Nordische Kombination Lahti: Graabak siegt im Foto-Finish vor Akito Watabe

Akito Watabe (JPN), Joergen Graabak (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Wieder wurde die Nordische Kombination in einem Foto-Finish entschieden, und wieder hatte ein Norweger den Fuß vorne: Am Sonntag in Lahti bewies Joergen Graabak einmal mehr, dass auch er ein starker Sprinter ist. Nachdem sein Landsmann Jarl Riiber erst vor einer Woche in Klingenthal um einen Zentimeter gegen Vinzenz Geiger (Oberstdorf) gewonnen hatte, war das heutige Ergebnis ähnlich knapp. Rund zwei Zentimeter entschieden am Ende über Sieg und Platz zwei.

Seidl dominiert auf der Schanze

Mario Seidl (AUT) © Modica/NordicFocus

Weitaus weniger knapp war der Sprungdurchgang ausgegangen. Während viele Athleten sich schwertaten mit den Verhältnissen, nahm das Springen erst in der Spitzengruppe Fahrt auf. Der erste, der die 120 Meter übersprang, war der Japaner Hideaki Nagai. Mit der Nummer 27 sprang er auf 123 Meter und setzte sich damit vorläufig an die Spitze. Dann dauerte es bis zu Espen Bjoernstad (NOR) mit der Nummer 41, bis wieder schöne Weiten zustande kamen. Der Norweger landete bei 122,5 Metern und eröffnete damit den Reigen der größeren Weiten. Sein Landsmann Graabak zog nach und sprang nur einen halben Meter kürzer. Dann kam Mario Seidl. Der Salzburger, der in Abwesenheit von Franz-Josef Rehrl (AUT) und Jarl Magnus Riiber (NOR) stellvertretend das blaue Trikot des besten Springers trug, machte diesem alle Ehre. Sage und schreibe 132 Meter setzte er in den Schnee, und sprang damit sogar zwei Meter über Hillsize. Akito Watabe als letzter Starter im Wettkampf konnte dem nicht folgen. Zwar stand er mit 124 Metern die zweitgrößte Weite des Tages, doch betrug sein Rückstand auf Seidl beim Start 43 Sekunden.

Große Rückstände beim Start in den Langlauf

Akito Watabe (JPN) © Modica/NordicFocus

Die großen Weitenunterschiede auf der Schanze brachten dementsprechende Rückstände in der Loipe mit sich. Zwar ging es am Start in der Gruppe hinter Akito Watabe recht eng zu – sechs Athleten starteten innerhalb von 30 Sekunden – doch bereits der Elftplatzierte nach dem Springen, Bernhard Gruber (AUT) hatte schon über zwei Minuten Rückstand. Eine interessante Gruppe lauerte auf den Rängen 15 bis 19. Der beste Skiläufer, Magnus Krog (NOR), startete 2:14 Minuten nach Seidl, aber nur zwölf beziehungsweise 14 Sekunden vor den beiden Siegern des Teamsprints, Ilkka Herola (18. nach dem Sprung) und Eero Hirvonen (19.) aus Finnland.

Julian Schmid erneut stark in Lahti

Wendelin Thannheimer (GER) © Thibaut/NordicFocus

Aus deutscher Sicht ein erfreuliches Zwischenergebnis lieferte Junioren-Weltmeister Julian Schmid ab. Der Oberstdorfer, der bereits vor zwei Wochen bei der Junioren-WM an selber Stelle tolle Leistungen in Serie gezeigt hatte, sprang 115 Meter und kam mit 2:10 Minuten Rückstand auf den dreizehnten Platz nach dem Springen. Nicht ganz so gut lief es für die anderen deutschen Nachwuchsathleten. Maximilian Pfordte (Gruena) auf Zwischenrang 26, Martin Hahn (Klingenthal) auf 32, Wendelin Thannheimer (Oberstdorf) auf 33 und David Mach (Buchenberg) auf Rang 36 hatten allesamt schon größere Rückstände im Gepäck.

Seidl über weite Strecken mit einsamem Rennen

Mario Seidl (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Dank seiner 43 Sekunden Vorpsung lief Mario Seidl zunächst ein einsames Rennen an der Spitze. Doch er tat sich am heutigen Tag schwer in der Loipe, und so konnte Akito Watabe den Rückstand nach und nach verkürzen. Dennoch dauerte es bis nach Halbzeit des Rennens, bis Watabe die Führung übernehmen konnte. Graabak war da noch 13 Sekunden zurück, doch schon eine Runde später hatte er diesen Rückstand weiter halbiert. Auf der letzten Runde gelang ihm dann der Anschluss an das Führungsduo, doch dann war es Seidl, der sich aus der Spitze verabschieden musste. „Ich habe versucht, mit Akito und Joergen so lange es ging mitzufighten“, sagte der Salzburger, der am Ende ungefährdet einen dritten Platz nach Hause brachte: „Damit bin ich sehr zufrieden, ich stand dieses Wochenende zweimal auf dem Podium, das ist immer schön,“ resümierte Seidl anschließend.

Packende Schlussphase

Zwei Zentimeter entscheiden über den Sieg © fisnordiccombined

Nachdem sich bereits am Vortag auf den letzten Metern vor dem Ziel dramatische Szenen abgespielt hatten, als Watabe mit Magnus Krog kollidierte und beide zu Sturz kamen, wurde es heute gleich wieder richtig spannend. Während Graabak das Ziel in Führung liegend anlief, hielt Watabe zunächst Sicherheitsabstand, um keinen weiteren Zusammenstoß zu riskieren. Dann jedoch sprintete er wie noch selten zuvor. Im Ziel ließen sich beide völlig entkräftet zu Boden fallen. 24:39:08 Minuten zeigte die Uhr an – für alle beide. Das Zielfoto musste entscheiden, und das tat es zugunsten des Norwegers. Um zwei Zentimeter hatte Graabak die Fußspitze vorne – oder um eine Schuhgröße, wie er es formulierte: „Ich hatte heute ziemlich zu kämpfen und war am Ende sehr müde. Ich hatte Glück, dass ich Schuhgröße 42 habe und Akito Größe 41.“ Watabe, der nach seinem Crash am Vortag mit leichten Nackenschmerzen und einer Beule an der Stirn ins Rennen gegangen war, war trotz der knappen Niederlage ebenfalls nicht unzufrieden: „Zwei Zentimeter haben heute über den Sieg entschieden. Wenn ich längere Beine hätte, hätte ich vielleicht gewonnen. Aber nach der Situation gestern habe ich auch bewusst etwas Abstand gelassen, um kein Risiko einzugehen. Ich bin dennoch zufrieden mit meinem Ergbnis, insbesondere mit dem Sprint.“

Erneut gutes Ergebnis für die Heimmannschaft

Atte Kettunen (FIN) © Thibaut/NordicFocus

Während Seidl seinen dritten Platz absicherte und Bjoernstad das Rennen auf Rang vier beendete, zeigte sich dahinter wie erwartet die starke Läufergruppe rund um Magnus Krog. Der Norweger setzte sich schließlich gegen Ilkka Herola durch, der eine gute Sekunde vor dem starken Bernhard Gruber (AUT) ins Ziel kam. Eero Hirvonen folgte als Achter, zehn Sekunden dahinter kam sein Landsmann Leevi Mutru ins Ziel. Für den 23-Jährigen aus Lahti war es das beste Karriereergebnis bislang. Die Finnen setzten damit trotz zum Teil noch immer durchwachsener Sprünge ihren Aufwärtstrend fort. Die Top Ten komplettierte Wilhelm Denifl (AUT). Die beiden „Oldies“ Denifl und Gruber machten es damit ihren Trainern nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen, wer von beiden das letzte WM-Ticket bekommt.

Weltcuppunkte für Schmid und Hahn

Martin Hahn (GER) © Thibaut/NordicFocus

Julian Schmid lief ein beherztes Rennen. Er musste nur die starken Läufer Krog, Herola, Hirvonen, Andersen und Pittin passieren lassen, machte seinerseits aber auch wieder einige Plätze gut, so dass er das Rennen auf einem sehr guten 15. Platz beendete. Martin Hahn konnte ebenfalls noch zwei Plätze gutmachen und beendete das Rennen auf dem 30. und letzten Punkterang. Nichts zu gewinnen außer reichlich Weltcuperfahrung gab es für die restliche junge Garde des DSV. Wendelin Thannheimer behauptete seinen 33. Rang, als er sich im Foto-Finish gegen Atte Kettunen (FIN) durchsetzte. Maximilian Pfordte und David Mach fielen dagegen leicht zurück und beendeten das Rennen auf Rang 38 und 39.

Das Endergebnis des heutigen Rennes findet Ihr hier.

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