Nordische Kombination: Lamparter zum Athleten der Saison gewählt

Das ist kein Massenstart, sondern eine Zielankunft: In Val di Fiemme kamen 18 Athleten innerhalb von 6,7 Sekunden ins Ziel. © Modica/NordicFocus

In der Nordischen Kombination fand nach Saisonende wieder die Vergabe der Nordic Combined Awards statt. Auch wenn die Preise aufgrund der Pandemie erst zu einem späteren Zeitpunkt verliehen werden können, stehen die Sieger mittlerweile fest. Zeit für einen Saisonrückblick.

Jarl Magnus Riiber – noch immer der große Star

Jarl Magnus Riiber gewann zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup. © Volk/NordicFocus

Am Ende stand er wieder ganz oben: Zum dritten Mal in Folge sicherte sich Jarl Magnus Riiber den Gesamtweltcup. 330 Punkte betrug sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Vinzenz Geiger, der seinerseits 53 Punkte vor dem Japaner Akito Watabe landete. Bemerkenswert: Riiber trat dabei in drei Wettkämpfen weniger an als die Konkurrenz. In einer ohnehin kurzen Saison – die WM zählt nicht zum Weltcup, daher flossen nur 15 Einzelentscheidungen in die Gesamtwertung ein – siegte Riiber neun Mal und wurde dreimal Zweiter. Beim ersten Klingenthal-Wochenende verzichtete er aufgrund von Knieproblemen, und in Ruka verpasste er nach einer Disqualifikation einen Wettkampf. Geiger siegte viermal und stand dreimal als Dritter auf dem Podest – dennoch konnte er Riiber am Ende nicht gefährlich werden.

Trotz allem – Riiber bekam Konkurrenz

Ryota Yamamoto sicherte sich zahlreiche Sprungsiege und stand in Lahti als Dritter erstmals auf dem Podium. © Volk/NordicFocus

Dass Riiber trotz großartiger Ergebnisse dennoch nicht so wie üblich im Fokus stand, lag auch daran, dass die Wettkämpfe insgesamt deutlich enger ausfielen als noch in der Vorsaison. Selbst wenn Riiber am Ende siegte, musste er meist doch wesentlich härter dafür arbeiten – oder teils auch andere für sich arbeiten lassen, um sie am Ende zu übersprinten. Nicht nur Watabe konnte davon ein Lied singen, auch Ilkka Herola (Finnland) hatte dieses Erlebnis gleich mehrfach. Dies zeugt zum einen davon, dass Riiber auf der Schanze nicht mehr der ganz große Überflieger war. Obwohl er sich am Ende einmal mehr zum besten Springer der Saison kürte, bekam er doch massive Konkurrenz. Insbesondere vom jungen Japaner Ryota Yamamoto, der ihm ein ums andere Mal davonflog. Inwiefern ihn seine Knieprobleme behinderten, bleibt wohl auch deshalb ein Geheimnis, weil Riiber nie ein Aufhebens darum machte. Zum anderen zeigt es, dass Riiber selbst in der Loipe noch stärker geworden ist. Er ist nicht mehr darauf angewiesen, mit großem Vorsprung ins Rennen zu starten, sondern ist mittlerweile erfahren und stark genug, ein Rennen auch aus der Verfolgerrolle heraus zu seinen Gunsten zu entscheiden.

Eine Saison spannend wie selten

Enger geht es nicht: Die Saison bot zahlreiche knappe Entscheidungen. © Volk/NordicFocus

Ein dritter Faktor waren sicherlich die zahlreichen Wettkämpfe von Normalschanzen, die es in der vergangenen Saison gab. Dort wirken sich Qualitäts- (und Material-) Unterschiede beim Springen nicht so deutlich aus wie auf Großschanzen, wodurch das komplette Feld generell enger zusammenrückt. Den Höhepunkt bildete hier sicher der Wettkampf in Val di Fiemme, wo ausnahmsweise ebenfalls von der Normalschanze gesprungen wurde. Während Riiber siegte, lieferten sich Eric Frenzel und Vinzenz Geiger ein Foto-Finish um Platz zwei, den Frenzel zeitgleich mit Geiger und 0,1 Sekunden hinter Riiber für sich entscheiden konnte. Bei diesem Wettkampf kamen die Top Sechs innerhalb einer Sekunde und die Top 18 innerhalb von weniger als sieben Sekunden ins Ziel. Aber auch unabhängig von der jeweiligen Anlage ist das Feld näher zusammengerückt. Insgesamt elf Athleten aus fünf Nationen belegten Podestplätze in den Einzelentscheidungen. Darunter aus deutscher Sicht neben Geiger (7) auch Fabian Rießle (4), Eric Frenzel (3) und Manuel Faißt (1).

Mann der Saison: Johannes Lamparter

Athlete of the Season: Als Weltmeister in Oberstdorf und Lahti konnte Johannes Lamparter überzeugen. © Modica/NordicFocus

Auch wenn Riiber neben dem Gesamtweltcup und der Best Jumper Trophy auch noch vier Medaillen von der WM in Oberstdorf mit nach Hause nehmen durfte (Gold von der Normalschanze, Silber von der Großschanze, Gold im Team und Silber im Teamsprint) und zudem die Ruka Tour sowie das Seefeld Triple gewinnen konnte – einen Titel gewann er in diesem Jahr nicht. „Athlete of the Season“ wurde der österreichische Shooting-Star Johannes Lamparter. Der 19-Jährige, der neben Gold von der Großschanze und im Teamsprint bei der WM in Oberstdorf auch noch den Weltmeistertitel bei den Junioren in Lahti gewann, sicherte sich damit auch gleich die Auszeichnung des „Moment of the Season“. Mit drei Medaillen bei der WM sowie Lamparter (6.) und Lukas Greiderer (9.) in den Top 10 im Gesamtweltcup, und das trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Franz-Josef Rehrl bereits früh in der Saison, ist es auch nicht überraschend, dass das österreichische Trainerteam um Cheftrainer Christoph Eugen zum „Coach of the Season“ bei den Männern gewählt wurde.

Westvold Hansen und Geraghty-Moats dominieren bei den Damen

Auch Gyda Westvold Hansen krönte sich zur Doppelweltmeisterin. © Modica/NordicFocus

Trainer der Saison bei den Frauen wurde der Norweger Thomas Kjelbotn mit seinem Team. Kein Wunder, räumten seine Mädels bei den Weltmeisterschaften doch fast alles ab. Bei der JWM siegte Gyda Westvold Hansen vor Marte Leinan Lund. Und auch im Mixed Team gab es Gold für Norwegen. Bei der WM der „Großen“ siegte ebenfalls Westvold Hansen. Gemeinsam mit Lamparter, sicherte sich die 18-Jährige mit dem doppelten WM-Titel ebenfalls die Auszeichnung des „Moment of the Season“. Bemerkenswert: Auf Rang zwei und drei bei der WM kamen die beiden Schwestern Mari und Marte Leinan Lund, ebenfalls aus Norwegen. Keine WM-Medaille, aber dafür den Sieg im – leider einzigen – Damen-Weltcup der Saison sowie damit einhergehend im Gesamtweltcup gab es für die Amerikanerin Tara Geraghty-Moats. Die 27-jährige Pionierin siegte zudem auch – in Abwesenheit von Westvold Hansen – bei allen drei abschließenden COC-Wettkämpfen in Nishni Tagil.

Kleinrath und Baud Rookies der Saison

COC-Siegerin und Silbermedaillengewinnerin von Lahti: Sigrun Kleinrath ist Rookie of the Year bei den Damen. © Volk/NordicFocus

Den Gesamtsieg beim COC der Damen sicherte sich die Österreicherin Sigrun Kleinrath, die auch im Silber-Team von Lahti stand. Mit ihrer beständig guten Leistung sicherte sie sich auch den Titel des „Rookie of the Year“ bei den Damen. Bei den Herren ging dieser Titel an den Franzosen Mattéo Baud. Neben seiner Silbermedaille in Lahti fiel der 18-Jährige vor allem durch weite Sprünge während der Weltcup-Saison auf. Hier trug er seinen Teil zu den tollen Sprungleistungen der Franzosen insgesamt bei. Während Laurent Mühlethaler den Saisonbeginn aufgrund eines Armbruchs verpasste, erzielte er im späteren Verlauf persönliche Bestleistungen und erreichte erstmals eine Top Ten-Platzierung in Klingenthal. Auch der junge Marco Heinis zeigte auf, dass er springen kann. Von diesem jungen französischen Team wird man in der Zukunft sicherlich einiges erwarten dürfen.

Deutschland holt den Nationencup

Das deutsche Team war das erfolgreichste Team der Saison 2020-21. © Volk/NordicFocus

Einen „Award“ gab es für das deutsche Team nicht. Doch das wichtigste Ziel wurde erreicht: Nach drei Jahren norwegischer Dominanz gelang es wieder, die Nationenwertung nach Deutschland zu holen. Dies hatte man in erster Linie den starken Laufleistungen zu verdanken. Während die DSV-Adler auf den Schanzen nach wie vor ihre Schwierigkeiten hatten, gehörten sie in der Loipe zu den Besten. Zwar ging die Best Skier Trophy wie bereits in der Vorsaison an den Finnen Ilkka Herola, der sich gegen Joergen Graabak aus Norwegen durchsetzte. Auf den Rängen drei, vier, fünf und sieben landeten jedoch Geiger, Rießle, Frenzel und Johannes Rydzek. Zum Vergleich: Ein Jarl Riiber landete hier „nur“ auf dem dreizehnten Rang, noch hinter Johannes Lamparter. Doch auch die Sprungleistungen der DSV-Athleten besserten sich in der zweiten Saisonhälfte. Mit zwei Medaillen in den Team-Entscheidungen bei der WM unterstrichen die Schützlinge von Bundestrainer Hermann Weinbuch zudem ihre starke mannschaftliche Geschlossenheit. Man darf also gespannt sein, was die nächste Saison bringen wird.

Die Jury der Nordic Combined Awards bestand aus insgesamt elf internationalen Fachjournalisten, darunter der deutsche Eurosport-Kommentator der Nordischen Kombination, Roman Knoblauch. Aber auch das Publikum durfte abstimmen. Mit über 3000 Stimmabgaben habe sich die Zahl der Abstimmenden laut FIS im Vergleich zur letzten Saison verdreifacht.