Langlauf Weltcup Oslo: Ragnhild Haga erste Siegerin am Holmenkollen über 50 Kilometer – Carl 15.

Astrid Oeyre Slind (NOR), Ragnhild Gloeersen Haga (NOR), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Ragnhild Gløersen Haga heißt die erste Frau, die im Langlauf Weltcup am Holmenkollen in Oslo über die Distanz von 50 Kilometern im freien Stil den Sieg holt. Astrid Øyre Slind wurde Zweite vor Jessie Diggins. Teresa Stadlober wurde erstklassige Vierte und Victoria Carl 15. nach taktischem Fehler.

32 Starterinnen ohne kranke Schwedinnen

50 Kilometer der Damen in der ersten Runde © Modica/NordicFocus

Bei den Damen meldeten 32 Athletinnen für die Strapaze über 50 Kilometer mit 2000 Höhenmetern, damit erwartungsgemäß noch weniger Starterinnen als bei den Herren. Die Premiere bedeutete gleichzeitig einen Minusrekord an Teilnehmerinnen, was aber nach dem harten Programm bei WM und Weltcup wie bei den Herren zu erwarten war. 2017 gingen nur 43 Damen in die 30 Kilometer am Holmenkollen, letztes Jahr 53 und heute also nur 32, darunter wie bei den Herren zwölf Norwegerinnen. Ebba Andersson und Frida Karlsson mussten gestern Nachmittag wegen einer Erkältung kurzfristig absagen, so dass die Favoritinnen nun aus den USA, Finnland und Norwegen kamen. Das erste 50 Kilometer Rennen der Damen entwickelte sich deutlich spannender als das der Herren gestern. Allein deswegen, weil die Damen noch nie 50 Kilometer gelaufen sind und niemand wusste, wie man sich das Rennen am besten einteilt. Vor dem Start hatte Tiril Udnes Weng gesagt: „Nach Kilometer 20 muss ich mal sehen, wie die Beine sind.“ Trotz kontrolliertem Tempo von Weng, Kerttu Niskanen oder Jessie Diggins gingen schon in Runde eins erste Lücken auf, vor allem durch den ersten Bonussprint am Ende des ersten Anstiegs zum Frognerseteren. Bei sämtlichen Bonussprints war Jessie Diggins ganz vorne dabei und sicherte sich 87 von 90 möglichen Weltcuppunkten, die für den Distanz- und Gesamtweltcup zählen. Dadurch rückte sie im Distanzweltcup bis auf sieben Punkte an Kerttu Niskanen heran.

Bergane bärenstark, aber Haga gewinnt

Ragnhild Gloeersen Haga (NOR) © Modica/NordicFocus

Eine junge Athletin sorgte schon früh im Rennen vor Furore: Die 21-jährige Margrethe Bergane lief schon in Runde eins einige Meter vor dem Feld und setzte sich auch in allen anderen Runden an die Spitze und lief generell viel von vorne. Nach fünf von sechs Runden hatten sich die Spitzengruppe auf sieben Athletinnen reduziert, darunter fünf Norwegerinnen, Jessie Diggins und Teresa Stadlober. Auf der letzten Runde bekamen Tiril Udnes Weng und Jessie Diggins immer mehr Probleme, so dass die Norwegerin den Anschluss verlor und die Amerikanerin sich immer wieder hinbeißen musste. Vorn machte die 23-jährige Debütantin Nora Sanness das Tempo, dann Astrid Øyre Slind, dann wieder Bergane und Diggins gelang es bis zum Erreichen der Kapelle, wieder in die Gruppe hereinzulaufen. Nun stand nur noch der Gratishaugen auf dem Programm, in dem Diggins neben Slind schon wieder vorne war, dahinter folgten Haga und Teresa Stadlober. Nach dem letzten Anstieg über den Schießstand lag Astrid Øyre Slind vorne gefolgt von Diggins und Haga nebeneinander. Auf der Zielgeraden kam Ragnhild Gløersen Haga aus dem Windschatten und zog an Slind vorbei. Damit feierte die Olympiasiegerin von 2018 ihren ersten Weltcupsieg – bisher war sie nur einmal auf der Schlussetappe des Ruka Triples die schnellste Zeit gelaufen. Im Ziel war die 32-Jährige in Tränen aufgelöst nach ihrem sicher größten Erfolg nach dem Überraschungs-Gold in PyeongChang. Die 35-jährige Slind belegte den zweiten Rang vor Jessie Diggins. Teresa Stadlober wurde hervorragende Vierte vor den jungen Norwegerinnen: Nora Sanness wurde Fünfte vor Margrethe Bergane, der Junioren-Weltmeisterin im Klassik-Einzel von 2021.

Stadlober überglückliche Vierte

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Teresa Stadlober konnte mit ihrem erstklassigen vierten Platz mehr als zufrieden sein. Die Salzburgerin zeigte während der gesamten 50 Kilometer nie Probleme, mit den anderen mitzuhalten. Für einen Sieg oder ein Podium fehlte einfach die Sprintfähigkeit bei der 30-Jährigen. „Das war heute ein Mega-Rennen für mich. Es war auch ein cooler Rennverlauf, denn wir sind mit gutem Tempo weggelaufen und es war nicht hektisch. Ich habe von Beginn an versucht, mich weit vorne in der Gruppe zu platzieren. Körperlich bin ich jetzt schon ziemlich am Ende und habe auf der Strecke wirklich alles gegeben. Es war richtig cool zu laufen, ich hatte super Material und auch die Stimmung war einfach großartig“, sagte die Salzburgerin nach dem Rennen. „Es war ein cooles Gefühl, wenn man weiß, dass man beim ersten 50er der Damen dabei ist. Wir können alle richtig stolz auf uns sein und ich bin megahappy über diesen vierten Platz. Die letzten Wochen waren aufgrund der Verkühlung und der WM nicht einfach und auch mental sehr anstrengend. Ich konnte auch wenig trainieren und daher war es vor dem Rennen ungewiss, wie es mir heute gehen wird. Am Schluss hatte ich vielleicht nicht ganz die optimale Position, aber beim ersten 50er um eine Spitzenplatzierung mitkämpfen zu können, ist einfach großartig. Danke an das ganze Team für die super Betreuung und jetzt werde ich erst einmal versuchen, mich gut und schnell zu erholen.“ Hinter ihr und den beiden jungen Norwegerinnen erreichte Tiril Udnes Weng als Siebte das Ziel. Kerttu Niskanen hatte nach dem Skiwechsel, den nahezu das gesamte Feld nach Runde vier absolvierte, nicht mehr mithalten können und kämpfte sich mit 91 Sekunden Rückstand als Achte ins Ziel vor der Lettin Patricija Eiduka. Eveliina Piippo wurde gute Zehnte vor Heidi Weng, die nach einem schweren Rennen noch Elfte wurde. Die 31-Jährige, die nach Ankunft in Planica direkt wieder abgereist war, weil sie sich nicht fit fühlte, hatte heute von Anfang an mit Problemen zu kämpfen und fiel in Runde drei endgültig zurück. Nachdem sie nach dem Skiwechsel in Runde vier an 17. Stelle lag, fing sie sich mit neuem Material und arbeitete sich kontinuierlich nach vorne.

Taktischer Fehler beim Skiwechsel

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

„Zielsetzung Ankommen“, lachte Victoria Carl vor dem Rennen im ZDF und ergänzte: „Natürlich versuche ich, wieder ein top Ergebnis machen und die deutsche Fahne hochzuhalten. Es ist wichtig, gut reinzukommen ins Rennen und gut durchzukommen. Ich habe viel mit Axel [Teichmann, Athletik/Technik-Trainer] drüber geredet. Man muss sehen, wie sich ein Mädels Rennen über 50 Kilometer entwickelt. Aber ganz klare Anweisung, bis zur vierten Runde nicht nach vorne gehen und dann werden wir mal gucken, was am Ende rauskommt“ Als einzige DSV-Starterin nahm die Thüringerin die 50 Kilometer in Angriff und hielt in den ersten drei Runden problemlos auf den vorderen Plätzen mit und sicherte sich einzelne Punkte beim Bonussprint. „Hab die anderen im Blick wegen Skiwechsel!“, rief ihr U23-Trainer Sebastian Eisenhut zu Beginn des zweiten Teils der dritten Runde zu. Leider machte die 27-Jährige dann den Fehler, nach der Verpflegung im Stadion an dritter Stelle zu liegen, so dass sie vor sich nur Moa Ilar und Jessie Diggins hatte. Als die Amerikanerin abbog, reagierte Carl nicht und lief mit der Schwedin weiter auf die Runde. „Dadurch dass ich an 3 war, habe ich nur gesehen, dass die Jessie rechts abbiegt und die Moa Ilar ist weitergelaufen, da wollte ich hinterher. Ich habe dann hintenraus mitgekriegt, dass 90% der Leute abgebogen sind. Wenn man nicht im Team unterwegs ist und Einzelkämpfer ist, muss man auf die anderen gucken“, sagte sie später.

Schwere letzte Runden und Platz 15

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Schnell merkten Ilar und Carl, dass sie gegen das heranrauschende Feld mit frischem Ski keine Chance haben. Sie wurden eingeholt und versuchten mitzulaufen, aber oben am Frognerseteren musste auch Victoria Carl eine Lücke aufgehen lassen. „Mach jetzt den Wechsel, du kommst schon wieder hin“, rief Eisenhut. Tatsächlich ging es deutlich besser, sie lief an die Französinnen vor ihr heran und hatte nach Runde fünf Rosie Brennan eingeholt und ihr bereits eine halbe Minute abgenommen auf Platz elf liegend. Aber die letzte Runde wurde sehr schwer. Am höchsten Punkt hatte Brennan bereits wieder aufgeschlossen und nach der Stadionpassage wurde es noch schwieriger für sie. Im Anstieg nach dem Station auf Höhe von Sebastian Eisenhut verlor sie schlagartig auch den Anschluss an Delphine Claudel und büßte bis zum Ziel 40 Sekunden auf die Französin ein. Das bedeutete Rang 15 mit 3:44 Minuten Rückstand. „Es war mega hart, aber ich bin fest davon ausgegangen, dass der größte Teil der Mädels nach der vierten Runde wechselt, dann haben sie aber alle nach der dritten Runde gewechselt und damit hatte ich einfach die vierte Runde dann keine Chance mehr. Man hat schon gemerkt, ich hatte mega gute Ski, vor allem in den ersten drei Runden. In der vierten Runde, wenn dann alle frische Ski haben und man selber nicht, dann wird es brutal schwer hinten raus und ich hab’s dann auch in der letzten Runde gemerkt, dass meine beine zugegangen sind und ich hochwärts gar nichts mehr gegenzusetzen hatte und dann nützt auch der beste Ski nichts“, sagte sie später. „Es war ein solides Rennen. Ich bin froh, dass ich es mal gemacht habe, aber die letzte Runde war nur noch ankommen. Aber ich würde es wieder tun.“

=> Ergebnis 50 Kilometer FT Massenstart

 

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