Skilanglauf: FIS-Präsident Johan Eliasch will TV-Rechte umstrukturieren

FIS-Flagge
FIS-Flagge © Sandra Volk

Nicht nur in Deutschland wurde das Interesse an Skilanglauf-Übertragungen in den letzten Jahren immer geringer. Deswegen plant der Internationale Skiverband FIS nun, die Rechte selbst zu vermarkten, um mehr Zuschauer anzuziehen.

Kritik an Plänen der FIS

Laut einem Bericht der FIS waren die Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren immer weiter rückläufig. Nun will Eliasch die Reißleine ziehen – stößt mit seinen Vorschlägen aber auf Kritik. „Es darf nicht sein, dass wir Fernsehzuschauer verlieren“, erklärte Eliasch im Interview mit der norwegischen Zeitung Dagbladet. „Wir müssen etwas tun.“ Bisher darf jeder Skiverband seine Rechte selbst verkaufen. Eliasch plant nun eine Zentralisierung der Rechte, damit die FIS sie zukünftig selbst verwalten kann. „Wir werden dies so bald wie möglich tun. Darüber hinaus kann ich mich zum zeitlichen Aspekt nicht äußern“, so der Schwede. Dieses Vorhaben sorgt allerdings für Kritik. Vor allem das Medien-Unternehmen Infront wehrt sich gegen die Pläne des neuen FIS-Präsidenten. Viele Verbände haben sich mit Infront auf eine langfristige Zusammenarbeit geeinigt. An dieser Situation soll sich dem Unternehmen zufolge in naher Zukunft nichts ändern. „Wir sind mit der FIS nicht einverstanden. Sie ignorieren weiterhin die Rechte der nationalen Verbände und bestehende Verträge. Dies führt zu einer massiven Verunsicherung und Störung des Marktes“, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber Dagbladet. „Wenn sie das Zentralisierungsmodell umsetzen, wird es in unseren Augen so sein, als ob sie sich die Rechte der nationalen Skiverbände aneignen würden. Es wird auch zu einer Fülle von Rechtsansprüchen über viele Jahre hinweg führen, was wiederum hohe Kosten und Unsicherheit mit sich bringt. Wir haben unsere Bedenken wiederholt geäußert, um Chaos und Schaden vom Skilanglauf abzuwenden.“

„Das ist schlecht für den Sport!“

Ein Problem in der aktuellen Rechtevergabe sieht der FIS-Präsident in Skandinavien: „Eines der größeren Probleme liegt in Skandinavien. Die Skiverbände haben ihre Rechte an Infront verkauft ohne jegliche Einschränkungen. Infront hat die Rechte für eine Menge Geld an NENT (Viaplay) weiterverkauft, was aber nicht so viele Zuschauer erreicht. Das ist schlecht für den Sport.“ Weiter sagte der 60-Jährige: „Für die FIS ist es wichtig, eine gute Balance zwischen den Kosten und den TV-Zuschauern zu haben. Darum muss die FIS die Fernsehrechte zentralisieren.“ Infront hat aber langfristige Verträge mit vielen nationalen Verbänden bis zur Saison 2025/26 – manche sogar bis 2031. Terje Lund vom Norwegischen Skiverband erklärte im Dagbladet, dass der Verband die internationalen Rechte an Infront verkauft habe und die nationalen Rechte selbst vermarktet. Der Verband arbeitet schon seit 1995 mit Infront und seinen Vorgängern zusammen. „Eliasch glaubt, dass mehr Geld in das System hineinkommt, wenn man die Rechte als ein Paket verkauft. Aber ich habe noch keine Zahlen oder Dokumentationen darüber gesehen. Dennoch ist es wichtig, die Rechte und Vereinbarungen der verschiedenen Ländern zu respektieren. Aber natürlich ist es nie falsch, über die Rechte zu diskutieren“, so Terje Lund.

Nach dem Vorbild der Formel 1

Johan Eliasch ist der Meinung, dass die FIS sich stärker positionieren muss, um mehr Zuschauer vor den Fernseher zu locken. Er will ein eigenes Media Portal generieren – wo Länder ohne Rechte den Sport dann streamen können. Außerdem plant die FIS, wie es seit der Neuvermarktung der Formel 1 der Fall ist (zum Beispiel die „Drive to Survive“-Serie auf Netflix), Reportagen, Dokumentationen und Hintergrundinformationen zu liefern, um einen besseren Einblick in die Welt des Langlauf Weltcups zu bekommen und was bei den Athleten passiert. Dadurch habe die Formel an Zuschauern gewonnen, sagte er. „Wir können mehr Geld in diese Formate investieren, wenn die Rechte bei uns lägen. Das bedeutet auch, dass wir unseren Athleten ein höheres Preisgeld zahlen könnten. Unsere Topathleten verdienen in einem Jahr das, was Djokovic oder Federer in einer Woche verdienen – wir müssen das in eine bessere Balance bringen. So ist es schrecklich“, so Eliasch. Was genau dann mit der Live-Übertragung geschehen würde, ist noch nicht bekannt. In der Formel 1 bedeutete die Neuvermarktung, dass die Übertragung größtenteils ins Pay TV wanderte.