Langlauf Weltcup: Krüger gewinnt erstmals in Oslo – Dobler mit Holmenkollen Bestleistung zum Abschied

Simen Hegstad Krueger (NOR) © Modica/NordicFocus

Wie erwartet wurde das Heimrennen von den Norwegern völlig dominiert. Simen Hegstad Krüger triumphierte erstmals am Holmenkollen, Zweiter wurde Hans Christer Holund vor Martin Løwstrøm Nyenget. Jonas Dobler verabschiedete sich mit seinem besten Ergebnis am Holmenkollen aus dem Langlauf Weltcup.

So wenig Starter wie nie

Nur 36 Starter am Holmenkollen © Modica/NordicFocus

Nach strahlendem Sonnenschein und -9°C zuvor beim Springen der Kombinierer schoben sich zum Start der 50 Kilometer Wolken vor die Sonne. Nur 39 Starter meldeten zum traditionellen 50 Kilometer Rennen am Holmenkollen – so wenig wie nie zuvor. Vor einem Jahr nach dem Ende der Olympischen Spiele waren 64 Herren dabei, 2019 die bisher niedrigste Beteiligung mit 45 Startern. Nach drei krankheitsbedingten Absagen durch Friedrich Moch, Jules Lapierre und Thomas Maloney Westgård am Morgen gingen noch 36 Athleten ins Rennen, darunter zwölf Norweger und insgesamt nur neun Athleten der Top30 im Weltcup. Die Gründe für den Startverzicht sind vielfältig, fallen aber diesmal alle zusammen: Erst vor sechs Tagen wurden bei der WM schwere 50 Kilometer absolviert, viele, die dieses traditionelle Rennen vor begeisterten Zuschauern sonst gelaufen wären, konzentrieren sich auf den Sprint in Drammen am Dienstag. Manche sind krank geworden wie William Poromaa, manchen wäre die klassische Technik lieber gewesen und verzichten deswegen. Vor allem in Finnland wurde Kritik am eng gestrickten Wettkampfkalender laut. Etwa die Hälfte der Starter bestritt aber auch schon die 50 Kilometer von Planica.

Skiwechsel bringt Entscheidung

Hans Christer Holund (NOR), Simen Hegstad Krueger (NOR), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auf den ersten drei Runden passierte sehr wenig. Die norwegischen Starter dominierten das Geschehen, aber ein hohes Tempo war nur bei den Bonussprints am höchsten Punkt kurzzeitig der Fall, wo Klæbo und Golberg den größten Teil der Weltcuppunkte sammelten. In der Runde gingen oben am Frognerseteren erstmals Lücken auf, dennoch kamen noch 28 Athleten zusammen ins Stadion. Dort entschieden sich Jens Burman, Simen Hegstad Krüger, Hans Christer Holund, Iver Tildheim Andersen und Olivier Leveille für einen Skiwechsel, während alle anderen durchliefen. Ihren Rückstand konnte das Quintett schnell wieder gutmachen und oben am höchsten Punkt griff dann Holund an. Klæbo versuchte zunächst mitzugehen, merkte aber schnell, dass das Tempo für ihn zu schnell ist. Bald darauf schlossen Krüger und Andersen zu Holund auf, die viele Kilometer mit ihm zusammen liefen. Die Entscheidung um den Sieg fiel erst im Stadion beim Anstieg über den Schießstand, als Krüger angriff und Holund nicht mehr mitgehen konnte. Damit feierte Simen Hegstad Krüger seinen ersten Sieg am Holmenkollen. „Es war sehr hart. Ich bin zusammen mit Holund ausgerissen und dann waren wir vor den anderen. Das war ein gewinnbringender Move. Ich hatte schwere Beine nach den Weltmeisterschaften und es war nicht so sicher, dass ich hier gewinnen würde. Nun bin ich zu Hause und freue mich besonders. Das ist ein ganz besonderes Rennen. Das gehört für alle zu den großen Momenten. Die letzten Runden tun aber richtig weh.“ Rang zwei ging an Holund, der wie Krüger die 50 Kilometer von Planica zu seinem Ärger nicht laufen durfte.

Zehn Norweger unter besten Zehn

Iver Tildheim Andersen (NOR) © Modica/NordicFocus

Iver Tildheim Andersen, der Überraschungssieger von Lillehammer, konnte das Tempo nicht bis zum Schluss mitgehen. Nachdem er im Stadion noch das Trio anführte, fiel er im Anstieg bald zurück. Am Gratishaugen wurde er dann noch von Vorjahressieger Martin Løwstrøm Nyenget eingeholt, der sich den letzten Podestplatz sicherte. Andersen kam als Vierter ins Ziel und behauptete sich knapp vor Didrik Tønseth. Harald Østberg Amundsen wurde Sechster vor Johannes Høsflot Klæbo, der nach der Teilung der ursprünglich achtköpfigen Verfolgergruppe nach 40 Kilometern sich zunächst wieder herankämpfte, dann aber wieder zurückfiel. Im Endspurt ließ er Håvard Moseby hinter sich sowie mit einigen Sekunden Abstand Pål Golberg und Thomas Bucher-Johannessen.

Musgrave bester Nicht-Norweger

Andrew Musgrave (GBR) © Modica/NordicFocus

Ein Brite, der in Trondheim zusammen mit seiner Freundin, der Vasalauf-Siegerin Emilie Fleten lebt, wird als Elfter schließlich bester Nicht-Norweger: Andrew Musgrave sieht sich ausdrücklich nicht als „halber Norweger“, gehörte aber mit zur achtköpfigen Verfolgergruppe des Spitzentrios, fiel jedoch im langen Anstieg der letzten Runde zurück. Im Ziel lag er noch 15 Sekunden vor dem Japaner Naoto Baba, dem einzigen Franzosen Clement Parisse sowie dem einzigen Italiener Lorenzo Romano. Wenig später erreichte die Gruppe mit Ireneu Esteve Altimiras, Jonas Dobler sowie den Amerikanern David Norris und Scott Patterson das Ziel.

Bestleistung trotz Stockbruch

Jonas Dobler (GER) © Modica/NordicFocus

„50 Kilometer Holmenkollen ist immer etwas Besonderes. Für mich ist es ganz besonders, weil es mein letztes Rennen sein wird. Es ist ein würdiger Abschluss an diesen heiligen Stätten für Langlauf. Da kann man einen schönen Abschluss haben. Ich will mich aber nicht nur verabschieden, sondern auch sportlich was mitnehmen. Ich will auf jeden Fall in den Top20 ankommen. Aber es wird ein richtig hartes Pflaster“, sagte Jonas Dobler im ZDF. Gemeinsam mit Florian Notz war Jonas Dobler lange um Platz zehn vertreten, aber Anfang der vierten Runde fiel er durch einen Stockbruch ans Ende der Gruppe, was aber nicht viel zeit kostete. Nach dem Anstieg und dem Zwischensprint verlor der 31-Jährige aber den Anschluss an die Spitze, blieb aber immer in Kontakt zu den besten 15. Kurz vor dem Stadion überholte er noch seinen Teamkollegen Florian Notz und beendete sein letztes Rennen als sehr guter 16. Damit war er einen Rang besser als sein bisher bestes Resultat am Holmenkollen. „Schöner konnte ich mir den Abschluss nicht wünschen, war richtig gut. Die ersten Runden konnte ich richtig genießen, sie sind einfach super zu laufen immer wieder. Hinten an der Ecke war ordentlich was los. Wie erwartet ist es dann ab der vierten Runde richtig hart geworden, das tut auch noch mal dazu zum letzten Rennen, dass es richtig weh tut. Aber am Schluss wird es dann eng. Das ist im Moment das, war ich dann drauf hab, um Platz 15 rum. Jetzt bin ich 16. Das was ich drauf habe, konnte ich nochmal abrufen, damit bin ich sehr zufrieden.“

Notz bricht etwas ein

Florian Notz (GER) © Modica/NordicFocus

Florian Notz hatte kurz vor dem Gipfel am Frognerseteren in Runde fünf der Gruppe nicht mehr folgen können und büßte mehr und mehr Zeit ein. Schließlich erreichte er 13 Sekunden nach dem Teamkollegen als guter 19. das Ziel. Sehr viel schwerer tat sich Lucas Bögl, der schon in Runde zwei zurückfiel und den größten Teil des Rennens mit einem schwedischen Quartett absolvierte. Am Ende wurde er mit über zehn Minuten Rückstand 35. Dazu sagte U23-Trainer Sebastian Eisenhut, der heute Peter Schlickenrieder vor Ort vertritt: „Lucas Bögl ist jetzt kurz vor dem Ziel, hat keinen guten Tag erwischt. Sah aus, als wenn er Krämpfe hätte. Der kämpft sich jetzt noch wacker ins Ziel und sollte auch gleich da sein.“ Mit den anderen beiden startenden Athleten war er sehr zufrieden: „Ich bin sehr zufrieden, Top20 war das ausgegebene Ziel und sie haben es beide geschafft. Jones in seinem allerletzten Rennen noch in die Top20 – Hut ab!“, lobte er und fügte im Hinblick auf Doblers bestes Holmenkollen-Resultat hinzu: „Das kann er besonders feiern, hat er sich verdient. Flo Notz war bis ein paar Kilometer vor Ziel noch auf 12 und ist etwas eingebrochen. Das ist schade. Er hat sich die letzten Monate neu aufgebaut, war zuletzt im Continentalcup unterwegs, hat dort zwei Siege eingefahren letztes Wochenende. Es war schade, dass nicht noch mehr herausgekommen ist, war ein starker Auftritt.“

Vermeulen wird 29.

Mika Vermeulen (AUT), Imanol Rojo (ESP), (l-r) © Modica/NordicFocus

Der einzige ÖSV-Starter Mika Vermeulen verlor in Runde drei zusammen mit dem Spanier Imanol Rojo den Anschluss. Anschließend verloren sie kontinuierlich zeit und der in Lillehammer lebende Österreicher kam mit neun Minuten Rückstand als 29. ins Ziel. Schweizer waren gar nicht nach Oslo gereist.

Dobler zum Karriereende gefeiert

Jonas Dobler (GER), Florian Notz (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Friedrich Moch hätte gerne zusammen mit Jonas Dobler dessen letztes Rennen bestritten, musste aber wegen einer Erkältung passen: „Friedrich ist mit leichten Erkältungssymptomen aufgewacht. Ein Start auf der schwersten Strecke mit den meisten Höhenmetern macht keinen Sinn“, erklärte Eisenhut und auch Moch selbst äußerte sich später noch im ZDF: „Ich hatte mich lange gefreut darauf. Heute Nacht hat es mich leider mit einer kleinen Erkältung erwischt. Das hat nicht gereicht, um hier heute am Start zu stehen. Es sind richtig gute Bedingungen, richtig winterlich. Es ist optimal für den Wettkampf heute. Ich hoffe, ich bin nächste Woche wieder am Start. Ich muss sehen, dass ich das so schnell wie möglich los werde, damit ich dann nächste Woche wieder am Start stehe“, so Moch. „Jonas macht ein schönes letztes Rennen für seinen Abschluss und Flo ist auch noch gut dabei. Ein paar Freunde von ihm sind da, die werden gleich in den Zielbereich kommen und dann werden wir ihn empfangen.“ Das taten Freunde und Kollegen dann auch – mit dem Konterfei des 31-Jährigen. „Die Jonas Dobler Masken gibt es schon ein paar Jahre, aber ich kann mich nicht so richtig dran gewöhnen. Aber es ist immer ganz lustig. Ich bin überglücklich, dass ich jetzt hier so meine Karriere beenden kann. Im Ziel bin ich von zwei Flaschen Sekt erwartet worden. Das war ein bisschen Formel 1 Feeling. Ich könnte es mir nicht schöner vorstellen. Ich empfinde es als absolutes Privileg, dass ich selbst bestimmen kann, wann ich aufhöre, dass ich in den heiligen Hallen vom Skilanglauf abtreten kann. Ich genießen den Moment“, sagte Dobler, der zum Abschluss noch allen Unterstützern dankte: „Ich muss die Chance nutzen, mich beim ganzen Team zu bedanken. Man hat heute wieder gesehen, was für Ski wir haben, es war wieder erste Sahne. Da möchte ich mich natürlich bei der ganzen Crew bedanken für die schöne Zeit und die wahnsinnige Unterstützung.“

=> Ergebnis 50 Kilometer FT Massenstart

 

Oslo zum Nachlesen

=> Langlauf Weltcup Oslo: Fünf Deutsche am Holmenkollen
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