Langlauf und Nordische Kombination: Weltcup-Tross trifft sich in Lillehammer

Nordisches Wochenende in Lillehammer (NOR) © Modica/NordicFocus

Nach jeweils drei Wettkämpfen beim Weltcup Auftakt in Ruka für Langläufer und Nordische Kombinierer reisten die Athleten beider Sportarten weiter ins norwegische Lillehammer, wo für die Langläufer erneut drei Wettkämpfe ohne Triple-Wertung auf dem Programm stehen. Dort treffen sie auch auf die Nordischen Kombiniererinnen und Skispringerinnen, um das nordische Wochenende fast komplett zu machen. Kombiniererinnen und Kombinierer bestreiten jeweils zwei Wettkämpfe auf den olympischen Wettkampfstrecken von 1994.

Wieder Biathlonstrecken wegen Schneemangel

Lillehammer liegt im Osten Norwegens, etwa 180 Kilometer nördlich von Oslo am Mjøsa-See, und hat etwa 26.800 Einwohner. Lillehammer kombiniert Tradition und Moderne und ist eine bekannte Tourismusregion mit 800.000 Gäste-Übernachtungen pro Jahr. Die Gegend ist ein Paradies für Langläufer, aber auch Skispringer und Alpine fühlen sich in der Region sehr wohl. Wie in Ruka treffen nun auch in Lillehammer wieder Langläufer und Nordische Kombinierer, zusätzlich haben auch die Kombiniererinnen ihren Weltcup-Auftakt. Die Strecken im Birkebeineren Langlauf-Stadion sind sehr selektiv, diesmal kommen allerdings die nahe gelegenen Biathlon-Strecken zum Einsatz. Der Grund dafür ist Schneemangel und fehlender Bodenfrost, so dass lange kein Schnee produziert werden konnte. Bei den Biathlonstrecken war das Präparieren deutlich einfacher, weil die Biathlon-Strecken sich auf der asphaltierten Rollskibahn befinden, wo der aufgebrachte Schnee nicht so schnell wegtaut. Deswegen haben die Strecken wie auch schon 2021 ein leichteres Profil. Außerdem fiel wie im letzten Jahr der geplante Skiathlon der Skilangläufer dem Schneemangel zu Opfer. Stattdessen wird am Sonntag ein Massenstart im klassischen Stil ausgetragen.

Langlauf: 47 Norweger, sonst wenig Änderungen

Mit einem riesigen Team von 47 Athleten starten die norwegischen Langläufer in den Heimweltcup, so dass auch viele junge Talente und Athleten wie Røthe und Tønseth, die sich über den Norges Cup empfohlen haben, in mindestens einem der drei Rennen eine Chance bekommen. Es fehlen noch die zuletzt coronainfizierten Damen Ragnhild Haga und Marte Skaanes wie auch Harald Østberg Amundsen, der vor einigen Wochen erkrankt war. Währenddessen ist Sindre Bjørnestad Skar wieder einsatzfähig. Für alle überraschend steht auch der formschwache Emil Iversen im Aufgebot. Im schwedischen Aufgebot ändert sich nicht viel, allerdings kommt zum Beispiel George Ersson im Sprint dazu, der „am Ende der letzten Saison einen tollen Sprint in Drammen gezeigt hat“, so Anders Byström in der Pressemeldung. Dafür läuft Calle Halfvarsson nur die Distanzrennen. Das finnische Team muss weiterhin auf Iivo Niskanen verzichten. Aktuelle Informationen über ihn gibt es nicht. Das französische Team wird durch Arnaud Chautemps, Jules Lapierre und Flora Dolci ergänzt, die bisher noch in der Höhe in Livigno trainierten. Das italienische Team bleibt nach Ruka unverändert. 

Update: Die Norwegerinnen Mathilde Myhrvold und Kathrine Harsem fallen wegen einer Erkältung beziehungsweise Rückenproblemen aus. 

Vier Österreicher und zehn Schweizer

Teresa Stadlober wird in Lillehammer die beiden Distanzrennen in Angriff nehmen und will den Aufwärtstrend von Finnland auch zu den Wettkämpfen im Olympia-Ort von 1994 mitnehmen. Der Fokus der Salzburgerin liegt dabei vor allem auf dem klassischen 20 Kilometer Massenstartrennen am Sonntag, für das sich die 29-Jährige einen Platz unter den Top-15 zum Ziel gesetzt hat. Dasselbe Rennprogramm wird auch Mika Vermeulen absolvieren und bei den Rennen über zehn Kilometer und 20 Kilometer an den Start gehen. Der Steirer, der beim Auftakt in Ruka noch etwas unter seinen Erwartungen geblieben war, blickt dem Wettkampf-Wochenende in seiner Wahlheimat Norwegen dennoch optimistisch entgegen. Verstärkung erhält das österreichische Duo von den beiden Sprintspezialisten Benjamin Moser und Michael Föttinger. Während sich der Tiroler Benjamin Moser vergangenes Wochenende in Livigno auf die Rennen in Lillehammer vorbereitete, sammelte Michael Föttinger bei den FIS-Rennen im norwegischen Gålå eifrig Rennkilometer. Beide blicken ihrem ersten Weltcup-Einsatz in dieser Saison mit Spannung entgegen und werden beim Sprintrennen und über die zehn Kilometer in der freien Technik an den Start gehen. Die Zusammensetzung des Schweizer Teams stand erst Donnerstag Vormittag final fest und besteht aus drei Damen, nämlich Nadine Fähndrich, Alina Meier und Lea Fischer, sowie den sieben Herren Erwan Käser, Beda Klee, Roman Furger, Candide Pralong, Valerio Grond, Roman Schaad und Janik Riebli.

Kombiniererinnen vor Saisonauftakt

Eine Woche nach den Herren werden auch die Damen in die neue Weltcupsaison starten. Sechs DSV-Athletinnen wurden für den Saisonauftakt nominiert. Jenny Nowak, Nathalie Armbruster, Maria Gerboth, Cindy Haasch, Magdalena Burger und Svenja Würth sind bereits in Lillehammer angekommen und bereiten sich auf den Auftakt vor. Mit der Vorbereitung ist man im Team insgesamt sehr zufrieden, auch wenn die Kombiniererinnen bislang keine Schneesprünge absolvieren konnten. Maria Gerboth sieht darin allerdings kein Problem: „Die Vorbereitung lief insgesamt gut, einzige Einschränkung ist, dass wir bis dato noch keine Schneesprünge machen konnten – die Schanze in Planica war beim letzten Lehrgang dann doch noch nicht fertig präpariert. Aber das soll auch keine große Hürde sein – wir haben in unserem Leben schon so viele Schneesprünge gemacht, es sollten ein, zwei Sprünge zur Eingewöhnung auf den neuen Untergrund reichen.“

Hoffnung auf Armbruster und Nowak

Bundestrainer Florian Aichinger rechnet vor allem mit Armbruster und Nowak, die sich im abschließenden Testwettkampf stark präsentierten. Für die erst sechzehnjährige Armbruster wird es ihr erster Weltcupwinter, während Nowak bereits zu den erfahrenen Kombiniererinnen zählt. Sie geht optimistisch in die Saison: „Die Vorbereitungen sind wirklich gut verlaufen. Letzte Woche haben wir uns noch einmal in einem Lehrgang in Planica und Kranj trainiert. Wir sind auf Matten gesprungen – und meine Formkurve zeigt nach oben. Zwar weiß man im Moment noch nicht, wo man steht, aber wir werden beim ersten Wettkampf sehen, wofür die aktuelle eigene Form gerade reicht.“ Auch Svenja Würth ist wieder dabei, nachdem sie im Sommer immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte: „Meine Sommervorbereitung lief eher durchwachsen. Ich wurde doch immer wieder mal aus der Bahn geworfen: mal war es das Knie, vor der DM in Hinterzarten hatte ich mir einen Magen-Darm-Infekt eingefangen – das war mitunter schon ärgerlich. (…) Grundsätzlich habe ich aber ganz gut trainiert, ich fühle mich auch gut vorbereitet. (…) Konkrete Ziele gebe ich nicht aus, jetzt will ich erst einmal sehen, wo ich im internationalen Vergleich stehe. Ich sehe es aber schon so, dass unser ganzes Team gut präpariert in die Saison startet, wir vorne mitlaufen können und uns nicht verstecken müssen.“ Aichinger sieht das Team aber nicht in der Favoritenrolle: „Wir sind die Jäger, nicht die Gejagten: So möchte ich in den ersten Wettkampf gehen. Wir hoffen auf gute Bedingungen in Lillehammer, und dass wir voll angreifen können.“

Lillehammer, we´re ready for you! ??? Das sind unsere beiden Teams für den Weltcup in Norwegen. Am Freitag feiern auch unsere Mädls ihren Saisonauftakt! ? #SkiDeutschland TQ-Group

Posted by DSV Nordisch on Wednesday, November 30, 2022

Wechsel im deutschen Herren-Team

Für die Männer geht es bereits in das zweite Weltcup-Wochenende. Bundestrainer Hermann Weinbuch zeigt sich zufrieden mit dem Saisonauftakt und erwartet einiges vom Lillehammer-Wochenende: „Wir sind mit dem Kuusamo-Wochenende sehr zufrieden. Wir haben einen Sieg, Stockerl- und Top-Ten-Plätze erreicht – eine breite, sehr gute Mannschaftsleistung. Wir freuen uns sehr auf Lillehammer. Mit der großen und der kleinen warten sehr interessante Schanzen auf uns, die uns grundsätzlich gut liegen. Auch die Laufstrecke ist technisch sehr anspruchsvoll. Deshalb denken wir, dass wir unsere Stärken auch dort zur Geltung bringen können. Interessant wird auf Riibers Hausschanze zu sehen sein, ob wir beim Springen tatsächlich etwas näher an ihn herangerückt sind; das erste Wettkampfwochenende hatte fast diesen Eindruck vermittelt. Ich hoffe, dass wir das fortführen können und uns mit der ganzen Mannschaft weiter nach vorne orientieren.“ Zwei personelle Wechsel nimmt der Bundestrainer vor: Terence Weber und David Mach, die in Ruka noch nicht ganz überzeugen konnten, wurden aus der Mannschaft genommen. Dafür rücken Fabian Rießle und Jakob Lange nach, ebenso wie Tristan Sommerfeldt, der über die JWM-Quote zusätzlich startberechtigt ist.

ÖSV ohne Greiderer

Auch im österreichischen Team gibt es eine personelle Veränderung. Lukas Greiderer, der auf der Schanze in Ruka nach längere Verletzungspause noch gar nicht zurechtkam, verzichtet auf die Wettkämpfe in Lillehammer und wird stattdessen zuhause trainieren. Für ihn rückt Christian Deuschl nach. Das Aufgebot der Österreicher für Lillehammer umfasst neben Deuschl auch Franz-Josef Rehrl, Martin Fritz, Johannes Lamparter, Mario Seidl, Stefan Rettenegger, Thomas Rettenegger und Philipp Orter. Bei den Damen werden mit Lisa Hirner, Annalena Slamik und Claudia Purker drei Athletinnen an den Start gehen. Alle drei Damen hatten in der Vorbereitung einige Herausforderungen zu bestehen. Während Hirner noch recht spät die Skimarke wechselte, brauchte Slamik nach ihrer bei einem Sturz beim Sommer Grand Prix in Tschagguns erlittenen Gehirnerschütterung länger, um wieder das Vertrauen auf der Schanze zurückzugewinnen. Und Purker gibt nach eineinhalbjähriger Pause nach Kreuzbandriss in Lillehammer ihr Comeback im Weltcup. Top-Platzierungen dürften somit zumindest für Slamik und Purker noch nicht zu erwarten sein. Hirner dagegen hofft auf ein gutes Resultat: „Ich bin gespannt, wo ich international stehen werde. Wenn alles gut läuft, sehe ich mich in den Top 5.“

Insgesamt werden Damen und Herren in Lillehammer jeweils zwei Gundersen-Einzelwettkämpfe bestreiten. Während die Frauen in beiden Wettkämpfen von der Normalschanze springen und fünf Kilometer laufen, springen die Männer am Samstag ebenfalls von der Normalschanze, am Sonntag dann von der Großschanze. Gelaufen wird über zehn Kilometer.

Gute Bedingungen auf Biathlonstrecken

„Wir fliegen am Dienstag nach Lillehammer, da sollen sie super viel Schnee haben, richtig winterlich“, sagte Lucas Bögl am Sonntag. Damit hat er zumindest beim auf fast 500 Meter Höhe gelegenen Stadion und den Strecken Recht. Es ist ausreichend Schnee vorhanden, die Bäume sind winterlich verschneit. 350 Meter weiter unten in der Stadt Lillehammer ist jedoch noch kein Winter eingekehrt. Bei der Schneekontrolle am 17. November konnte grünes Licht für die Austragung gegeben werden, weil die Temperaturen gesunken waren. „Mit dem Beginn der Schneeproduktion diese Woche gehen die Vorbereitungen für die Weltcups in Lillehammer in die heiße Phase. Wir sind glücklich, dass dank der unermüdlichen Arbeit der Veranstalter der Austragung der Veranstaltung im Dezember nichts im Wege steht“, sagte Lasse Ottesen, Renndirektor der Nordischen Kombinierer. „Wir können uns auf fantastische Wettkämpfe freuen, inklusive des lange erwarteten Weltcup Auftaktes der Kombiniererinnen.“ Weiterer Niederschlag ist in der Wettkampfwoche nicht mehr zu erwarten. Die Temperaturen werden konstant leicht unter Null liegen.

Alles live bei Euro und Discovery+

Wie schon im Ruka-Vorbericht erwähnt, wird in der Zukunft aus dem Eurosport Player Discovery+. Der Eurosport Player wird zum 13. Januar eingestellt. Wer einen laufenden Vertrag beim Eurosport Player hat, muss sich aber keine Sorgen machen – der Vertrag verfällt nicht. Weitere Informationen dazu gibt es bei Eurosport. Wer seinen Lieblingssport künftig über Discovery+ verfolgen will, hat zusätzlich zum gesamten Sportprogramm des Eurosport Players viele Serien oder Dokus inklusive. Ein Abo gibt es schon ab 3,99 Euro im Monat oder 39,99 Euro für ein gesamtes Jahr. Weitere Informationen gibt es bei Discovery+. Außer bei Discovery+ und im Eurosport Player werden auch im Fernsehen bei Eurosport sämtliche Langlauf-Rennen live übertragen, außerdem das Springen der Kombiniererinnen, während der Lauf bei Eurosport 2 gezeigt wird. Die Schweizer Fans finden alle Wettkämpfe live bei SRF2. ORF Sport+ zeigt am Freitag die Nordische Kombination der Damen sowie beide Skilanglauf-Rennen live. Am Samstag zeigt ORF1 Langlauf live sowie eine Zusammenfassung der männlichen Kombinierer, die Kombiniererinnen springen bei ORF Sport+ live, der Lauf wird zeitversetzt gezeigt. Am Sonntag überträgt ORF1 den Langlauf der Damen live, steigt in den Massenstart der Herren leicht verspätet ein und zeigt später noch den Langlauf der Kombinierer zeitversetzt. In der ARD sind am Samstag und Sonntag längere Zusammenfassungen der Langläufe geplant sowie Zusammenfassungen der Nordischen Kombination.

Wettkampfprogramm

Hier findet ihr die Zeitpläne der Wettkämpfe in Lillehammer:
=> Langlauf
=> Nordische Kombination