Nordische Kombination: Gruber gewinnt beim österreichischen Doppelsieg

Bernhard Gruber (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Bernhard Gruber hat überraschend den Schwarzwaldpokal in Schonach gewonnen. Der 36-Jährige siegte vor seinem Landsmann Lukas Greiderer sowie Jarl Riiber aus Norwegen.

Schwierige äußere Bedingungen auf der Schanze

Weltcup Nordische Kombination in Schonach (GER) © Thibaut/NordicFocus

Schaut man sich das Wetter in Schonach an, könnte man meinen, es sei bereits April. Doch nicht nur der recht starke und böige Wind sorgte immer wieder für Unterbrechungen, auch die Anlaufspur bereitete Probleme. Am Vortag musste der provisorische Wertungsdurchgang sechs Springer vor Schluss abgebrochen werden, da das Regenwasser in der Anlaufspur nicht mehr abfloss und die Springer derart ins Stocken gerieten, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. So wurde der sogenannte PCR auf Samstagfrüh verschoben. Nun war zumindest der Regen weg – der Wind war jedoch noch schlimmer. Dennoch gelang es, den PCR zu Ende zu bringen. Und hier deutete Jarl Riiber (NOR) als letzter Springer bereits an, dass er auf dieser Schanze bestens zurechtkommt: 108,5 Meter bedeuteten einen neuen Schanzenrekord.

Gutes Springen trotz Wind

Johannes Rydzek (GER) © Thibaut/NordicFocus

Aufgrund des Windes war bis zuletzt nicht sicher, ob der komplette Sprung durchgehen würde, doch die gute Nachricht vorweg: Es klappte. Und es entwickelte sich ein überraschend gutes Springen mit tollen Weiten. Ein schöner Sprung jagte den nächsten, gleich reihenweise wurde die 100-Meter-Marke übersprungen. Der erste, dem dies gelang, war der Japaner Ryota Yamamoto, dessen 102 Meter ihn eine lange Zeit in der Spitzenposition beließen. Erst Bernhard Gruber (AUT) mit 106 Metern konnte ihn von der Spitze verdrängen. Danach verkürzte die Jury den Anlauf um eine Luke, doch das Springen blieb weiterhin auf hohem Niveau. Terence Weber (Geyer) segelte auf 103,5 Meter und ging ebenfalls zunächst in Führung, bevor er von Yoshito Watabe (JPN) abgelöst wurde. Nach 105,5 Metern blieb der Japaner an der Spitze, bis schließlich nur noch Riiber oben stand.

Riiber mit Wahnsinnssprung

Jarl Magnus Riiber (NOR) bei seinem Wettkampfsprung © Thibaut/NordicFocus

Dieser hatte zunächst eher schlechte Bedingungen und musste sogar noch einmal vom Balken, bevor er das Freizeichen bekam. Dann aber bekam er grün – und vermutlich den Aufwind seines Lebens. Er kam in einer derart unglaublichen Höhe über den Hang, dass er selbst bereits bei rund 50 Metern die Arme wie Fangnetze ausbreitete, um den Sprung sicher zu Boden zu bringen. 108 Meter standen am Ende zu Buche. „Ich bin ziemlich erschrocken und habe früh aufgemacht. Als die Jury während der Unterbrechung die Anlaufspur gesalzen hat, wurde die Anfahrtsgeschwindigkeit so viel schneller. Ich denke, man hätte den Anlauf verkürzen sollen. Ich bin froh, dass alles gut ging“, schilderte Riiber die Situation. Renndirektor Lasse Ottesen erklärte die Entscheidung der Jury, beim bekanntermaßen guten Springer nicht den Anlauf zu verkürzen: „Er hatte sehr schlechte Bedingungen. Aber genau als er grün bekam, hatte er plötzlich die besten Bedingungen von allen.“ Trotz größter Weite landete Riiber nur auf dem zweiten Zwischenrang hinter Watabe, Punktabzüge für Aufwind und entsprechende Haltungsnoten brachten ihm 21 Sekunden Rückstand ein.

Deutsche Adler in guter Ausgangsposition

Terence Weber (GER) © Thibaut/NordicFocus

Gleich vier DSV-Athleten sprangen auf der Schanze in die Top Ten: Weber landete nur eine Sekunde hinzer Riiber auf Platz drei vor Gruber (+ 32 sec). Lokalmatador Manuel Faißt kam mit 98,5 Metern bei schwierigen Bedingungen auf den fünften Zwischenrang (+ 34 sec). „Ich war ziemlich froh, dass der Wettkampfsprung stattfinden konnte. Durch das Salz in der Anlaufspur war das sicher der fairste Durchgang bisher,“ sagte Faißt, der beim abgebrochenen PCR am Vortag nur mit Mühe einen Sturz hatte vermeiden können. Die beiden Oberstdorfer Johannes Rydzek (99 Meter/ + 42 sec) und Vinzenz Geiger (100 Meter/ + 43 sec) auf den Rängen neun und zehn lagen nur wenig dahinter. Und auch der zweite Schwarzwälder, Fabian Rießle, lag nach 96,5 Metern mit 51 Sekunden Rückstand noch in aussichtsreicher Position.

Nasser Schnee und Gegenwind

Lukas Greiderer (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Die Bedingungen in der Loipe waren ähnlich herausfordernd wie auf der Schanze. Zwar schien inzwischen die Sonne, doch auch hier war der Schnee extrem tief und nass, und die Athleten hatten mit böigem Gegenwind zu kämpfen. So hatte insbesoneder Yoshito Watabe kein leichtes Spiel, als er 21 Sekunden vor Riiber ins Rennen startete. Lange konnte er seine Spitzenposition jedoch nicht halten. Bereits nach einer Runde näherte sich ihm eine fünfköpfige Gruppe, bestehend aus Weber, Riiber, Gruber, Faißt und Greiderer. Insbesoneder die beiden Österreicher übernahmen nun das Kommando. Watbe war der erste, der abreißen lassen musste. Bei Halbzeit des Rennens hatte es auch Weber erwischt, während dahinter eine von Ilkka Herola (FIN) angeführte Gruppe aufschloss und bereits auf 27 Sekunden heran war. Faißt versuchte an der Spitzengruppe dranzubleiben, aber: „In der dritten Runde habe ich gemerkt, dass ich nachlasse, und ich wusste, wenn ich versuche, auf Biegen und Brechen dranzubleiben, gehe ich auf der letzten Runde ein.“ Also lief Faißt sein eigenes Tempo und musste am Ende noch Herola und Geiger passieren lassen.

Dreikampf um den Sieg

Bernhard Gruber, Lukas Greiderer (AUT) © Sandra Volk

Die nun auf drei Personen zusammengeschrumpfte Spitzengruppe ging mit den beiden Österreichern voran in die letzte Runde. Gemeinsam kamen sie auch zurück ins Stadion – und dann ließen die beiden Österreicher zunächst einmal Riiber stehen. Der Norweger hatte am heutigen Tag keine Chance auf den Sieg und musste zusehen, wie Greiderer und Gruber den Sieg unter sich ausfochten. Mit dem besseren Ende für Gruber, der damit seine zweiten und dritten Plätze der WM vergoldete. „Bei der WM habe ich auf der Zielgeraden verloren gegen Riiber und ich habe mir vorgenommen, wenn ich irgendwann nochmal mit ihm auf die Zielgerade komme, dann lasse ich mich nicht so schnell abhängen. Das ist mir heute gut gelungen, ich habe zum Schluss noch gut Körner gehabt,“ sagte der strahlende Sieger im ZDF-Interview. Auch Greiderer freute sich über sein erstes Podium: „Ich habe alles gegeben, aber dann konnte ich einfach nicht mehr. Klar wäre ein Sieg schöner gewesen, aber so ist es auch gut.“

Drei Deutsche in den Top Ten

David Welde (GER) © Thibaut/NordicFocus

Vinzenz Geiger verpasste als Vierter nur knapp das Podium, er kam 23,5 Sekunden nach dem Sieger ins Ziel. Faißt beendete das Rennen als guter Sechster, einen Platz vor Rydzek, der wzei Positionen gutmachen konnte. Ebenfalls nach vorne ging es für Rießle, der Elfter wurde. Weber fiel dagegen auf den 22. Rang zurück. In der nationalen Gruppe waren darüber hinaus fünf Athleten aus dem B-Kader angetreten. David Welde (Sohland) wurde in seinem letzten Weltcup 32., er beendet seine Karriere. Luis Lehnert (Oberaudorf) wurde 35., David Mach (Buchenberg) 41., Simon Hüttel (Weissenstadt) 43., Justin Moczarski (Winterberg) 44. und Juniorenweltmeister Julian Schmid (Oberstdorf), der nach schwierigen Bedingungen bereits beim Sprung chancenlos war, schloss das Rennen als 48. und Letzter ab. Bundestrainer Hermann Weinbuch zeigte sich insgesamt zufrieden: „Wir haben in der B-Mannschaft in dieser Saison gute Fortschritte erzielt. Der Trainerwechsel und die finanziellen Investitionen haben sich gelohnt. Das müssen wir aber auch machen, denn auch die anderen Nationen investieren viel.“ Nun steht den Kombinierern am morgigen Sonntag noch ein letztes Rennen bevor.

Hier findet Ihr das Ergebnis des heutigen Wettkampfes.

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