Langlauf Weltcup Trondheim: Klæbo feiert weiteren Heimsieg im Skiathlon vor Musgrave

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo heißt der Sieger im Skiathlon beim Langlauf Weltcup in Trondheim. Zweiter wurde der Schotte Andrew Musgrave vor Didrik Tønseth. Mika Vermeulen wurde Elfter vor Friedrich Moch.

Klæbo mit Vorentscheidung im Stadion

Andrew Musgrave (GBR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Didrik Toenseth (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo war einmal mehr eine Klasse für sich. I Laufe des Rennens war er immer da, wenn es wichtig war: Vor dem beiden Bonussprints zog er jeweils das Tempo an und holte sich die Punkte. Den ersten Sprint zu Beginn der zweiten Runde nutzte Andrew Musgrave zu einer Tempoverschärfung, konnte sich aber nur kurzzeitig absetzen. Musgrave und Klæbo waren auf den nächsten Kilometern die Athleten, die das Rennen kontrollierten. Zudem war Klæbo der Schnellste beim Skiwechsel, aber seinen kleinen Vorsprung wollte er nicht nutzen und wartete auf die anderen. Auf der ersten Skatingrunde teilte sich die Spitzengruppe, die nun vorübergehend aus acht Athleten bestand. Dahinter bemühten sich Mika Vermeulen und Friedrich Moch, die entstandene Lücke wieder zu schließen, was ihnen aber nicht gelang. In der zweiten Runde verloren auch Jenssen, Amundsen und Burman den Anschluss und in der finalen Runde war das Tempo für Calle Halfvarsson zu hoch. Nun führte erst Musgrave, dann ging aber Klæbo 1,5 Kilometer vor dem Ziel vorbei und hielt das Tempo weiter hoch. Im Anstieg des Sprintkurses im Stadion attackierte er (wie gestern Chanavat) über die Kuppe und war im Gegensatz zum Franzosen nicht mehr aufzuhalten. Er kontrollierte seinen kleinen Vorsprung und ließ sich feiern von seinem Heimpublikum. „Das war wieder großartig heute. Ich hatte sehr sehr gute Ski heute, die Form wird immer besser, es war unglaublich Spaß gemacht, heute zu laufen. Skiathlon ist immer ein hartes Rennen und heute habe ich gemerkt, dass Granåsen schwere Strecken hat. Vor dem Rennen hatten einige geunkt, dass die Strecken nicht schwer genug sind, aber nun sind scheinbar alle sehr müde“, grinste er. „Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter. Die Bedingungen waren sehr gut, aber nun sollten sich die Zuschauer beeilen, dass sie nach Hause kommen vor dem Regen.“

Musgrave starker Zweiter

Andrew Musgrave (GBR) © Modica/NordicFocus

Auf den letzten Metern erwies sich Andrew Musgrave als der Stärkste nach Klæbo und er gewann den Zielsprint vor Tønseth und Krüger, obwohl der Sieger ihn mit seinem langsamen Ausgleiten auf den letzten Metern im Zielsprint fast noch etwas behinderte. Im Ziel besprach er mit den Norwegern kurz das Rennen – natürlich auf norwegisch, was der in Trondheim lebende Schotte fließend spricht. Calle Halfvarsson kam als Fünfter ins Ziel. Sechster wurde Harald Østberg Amundsen, der nur noch knapp vor Klæbo im Gesamtweltcup führt. Jan Thomas Jenssen wurde Siebter vor Jens Burman, Pål Golberg und William Poromaa. Einen schweren Rückschlag erlebte Iivo Niskanen im Klassischen, wo er blau ging und offenbar Krämpfe hatte, wie er Perttu Hyvärinen auf Nachfrage im Rennen mitteilte. Im Skating ging es dem Finnen wieder besser, so dass er das Rennen als 24. beendete. Grund für die Einbruch waren die schlechten Ski – wie schon bei den Damen. 

Poromaa hat Rippenbrüche

Mika Vermeulen (AUT), William Poromaa (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Wie am Freitag bekannt wurde, erlebte William Poromaa bei einer Trainingseinheit diese Woche eine große Überraschung. Sein Telefon klingelte und sein Physiotherapeut sagte ihm: „Es ist nicht so schlimm wie es klingt, aber du hast zwei Brüche im Rücken!“ Dabei handelt es sich aber nicht um die Wirbelsäule, sondern um zwei Rippen. Diese Frakturen hat sich der Schwede schon vor vier Wochen zugezogen bei seinem schweren Sturz bei der schwedischen Saisoneröffnung in Gällivare. Damit lag sein Gefühl, dass etwas nicht stimmt in seinem Körper und er seinen Körper nicht fühlt, nicht nur an seiner Corona Infektion, wegen der er den Massenstart von Ruka aufgab, sondern auch an den Rippenbrüchen. Bei einer ersten Röntgenaufnahme direkt nach dem Sturz konnten keine Frakturen festgestellt werden. Dennoch hatte Poromaa seitdem Rückenschmerzen. „Ich hatte mich an den Gedanken gewöhnt, dass die Schmerzen wohl nur muskulär sind“, sagte er dem Expressen. Trotz der neuen Diagnose wollte er im Skiathlon starten. Ein großes Risiko sah er darin nicht: „Ich darf nur nicht auf den Rücken fallen.“ Er schlug sich auch erstaunlich wacker als Zehnter, aber möglicherweise liegt sein Zusammenstoß im Ziel an seiner Angst vor weiteren Schmerzen. Den Expressen sagte er: „Im Ziel haben mich ein paar Bastards geschlagen. Das tut richtig weh.“ Offenbar kam der Österreicher ihn im Ziel zu nahe – in Unkenntnis von Poromaas Schmerzen. Der sagte: „Der sollte besser mit Kickboxen beginnen. Ich habe sein Knie an den Schädel bekommen.“ Mika Vermeulen spricht im Expressen von einem Versehen: „Ich wollte ihn zu seinem guten Rennen gratulieren, als er stolperte und mit dem Kopf an den Griff meines Stocks stieß. Ziemlich hart, so dass das sicher sehr weh getan hat. Ich habe mich entschuldigt und er sagte, es ist okay.“ Zeigt, dass Poromaa im Moment wegen seiner gesundheitlichen Situation sehr dünnhäutig ist….

Mika Vermeulen „mit gutem Rennen zufrieden“

Mika Vermeulen (AUT), William Poromaa (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen selbst fand sich mit Friedrich Moch in der Verfolgergruppe ab Platz neun wieder. Beide machten ein gutes Rennen und die hauptsächliche Arbeit in der Gruppe, so dass sie sich im Endspurt hinter Golberg und Poromaa einreihten auf den Rängen elf und zwölf. „Das war eines der härtesten Rennen, die ich seit langem gelaufen bin“, sagte der Österreicher später. „Wir sind vom Start einfach mit Vollgas weggelaufen und bei der letzten klassischen Runde war ich komplett am Limit. Nach dem Wechsel habe ich schon gemerkt, dass ich mit den Leuten ganz vorne nicht mitgehen kann und ich habe dann einfach versucht, eine gute Gruppe zu erwischen und um die Top-Ten mitzukämpfen. Ich habe nochmal alles gegeben und mich in der letzten Runde auch wieder ein wenig besser gefühlt. Die Top-Ten sind sich dann knapp nicht ausgegangen, aber das gehört zum Sport dazu und beim nächsten Mal sind die Zentimeter dann wieder auf meiner Seite. Grundsätzlich war das ein gutes Rennen und ich muss definitiv zufrieden sein.

 

Moch zufrieden, Bögl und Brugger weit abgeschlagen

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Friedrich Moch war mit seinem zwölften Platz noch recht zufrieden. Der Sportliche Leiter Andreas Schlütter sagte zu Moch und zum Rennen: „Es war ein sehr sehr schnelles Rennen, es ging auch bei den Herren von Anfang an zur Sache. Die Norweger, die auch noch das Recht hatten mit der nationalen Gruppe zu starten, haben das Tempo immer hochgehalten. Hinzu kam, dass dann auch der angekündigte Regen eingesetzt hatte und etwas Wind dazu kam. Friedrich Moch konnte im Klassischen gut mit der Spitzengruppe mithalten, er hat gekämpft und sich Positionen gesucht. Im Skating hat er etwas Federn lassen müssen, war dann in der Verfolgergruppe und kommt am Ende auf einem sehr guten zwölften Platz ein. Das zeigt, dass der Friedrich absolut auf dem Weg in Richtung Weltspitze ist.“ Lucas Bögl und Janosch Brugger landeten weit im geschlagenen Feld. Brugger bekam nicht einmal mehr Weltcuppunkte und auch Bögl nur noch zwei Zähler. Schon beim Skiwechsel lagen beide mit 1:23 und 1:33 Minuten Rückstand an 45. und 46. Stelle, nachdem sie bei Musgraves Tempoverschärfung in Runde zwei den Anschluss verloren hatten. Im Ziel waren es 3:47 Minuten Rückstand für den 49. Bögl, Brugger als 53. verlor noch 50 Sekunden mehr auf die Spitze. Einmal mehr enttäuschende Ergebnisse von den beiden, die bis zur Tour de Ski Boden gutmachen müssen. „Mit den Leistungen und Platzierungen von Lucas Bögl und Janosch Brugger können wir nicht zufrieden sein“, sagte Schlütter. „Sicherlich auch ein Grund, dass sie nicht die optimale Skiwahl getroffen haben, vielleicht auch zu sehr auf Stieg gegangen sind im klassischen Bereich, aber wir sind noch nicht dazu gekommen, das jetzt zu analysieren, weil das Wetter jetzt extrem umgeschlagen hat, es regnet sehr stark und es ist Sturm und da müssen wir heute Abend auch noch einmal in Ruhe mit den Athleten reden. Summasummarum hatten wir zwei sehr interessante Skiathlons auf den WM-Strecken von 2025 und das lässt auf spannende Wettkämpfe auch im nächsten Jahr hoffen und dann schauen wir, was morgen die beiden Einzelrennen in der klassischen Technik noch bringen. Wir werden wieder sehr motiviert an den Start gehen und schauen, was dabei raus kommt.“

Alle Schweizer Top22

Beda Klee (SUI) © Modica/NordicFocus

Im Gegensatz zum deutschen Team lief es bei den Schweizern umso besser, die geschlossen in der Gruppe von Platz 14 bis 23 ins Ziel liefen. Das Schweizer Trio hatte dabei etwas mehr als 90 Sekunden Rückstand nach vorn. Rang 18 ging an Jason Rüesch gefolgt von Beda Klee, Jonas Baumann wurde 22.

Wieder Klimaaktivisten an der Strecke

Wie im letzten Jahr in Lillehammer wollten auch diesmal in Trondheim wieder Umweltschützer die Strecke stürmen und das Rennen stören. Das konnten Sicherheitskräfte aber rechtzeitig verhindern und die Aktivisten zur Seite drängen, kurz bevor die Athleten die Stelle erreichten. Es gelangte etwas orangene Farbe auf die Strecke, im Fernsehen wurde die Szene aber nicht gezeigt. Der schwedische Team Manager Anders Byström war in Sichtweite. Er sagte: „Ich habe gesehen, wie eine erste Person an die Strecke kam mit einem Gefäß gefüllt mit einer Flüssigkeit und er versuchte, es in die Spur zu schütten. Dann kamen zwei Ordner und brachten ihn zu Boden. Dann kamen weitere Aktivisten, aber glücklicherweise waren genug Ordner da, um sie rechtzeitig zu stoppen.“ Kurze Zeit später kam die Polizei und nahm die Aktivisten in Gewahrsam, so Byström: „Einer war etwas blutig, er wurde mit Gewalt zur Seite gestoßen.“ „Uns liegen bisher keine weiteren Informationen dazu vor. Wir müssen das untersuchen und melden uns dann“, sagte Synne Dyrhaug von der FIS. Byström macht sich natürlich bereits Gedanken um die WM im nächsten Jahr: „Da wird sicher auch etwas passieren. Man kann nicht verhindern, dass Aktivisten in den Wald gehen, darum muss man genug Ordner an der Strecke haben, die solche Szenen verhindern.“ Auch die Athleten haben teilweise die Aktivisten zur Kenntnis genommen. Während Golberg nichts mitbekommen hat, sagte Calle Halfvarsson: „Ich sah Ordner und Aktivisten neben der Strecke liegen, wie sie sich hin und her wälzten. Das war wie ein Wrestling Match. Ich weiß nicht, was sie wollten, aber sie machten einen ziemlichen Lärm. Ich weiß nicht, ob sowas der Umwelt hilft.“

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