Langlauf Weltcup Lillehammer: Golberg gewinnt Zielsprint im Massenstart

Paal Golberg (NOR) © Thibaut/NordicFocus

In Abwesenheit von Johannes Høsflot Klæbo entschied Pål Golberg den Massenstart über 20 Kilometer klassisch für sich gefolgt von seinen Teamkollegen Sjur Røthe, Martin Løwstrøm Nyenget und Didrik Tønseth. Friedrich Moch wurde 14.

Überraschungen auf der ersten Runde

Martin Loewstroem Nyenget (NOR), Andrew Musgrave (GBR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Gleich nach dem Start setzte sich Andrew Musgrave an die Spitze und lief mit kräftigen Doppelstockschüben etwa fünf Meter davon. Im Anstieg zeigte sich dann schnell, warum der in Trondheim lebende Schotte so offensiv anging: Er war als einziger Läufer mit Skatingski unterwegs und brauchte eine freie Spur, um überhaupt eine Chance zu haben. In Runde eins war die das Feld noch dicht beisammen und musste plötzlich durch gelben Bengalo-Rauch laufen. Als die Athleten bei Kilometer 2,3 passierten, stürmte eine Gruppe Klima-Aktivisten vom Streckenrand auf die Loipe. Sie rollten ein Plakat mit der Aufschrift „Stopp oljeletingen!“ („Stoppt die Ölförderung!“) aus, wurden aber innerhalb von Sekunden wieder von der Strecke gezerrt. Während der nächsten zwei Runden standen die fünf Demonstranten, die Öl auf der Strecke verschüttet hatten, immer noch neben der Strecke, waren aber unter Kontrolle von Ordnern und Polizei. Martin Løwstrøm Nyenget sagte nach dem Rennen im NRK-Interview: „Ich habe versucht, die Luft anzuhalten bei dem Rauch und dann sah ich die Menschen auf der Strecke. Sie konnten nicht alle von der Strecke bekommen, bevor wir da waren, aber die Ordner haben sie in der Mitte festgehalten und wir konnten auf der Seite vorbei.“ Nach einem Vorfall bei der Saisoneröffnung in Beitostølen war man auf derartige Proteste vorbereitet und die Polizei schnell zur Stelle. Golberg meinte später zu der Situation: „Zum Glück haben sie es nicht in der Abfahrt gemacht. Dann hätte es Massenstürze und Rennabbruch gegeben.“ Dennoch kamen nicht alle unbeschadet durch: Im hinteren Feld kamen einige Läufer zu Fall, darunter Debütant Jonas Vika, der wenig später im Bild gezeigt wurde, als sich im Laufen die Bindung eines Skis öffnete. Laut Olve Gravskar von der Klimabewegung passierte der Sturz, weil eine Aktivisten im Gerangel mit Ordnern in die Läufergruppe stürzte. 

41 Athleten zusammen in letzte Runde

Martin Loewstroem Nyenget (NOR), Remi Lindholm (FIN), Federico Pellegrino (ITA), Simen Hegstad Krueger (NOR), Sjur Roethe (NOR), Paal Golberg (NOR), William Poromaa (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Erwartungsgemäß blieb eine große Gruppe von 41 Athleten bis zum Beginn der letzten Runde zusammen, weil sich auf den leichten Strecken niemand absetzen konnte und das Tempo gering war. Eigentlich perfekt für Klæbo, aber der musste erneut wegen Halskratzen absagen. Durch das geringe Tempo hielt auch Musgrave noch lange vorne mit, konnte in den Abfahrten immer wieder zu den Führenden aufschließen. Erst in der letzten Runde musste er seiner Skiwahl endgültig Tribut zollen: Das Risiko hatte sich nicht ausgezahlt, was bei den leichten Wachsbedingungen bei klaren Minusgraden auch unwahrscheinlich gewesen war.

Golberg nicht zu schlagen

Sjur Roethe (NOR), Paal Golberg (NOR), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Gegen Rennende sammelten sich immer mehr Norweger an der Spitze und es gab generell viele Positionswechsel, nachdem sich viele Athleten wegen des niedrigen Tempos zurückgehalten hatten. William Poromaa attackierte im langen Anstieg der letzten Runde und rannte wie sonst Klæbo bergauf, aber die Norweger ließen den Schweden nicht entkommen. Bei Erreichen des Stadions stürmte Pål Golberg auf der Außenbahn nach vorne gefolgt von Didrik Tønseth und William Poromaa, aber auf der Innenbahn holten Sjur Røthe und Martin Løwstrøm Nyenget immer mehr auf. Im Zielsprint setzte sich klar Golberg durch, Sjur Røthe sprintete in seiner schwächeren Technik als Zweiter ins Ziel. Rang drei ging an Nyenget vor Tønseth und Poromaa. „Es war ein hartes Rennen, auch mental. Man musste um jede Position kämpfen. Ich bin glücklich, dass ich es geschafft habe. Mein Plan war es, vorne zu bleiben und mich aus allem Ärger rauszuhalten. Einmal klappte das nicht so gut, aber in der letzten Runde hatte ich alles unter Kontrolle“, sagte der Sieger im FIS-Interview. Der Schwede konnte sich über Platz fünf freuen – trotz Chaos vor dem Start: „Aus irgendeinem Grund sind meine Stöcke mit im Wald gelandet. 45 Sekunden vor dem Start hatte ich keine“, sagte er später. Er startete mit 2,5 Zentimeter zu kurzen Stöcken und wechselte bei seinen Betreuern. Emil Iversen, der trotz aller Kritik seinen Platz im Team als Mitglied der Nationalmannschaft bis Weihnachten sicher hat, zeigte sich als Sechster deutlich formverbessert verglichen mit Ruka. Håvard Moseby war diesmal als Siebter bester Norweger der nationalen Gruppe und verwies den Schweden Eric Rosjö auf den achten Platz vor Mattis Stenshagen und Klæbo-Ersatzmann Simen Hegstad Krüger.

Friedrich Moch bester Deutscher

Friedrich Moch (GER) © Thibaut/NordicFocus

„Es war heute ein relativ verrücktes Rennen“, sagte Friedrich Moch im Ziel. „Es war alles eng zusammen. Die Strecke war nicht ganz so anspruchsvoll wie andere, darum ist das Feld so sehr zusammengeblieben und man hatte viele Positionskämpfe. Man ist schnell nach hinten gespült worden, war aber auch schnell wieder vorne und ich habe einfach versucht, mich so weit vorne wie möglich zu behaupten und es ins Ziel zu bringen.“ Zurückgespült wurde Friedrich Moch in einem eher unpassenden Moment, bei der letzten Stadionpassage war er ganz am Ende der Gruppe nur 39., aber direkt im Anstieg nach dem Stadion gelang es ihm, bis auf Platz drei nach vorne zu laufen. Einen Kilometer vor dem Stadion lag er noch an zehnter Stelle, im Endspurt wurde es dann noch ein guter 14. Platz. Albert Kuchler lief bei Kilometer 19 noch auf einer Höhe mit Moch, kam dann aber im Gedränge fast zu Sturz, so dass er nach hinten durchgereicht wurde. Dennoch reichte es noch zu einem exzellenten 26. Platz mit weniger als zehn Sekunden Rückstand. Fünf Sekunden später überquerte der dritte Deutsche Lucas Bögl als 34. die Ziellinie.

Auch Vermeulen in der Gruppe

Mika Vermeulen (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Der Österreicher Mika Vermeulen kann mit dem Abschneiden auf den Trainingsstrecken seiner neuen Heimat ebenfalls sehr zufrieden sein. Der Ramsauer mit niederländischen Wurzeln konnte in seiner schwächeren Technik bis zum Schluss mit der Gruppe mitlaufen und mit zehn Sekunden Rückstand Platz 28 belegen. „Das Rennen heute war absolut ok. Es war allerdings schwierig, denn die Strecke ist einfach extrem schnell und aufgrund der wenigen Spuren ist Überholen nicht einfach. Wenn man die letzten Wochen und Monate betrachtet, darf ich mit meiner Leistung heute aber auf jeden Fall zufrieden sein.“ Aus dem Schweizer Team hielt Beda Klee am längsten mit, büßte aber auf dem Weg zum Ziel 13 Sekunden auf das Ende der Spitzengruppe ein. Er kam als 39. in die Wertung. Roman Furger verlor am Ende der fünften Runde den Anschluss und wurde 51. Candide Pralong belegte Rang 55.
=> Ergebnis 20 Kilometer KT Massenstart Herren

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