Langlauf und Nordische Kombination: Weltcup Auftakt im hohen Norden steht bevor

Rukatunturi-Schanze in Ruka (FIN) © Modica/NordicFocus

Zum 20. Mal wird 2021 das Ruka Nordic in dem finnischen Wintersportort bei Kuusamo ausgetragen. Langläufer, Nordische Kombinierer und Skispringer sind wieder gleichzeitig vor Ort. Jeweils drei Rennen stehen für Langläufer und Kombinierer auf dem Programm.

Hoch im Norden Finnlands

Die Wintersport-Fans werden es wissen: Kuusamo liegt im hohen Norden Finnlands, am südlichen Ende Lapplands nahe des Polarkreises und 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Noch einmal 30 Kilometer nördlich der 15.000-Einwohner-Stadt befindet sich das Wintersport-Zentrum Ruka, wo an diesem Wochenende erneut das Ruka Nordic mit Langläufern, Skispringern und Nordischen Kombinierern stattfindet. Ruka bietet Wintersportbegeisterten mit mehr als 200 Tagen zwischen Oktober und Mai die längste Skisaison in ganz Nordeuropa. Im Ruka Skistadion sind alle drei Sportarten beheimatet – optimal für Fans vor Ort, denen den ganzen Tag etwas geboten wird. Nach einem Jahr ohne Zuschauer im letzten Winter sind diesmal wieder Zuschauer erlaubt. Der Veranstalter erwartet üblicherweise in jedem Jahr insgesamt rund 20.000 Zuschauer. Aktuell sind noch Tickets zu haben, so dass man abwarten muss, wie viele Zuschauer es wirklich werden.

Mini-Tour für Kombinierer

Für die Nordischen Kombinierer steht in Ruka gleich eines der Saisonhighlights auf dem Programm. Nicht nur, dass fast alle Athleten die große Schanze am Rukatunturi – mit einer Hillsize von 142 Metern die größte des Weltcups – lieben. „Ruka ist die coolste Schanze, die ich kenne – da muss man richtig gut springen, den ‚modernen Sprung‘ zelebrieren“, beschreibt es Bundestrainer Hermann Weinbuch. Auch das Wettkampfformat ist etwas speziell, handelt es sich doch um eine Minitour, die einen Gesamtsieger hervorbringen wird. Das Auftaktrennen am Freitag ist eine Sprintentscheidung. Einem Sprung folgt ein kurzes Fünf-Kilometer-Rennen. Samstags und Sonntags wird jeweils über zehn Kilometer gelaufen. Weltcuppunkte gibt es jeweils ganz normal für jeden Wettkampf. Auch scheiden keine Athleten aus, es erfolgt für jeden Wettkampf eine neue Qualifikation. Am Ende gewinnt der Athlet mit den meisten Punkten die Ruka Tour-Wertung mit dem entsprechenden Preisgeld.

Quarantäne für Krismayr

Glück im Unglück hatte das finnische Team: Bei der Anreise nach Ruka erkrankte ihr slowenischer Techniker Aljosa Branc an Covid-19. Da der österreichische Skisprungtrainer der Finnen, Falko Krismayr, mit Branc im Auto von Helsinki nach Ruka saß, wurde auch er als Kontaktperson in Quarantäne geschickt und kann dem Team nur digital beistehen. Da die beiden noch keinen Kontakt zur Mannschaft gehabt hatten, sind die Athleten glücklicherweise nicht direkt betroffen.

DSV mit bewährtem Team, Rehrl mit Comeback

Der Deutsche Skiverband hat dieselben sieben Athleten nominiert, die bereits letzten Winter regelmäßig zum Einsatz kamen: Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek, Julian Schmid, Terence Weber, Eric Frenzel, Fabian Rießle und Manuel Faißt. Das österreichische Team vermeldete dagegen durchaus eine Überraschung: Franz-Josef Rehrl wird sein Weltcup-Comeback nach seinem Kreuzbandriss vor elf Monaten geben. Rehrl, der erst vor Kurzem auf die Schanze zurückkehrte, freut sich: „Nach fast einem Jahr stehe ich nun wieder bei einem Weltcup am Start, die Freude ist riesengroß. Ich habe bisher nur fünfzehn Großschanzen-Sprünge absolviert, dafür lauft es eigentlich schon richtig gut. Ich möchte in Ruka zeigen, was ich sprungtechnisch draufhabe. Was den Langlaufbereich betrifft, kann ich noch wenig sagen, ich habe den Sommer über fast nur alleine trainiert und wenig Vergleiche gehabt. Das wichtigste ist jetzt, wieder reinzufinden und im Weltcup Fuß zu fassen“, so der Ramsauer. Fehlen wird im achtköpfigen österreichischen Team dagegen Lukas Klapfer. Für ihn wurde Manuel Einkemmer berufen. Außerdem werden Weltmeister Johannes Lamparter, Lukas Greiderer, Martin Fritz, Mario Seidl, Stefan Rettenegger und Thomas Jöbstl antreten.

Langlauf: Sprint, Einzelstart und Verfolgung

Seit Jahren sind es die Langläufer gewohnt, im November in Lappland drei Wettkämpfe zu bestreiten und meistens dort mit einer Mini-Tour, dem Ruka Triple, in die Saison zu starten. Das ist in diesem Jahr anders: Zwar bestreiten die Athleten in Ruka wieder einen Sprint (klassisch) und zwei Distanzrennen – aber nicht im Rahmen einer Mini-Tour. Das bietet großen Nationen wie Norwegen die Möglichkeit, mehr Athleten mitzunehmen. Die Sportler sind nun nicht mehr gezwungen, an allen drei Rennen teilzunehmen, sondern können sich auf Sprint oder Distanz konzentrieren. Die Distanzrennen werden als Verfolgungsrennen am Samstag und Sonntag ausgetragen – zunächst klassisch, dann in der freien Technik.

Weitere Testrennen in Finnland

Während der FIS-Rennen in Beitostølen und Gällivare wurde auch andernorts noch getestet und um Weltcup Startplätze gekämpft. Die Russen trainierten weiterhin in Muonio und bestritten dort zwei Einzelstarts, an denen auch Iivo Niskanen, Teresa Stadlober sowie Federico Pellegrino und Francesco de Fabiani teilnahmen. Über 15 Kilometer klassisch war der Finne nur zwei Sekunden schneller als Alexey Chervotkin, Ivan Yakimushkin hatte schon 21 Sekunden Rückstand. Ilia Semikov, Evgeniy Belov, Alexander Bolshunov und Sergey Ustiugov drängten sich ab 42 Sekunden Rückstand auf den Plätzen vier bis sieben. Pellegrino wurde 13. und De Fabiani 16. Tags darauf im Skaten kam Bolshunov, der vor allem durch Zahn-OPs noch Trainingsrückstand haben soll, schon deutlich besser zurecht mit nur zehn Sekunden Rückstand auf Arten Maltsev, Rang zwei ging an Yakimushkin. Die weiteren Plätze belegten Niskanen, Timashov und Chervotkin. De Fabiani wurde 21. In den Wettkämpfen der russischen Damen setzte sich zweimal Tatiana Sorina gegen Natalia Nepryaeva durch – nur knapp in der klassischen Technik, deutlich im freien Stil. Veronika Stepanova, die laut Sorin „stärkste Juniorin seit 5-6 Jahren“, skatete auf Platz drei, wird aber dennoch in Ruka noch nicht in den Weltcup geschickt. Sie soll in Lillehammer zum Einsatz kommen. Anastasia Rygalina präsentierte sich als Dritte und Vierte stark. Dagegen konnte Yulia Stupak als Neunte und 13. nicht überzeugen, was aber laut Markus Cramer unwichtig war: „Stupak ist (wie Nepryaeva und Sorina) für den Weltcup vorqualifiziert, so dass sie sich bis vor wenigen Tagen in Davos aufhielt. Sie hat eine andere Vorbereitung absolviert im Hinblick auf Peking“, sagte er bei MatchTV. Mit Ausnahme von Niskanen nahmen die Finnen am Suomen Cup in Taivalkoski teil, wo um die letzten Startplätze gekämpft wurde. Im Klassiksprint setzte sich Lauri Vuorinen knapp gegen Joni Mäki durch sowie Krista Pärmäkoski gegen Johanna Matintalo und Katri Lylynperä. Pärmäkoski gewann auch tags darauf im klassischen Distanzrennen, in dem sie sieben Sekunden schneller war als Kerttu Niskanen und alle anderen Athletinnen mehr als 40 Sekunden Rückstand hatten. Bei den Herren dominierte in Abwesenheit von Niskanen Ristomatti Hakola und verwies Joni Mäki und Perttu Hyvärinen mit 34 und 57 Sekunden Rückstand auf die Plätze zwei und drei.

Ausfälle und Nominierungen international

Im russischen Team war lange unklar, ob Alexander Bolshunov fit genug ist, um im Ruka am Start zu sein. Nach den Testrennen gab es allerdings grünes Licht für seinen Start. Als Favorit sieht er sich natürlich nicht: „Diese Saison wird meine schwierigste. Bisher hatte ich noch nie so viele Probleme in der Vorbereitung. Ich habe nicht besonders viel trainiert.“ Auch andere Plätze für Ruka waren schon früh vergeben – teilweise schon nach den ersten Testrennen eine Woche zuvor. Nur ein Platz war noch vakant, den sich Sergey Ustiugov in letzter Sekunde sicherte. Der formschwache Andrey Melnichenko findet vorerst keinen Platz im Weltcup. Weder im russischen Damen-Team noch bei Team Finnland, die die nationale Gruppe an den Start schicken, fehlen wichtige Namen. Anders in Schweden, wo gleich sechs Athleten fehlen, die gerne beim Auftakt am Start gewesen wären: Oskar Svensson und Jens Burman haben Rückenprobleme, William Poromaa und Emma Ribom sind erkrankt und Moa Lundgren wurde nach schwacher Leistung mit unverschuldetem Sturz in Gällivare nicht nominiert. Der größte Verlust für das Team ist aber Jonna Sundling, deren verletzte Hand nun vier Wochen eingegipst bleibt. Nach zwei Wochen soll der Verlauf erneut kontrolliert werden. Bei einer erneuten Untersuchung wurde ein Bänderriss diagnostiziert, nachdem eine Fraktur ausgeschlossen worden war. Die Olympischen Spiele sind laut Teamarzt Jan Wall nicht in Gefahr. Stattdessen kann sich der Dominator des Gällivare-Wochenendes, Leo Johansson, über seinen zweiten Weltcupstart freuen, erstmals außerhalb der nationalen Gruppe. Nach den Rennen in Beitostølen war eigentlich vermutet worden, dass der letzte freie Platz für die Distanzrennen an Harald Østberg Amundsen oder Håvard Moseby gehen würde. Dem ist aber nicht so. Während es bei Moseby wegen seiner gesundheitlichen Vorgeschichte schon zu erwarten war, dass er zunächst wieder eine Pause erhält, kommt es bei Amundsen doch überraschend. Stattdessen bekam Erik Valnes das Vertrauen ausgesprochen, der demnach in Ruka alle drei Wettkämpfe bestreiten wird. Außerdem wurde Helene Marie Fossesholm zu ihrem Ärger nicht nominiert, nachdem sie letztes Wochenende wegen Unwohlseins nicht angetreten war. Kurzfristig kam es noch zu zwei Ausfällen in Norwegen: Tiril Weng (Zahnschmerzen) wird im Sprint durch ihre Cousine Heidi ersetzt und in den Distanzrennen durch ihre Schwester Lotta. Aron Åkre Rysstad rückt für den erkälteten Sivert Wiig ins Team. Fehlen werden neben Maurice Manificat auch die französische Damen, die sich auf Lillehammer und Davos vorbereiten. 

Zwei Österreicher und zehn Schweizer

Im österreichischen Team hat sich Teresa Stadlober im Sommer erstmals mit Höhentraining und nun über längere Zeit im finnischen Muonio vorbereitet, wo sie am Wochenende auch noch einmal an einem Testrennen des russischen Teams teilgenommen hat, mit dem sie ohnehin seit dem Frühjahr eine Trainingsgemeinschaft bildet. Über zehn Kilometer im klassischen Stil belegte sie Rang drei, 19 Sekunden hinter Tatiana Sorina. In Ruka bildet sie zusammen mit Mika Vermeulen, der in Lillehammer lebt und zuletzt in Beitostølen am Start war, das zweiköpfige ÖSV-Team. „Jetzt freue ich mich darauf, dass es endlich wieder losgeht. Mein Ziel für die Distanzrennen in Ruka sind die Top-15. Wenn mir das gelingen würde, wäre das natürlich ein super Saison-Start“, meinte Teresa Stadlober. Mika Vermeulen war letzte Woche krank, so dass der Test in Beitostølen kein richtiger Maßstab ist: „Für den Weltcup-Auftakt in Ruka bin ich sehr zuversichtlich. Mein Ziel ist es definitiv in die Top-30 zu laufen. Vor allem auf das klassische Rennen bin ich sehr gespannt, da ich mich gefühlt in dieser Technik stark verbessern konnte.“ Das zehnköpfige Schweizer Aufgebot für Ruka besteht aus zwei Damen und acht Herren und wird angeführt von Dario Cologna, der wie Laurien van der Graaff und Jovian Hediger in seine letzte Saison geht. Außerdem werden Nadine Fähndrich, Laurien van der Graaff, Jonas Baumann, Roman Furger, Jovian Hediger, Erwan Käser, Beda Klee, Candide Pralong und Jason Rüesch am Start sein.

Zweistellige Minusgrade

Es ist kalt in Finnland! Bei Ankunft der meisten Athleten am gestrigen Mittwoch lagen die Temperaturen noch bei -10°C, zum Wochenende wird es aber noch frostiger. Nachdem für heute Nachmittag und morgen Vormittag noch leichter Schneefall angesagt ist, sinken die Temperaturen ab Samstag bis auf -20°C. „Solche eisigen Temperaturen sind nicht typisch für diese Jahreszeit in Ruka“, sagte Meteorologin Nina Karusto gegenüber YLE. Wettkampfchef Niklas Turku schließt im YLE-Interview Verschiebungen nicht aus: „Zusätzlich zu den Temperaturen könnten auch Wind und Luftfeuchtigkeit dafür sorgen, dass es zu Verschiebungen und Absagen kommt“, so Turku. „Das Wetter wird stündlich beobachtet. Die Jury wird sich auch mit den Athleten besprechen, wenn sie ihre Entscheidungen trifft. Dennoch denke ich, dass die Wettkämpfe durchgeführt werden können.“ Die Sonne soll sich in den kommenden Tagen nicht zeigen, wäre zu dieser Jahreszeit aber ohnehin nur zwischen 09:30 Uhr und 14:00 Uhr am Himmel zu sehen. Die Strecke wurde teils mit Kunstschnee präpariert, der sich wegen der Minustemperaturen problemlos produzieren ließ, teils aber auch mit Altschnee aus dem Depot. „Es wurde genug Schnee für die gesamte 5km Runde eingelagert“, sagte Schneekontrolleur Pekka Hyvärinen nach seiner Kontrolle in der letzten Woche. Das Stadion wurde zudem beschneit, so dass die Strecke seit einer Woche wettkampffertig ist.

Alles live auf Euro 2 und Euro 1

Am ersten Weltcup-Wochenende ist man am Besten bei Eurosport aufgehoben – vor dem TV und mobil im Eurosport Player. Am Freitag wird sowohl Skilanglauf als auch die Nordische Kombination auf Eurosport2 übertragen, am Samstag und Sonntag zeigt Eurosport 1 alles live (mit Ausnahme des Noko-Laufes am Samstag). Im ZDF gibt es das ganze Wochenende von den Langläufern bestenfalls Zusammenfassungen, Freitag und Sonntag wird zumindest der Lauf der Kombinierer live gezeigt, sonst gibt es auch hier nur Aufzeichnungen. ORF Sport+ berichtet in Zusammenfassungen vom Langlauf, am Sonntag ist allerdings ORF1 live drauf bei beiden Rennen und überträgt auch meistens die Nordische Kombination. Die Schweizer Zuschauer können sich auf SRF2 über Live-Übertragungen aller Langlaufrennen freuen.

Wettkampfprogramm

Hier findet ihr die Zeitpläne der Wettkämpfe in Ruka:

=> Langlauf
=> Nordische Kombination