Tour de Ski 2021: Diese Athleten sind dabei

Jonna Sundling (SWE), Teresa Stadlober (AUT), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

In Abwesenheit des Langlauf Teams von Norwegen, das nach der Tour de Ski in Lahti wieder in den Langlauf Weltcup zurückkehren will, sind vermutlich die Schwedinnen und Alexander Bolshunov als größte Anwärter auf den diesjährigen Sieg zu nennen. Aber welche Athleten sind noch alles am Start?

Starke Schweden ohne Kalla

Der schwedische Verband nominierte acht Damen und sechs Herren für die bevorstehende Tour de Ski, Charlotte Kalla ist allerdings nicht unter ihnen. Für die 33-Jährige kommt die Tour de Ski noch zu früh, wie Testrennen in Östersund vor Weihnachten zeigten, bei denen Frida Karlsson und ihr Lebensgefährte William Poromaa die besten Leistungen zeigten. Kalla hofft auf eine Rückkehr Mitte Januar in Lahti. „Das könnte möglich sein“, meinte Teamchef Anders Byström. Stattdessen hoffen die Schweden in erster Linie auf Frida Karlsson und Ebba Andersson. Außerdem sind Sprinterinnen wie Linn Svahn, Jonna Sundling und Maja Dahlqvist am Start sowie Emma Ribom, Moa Olsson und Moa Lundgren. Bei den Herren ist zwar Calle Halfvarsson der bekannteste Name, der aber noch auf der Suche nach der Form ist. In Östersund erreichte er nur als Vierter das Ziel, weit hinter dem 19-jährigen William Poromaa, der das Rennen völlig dominierte und alle Nationalmannschaftskollegen klar im Griff hatte. Das Duo wird ergänzt durch Johan Häggström, Oskar Svensson, Björn Sandström und Marcus Ruus. Jens Burman und Viktor Thorn müssen wegen Rückenproblemen passen. Seit 25. Dezember befindet sich das gesamte schwedische Team in freiwilliger Selbstisolation, um am 30. Dezember gesund per Charterflug in die Schweiz zu reisen. Zum Flughafen in Östersund gelangen die Athleten per Auto – „aber nicht mehr als zwei Personen in einem Auto“, so Anders Byström im Expressen Interview. Um das Ansteckungsrisiko während der Tour de Ski weiter zu minimieren, will das schwedische Team die gesamte Tour de Ski ohne Teamärzte und Physiotherapeuten absolvieren. „Wir können das Risiko nicht eingehen. Wenn ein infizierter Physio alle Athleten behandelt, kann das ganze Team angesteckt werden“, so Byström. Schon beim Ruka Triple hatte zum Beispiel Moa Lundgren ihre Zimmerkollegin Anna Dyvik mit Hilfe von Video Anweisungen selbst behandelt.

Bolshunov wieder Topfavorit

Das russische Team wird selbstverständlich angeführt von Titelverteidiger Alexander Bolshunov und es wurden weitere neun Herren und neun Damen nominiert. Auf der Seite der Herren sind außerdem Evgeny Belov, Andrey Melnichenko, Gleb Retivykh, Ilya Semikov, Denis Spitsov, Artem Maltsev, Alexander Terentyev, Alexey Chervotkin und Ivan Yakimushkin dabei. Retivykh war von seinen Erfolgen in Dresden selbst überrascht, dass er nach seiner Corona Infektion schon wieder um Podestplätze kämpfen kann und wird nun auch mit der Tour Teilnahme belohnt. Zuschauen muss dagegen weiterhin Sergey Ustiugov, der die Erkrankung nicht so gut verkraftet hat und wie Charlotte Kalla auf die Weltcups nach der Tour de Ski hofft. „Meinem Plan entsprechend trainiert er erst seit letztem Montag wieder richtig“, erzählte Markus Cramer Mitte Dezember der TASS. „Nach nur einer Woche Training ist es zu früh. Wir werden de Situation nun beobachten, wie schnell er Form aufbaut. Ich stehe täglich mit ihm in Kontakt und es wird nun Schritt für Schritt vorwärts gehen.“ Wer noch zu den offenbar zahlreichen Teammitgliedern gehört, die sich mit Corona infizierten und nun möglicherweise mit den Nachwirkungen kämpfen ist nicht bekannt – Retivykh und Ustiugov gehörten zu den wenigen namentlich bekannten Athleten. Nach den Leistungen der letzten Jahre müsste Natalia Nepryaeva die größte Konkurrentin der Schwedinnen sein, aber Verbandschefin Elena Välbe ist mit den diesjährigen Leistungen der zweimaligen Tour-Zweiten nicht zufrieden: „Sie enttäuscht mich mehr und mehr“, so Välbe im Sportbox Interview. „Vielleicht muss sie sich erst verlieben, damit sie endlich um den Sieg mitläuft!“ Anders als mit Nepryaeva ist Välbe mit den frischgebackenen Müttern Tatiana Sorina und Yulia Stupak sehr zufrieden. Dieses Trio wird bei der Tour de Ski ergänzt durch Alisa Zhambalova, Anna Zherebyatyeva, Yana Kirpichenko, Khristina Matsokina, Anna Nechaevskaya und Anastasia Faleeva.

Niskanen und Hakola ziehen kurzfristig zurück

Finnland reist mit fünf Damen und sechs Herren zur Tour de Ski an, vermeldete der Verband kurz vor Weihnachten. Cheftrainer Teemu Pasanen ist froh, dass man nun alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, um in den Weltcup zurückzukehren. „Es gab viele Meetings in den letzten Wochen unter der Führung von Maarit Valtonen, Chef-Medizinerin im Olympischen Komitee. Wir haben alles arrangiert und werden uns die gesamte Zeit in unserer eigenen Bubble aufhalten. Wir werden die Hotels für uns haben, in denen wir leben und es wird dort regelmäßig Corona Tests geben“, erklärte er gegenüber Yle Sport. Nun ist man gespannt, wie das Team im internationalen Vergleich steht nach der selbstgewählten Pause. Das Team wird angeführt von Iivo Niskanen, Ristomatti Hakola, Krista Pärmäkoski und Kerttu Niskanen. Außerdem wurden Jasmi Joensuu, Katri Lylynperä, Johanna Matintalo, Lauri Lepistö, Juho Mikkonen, Verneri Suhonen und Markus Vuorela nominiert. Perttu Hyvärinen, Joni Mäki und Laura Mononen entschieden sich bewusst gegen die Tour, sie werden in Finnland bleiben und trainieren, um sich auf die WM vorzubereiten. „Ich bin der Meinung, dass ich nicht in der Verfassung bin, die Tour zu bestreiten. Ich bin nicht so gut drauf wie letztes Jahr und vor allem ist das Programm so herausfordernd, dass die Tour meine Fitness nicht verbessern wird. Es ist besser, zu Hause in Finnland zu trainieren“, sagte Hyvärinen, der dann nach der Tour in den Weltcup zurückkehren will. Krista Pärmäkoski zeigt aufsteigende Form, nachdem sie zu Saisonbeginn krank war, und will bei der Tour de Ski am Start stehen. Dabei probiert sie etwas Neues aus: Rennen in der Höhe, Schlafen weiter unten. Anders ist es bei dem nominierten Iivo Niskanen, der sich kurz vor Abreise entschied, doch nicht mit der Tour de Ski zu reisen. „Wir haben unsere Entscheidung, bei der Tour de Ski anzutreten, lange abgewogen und es gab definitiv ebenso viele Pro’s wie Contra’s. Wenn man antritt, sollte man sicher sein, dass man die gesamte Tour bestreitet. Sportlich gesehen wäre es für mich gut, wenn ich antrete, aber da gibt es auch noch das gesundheitliche Risiko. So habe ich mich nun entschieden, mich wie geplant auf das große Ziel zu konzentrieren, die Weltmeisterschaften“, erklärte er. Seiner Meinung nach gibt es auch ohne die Tour de Ski noch genügend Rennen in Finnland und international, um sich richtig auf die Weltmeisterschaften in Oberstdorf vorzubereiten. Am Nachmittag erklärte auch Ristomatti Hakola noch seinen Rückzug von der Tour, er leidet unter leichten Grippesymptomen. 

Aussichtsreiches US Ski Team

Das US Ski Team schickt sieben Herren und neun Damen in die Tour de Ski, von denen sich ein Großteil über die Leistungen der letzten Wochen qualifiziert haben. Dazu gehören bei den Herren Gus Schumacher, Simi Hamilton, Kevin Bolger, Logan Hanneman, JC Schoonmaker und Scott Patterson, während David Norris nach seiner Corona Infektion wegen seiner Leistungen in der Vergangenheit nominiert wurde. Ähnlich ist die Lage bei den Damen, wo Rosie Brennan mit ihren zwei Siegen, sowie Sophie Caldwell Hamilton, Jessie Diggins, Hailey Swirbul und Julia Kern bereits überzeugende Leistungen ablieferten. Sadie Maubet Bjornsen, deren Bruder Erik letzte Saison seinen Rücktritt erklärte, ging einen anderen Weg. Sie ist aktuell in einer schwierigen Phase in ihrem Wirtschaftsmanagement Studium (MBA) und drückte sportlich den Reset Knopf. Sie bestritt zuletzt einige nationale Rennen in Alaska und reist erst zur Tour de Ski nach Europa. Wie ihre Form ist, wird sich zeigen. Ein erneutes Tour Podium wird angesichts ihrer Vorgeschichte trotz fehlender Norweger eher schwierig werden. Wie Katharine Odgen und Caitlin Patterson wurde auch sie wegen ihrer Leistungen in der Vergangenheit nominiert. Bessere Chancen auf eine Topplatzierung hat neben Jessie Diggins und Sophie Caldwell Hamilton sicherlich die Frau in Gelb, Rosie Brennan, die auf das Tragen ihres ersten gelben Trikots in Dresden verzichtete und sich stattdessen auf die Tour de Ski vorbereitete. Die Athleten verbrachten die Feiertage teils in Seefeld, teils in Davos. Ersatzstarter sind im US Ski Team in diesem Jahr wegen der Corona Pandemie nicht vorgesehen.

 

Fähndrich hofft auf Top 10 in Gesamtwertung

Zu den Gastgeber Nationen der Tour de Ski gehört auch in diesem Jahr wieder die Schweiz, die vier Athletinnen und zwölf Athleten an den Start in Val Müstair schicken. Bei den Damen ist Nadine Fähndrich klar die aussichtsreichste Athletin, nicht erst seit ihrem längst überfälligen ersten Weltcupsieg in Dresden. Außerdem werden Laurien van der Graaff, Alina Meier und Lea Fischer in die Tour de Ski starten. Große Ziele hat aber vor allem Nadine Fähndrich: „Ich will an den Sprints um das Podest mitlaufen. Zudem freue ich mich sehr, wieder klassisch Rennen laufen zu dürfen. Wenn es die Form und die Gesundheit erlaubt, will ich in diesem Jahr die ganze Tour bestreiten. Und wenn alles perfekt läuft, liegt eine Platzierung in den Top 10 drin.“ Bei den Herren trägt der viermalige Tour de Ski Sieger Dario Cologna den größten Namen, ist aber nicht mehr in der Form früherer Jahre. Die Form des Münstertalers zeigt nach Platz 14 in Davos aber nach oben und er strebt an Tour de Ski nochmals einen Schritt nach vorne an. Zuletzt erfreuten vor allem die Leistungen der Schweizer Sprinter, vor allem die jungen Athleten wie Valerio Grond und Janik Riebli. Beide dürfen den Auftakt der Tour de Ski in Angriff nehmen wie auch Dario Cologna, Jonas Baumann, Roman Furger, Jovian Hediger, Jason Rüesch, Roman Schaad, Erwan Käser, Beda Klee, Candide Pralong und Nadines jüngerer Bruder Cyril Fähndrich.

Stadlober peilt Platz fünf an

Das österreichische Langlaufteam startet mit drei Herren und zwei Damen in die diesjährige Tour. Michael Föttinger, der in Dresden seine ersten Weltcuppunkte im Sprint erringen konnte und der Weltcupdebütant Philipp Leodolter werden nur bei Auftaktsprint am Start sein. Für Föttinger geht es auf der schwierigen Strecke in Val Müstair darum, weitere Weltcup Erfahrungen zu sammeln, von Leodolter erhofft man sich einen Platz nahe der Punkte. Mika Vermeulen sowie die beiden Damen Teresa Stadlober und Lisa Unterweger werden die gesamte Tour in Angriff nehmen. Für Teresa Stadlober ist es die achte Tour, sechs Mal hat sie das Ziel auf der Alpe de Cermis erreicht und einmal musste sie krankheitsbedingt vorzeitig aussteigen. Das beste Ergebnis schaffte die ÖSV Athletin 2018 mit dem fünften Gesamtrang. „Die Tour wird heuer noch fordernder sein, da ein Rennen mehr am Programm steht. Unter anderem beinhaltet die heurige Tour drei Massenstarts und zwei Verfolgungsrennen. Diese Formate liegen mir sehr gut und hier kann ich meine Stärke ausspielen“, meinte Teresa Stadlober. „Im letzten Jahr schaffte ich es, als Sechste ins Ziel zu kommen. Dieses Ergebnis strebe ich auch heuer an und wenn die Einzelresultate passen, kann auch eine Platzierung weiter vorne möglich sein.“ Michael Bonfert, Stellvertretender Leiter ÖSV Langlauf, ist mit den bisherigen Leistungen seiner Sportler im Weltcup und im Alpencup zufrieden. „Man sieht an den Rückständen und Platzierungen schon einen Schritt in die richtige Richtung. Jetzt gilt es mit ehrlicher harter Arbeit die nächsten kleinen Schritte zu setzen um langfristig im Langlauf Weltcup mit der einen oder anderen Athlet*in konstant in den Punkten zu sein“, sagte er. „Bei der Tour de Ski wird es für Lisa Unterweger und Mika Vermeulen wichtig sein, gesund und fit durchzukommen. Vermeulen hat beim Weltcup in Davos gezeigt, dass er das Potential für eine komplette Tour de Ski hat. Wenn er bis zum Schluss durchhält, ist er als Leichtgewicht mit Kämpfermentalität sicher ein Kandidat für eine gute Platzierung beim Final Climb.“

Pellegrino und De Fabiani als Teamleader

Mit Federico Pellegrino im Sprint und Francesco de Fabiani in den Distanzrennen schickt der italienische Verband zwei aussichtsreiche Kandidaten in die diesjährige Tour de Ski. „Der erste Teil der Saison verlief sehr positiv“, sagte Pellegrino. „Darum gehe ich sehr zuversichtlich an den Start mit einem Skatingsprint als zusätzliche Motivation. Zum ersten Mal seit Jahren gibt es wieder ein Ranking für die Sprinter, so dass ich mindestens bis zum zweiten Sprint in Val di Fiemme dabei sein werde, wo ich etwas wiedergutzumachen habe, nachdem ich letztes Jahr viel zu früh im Viertelfinale ausschied.“ Auch sein Freund und Trainingskollege Francesco de Fabiani, der 2019 Gesamt-Neunter wurde, freut sich auf die Tour de Ski: „Die Voraussetzungen sind für mich komplett anders als letztes Jahr, wo ich nach der Hälfte der Tour de Ski aussteigen musste, weil es mir nicht gut ging. Ich erinnere mich, dass ich 2019 an der Alpe Cermis ankam, obwohl der Anstieg mir nicht entgegenkommt und kam unter meinen Möglichkeiten oben an. Ich habe das Cermis Rennen noch nie im Massenstart absolviert, das wird neu für mich, aber der Wettkampfkalender eröffnet mir viele Chancen – besonders im Massenstart, vor allem klassisch, wo es Mann gegen Mann geht.“ Aber auch vier junge Debütanten sollen Erfahrungen bei der Tour de Ski sammeln, auch wenn sie dieses Jahr nicht vom heimischen Publikum angefeuert werden können: Paolo Ventura, Davide Graz, Martina Franchi und Martina di Centa, Tochter von Giorgio und Nichte von Manuela di Centa. Dazu gesellen sich Giandomenico Salvadori, Mirco Bertolina, Michael Hellweger, Lucia Scardoni, Elisa Brocard, Ilaria Debertolis, Anna Comarella und Federico Pellegrinos Verlobte Greta Laurent, die ihre geplante Hochzeit im Frühsommer wegen der Corona Pandemie auf Eis legten. Stefan Zelger und Dietmar Nöckler können die Tour de Ski nur im Fernsehen verfolgen.

Manificat und Gaillard führen Team an

Auch bei den Franzosen sollen insgesamt 14 Athleten am Start stehen. Diesmal sind nach überstandener Corona Infektion beziehungsweise Quarantäne auch endlich mehr als eine Dame am Start. Coralie Bentz, Flora Dolci, Ex-Biathletin Enora Latuilliere und Léna Quintin verstärken das bisherige Ein-Frau-Team von Delphine Claudel, die mit einem neunten Platz in Davos überzeugte. Im Aufgebot der Herren finden sich mit Lucas Chanavat und Richard Jouve zwei Sprinter, Renaud Jay und Baptiste Gros verzichten allerdings auf einen Start. Die erfahrenen Maurice Manificat und Jean-Marc Gaillard nehmen mit 34 und 40 Jahren noch einmal die Tour de Ski ins Visier, außerdem finden sich Adrien Backscheider, Valentin Chauvin, Hugo Lapalus, Jules Lapierre und Clément Parisse im Aufgebot.