Langlauf Weltcup Ruka: Moa Ilar feiert im Massenstart ersten Sieg – Carl Achte

Jessie Diggins (USA), Moa Ilar (SWE), Rosie Brennan (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Moa Ilar feierte im Massenstart über 20 Kilometer in der freien Technik ihren ersten Weltcupsieg. Sie setzte sich im Endspurt gegen Jessie Diggins und Rosie Brennan durch. Victoria Carl wurde Achte.

Befürchtete Stürze auf enger Strecke bleiben aus

Ebba Andersson (SWE), Frida Karlsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Bei eisigen -16°C starteten die Damen in den ersten Massenstart der Saison. Gelaufen wurde die 2,5 Kilometer-Runde der Kombinierer, die nicht allzu breit ist. So befürchtete Teamchef Peter Schlickenrieder gestern: „Morgen dieser Massenstart wird eine harte Sache. Wir werden viele Stürze sehen, weil die Strecke sehr eng ist. Das heißt, überholen ist schwierig. Es wird natürlich doch jeder probieren, darum wird es sehr haklig und es wird schwer für uns, richtig gute Platzierungen zu machen, denn dazu muss man eher ein Rambo Typ sein, um sich gegen die Übermacht aus Skandinavien durchzusetzen. Wir werden viel Teamtaktik sehen von Norwegen und Schweden, es wird schwer werden.“ Ganz so schlimm wurde es nicht, Stürze gab es nicht, nur einen Stau im Hinterfeld am Fuße des ersten Anstiegs. Teamtaktik war aber vor allem von den Schwedinnen zu sehen, die das Tempo meist kontrollierten. Neben Moa Ilar, Ebba Andersson und Frida Karlsson waren auch Victoria Carl, Jessie Diggins und Rosie Brennan immer unter den ersten sechs Athletinnen vertreten, wobei Letztere sich in der ersten Rennhälfte weit hinten im Feld aufhielt. Wie Brennan zeigten sich auf die Norwegerinnen in der zweiten Rennhälfte weit vorne, die in den letzten Tagen von ehemaligen Teamkolleginnen und jetzigen TV-Expertinnen Marit Bjørgen und Maiken Caspersen Falla heftig kritisiert wurden.

Stock und Handschuh Verlust in letzter Runde

Jessie Diggins (USA), Sophia Laukli (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Immer wieder versuchten vor allem die Schwedinnen sich abzusetzen, auch bei den beiden Bonussprints auf der vierten und siebten Runde. Das gelang aber nie, weil die Verfolgerinnen angeführt von Victoria Carl durch deren Größe und höheres Gewicht in der Abfahrt immer wieder herangeführt wurden. Zu Beginn der letzten Runde gehörten noch 14 Athletinnen zur Spitzengruppe. Brennan und Diggins übernahmen vorne das Kommando, hielten das Tempo aber zunächst gering. Das passierte das Malheur: Ebba Andersson trat Jessie Diggins im ersten Anstieg der Runde auf den Stock, so dass sie diesen und den rechten Handschuh verlor, was in der eisigen Kälte zu einem großen Problem hätte werden können, wenn das Rennen noch länger gewesen wäre. Sie fiel bis auf etwa Position zehn zurück und bekam den Ersatzstock auch noch ins Gesicht, so dass die Lippe zu bluten begann. Inzwischen erhöhte Moa Ilar vorne das Tempo, konnte sich aber erneut nicht endgültig absetzen. Im Anstieg zum Stadion waren alle wieder zusammen und es wurde eng, aber zu Stürzen kam es auch diesmal nicht.

Ilar im Endspurt die Stärkste

Moa Ilar (SWE) © Modica/NordicFocus

Moa Ilar behauptete im Anstieg ihre Spitzenposition und lief als Erste ins Stadion ein. Die beiden US-Amerikanerinnen versuchten alles, um sie auf der Zielgeraden noch einzuholen, was aber nicht mehr gelang: Ilar jubelte erstmals über ihren ersten Weltcupsieg, was sie nach ihrem Sieg im FIS-Rennen von Gällivare noch als Ziel herausgegeben hatte. Knapp dahinter holte sich Jessie Diggins Platz zwei vor Rosie Brennan. Diggins, die wie immer völlig erschöpft im Ziel lag, wurde sofort umsorgt und mit einem Ersatzhandschuh versorgt. Nach 15 Minuten konnte sie immer noch nicht wieder auf ihren Beinen stehen und auch ein Versuch, sie auf dem Trainingsfahrrad warm zu bekommen, schlug fehl. Nach einem zweiten Aufenthalt im Sanitätszelt konnte sie 45 Minuten nach Rennende schließlich im Teamfahrzeug das Stadion verlassen. Lotta Udnes Weng wurde gute Vierte vor drei weiteren Schwedinnen, nämlich Ebba Andersson, Frida Karlsson und Emma Ribom, die oft so ausgesehen hatte, als würde sie bald aus der Spitzengruppe herausfallen. Victoria Carl, Delphine Claudel und Anne Kjersti Kalvå komplettierten die besten Zehn gefolgt von den Norwegerinnen Margrethe Bergane, Heidi Weng und Astrid Øyre Slind.

Carl immer Top6 – im Ziel Achte

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Victoria Carl war erwartungsgemäß die stärkste Deutsche im heutigen Massenstart. Gestern nach dem Rennen hatte sie noch ein bisschen mit ihrem ersten Einzel-Podium geliebäugelt, was durchaus im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Während des gesamten Rennens hielt sie sich unter den besten Sechs auf und fuhr jede Lücke durch ihr Gewicht und erneut exzellente Ski wieder zu. „Ein bisschen stresst es mich, wenn es so eng ist wie in der letzten Runde. Zwei, drei waren kurz vorm Sturz, aber da muss man einfach mit Köpfchen laufen und gucken, wo man am meisten Platz hat“, sagte die Thüringerin. Ein kleiner Fehler am Übergang des Zielanstiegs sorgte dann dafür, dass sie leicht zurückfiel. Am Ende wurde es aber ein sehr guter achter Platz für die Thüringerin. „Ich hatte berghoch nicht so die gute Position und dann waren die Körner alle. Ich konnte am Ende auch nicht mehr trinken, weil ich so drüber war. Aber ein achter Platz mit so wenig Abstand nach vorne ist einfach mega geil. Ich reise mit richtig gutem Gefühl ab. Ich habe alles richtig gemacht im Sommer und ich bin motiviert. Ich glaube und hoffe, dass es unser ganzes Team motiviert. Man braucht gute Tage, um da vorne reinzufahren“, sagte Victoria Carl. Für Motivation sorgte auch das wieder perfekte Material des DSV: „Ein super Fazit ist, dass wir heute mega Material hatten. Wir sind an den anderen vorbei geschossen, ich musste regelmäßig aufstehen in der Abfahrt, damit ich nicht ganz vorfahre. Es war einfach nur mega. Man merkt, dass man am Berg noch nicht Vollgas geben muss, weil man sehr gut heranfährt. Es ist einfach nur mega motivierend.“

Fink zufrieden und verfroren auf Platz 17

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Als zweitbeste DSV-Läuferin belegte Pia Fink Rang 17. Gemeinsam mit Katharina Hennig hatte sie in Runde fünf den Anschluss verloren. Grund war die eisige Kälte, die ihr zu schaffen machte. „Ich habe versucht, meine Kräfte einzuteilen, ein bisschen defensiv ranzugehen und mitzuschwimmen. Eigentlich hat das ganz gut geklappt, aber zum Schluss hat man die Kälte echt ganz schön gemerkt. Ich hatte am Schluss so steife Beine, ich konnte mich gar nicht mehr gut bewegen. Ich bin trotzdem richtig zufrieden mit dem Rennen“, freute sich Pia Fink, die sich nach dem Zurückfallen mit Linn Svahn zusammentat: „Wir haben gut zu zweit zusammengearbeitet, haben uns gut abgewechselt und wir hatten Glück, dass die hintere Gruppe erst ganz zum Schluss hingekommen ist. Ich bin froh, dass wir zu zweit waren. Das Wochenende war ein solider Start und zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin und ich bin gespannt, was die Saison sonst noch bringt. “ Fink gelang es, sich im Zielsprint knapp vor der Verfolgergruppe zu behaupten. Das gelang Katharina Hennig nicht, die nicht mit Fink und Svahn mitlaufen konnte und in Runde sieben von der Gruppe eingeholt wurde. Sie belegte 20 Sekunden hinter der Teamkollegin Rang 27, hatte aber schon gestern kein gutes Gefühl in Bezug auf dieses Rennen gehabt.

Krehl steigt früh aus

Therese Johaug (NOR), Heidi Weng (NOR), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Für Sofie Krehl endete das Rennen schon in Runde eins. Die Allgäuerin hatte sich schon vor dem Rennen nicht gut gefühlt, wollte es aber versuchen. Es folgte das frühe Ende des Rennens. Lisa Lohmann und Katherine Sauerbrey landeten auf den Plätze 36 und 42 von 43 Athletinnen, die das Ziel erreichten. Lohmann hatte schon den Start etwas verpennt, sie zog noch beim Startschuss, als sich das Feld bereits bewegte, noch die Stockschlaufe fest. Die Österreicherin Teresa Stadlober fand sich ab Runde drei in der großen Verfolgergruppe wieder, wie auch Nadine Fähndrich. Während Stadlober 23. wurde, konnte die Schweizerin die Gruppe aber nicht halten und wurde schließlich 30. Die Luzernerin verlor in der ersten Runde einen Ski und tauchte bei der ersten Zielpassage nach 5 km als 41. mit einer halben Minute Rückstand auf. Die Schweizerin schaffte den Anschluss ans Feld der Besten nicht mehr. Dahinter landeten Krista Pärmäkoski und Kerttu Niskanen, die erneut enttäuschten. Niskanen klagt seit Längerem über muskuläre Probleme durch Übersäuerung. Laut Damen-Trainer Ville Maunuksela hatten beide aber offenbar schlechte Ski. 

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