst, aber nie so extrem wie diesmal. Ein Großteil des A-Teams hat die Vereinbarung bisher nicht einmal gesehen. Die Athleten haben beschlossen, als Team zusammen zu halten. Die Zeitung sprach mit drei Sportlern, die anonym bleiben. „Ich habe keine Ahnung, welche Teile des Vertrags verhandelt werden“, sagt einer. Ein anderer denkt: „Jeder kümmert sich nur um seine eigenen Interessen. So läuft das!“ Ein dritter Gesprächspartner denkt, dass die Verzögerung mit der finanziellen Misere des Verbandes zusammenhängt. Verbands-Präsident Ismo Hämäläinen gibt zu: „Natürlich sollten wir sowas eigentlich im Mai regeln. Es stimmt, dass wir sehr spät dran sind. Es gibt immer noch unterschiedliche Meinungen in verschiedenen Punkten, aber nichts Großes.“ Manche Regularien gelten offenbar weiterhin, auch wenn noch kein Vertrag unterschrieben ist. „Vereinbarungen über bestimmte Ding, wie die Dopingklauseln [wie zum Beispiel eine hohe Vertragsstrafe von 500.000 Euro bei Dopingverstößen] behalten weiter ihre Gültigkeit bis der nächste Vertrag unterschrieben ist“, sagte er. Iivo Niskanen, Kerttu Niskanen, Joni Mäki und Krista Pärmäkoski hatten ihren letzten Vertrag erst im November 2022 unterschrieben. Laut Sanoma’s Informationen geht es bei den Diskussionen in diesem Jahr in erster Linie um Sponsoren: Die Sportler wollen nicht, dass der Verband ihre persönlichen Sponsoren oder die Sichtbarkeit dieser einschränkt. Dennoch ist Hämälainen sicher, dass es bald zu einer Einigung kommen wird und der Weltcupstart nicht in Gefahr ist. „Ich denke, zumindest bei den Langläufern werden wir in der kommenden Woche Unterschriften unter den Verträgen haben. Es geht um den Wortlaut. Es ist keine Vereinbarung, bei der wir an verschiedenen Fronten kämpfen, wir stehen auf derselben Seite.“ Nach Informationen von Sanoma ist der Vertrag jedoch noch nicht annähernd bereit für die Verhandlungen und trotz Hämäläinens Zusicherungen gibt es keinen Grund, in naher Zukunft mit Unterschriften zu rechnen.

Frankreich sagt Noko-Weltcup ab

Wie schon berichtet, gibt es auch in Frankreich massive finanzielle Sorgen, die sogar noch größer sind als in Finnland. Während es im hohen Norden ein Minus von einer halben Million Euro gibt, dass die verschiedenen Disziplinen nun einsparen sollen, redet man in Frankreich von ganz anderen Zahlen. „Uns fehlen mehrere Millionen Euro für alles Nötige, um weiter auf höchstem Niveau zu arbeiten“, sagte der frühere FIS Langlauf Chef Pierre Mignerey, der inzwischen für den französischen Skiverband arbeitet. Die französischen Sportler aller Disziplinen benötigen jährlich etwa zwölf Millionen Euro, um auf höchstem Niveau arbeiten zu können. Da das Geld fehlt, müssen die Franzosen Abstriche machen, zum Beispiel bei Hotels und Reisen. Diesen Sparmaßnahmen fiel nun der Weltcup der Nordischen Kombinierer zum Opfer, der am 21. und 22. Januar in Chaux Neuve Station machen sollte. „Das OK in Chaux Neuve hat seit Mai die Möglichkeiten ausgelotet, den Weltcup der Nordischen Kombination auch im Jahr 2024 wieder auszutragen, aber leider ist das, auch in Rücksprache mit dem französischen Skiverband, nicht möglich“, heißt es in einer Pressemeldung. 2023 wurde der Weltcup wegen Schneemangel abgesagt – wie auch bei Absagen von französischen Langlauf Weltcups spielten aber immer auch finanzielle Gründe eine Rolle. 

Tod Hana Mazi Jamnik – Verfahren eingestellt

Am 11. August 2022 starb die 19-jährige Hana Mazi Jamnik in einem Tunnel in Norwegen. Die Nachwuchshoffnung war mit dem Team auf Skirollern unterwegs, aber zwischen den einzelnen Athleten, die nicht einzeln abgesichert waren, taten sich große Abstände auf. Im schlecht beleuchteten Botshei-Tunnel bei Strand in der Region Rogaland kam es dann zu dem folgenschweren Unglück, als ein LKW-Fahrer die junge Slowenin im spärlich beleuchteten Tunnel übersah. Der zuständige Staatsanwalt hat nun das Verfahren gegen den LKW-Fahrer eingestellt. Der 56-Jährige plädierte auf nicht schuldig wegen der schlechten Beleuchtungssituation. Eine Entscheidung, die nicht im Sinne der Hinterbliebenen ist, wie ihre Anwältin Anne Kroken dem Aftonbladet sagte: „Die Angehörigen hatten auf Antworten gehofft, wie es zum Tod ihrer Tochter im Tunnel kommen konnte. Eine Verhandlung hätte solche Antworten gebracht. Sie sind immer noch in tiefer Trauer.“ 

Heimreise für Qiang Wang erstem Langlauf Weltcup

Qiang Wang (oder eigentlich Wang Qiang, da die Chinesen zuerst den Nachnamen nennen) sollte eigentlich die ersten drei Weltcups bestreiten. Wenn das Visum um wenige Tage verlängert werden würde, könnte der Sprintspezialist auch noch beim Weltcup auf den WM-Strecken von 2025 in Trondheim antreten – so lauteten die Pläne laut eines NRK-Berichts im Oktober. Offenbar sieht es für den Chinesen aber noch schlechter aus, wie jetzt YLE Sport aus Finnland berichtet, die den 30-Jährigen und seinen norwegischen Trainer Lars Christian Aabol online interviewt haben. Kurz nachdem Aabol sein Trainer wurde, musste der Chinese im September 2022 gegen seinen Willen in die Heimat zurückkehren, weil der chinesische Sportminister wechselte. „Ich möchte mich in Europa messen, in China gibt es keinen Trainingspartner, der mein Niveau hat“, sagte er. Die Lage in China hat sich seither nicht geändert. Trainer- und Reisekosten werden nicht vom chinesischen Olympischen Komitee finanziert, sondern von Chinas größtem Skiclub aus Chongqing, der Wang und vier andere Chinesen am 03. September nach Oslo schickte. Wangs Visum endet aber aktuell am 01. Dezember, sofern es keine Verlängerung gibt, so dass er und seine Kollegen bereits nach dem Auftakt in Ruka die Heimreise antreten müssen und die internationale Wettkampfsaison für sie endet. In China erwarten die Athleten sehr schwierige Trainingsbedingungen. Den letzten Winter verbrachte Wang im nordchinesischen Harbin. „In dem Teil Chinas sind die Winter extrem kalt, so dass Langlaufen schwierig ist. Meistens trainiert man nur drinnen“, sagte Wang, der nur via Videotelefonie mit seinem Trainer in Kontakt stand. Erst im Sommer traf man sich in Daihai nahe der mongolischen Grenze unter ebenfalls schwierigen Trainingsbedingungen. „Die Bedingungen dort sind sehr schlecht für Rollski und auch für Lauftraining. Die Rollerstrecke ist 2,5 Kilometer lang, aber sehr hügelig. Wir mussten die Trainingseinheiten reduzieren, weil Training auf einer Höhe von 1850 Meter auf einer so harten Strecke auf lange Sicht nicht gut ist“, sagte Aabol. Der Chinese konzentriert sich nun übrigens voll auf Trondheim 2025 und die Olympischen Spiele in Italien, danach wird seine Karriere beendet sein. Erstaunlich, dass aus Wang Qiang unter diesen Bedingungen ein so guter Langläufer wurde…