Langlauf Weltcup: Schweden und Norwegen dominieren Teamsprints von Lahti – Hennig/Gimmler Dritte

Katharina Hennig (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auch ein Sturz konnte Katharina Hennig und Laura Gimmler auf ihrem Weg auf das Podium nicht aufhalten. Der Sieg ging völlig überlegen an Jonna Sundling und Linn Svahn, bei den Herren an Pål Golberg und Johannes Høsflot Klæbo.

Deutschland II scheitert im Prolog

Marius Kastner (GER) © Modica/NordicFocus

In der Qualifikation ging es nur darum, nach dem Addieren der Prologzeiten unter die besten 15 zu kommen, was bei den Damen mit nur 19 startenden Duos gar kein Problem war. Taktisch schien trotzdem niemand zu laufen, um Kräfte zu sparen und bei den Herren musste man sich bei 29 Duos auch mehr anstrengen, um die Qualifikation zu überstehen. Team Deutschland II lag nach den ersten 29 Läufern durch Elias Keck mit Platz 14. noch auf Kurs Finale, aber Marius Kastner kam als zweiter Läufer in der Abfahrt zu Fall, so dass dem Team dann elf Sekunden zum Weiterkommen fehlten – in etwa die Zeit, die andere Teams später bei Stürzen in der Abfahrt verloren. Schweiz II mit Cyril Fähndrich und Ilan Pittier belegte Platz 18, drei Sekunden hinter dem angepeilten Platz 15.

Schweden I nach Sturz uneinholbar vorn

Linn Svahn (SWE), Jonna Sundling (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Damen sorgte ein Sturz in Runde zwei für die Vorentscheidung. Jonna Sundling und Linn Svahn, die die Qualifikation mit knapp acht Sekunden Vorsprung vor Schweden II gewonnen hatten, lagen zu diesem Zeitpunkt in Führung, als hinter Svahn Maja Dahlqvist auf dem Innenski ausrutschte und stürzte. Die direkt hinter ihr liegende Laura Gimmler konnte nicht mehr ausweichen, so dass das deutsche Team erst mit zehn Sekunden Rückstand als Sechste wechselte. Maja Dahlqvist erlitt Skibruch und übergab erst mit großem Rückstand auf Frida Karlsson. Direkt nach dem Wechsel attackierte Jonna Sundling und sorgte für den vorentscheidenden Vorsprung von zehn Sekunden nach drei Runden, den Svahn und Sundling selbst in Runde vier und fünf noch um jeweils sieben Sekunden ausbauten. Im Ziel jubelten sie schon, als die anderen Damen gerade das Stadion erreichten. „Wir hatten einen sehr guten Tag und wir konnten irgendwie laufen wie wir wollten“, sagte Sundling und ihre Partnerin erklärte: „Ich habe von Majas Skibruch gehört, als ich meine erste Runde beendet hatte, aber ich habe gemerkt, dass hinter mir etwas passiert ist. Das ist schade, weil es ihr bestes Paar Ski war. Wir hatten sehr gute Ski, das war ein Teamsieg durch die Wachser.“ Nach der Taktik gefragt, meinte Sundling: „Unser Ziel war, schnell zu laufen“ und Linn Svahn unterbrach sie: „… und Schweden II zu schlagen!“. Das taten sie definitiv und Karlsson und Dahlqvist posteten anschließend ein Foto vom mobilen Toilettenhäuschen, das in Finnland vom Hersteller bajamaja ist, das ihren Tag bestens beschreibt: 

Hennig/Gimmler stürmen nach Sturz aufs Podium

Coletta Rydzek (GER), Laura Gimmler (GER), Katharina Hennig (GER), Lisa Lohmann (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Schon zur Mitte des Rennens ignorierten die TV-Kameras die weit führenden Schwedinnen und konzentrierten sich auf den Kampf um das Podium. Nachdem Katharina Hennig und Laura Gimmler den Rückstand in Runde drei und vier verkürzten, konnte Hennig in der vorletzten Runde den Anschluss an die beiden norwegischen und die beiden finnischen Teams wiederherstellen. Anne Kyllönen verlor zudem im Anstieg den Kontakt zur Gruppe, so dass mit Beginn der Schlussrunde noch vier Teams um die letzten beiden Podestplätze kämpften. Beim letzten Wechsel verpassten Lotta Udnes Weng und Kristine Stavås Skistad den notwendigen Kontakt, so dass Skistad an Ende der Wechselzone warten und Weng ein paar Schritt zurücklaufen musste. Am Ende des Anstiegs setzte sich Johanna Matintalo aus der verbliebenen Dreiergruppe ab, während Mathilde Myhrvold und Laura Gimmler zusammen blieben. Im Endspurt wurde es noch einmal sehr eng, aber Finnlands Matintalo (im Team mit Krista Pärmäkoski) behaupteten den zweiten Rang. Laura Gimmler ersprintete um Haaresbreite Platz drei vor beiden Norwegerinnen. Die Oberstdorferin hatte im Stadion Myhrvold attackiert, aber auch Skistad kam auf der Zielegraden immer näher, so dass alle drei am Ende nur 0,48 Sekunden trennten. Norwegen I mit Weng und Skistad mussten sich mit Platz vier begnügen vor Norwegen II mit Kristin Austgulen Fosnæs und Mathilde Myhrvold. Das zweite deutsche Team mit Lisa Lohmann und Coletta Rydzek verlor in der zweiten Rennhälfte den Anschluss an die Teamkolleginnen und konnte deren Aufholjagd nicht für sich nutzen. Am Ende wurde es Platz sieben knapp vor den Schweizerinnen Désirée Steiner und Alina Meier.

Gimmler: „Sprint im Kopf entschieden“

Katharina Hennig (GER), Laura Gimmler (GER), Coletta Rydzek (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Dass ein Sprint nicht unbedingt immer nur durch Armkraft entschieden wird, bewies heute das deutsche Duo auf dieser sehr herausfordernden Sprintstrecke mit langem Anstieg und schwieriger Abfahrt. „Die Strecke ist außerordentlich hart. Am Anfang geht alles hoch, dieser Indian Hill ist brutal steil und gerade heute war sehr tiefes Geläuf. Das hat es nochmal härter gemacht und ich glaube, es ist eines der härtesten Rennen, die man haben kann“, erklärte Katharina Hennig zu den Herausforderungen des Tages. Laura Gimmler bekam die Tücken der Abfahrt zu spüren, weil Maja Dahlqvist vor ihr wegrutschte. „Ich war genau im Windschatten der beiden Schwedinnen und die Maja Dahlqvist hatte einen Sturz. Ich war direkt in ihrem Windschatten und hatte keine Wahl, als drüber zu fallen“, so Gimmler, die wie im letzten Jahr im freien Stil zusammen mit Coletta Rydzek unbedingt wieder aufs Podium wollte. „Ich habe mir nur gedacht, mindestens Dritte werden! Ich wollte es unbedingt und ich weiß ja, dass ich gut schieben kann. Ich hatte neben mir Mathilde Myhrvold und ich weiß, dass die eher im Skating stark ist und somit habe ich das dann wohl etwas im Kopf entschieden.“ Nervenzerreißend für Katharina Hennig, die wie bei den Olympischen Spielen wieder die Zuschauerrolle inne hatte. „Ich habe übelst mitgebibbert und immer zur Leinwand geguckt, aber ich war mir eigentlich ganz sicher, denn wenn Laura auf die Zielgerade kommt, da müssen alle anderen zittern und ich bin sehr stolz drauf“, sagte sie.

Norweger siegen, Franzosen stürzen

Paal Golberg (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Für Schweden II brachte die zweite Runde im Finale diesmal kein Glück, wie die Damen mussten auch die Herren Eric Rosjö (kurzfristiger Ersatz für den erkrankt abgereisten Poromaa) und Marcus Grate einen Sturz in der Abfahrt zum Stadion hinnehmen und fielen aussichtslos zurück. Das Rennen machten wie erwartet Pål Golberg und Johannes Høsflot Klæbo, gelegentlich unterstützt von Norwegen II mit Håvard Solås Taugbøl und Even Northug und Frankreichs Jules Chappaz und Richard Jouve. Chappaz war es dann auch, der in Runde fünf im Anstieg angriff, aber Golberg ging sofort mit, was Taugbøl nicht gelang. Er hatte aber einen kleinen Vorsprung auf Finnland und die Schweiz. Dann passierte das Malheur, als der Franzose in der Abfahrt nach der Lahti-Kurve zu Fall kam – Golberg konnte gerade noch ausweichen durch ein kleines Nadelöhr zwischen den Absperrungen. Norwegen I kam mit minimalem Abstand auf Norwegen II zum letzten Wechsel, danach griff Klæbo an und lief auf und davon. Zusammen mit Golberg feierte er einen ungefährdeten Sieg. „Es war ein spannendes Rennen. Ich war ziemlich nervös, die Abfahrt war heute sehr schwierig zu fahren. Ich habe es geschafft, vorne zu bleiben und schade für Chappaz, dass er gestürzt ist. Es war ein hartes Rennen. Ich habe ihn in der Kurve vorgelassen, um dann den Windschatten zu haben und glücklicherweise hatte ich etwas Abstand und konnte nach außen ausweichen“, sagte Golberg zu der Situation mit den starken Franzose, die durch den Sturz das sichere Podium verpassten. „Ich habe mich gut gefühlt und diese Art von Rennen macht einfach Spaß. Es ist eine tolle Strecke mit viel Abfahrten bis zum Ziel. Es war sicher auch ein spannendes Rennen zum Anschauen, aber für uns auf der Strecke etwas nervenzerreißend. Aber es hat viel Spaß gemacht“, sagte Johannes Høsflot Klæbo.

Fotofinish um Platz drei an Finnland

Lauri Vuorinen (FIN), Richard Jouve (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Håvard Solås Taugbøl und Even Northug sicherte sich Platz zwei, nachdem Northug sich im Zielsprint gegen Finnland und Frankreich durchsetzte. Der Jubel im Stadion war groß, als Finnland mit Iivo Niskanen und Lauri Vuorinen nach Auswertung des Zielfotos knapp vor Frankreich (Chappaz/Jouve) gewertet wurde. „Mein Podium freut mich sehr, aber Lauris Podium freut mich noch mehr“, meinte Johanna Matintalo in Bezug auf ihren Verloben Lauri Vuorinen. „Er hat schon so oft das Podium verpasst. Wenn man diesen Weg verfolgt hat, freut einen das umso mehr.“ Sie war auch die Erste, die Vuorinen gratulierte, zusammen mit Pärmäkoski, während Iivo Niskanen spurlos verschwunden war. „Ich weiß nicht, ob das richtig war, dass ich ihm zuerst gratuliert habe, aber Iivo war nicht in Sicht und da habe ich die Gelegenheit genutzt und bin ihm um den Hals gefallen. Ich habe nur gesagt ‚Endlich!'“ „Ich steckte zwischen den Absperrungen fest und fand keine Lücke. Eine schwierige Routenwahl war das“, erklärte Niskanen später seine Abwesenheit. Die Schweizer Janik Riebli und Valerio Grond gehörten zu den fünf Teams, die sich etwas absetzen konnten, konnte am Ende aber nicht mehr mitgehen und wurden Fünfte. Die Österreicher Benjamin Moser und Michael Föttinger fielen wie auch die erste deutsche Staffel mit Anian Sossau und Jan Stölben schon vorher zurück. Die ÖSV-Herren schlugen sich als Neunte aber beachtlich, während das DSV-Duo, das eher die freie Technik bevorzugt hätte, Platz 13 belegte.

=> Ergebnis Teamsprint KT Damen
=> Ergebnis Teamsprint KT Herren

Lahti zum Nachlesen

=> Langlauf Weltcup: 15 Deutsche für Lahti nominiert
=> 99. Ausgabe der Lahti Ski Games: Weltcup Langlauf und Nordische Kombination in Finnlands Winter-Hauptstadt

 

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