Nordische Kombination: Ein Rückblick auf die Saison 2022/23

Eric Frenzel (GER) wird von seinen Kollegen in Lahti verabschiedet.
Eric Frenzel (GER) wird von seinen Kollegen in Lahti verabschiedet. © Sandra Volk

Die Saison 2022-23 der Nordischen Kombination ist Geschichte. Wir blicken zurück auf die Weltcups der Damen und Herren sowie auf Weltmeisterschaften, den COC und die Nordic Combined Awards sowie auf den emotionalen Abschied von Eric Frenzel und Hermann Weinbuch in Lahti.

Gesamtsieger: Westvold Hansen und Lamparter

Am Ziel seiner Träume: Johannes Lamparter (AUT) mit der großen Kristallkugel.
Am Ziel seiner Träume: Johannes Lamparter (AUT) mit der großen Kristallkugel. © Sandra Volk

Ehre, wem Ehre gebührt: In Sportlerkreisen zählt der Gewinn des Gesamtweltcups üblicherweise mehr als eine WM-Medaille, da dieser die Leistung über eine gesamte Saison hinweg abbildet. Die großen Kristallkugeln der Einzelwertungen gingen in dieser Saison an Gyda Westvold Hansen (NOR) und Johannes Lamparter (AUT). Hansen setzte sich mit der Maximalzahl von zehn Siegen und 1000 Punkten aus zehn Weltcups in überragender Manier durch und gewann die zweite Gesamtwertung in Folge. Auf Rang zwei landete Nathalie Armbruster (GER), die in zehn Weltcups siebenmal auf dem Podest stand. Dritte wurde Ida Marie Hagen (NOR). Lamparter kam bei den Herren auf insgesamt sieben Siege, vier zweite und einen dritten Platz. Am Ende hatte er mit 1367 Punkten 54 Punkte mehr als der Zweitplatzierte, Jens Luraas Oftebro (NOR). Dritter wurde Julian Schmid (GER) mit 1217 Punkten. Auch er durfte sich über drei Siege, drei zweite und drei dritte Plätze freuen, darunter sein Premierensieg beim Saisonauftakt in Ruka (FIN).

Riiber nach wie vor dominant

Jarl Magnus Riiber (NOR) gewann bei der Weltmeisterschaft insgesamt vier Goldmedaillen.
Jarl Magnus Riiber (NOR) gewann bei der Weltmeisterschaft insgesamt vier Goldmedaillen. © Sandra Volk

Auch wenn Jarl Magnus Riiber (NOR) auf dem Siegerpodest der Gesamtwertung fehlte und er seinen fünften Gesamtsieg in Folge verpasste, bleibt der Norweger doch der Dominator seines Sports, der in dieser Saison lediglich durch anhaltende gesundheitliche Probleme ausgebremst wurde. Insgesamt acht Weltcupsiege konnte der 25-Jährige auch im jetzt vergangenen Winter verbuchen, dazu kamen zwei zweite, zwei dritte und ein vierter Platz. Lediglich beim Auftakt in Ruka wurde er nur 14. Demgegenüber stehen sieben Weltcups (plus eine Disqualifikation wegen eines gerissenen Anzugs), bei denen Riiber aus gesundheitlichen Gründen gar nicht angetreten war. Erst eine hartnäckige Mageninfektion, dann ein grippeähnlicher Infekt warfen den Norweger ab Weihnachten zurück, woraufhin er Ende Januar beschloss, sich auf die Weltmeisterschaften in Planica zu konzentrieren und den Gesamtweltcup außen vor zu lassen. Wozu er in der Lage ist, wenn er nur gesund ist, bewies er gerade auch bei der Weltmeisterschaft eindrucksvoll, als er bei vier Starts vier Goldmedaillen gewann.

 

Jungstars auf dem Podium

Drei Youngster liegen in der Gesamtwertung vorn: Jens Luraas Oftebro (NOR), Johannes Lamparter (AUT), Julian Schmid (GER), (l-r)
Drei Youngster liegen in der Gesamtwertung vorn: Jens Luraas Oftebro (NOR), Johannes Lamparter (AUT), Julian Schmid (GER), (l-r)

Neben Gesamtsieger Lamparter standen mit Oftebro und Schmid zwei weitere Jungstars auf dem Podium, denen die Zukunft des Sports gehören dürfte. Alle drei sind 21 bis 23 Jahre jung und belegten von 66 Einzelpodestplätzen in der abgelaufenen Weltcupsaison zusammen alleine deren 34. Dass es am Ende für Lamparter reichte, hatte er auch einer starken zweiten Weltcupperiode im Januar zu verdanken, aus der er klar als Sieger hervorging, während Oftebro genau zu jener Zeit schwächelte und allein in diesen Wochen 277 Punkte weniger als Lamparter machte. Oftebro gelangen mit insgesamt 13 Podiumsplatzierungen auch die meisten Einzelpodestplätze der Saison. Die „Altstars“ der Nordischen Kombination, zu denen neben dem nun zurückgetretenen Eric Frenzel (GER) auch Größen wie Akito Watabe (JPN) und Johannes Rydzek (GER) sowie Fabian Rießle (GER) zählen, tun sich zunehmend schwer, sich gegen den Nachwuchs zu behaupten. Während Rydzek zuletzt mit einem fünften Platz beim Finale in Lahti unter Beweis stellte: „Ich kann’s ja doch noch!“, wie er in den sozialen Medien augenzwinkernd vermeldete, waren sowohl Watabe als auch Rießle beim Saisonfinale nicht mehr mit von der Partie. Beide wollen jedoch ihre Karrieren ebenso fortsetzen wie Italiens Alessandro Pittin. Bei den Damen dagegen sind mit Svenja Würth (GER) und Veronica Gianmoena (ITA) ohnehin nur zwei Athletinnen älter als 24; die jüngste Teilnehmerin in diesem Winter war die erst 15-jährige Ingrid Laate (NOR).

Stärkste Springer, stärkste Läufer

Ida Marie Hagen (NOR) war in allen zehn Weltcups der Saison die schnellste Läuferin.
Ida Marie Hagen (NOR) war in allen zehn Weltcups der Saison die schnellste Läuferin.

Ebenso wie Westvold Hansen die Gesamtwertung dominierte, dominierte ihre Landsfrau Ida Hagen die Laufwettbewerbe der Damen. Die schnellste Laufzeit in allen zehn Weltcups brachten ihr den Gewinn des roten Trikots der besten Läuferin ein. Auch die zweit- und drittschnellsten Läuferinnen kamen aus Norwegen: Marte Leinan Lund belegte in dieser Wertung Rang zwei noch vor Westvold Hansen. Fraglich ist allerdings, wie viel schneller Hansen laufen könnte, wenn sie einmal nicht mit riesigem Vorsprung aus dem Springen ins Rennen gehen würde. Beim Massenstart in Otepää jedenfalls, der dann aufgrund widriger Windverhältnisse abgebrochen werden musste, verwies sie Hagen knapp in die Schranken und beendete auch diesen Teilwettkampf auf Rang eins. Beste Springerin wurde Westvold Hansen vor Junioren-Weltmeisterin Annika Sieff (ITA) und Armbruster. Bei den Herren ging es in beiden Wertungen etwas weniger deutlich zu. Bester Springer wurde der Japaner Ryota Yamamoto, der insgesamt sechsmal den Sprungdurchgang für sich entscheiden konnte. Franz-Josef Rehrl (AUT) wurde Zweiter vor Riiber; Schmid kam als bester Deutscher auf Platz fünf hinter Lamparter. Bester Läufer wurde Jens Oftebro, gefolgt von Vinzenz Geiger. Fabian Rießle wurde in dieser Wertung Dritter noch vor Vorjahressieger Ilkka Herola (FIN) und Eero Hirvonen (FIN). Die guten Platzierungen der beiden DSV-Athleten sind insbesondere auch deshalb bemerkenswert, weil sowohl Geiger (sechsmal) als auch Rießle (siebenmal) diverse Weltcups gesundheitlich bedingt auslassen mussten. Dass die Deutschen insbesondere in der Loipe ihre Stärken haben, bewiesen auch Jakob Lange und Rydzek auf den Plätzen sechs und sieben in der Best Skier-Wertung.

Nationenwertungen an Norwegen und Deutschland

Team Deutschland gewinnt die Nationenwertung bei den Herren. Im Bild: Julian Schmid (GER), Eric Frenzel (GER), Johannes Rydzek (GER), Terence Weber (GER), Vinzenz Geiger (GER), Manuel Faisst (GER), Jakob Lange (GER), (l-r)
Team Deutschland gewinnt die Nationenwertung bei den Herren. Im Bild: Julian Schmid (GER), Eric Frenzel (GER), Johannes Rydzek (GER), Terence Weber (GER), Vinzenz Geiger (GER), Manuel Faisst (GER), Jakob Lange (GER), (l-r) © Sandra Volk

Wenig überraschend ging der Sieg in der Nationenwertung bei den Damen an Norwegen. Die Skandinavierinnen (2209 Punkte) setzten sich gegen die Teams aus Deutschland (1750) und Japan (1201) durch. Weniger deutlich ging es auch hier bei den Herren zu. Am Ende siegte Deutschland (4295 Punkte) in der Nationenwertung vor Norwegen (4168), die ihrerseits Österreich (4053) noch auf Rang drei verdrängten. Auf Rang vier folgte Frankreich vor Finnland und Japan; Estland, das alleine durch Kristjan Ilves vertreten wurde, kam immerhin noch auf Rang sieben. Der vergangene Winter war geprägt von Einzelentscheidungen, lediglich ein Mixed Team-Event sowie ein Teamsprint bei den Herren standen im Kalender. Das Mixed Team aus Norwegen konnte sich den Sieg im Weltcup ebenso sichern wie den WM-Titel in derselben Disziplin: Deutschland wurde jeweils Zweiter vor Österreich. Den Teamsprint der Herren in Lahti (FIN) entschied dagegen Deutschland vor Norwegen und Frankreich für sich, bei der WM gewann Norwegen den einzigen Teamwettbewerb der Saison vor Deutschland und Österreich.

Elf Nationen am Start

Team Frankreich konnte ebenfalls mehrere Podestplätze feiern. Im Bild: Laurent Muhlethaler (FRA), Alexandre Villet (FRA), Antoine Gerard (FRA), Matteo Baud (FRA), Alex Mougin (FRA), Marco Heinis (FRA), (l-r)
Team Frankreich konnte ebenfalls mehrere Podestplätze feiern. Im Bild: Laurent Muhlethaler (FRA), Alexandre Villet (FRA), Antoine Gerard (FRA), Matteo Baud (FRA), Alex Mougin (FRA), Marco Heinis (FRA), (l-r) © Sandra Volk

Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren waren insgesamt elf Nationen am Start. Neben den bereits Genannten waren dies Italien, Slowenien, die USA und Tschechien. Bei den Damen kam eine polnische Athletin dazu. Und auch wenn sowohl bei den Damen als auch bei den Herren häufig dieselben Gesichter auf dem Podium zu sehen waren, gelang es doch immer wieder der einen oder dem anderen, in die vorderen Platzierungen vorzustoßen. So standen bei den Herren sieben Nationen mit insgesamt elf Athleten auf dem Podest. Neben den Stammgästen Lamparter, Oftebro, Schmid und Riiber gelang Vinzenz Geiger neben fünf weiteren Podiumsplatzierungen ein Sieg. Ilves stand insgesamt dreimal auf dem Podest, Yamamoto zweimal. Auch Rehrl durfte fünfmal an der Siegerehrung teilnehmen. Dazu kam ein zweiter Platz von Ilkka Herola (FIN) in Otepää, der in dieser Saison deutlich mehr zu kämpfen hatte als im Vorjahr. Auch die beiden Franzosen Laurent Mühlethaler und Matteo Baud konnten sich neben ihrem dritten Platz im Teamsprint auch über jeweils eine Podiumsplatzierung im Weltcup freuen. Bei den Damen waren es fünf Nationen mit insgesamt acht Athletinnen, die Podestplätze erreichen konnten. Neben Westvold Hansen, Hagen und Armbruster waren dies Jenny Nowak (GER), Yuna Kasai und Anju Nakamura aus Japan, Annika Sieff aus Italien sowie dreimal Lisa Hirner (AUT). Bei der WM in Planica konnte sich Haruka Kasai (JPN) zudem ebenfalls eine Bronzemedaille sichern.

Nachwuchs in den Startlöchern

So sah man sie in dieser Saison häufig: Nathalie Armbruster (GER) jubelt auf dem Podium.
So sah man sie in dieser Saison häufig: Nathalie Armbruster (GER) jubelt auf dem Podium. © Sandra Volk

Da bei den Damen viele der Weltcup-Athletinnen noch jung genug waren, um bei der Junioren-Weltmeisterschaft im kanadischen Whistler anzutreten, waren auch hier dieselben Namen zu finden wie in den Ergebnislisten des Weltcups. Der Sieg in der Einzelwertung bei den Damen ging an Annika Sieff (ITA) vor Nathalie Armbruster und Lisa Hirner. Auch bei den Herren ging der Titel nach Italien: Iacopo Bortolas sicherte sich die Goldmedaille vor Tristan Sommerfeldt (GER) und Paul Walcher (AUT). Für alle sechs Medaillengewinner gilt ab der JWM bis zur erneuten Titelentscheidung in einem Jahr ein persönliches Startrecht im Weltcup, was Walcher in Oslo direkt zu seinem Weltcup-Debut verhalf. Im Mixed Team siegte Österreich vor Deutschland und Italien; den Teamwettkampf der Herren gewann Deutschland vor Norwegen und Österreich.

COC in deutscher Hand

Sophia Maurus (GER) gewann die Gesamtwertung im Continental Cup der Damen.
Sophia Maurus (GER) gewann die Gesamtwertung im Continental Cup der Damen. © Sandra Volk

Auch abseits der Fernsehkameras gab es die Nordische Kombination, und insbesondere die deutschen Athleten schlugen sich erfolgreich. Beim Continental Cup der Damen, wo aufgrund der Absage des geplanten Finales in Oberwiesenthal (GER) Ende März sieben Wettbewerbe stattfanden, setzte sich Sophia Maurus (GER, 329 Punkte) in der Gesamtwertung knapp gegen Annika Malacinski (USA, 326) durch. Dritte wurde Joanna Kil aus Polen (266) vor Daniela Dejori (ITA) und Lena Brocard (FRA). Das erst 15-jährige Nachwuchstalent Ingrid Laate (NOR) belegte Rang sechs. Bei den Herren landete nach insgesamt 13 Wettbewerben Terence Weber vor Wendelin Thannheimer, so dass der DSV hier sogar einen Doppelsieg verbuchen konnte. Gesamt-Dritter wurde Manuel Einkemmer (AUT) vor David Mach (GER).

Kooperationen tragen Früchte

Kristjan Ilves (EST), hier mit Jarl Magnus Riiber (NOR) und Jens Luraas Oftebro (NOR) (l-r) in Lahti (FIN), stand in dieser Saison mehrfach auf dem Podest.
Kristjan Ilves (EST), hier mit Jarl Magnus Riiber (NOR) und Jens Luraas Oftebro (NOR) (l-r) in Lahti (FIN), stand in dieser Saison mehrfach auf dem Podest. © Sandra Volk

Auch wenn es sich in den Podestplätzen noch nicht so deutlich ausdrückte: Insbesondere bei den Herren ist das Feld dichter zusammen-gerückt. Außerdem nähern sich weitere Nationen den „Großen drei“ an, was auch mit einer von Norwegen schon seit vielen Jahren praktizierten und von der FIS auch geforderten Maßnahme zu tun hat: Größere Nationen sollen kleineren helfen, näher an die Weltspitze heranzukommen. Vor dem Hintergrund, dass das IOC den Damen für 2026 die Zulassung zu den Olympischen Spielen verweigerte und zudem den Herren das Starterfeld auf 36 verringerte, verbunden mit der Drohung, für 2030 die Nordische Kombination ganz von den Olympischen Spielen zu verbannen, ist dies um so wichtiger. Bestes Beispiel für die erfolgreiche Kooperation ist der Este Kristjan Ilves, der bereits seit mehreren Jahren in Norwegen trainiert. Neben drei Podestplätzen im Weltcup hätte er um ein Haar auch bei der WM eine Medaille gewonnen, wäre er nicht mit dem Österreicher Stefan Rettenegger aneinandergeraten. Besonderes Pech für Ilves, nachdem er bereits in Peking 2022 als Medaillenkandidat angereist war, dann aber aufgrund einer Covid-Infektion 12 Tage lang das Hotelzimmer nicht verlassen durfte. Neben Ilves wurde im vergangenen Herbst auch der Kasache Chingiz Rakparov ins norwegische Förderprogramm aufgenommen. Der DSV hat dagegen den Schweizer Pascal Müller unter seine Fittiche genommen, der in der abgelaufenen Saison ebenfalls zu einigen Weltcupeinsätzen kam.

Protest der Kombiniererinnen

Die Top drei der Damen: Nathalie Armbruster (GER), Gyda Westvold Hansen (NOR), Ida Marie Hagen (NOR), (l-r)
Die Top drei der Damen: Nathalie Armbruster (GER), Gyda Westvold Hansen (NOR), Ida Marie Hagen (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Apropos IOC: Auch wenn das IOC die Bewerbung der Kombiniererinnen für eine Aufnahme zu den Olympischen Spielen 2026 abgewiesen hat und damit wenig Hoffnung besteht, dass die Damen in Milan/Cortina tatsächlich an den Start gehen dürfen, will sich damit in der Nordischen Kombination noch keiner zufrieden geben. Während der kompletten Saison protestierten vor allem die Kombiniererinnen, zeitweise auch unterstützt von den Herren, gegen ihren Ausschluss. So hoben die Athletinnen vor den Weltcupstarts und auch in Planica regelmäßig ihre Skistöcke X-förmig in die Luft, um mit dem Slogan „No eXception“ (Keine Ausnahme) auf ihre Situation hinzuweisen. Der Hintergrund dessen ist, dass die Nordische Kombination die einzige verbleibenden Sportart bei Olympischen Winterspielen ist, bei der nur Männer antreten dürfen. Aus diesem Grund malten sich die Damen bei ihrem Finale in Oslo auch Bärte ins Gesicht.

Nordic Combined Awards

Nathalie Armbruster (GER) wird zum Rookie of the Year bei den Frauen gewählt.
Nathalie Armbruster (GER) wird zum Rookie of the Year bei den Frauen gewählt.

Am Rande des Weltcups in Oslo (NOR) fanden auch die diesjährigen Verleihungen der Nordic Combined Awards statt. Der frühe Termin war dem früheren Saisonfinale der Kombiniererinnen geschuldet. Die Athleten des Jahres, gewählt von elf internationalen Sportjournalisten, wurden wenig überraschend die beiden Gesamtsieger, Johannes Lamparter und Gyda Westvold Hansen. Trainer des Jahres wurde der französische Cheftrainer der Herren, Alexandre Villet. Die Journalisten würdigten damit die aufstrebenden Leistungen des jungen französischen Teams, in dem Matteo Baud und Laurent Mühlethaler neben ihren Podestplätzen sich zu regelmäßige Gästen in den Top Ten mauserten. Auch Marco Heinis fiel insbesondere durch starke Sprünge auf; im Laufen hat der 19-Jährige noch Entwicklungspotenzial. In der Kategorie „Rookie of the Year“ wurde ein Online-Voting durchgeführt, in dem Fans und Freunde der Nordischen Kombination mit abstimmen konnten. Den deutlichen Sieg bei den Damen fuhr hier Nathalie Armbruster ein. 52,7 Prozent votierten für die 17-jährige Schwarzwälderin, die derzeit quasi nebenbei noch auf ihr Abitur hinarbeitet. Bei den Herren siegte der Österreicher Stefan Rettenegger (44,9 %) knapp vor Baud (41,9 %). Außerdem verlieh die FIS noch zwei weitere Awards. Der Sportsmanship Award ging an die Tschechin Tereza Koldovska. Der scheidende Bundestrainer Hermann Weinbuch schließlich bekam für sein Lebenswerk – allein 27 Jahre lang war er Bundestrainer gewesen, zuvor selbst erfolgreicher Athlet in der Nordischen Kombination – den Honorary Nordic Combined Award von FIS-Renndirektor Lasse Ottesen überreicht.

Kombinierer beim Skifliegen

Noch bis kurz vor Saisonbeginn hatte es so ausgesehen, als bekämen die Nordischen Kombinierer in Oberstdorf erstmals einen Weltcup auf der Flugschanze. Dass daraus letztlich doch nichts wurde, lag unter anderem auch daran, dass der Internationale Skiverband aufgrund der Probleme mit dem IOC derzeit andere Baustellen als dringlicher ansieht. Dennoch kamen einige Athleten während oder nach der Saison in den Genuss des Fliegens: So durften einige Aktive bei den Weltcups der Skiflieger als Vorspringer antreten und die Schanzen testen. Dass auch die Kombinierer große Weiten durchaus drauf haben, bewiesen unter anderem Mario Seidl (AUT), der am Kulm (AUT) auf 222 Meter flog, und Jarl Riiber. Der Norweger, wie könnte es anders sein, erzielte beim Testspringen in Vikersund Mitte März prompt die größte Weite des Tages. Sage und schreibe 241 Meter brachte er auf der Weltrekordschanze ins Tal – so weit sprang an diesem Tag auch kein Spezialspringer. In Planica schließlich durften neben einigen Slowenen auch die beiden Finnen Ilkka Herola und Eero Hirvonen sowie die beiden Franzosen Matteo Baud und Laurent Mühlethaler und Niklas Malacinksi (USA) ran. Fast alle kamen auf Weiten jenseits der 200 Meter. Die größte Weite der Kombinierer erreichte jedoch, bei guten Windverhältnissen, Gasper Brecl mit 223,5 Metern, der im Weltcup derzeit noch um den Anschluss an die Punkteränge kämpft, als Slowene aber offenbar standesgemäß ein geborener Flieger ist.

Abschied von Frenzel und Weinbuch

Eric Frenzel (GER) wird von seinen Kollegen in Lahti verabschiedet.
Eric Frenzel (GER) wird von seinen Kollegen in Lahti verabschiedet. © Sandra Volk

Zu guter Letzt verabschiedeten sich am Ende der Saison zwei absolute Größen der Nordischen Kombination. Neben Bundestrainer Hermann Weinbuch beendete auch Eric Frenzel seine langjährige Karriere. Nach 17 Jahren im Weltcup war er für viele der heutigen Aktiven ein Vorbild und wurde dementsprechend in Lahti gebührend verabschiedet. Es scheint jedoch kein Abschied für immer zu sein: Frenzel kündigte bereits an, der Nordischen Kombination auf jeden Fall erhalten zu bleiben, möglicherweise auch als Trainer. Daraufhin wurde er von einigen Medien bereits als künftiger Bundestrainer ins Spiel gebracht. Eine Rolle, die sich Frenzel offenbar vorstellen kann. Dies dürfte jedoch noch Zukunftsmusik sein. Der DSV will im Frühjahr beraten und anschließend verkünden, wer Weinbuchs Nachfolger werden soll. Für Frenzel jedenfalls schloss sich mit seinem emotionalen Abschied vom Aktivensport der Kreis: Bei seinem allerersten Sprung wurde er von seinem Vater, seinem ersten Trainer abgewunken. Dieser winkte ihn auch in Lahti ab. Ebenso rund war auch der Abschluss mit dem sportlichen Highlight Frenzels in dieser Saison: dem Gewinn seiner 18. WM-Medaille. Damit ist er alleiniger Rekordhalter vor Björn Dählie (NOR). Und er gewann sie in Planica – dort, wo er 2007 auch seine erste Medaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft gewann.

Gesamtwertung Damen 2022/23
Gesamtwertung Herren 2022/23

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