Nordische Kombination: Deutscher Doppelsieg im Val di Fiemme

Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger (l-r) © Volk/NordicFocus

Vinzenz Geiger ist der Sieger des dritten Wettbewerbs der Nordischen Kombination im italienischen Fleimstal. Er gewann vor seinem Oberstdorfer Vereinskameraden Johannes Rydzek und feierte damit seinen ersten Weltcupsieg überhaupt. Akito Watabe (JPN) wurde Dritter.

Kupczak (fast) mit Schanzenrekord

Szczepan Kupczak (POL) © Volk/NordicFocus

Der weiteste Sprung des Tages geschah bereits ziemlich früh: Szczepan Kupczak startete mit der Nummer 21. Der Pole ist im Weltcup relativ weit hinten platziert, weil er nicht der stärkste Langläufer ist. Springen kann er allerdings, und tut dies zur Zeit in einer Form, dass er regelmäßig die besten seiner Art ärgert. Heute hatte er auch noch Glück mit dem Wind – als Einziger hatte er Aufwind. Damit legte er sensationelle 136 Meter auf die Schanze. Dies ist die Weite des offiziell angegebenen Schanzenrekords, gehalten von Polens Legende Adam Malysz und seit gestern Abend eingestellt von Ryoyu Kobayashi bei deren Weltcup. Der weiteste hier gestandene Sprung stammt allerdings von keinem Geringeren als Eric Frenzel, der damit bei der Weltmeisterschaft 2013 den Grundstein für seine Goldmedaille legte.

Rehrl PCR-Sieger

Franz-Josef Rehrl (AUT) © Volk/NordicFocus

Danach verkürzte die Jury erst einmal den Anlauf. Mit der Folge, dass sich viele Springer schwer taten, auf gute Weiten zu kommen. Erst die Top Ten des Weltcups konnten, dank der Kompensationspunkte für den verkürzten Anlauf, Kupczak auf die Pelle rücken. Am nächsten heran kam Akito Watabe (JPN), der mit 126 Metern bis auf 0,5 Punkte und damit zwei Sekunden an Kupczak herankam. Auch Vinzenz Geiger (Oberstdorf) überzeugte mit einer Weite von 124,5 Metern, er lag damit nur eine Sekunde hinter Watabe. Zuvor hatte jedoch Franz-Josef Rehrl (AUT) wieder einmal gezeigt, dass auf der Schanze derzeit kaum jemand an ihm vorbeikommt. Der Ramsauer landete bei 128,5 Metern – und dank der Bonuspunkte für ungünstigeren Wind und kürzeren Anlauf auf Platz eins. Noch etwas schlechtere Verhältnisse als Rehrl hatte Johannes Rydzek (Oberstdorf), der nach 124,5 Metern auf dem fünften Zwischenrang landete. Norwegens Star Jarl Riiber war heute übrigens nicht am Start. Mit Hinblick auf das Nordic Combined Triple am kommenden Wochenende in Chaux-Neuve zog er das Training dem Wettkampf vor und verzichtete auf einen Start.

Teamwork und starkes Rennen der Oberstdorfer

Vinzenz Geiger (GER) gemeinsam mit seinem Oberstdorfer Vereinskameraden Johannes Rydzek. © Volk/NordicFocus

Mit 34 Sekunden Vorsprung vor Kupczak ging Rehrl ins Rennen. Watabe, Geiger, Go Yamamoto (JPN) und Rydzek starteten jeweils nur wenige Sekunden hinter dem Polen und hatten diesen bald eingeholt. Auch Rehrl konnte seine Spitzenposition nicht lange halten. Bereits nach einer Runde war die Gruppe gemeinsam mit Espen Bjoernstad, der als Siebter zeitgleich mit Rydzek gestartet war, zu Rehrl aufgeschlossen. „Auf der Strecke war heute starker Wind, ich habe gar nicht erst versucht, alleine vorne zu laufen“, erklärte dieser anschließend seine Taktik. Fortan waren es die beiden Oberstdorfer, die perfekt zusammenarbeiteten und dabei das Tempo hochhielten. Bjoernstad war der erste, der abreißen lassen musste. Watabe und Rehrl hielten noch eine Weile mit, doch dann konnten auch sie den Allgäuern nicht mehr folgen. „Ich habe versucht, dem Team Oberstdorf zu folgen, aber sie waren zu schnell für mich. Am Ende hatte ich fast keine Energie mehr, aber ich habe versucht, mich von Franz-Josef abzusetzen. Es hat geklappt, ich bin zufrieden,“ kommentierte Watabe im Ziel. Er beendete das Rennen als Dritter, 40,6 Sekunden hinter dem Sieger. Rehrl kam als Vierter ein.

Spannender Zweikampf um den Sieg

Vinzenz Geiger (GER) © Volk/NordicFocus

In die letzte Runde gingen Geiger und Rydzek zu zweit. Nun war klar, dass die beiden den Sieg unter sich ausmachen würden. Rydzek versuchte als erster eine Attacke. Am vorletzten, langen Anstieg riss er eine kleine Lücke. Doch dann kam die Abfahrt – und der Wind: „Ich hatte ein paar Meter Vorsprung, aber dann in der Abfahrt hat mich der Gegenwind etwas ausgebremst, da musste ich arbeiten. Vinzenz konnte seinen Überschuss mitnehmen und etwas Kräfte sparen“, berichtete Rydzek über die Situation. So kam Geiger wieder heran, und attackierte seinerseits am letzten, kürzeren Anstieg. Er legte eine dermaßene Frequenz vor, dass Rydzek gar nicht mehr groß versuchte, ihm zu folgen. So konnte Geiger seinen ersten Weltcupsieg gebührend genießen, denn am Ende hatte er 7,6 Sekunden Vorsprung auf den Vereinskameraden. Ganz nebenbei hatten Geiger und Rydzek auch noch die schnellsten beiden Laufzeiten im Feld.

Glückliche Gesichter auf dem Podium

Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger, Akito Watabe (l-r) © Volk/NordicFocus

Der Sieger war naturgemäß zufrieden: „Das war jetzt endlich mal ein guter Sprung auf der Schanze. Im Laufen ist es in letzter Zeit ohnehin schon ganz gut gegangen. Heute war einfach ein perfekter Tag. Am Schluss konnte ich echt nochmal alles rauskitzeln. Ich habe alles gegeben am letzten Anstieg. Erster Weltcupsieg – besser geht’s nicht.“ Auch Rydzek strahlte übers ganze Gesicht: Wahnsinniger Tag, wahnsinniges Wochenende. Heute mit echt schlechten Bedingungen einen geilen Sprung gemacht. Die Ausgangsposition war gut, Vinz und ich haben super zusammengearbeitet. Dass wir natürlich so ein Loch reißen können, uns so absetzen können, hammer! Die letzte Runde hat einfach Spaß gemacht. Ich bin so happy mit dem zweiten Platz. Dreimal auf dem Podest dieses Wochenende, unglaublich!“

Rydzek holt auf

Durch den Startverzicht von Riiber kommt Rydzek dem Norweger in der Gesamtwertung erneut näher. Riibers (730) Vorsprung beträgt jetzt 149 Punkte auf Rydzek (581), Dritter ist Watabe mit 462 Punkten. Bereits am kommenden Wochenende kann sich aber wieder einiges ändern. Mit dem Nordic Combined Triple in Chaux-Neuve stehen erneut drei Wettkämpfe innerhalb von drei Tagen auf dem Programm.

Hier findet Ihr die Ergebnisse des heutigen Einzelwettkampfs.

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