Nordische Kombination: Gyda Westvold Hansen erste Weltmeisterin

Sprung ins Glück: Mari Leinan Lund (NOR), Gyda Westvold Hansen (NOR) und Marte Leinan Lund (NOR) bei der Siegerehrung. © Modica/NordicFocus

In der Nordischen Kombination wurde heute Geschichte geschrieben: Erstmals gab es einen Wettkampf der Kombiniererinnen bei der Nordischen Ski-WM. Das Podium war dabei fest in norwegischer Hand. Den ersten Titel sicherte sich Junioren-Weltmeisterin Gyda Westvold Hansen. Silber ging an Mari Leinan Lund, Bronze gewann ihre Schwester Marte Leinan Lund. Beste Deutsche wurde Cindy Haasch auf Rang 11.

Sehr junges Teilnehmerfeld

Nicht ganz das erhoffte Ergebnis: Jenny Nowak (links) und Maria Gerboth trösten sich gegenseitig. © Modica/NordicFocus

Anders als bei den Männern ist die große Mehrzahl der Athletinnen bei den Damen noch im Juniorinnen-Alter. Dennoch traten zum ersten Wettkampf bei einer WM der Erwachsenen 31 Teilnehmerinnen aus 10 Nationen an. Für Deutschland wählte Bundestrainer Andreas Bauer neben Svenja Würth und Jenny Nowak, die bereits im Vorfeld feststanden, die erst sechzehnjährige Cindy Haasch und die achtzehnjährige Maria Gerboth aus. Die älteste Athletin des ÖSV war Claudia Purker mit 22 Jahren, während Lisa Hirner, Annalena Slamik und Sigrun Kleinrath alle erst siebzehn Jahre jung sind. Würth gehört mit ihren 27 Jahren zu den wenigen Älteren im Teilnehmerfeld.

Haasch mit guter Leistung auf der Schanze

Cindy Haasch überzeugte. © Modica/NordicFocus

Die jüngste Teilnehmerin im Feld eröffnete den historischen Wettkampf: Die erst sechzehnjährige Tereza Koldovska aus Tschechien durfte als Erste über den Bakken gehen. Ihre Position in der Leaderbox konnte sie aber nur kurz genießen, denn bereits als Zweite kam Cindy Haasch aus Ruhla. Ihre 91 Meter reichten zur Zwischenführung, bis die Österreicherin Claudia Purker an die Reihe kam. „Ich habe mich sehr über den Sprung gefreut, besonders weil es in der Probe noch nicht so gut geklappt hat“, so Haasch in der ARD. Purker, bis vor einem Jahr noch bei den Spezialspringerinnen unterwegs, sprang drei Meter weiter als Haasch und setzte sich an die Spitze.

Große Weite von Würth

Svenja Würth musste in der Loipe Lehrgeld zahlen. © Modica/NordicFocus

Wenig später ging die erste deutsche Athletin an den Start. Svenja Würth, die ebenfalls erst letzten Sommer zu den Kombiniererinnen gewechselt war, war bereits in den Trainings durch große Weiten aufgefallen, weshalb die Jury den Anlauf um zwei Luken verkürzte. Dennoch gelang Würth ein Sprung auf 101,5 Meter. Zwar hatte sie Schwierigkeiten bei der Landung und konnte keinen Telemark setzen, dennoch setzte sie sich an die Spitze. „Der Sprung an sich war wirklich gut. Die Landung ärgert mich extrem, weil ich in der Loipe jede Sekunde mitnehmen muss, weil das Laufen noch nicht meine Stärke ist. Ich werde mein Rennen machen und das zeigen, was ich mir im Sommer erarbeitet habe. Man kann nicht erwarten, dass ich nach acht Monaten schon das erreiche, wofür andere zehn Jahre gearbeitet haben. Schließlich fehlten mir alle Grundlagen, aber es macht trotzdem extrem viel Spaß“, strahlte die ehemalige Spezialspringerin beim TV-Interview.

Nowak, Gerboth und Hirner im Mittelfeld

Maria Gerboth machte einen "halbwegs" gelungenen Sprung. © Thibaut/NordicFocus

Im weiteren Verlauf des Wettkampfes verkürzte die Jury mehrfach den Anlauf, weshalb die reinen Weiten alleine nicht ganz aussagekräftig sind. Maria Gerboth und Jenny Nowak landeten beide bei 90,5 Metern. „Ich bin froh, dass der Sprung so halbwegs gelungen ist, aber es gibt noch viele Ecken und Kanten“, erklärte Gerboth die Gefühlslage. Auch Junioren-Olympiasiegerin Lisa Hirner war mit ihrem Sprung auf 89,5 Meter bei noch kürzerem Anlauf nicht zufrieden. Sie belegte nach dem Springen am Ende den 13. Zwischenrang.

Norwegische Flugshow

Mari Leinan Lund (NOR) flog auf 107 Meter. © Thibaut/NordicFocus

Zufrieden war auch die frischgebackene Junioren-Weltmeisterin Gyda Westvold Hansen aus Norwegen nicht, trotz ihrer 102,5 Meter. Doch auch sie haderte mit der Landung, die sie knapp auf den zweiten Zwischenrang nach dem Springen verwies. Den weitesten Sprung des Tages lieferte ihre Landsfrau Mari Leinan Lund, die nach einer wilden Luftfahrt auf sagenhafte 107 Meter segelte und die Führung übernahm. Ihre Schwester Marte sprang auf 101 Meter und war auf Rang vier hinter Würth ebenfalls noch mit bei der Musik. Enttäuschend verlief der Sprung dagegen für die große Mitfavoritin Tara Geraghty-Moats. Die US-Amerikanerin konnte aufgrund der Corona-Situation deutlich weniger auf der Schanze trainieren als üblich und landete nur bei 86 Metern, was den 18. Zwischenrang, 2:13 Minuten hinter der Spitze, bedeutete.

Westvold Hansen mit Start-Ziel-Sieg

Gyda Westvold Hansen ist erste Weltmeisterin der Nordischen Kombination. © Modica/NordicFocus

Beim Start in das Fünf-Kilometer-Rennen trennten Westvold Hansen nur drei Sekunden von der Führenden, die sie bereits auf den ersten Metern gutmachte. Fortan lief die Cousine von Therese Johaug ungefährdet ihr Rennen von der Spitze. Dahinter hatte Marte Leinan Lund wenig Mühe, an Würth vorbei zu gehen, und machte sich an die Verfolgung ihrer zwei Jahre älteren Schwester. Während Würth nach hinten durchgereicht wurde, überholte die starke Japanerin Anju Nakamura Annika Sieff aus Italien und verkürzte nach und nach den Rückstand auf die Norwegerinnen. Währenddessen holte Marte Leinan Lund ihre Schwester ein, die Zwischenzeit bei Kilometer 4,1 passierten sie gemeinsam. Während Marte noch gut aussah, kämpfte Mari bereits schwer, doch es gelang ihr, die näherrückende Japanerin auf Distanz zu halten.

Drama kurz vor dem Ziel

Marte Leinan Lund (NOR) stürzte kurz vor Schluss. © Modica/NordicFocus

Während Gyda Westvold Hansen bereits in die Zielgerade einbog, spielte sich hinter ihr beinahe ein Drama ab. Marte Leinan Lund, die ihrer Schwester bereits um einige Meter enteilt war, kam unmittelbar nach der letzten Abfahrt ins Stadion zu Sturz und musste mit ansehen, wie ihre Schwester an ihr vorbeizog. Der Vorsprung auf Nakamura war allerdings groß genug, dass sie sich trotz des Sturzes auf Rang drei ins Ziel retten und die Bronzemedaille gewinnen konnte. „Ich denke, ich bin gut gelaufen, bis zur letzten Kurve. Aber solange es Gyda und Mari sind, die vor mir auf dem Podium stehen, ist das in Ordnung“, hielt sich die Enttäuschung bei Marte in Grenzen. Somit gingen alle drei Medaillen nach Norwegen. Nakamura beendete das Rennen als Vierte, gefolgt von Tara Geraghty-Moats, die auf den letzten Metern noch Annika Sieff abfing. Mit der schnellsten Laufzeit von 12:06,8 Minuten war sie fast eine Minute schneller als die Zweitschnellste, Anju Nakamura (13:00,3 min). Auf Rang sieben kam mit Daniela Dejori eine weitere Italienerin, während Lisa Hirner als Achte beste Österreicherin vor ihrer Landsfrau Sigrun Kleinrath wurde. Ayane Miyazaki aus Japan komplettierte die Top Ten.

Haasch beste Deutsche auf Rang 11

Tara Geraghty-Moats (USA) wurde beim historischen ersten Weltmeisterschaftswettkampf Fünfte. © Modica/NordicFocus

Einen tollen elften Platz erkämpfte sich die Jüngste im Team des DSV. Trotz ihrer erst 16 Jahre gelang ihr die drittbeste Laufzeit des Feldes, sie rechtfertigte damit das Vertrauen, das der Bundestrainer in sie gesetzt hatte. Würth, Nowak und Gerboth kamen hintereinander auf den Rängen 17, 18 und 19 ins Ziel. Die Österreicherin Annalena Slamik wurde 14., und Purker beendete das Rennen auf dem 25. Platz.

Für die Damen ist die Weltmeisterschaft damit bereits wieder beendet. Da auch die Weltcupsaison coronabedingt nur aus einem einzigen Weltcup im Dezember in Ramsau bestand, wird am Abend im Rahmen der Medaillenzeremonie auch die Kristallkugel an die Gesamtsiegerin Tara Geraghty-Moats verliehen. Für die Damen stehen noch zwei Gundersen- und ein Massenstart-Wettbewerb beim COC in Nishni-Tagil Mitte März auf dem Programm.

Zwischenstand SprungEndergebnisMedaillenspiegel Nordische Kombination

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