Nordische Kombination: Faißt stark bei norwegischem Doppelsieg

Das Podium: Jens Luraas Oftebro (NOR), Joergen Graabak (NOR), Akito Watabe (JPN), (l-r)
Das Podium: Jens Luraas Oftebro (NOR), Joergen Graabak (NOR), Akito Watabe (JPN), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Manuel Faißt hat mit einem starken Wettkampf die olympische Medaille nur knapp verpasst. Beim Sieg von Joergen Graabak vor Jens Luraas Oftebro und Akito Watabe (Japan) wurde Faißt starker Vierter. Jarl Magnus Riiber (Norwegen) verlief sich und vergab alle Medaillenchancen.

Krimi bei den Kombinierern

Der zweite Einzelwettkampf der Nordischen Kombinierer glich erneut einem echten Krimi. Mittendrin: Manuel Faißt sowie Jarl Magnus Riiber. Für beide begannen die Olympischen Spiele in Peking alles andere als erhofft. Riiber wurde direkt bei Ankunft positiv auf Corona getestet und musste die ersten zwölf Tage im Quarantänehotel verbringen. Mehr als „Lauftraining“ und Radfahren auf dem Zimmer war nicht drin. Faißt hatte ursprünglich gar nicht zum Olympiateam des DSV gehört. Zwar hatte er, ebenso wie Johannes Rydzek, die vom DOSB vorgegebene Norm geschafft. Doch da Rydzek auf den letzten Metern vor der Nominierung in stärkerer Verfassung schien, bekam er den Vorzug von Bundestrainer Hermann Weinbuch. Da auch Eric Frenzel und Terence Weber aufgrund positiver Coronatests in Quarantäne mussten, wurde Faißt nachgeholt. Und der Ersatzmann lieferte das beste Rennen seiner bisherigen Laufbahn.

Starke Springer dominieren auf der Schanze

Jarl Riiber sprang frisch aus der Quarantäne deutlich am weitesten.
Jarl Riiber sprang frisch aus der Quarantäne deutlich am weitesten. © Thibaut/NordicFocus

Das Springen von der Großschanze verlief so, wie es öfter mal der Fall ist in der Nordischen Kombination: Riiber dominierte die Angelegenheit. Und zwar so, als wäre er nie weggewesen. 142 Meter, und damit zwei Meter über Hillsize, standen für ihn zu Buche, 44 Sekunden vor dem Zweitplatzierten. Um so beachtlicher auch deshalb, weil Riibers Freigabe am Vortag so kurzfristig erfolgte, dass er das Sprungtraining noch verpasste. Und weil er zudem mit einer Luke weniger Anlauf sprang als die meisten anderen, aber auch das ist Riiber wie man ihn kennt. Der Zweite hatte ebenfalls seine eigene Coronageschichte zu erzählen: Auch Kristjan Ilves (EST), der mit dem norwegischen Team trainiert und mit ihnen angereist war, hatte erst am Montag die Quarantäne verlassen. Ebenso wie Ryota Yamamoto (JPN) sprang er 140 Meter und startete zeitgleich mit dem Japaner ins Rennen. Auf Rang vier dann bereits Manuel Faißt: Der Schwarzwälder sprang zwar „nur“ 133 Meter, lag aber aufgrund besserer Haltungsnoten dennoch nur drei Sekunden hinter dem Duo Ilves/Yamamoto. Auf Rang fünf folgte mit Akito Watabe ebenfalls ein starker Springer (+0:54 min). Ihm folgte mit Franz-Josef Rehrl, Mario Seidl und Johannes Lamparter ein österreichisches Trio. Julian Schmid als zweitbester Deutscher auf Rang neun hatte bereits 1:35 Minuten Rückstand auf die Spitze. Vinzenz Geiger (14.) und Johannes Rydzek (15.) lagen bereits über zwei Minuten zurück.

Teures Malheur für Riiber

Das Coronavirus steckte ihm wohl doch noch in den Knochen: Riiber fühlte sich nicht gut während des Rennens.
Das Coronavirus steckte ihm wohl doch noch in den Knochen: Riiber fühlte sich nicht gut während des Rennens. © Thibaut/NordicFocus

Lag es an der fehlenden Orientierung, da er die Strecke noch nicht kannte? Jedenfalls sorgte Riiber gleich zu Beginn des Laufs erneut für Schlagzeilen. Sein komfortabler Vorsprung auf die Verfolger löste sich nämlich zu Ende der ersten Runde in Luft auf, als Riiber sich verlief. Statt in die Runde abzubiegen, lief er zunächst geradeaus weiter auf die Zielgerade. Als er seinen Irrtum bemerkte, kehrte er um, doch der Vorsprung war dahin. „Ich hatte mich auf die Technik konzenztriert. Auf einmal sah ich die Ziellinie vor mir. Da wollte ich schon aufgeben und skilaufen gehen“, sagte er bei NRK. Stattdessen kämpfte er weiter. In der Folge bildete er gemeinsam mit Watabe und Faißt, die Ilves und Yamamoto bereits abgehängt hatten, ein Führungstrio. Bei Halbzeit fand sich Ilves mit Lamparter, Rehrl und Yamamoto in der Verfolgergruppe, 17 Sekunden hinter der Spitze. Doch hinter ihnen war Geiger längst wieder auf Aufholjagd. Ähnlich wie beim ersten Wettkampf in der Vorwoche arbeitete er sich Stück für Stück an die Spitze heran, sein Rückstand betrug bei Kilometer fünf nur noch 40 Sekunden. Mit ihm in einer Gruppe liefen auch die beiden Norweger Graabak und Oftebro.

Starke Aufholjagd von Geiger

Vinzenz Geiger kämpfte, musste sich aber mit dem siebten Rang zufrieden geben.
Vinzenz Geiger kämpfte, musste sich aber mit dem siebten Rang zufrieden geben. © Thibaut/NordicFocus

Während vorne Lamparter sich von seiner Gruppe löste und die Lücke zur Spitze schloss, machte Geiger weiter Tempo. In der dritten Runde verkürzte er den Rückstand bis auf 12,8 Sekunden. Immer dabei: Graabak und Oftebro, aber auch das restliche Verfolgerfeld, welches sich in der Zwischenzeit zusammengeschoben hatte. Das Führungsquartett bekam offenbar Wind davon, denn Lamparter setzte sich an die Spitze und versuchte das Tempo hochzuhalten. Der erste, der leiden musste, war Riiber, der ab Kilometer fünf von Krämpfen geplagt wurde. „Ich habe mich nicht sehr gesund gefühlt“, sagte Riiber bei YLE. Er ließ auch offen, ob er am Donnerstag beim Mannschaftswettkampf an den Start gehen wollte. Am letzten Anstieg war es jedoch Lamparter selbst, der Watabes Attacke nichts entgegen zu setzen hatte. Im Gegensatz zu Faißt, der sich das ganze Rennen über in der Spitzengruppe gehalten hatte.

Spannung bis zur Ziellinie

Der Einlauf auf die Zielgerade: Jens Luraas Oftebro (NOR), Manuel Faißt (GER), Akito Watabe (JPN), Joergen Graabak (NOR) (l-r).
Der Einlauf auf die Zielgerade: Jens Luraas Oftebro (NOR), Manuel Faißt (GER), Akito Watabe (JPN), Joergen Graabak (NOR) (l-r). © Thibaut/NordicFocus

Faißt gelang es, Watabe zu folgen und die Attacke mitzugehen. Doch aus dem Zielsprint zu zweit wurde nichts, denn von hinten rauschte ein norwegisches Duo heran. Ähnlich wie Geiger und Graabak im ersten Wettkampf, waren es nun Graabak und Oftebro, die den letzten Hügel hinaufflogen. Graabak setzte sich direkt an die Spitze vor Watabe. Faißt machte sich breit wo es nur ging, doch in der Zielkurve ging Oftebro außen vorbei. Nach Faißt schnappte er sich auch Watabe und folgte Graabak, der nach Sotschi seinen zweiten olympischen Einzeltitel feierte, als Zweiter (+0,4 sec) ins Ziel. Watabe sicherte sich 0,6 Sekunden hinter Graabak Bronze. Faißt musste sich geschlagen geben und beendete seinen ersten olympischen Wettkampf überhaupt 3,3 Sekunden hinter dem Sieger auf Rang vier. Die beiden Österreicher Greiderer und Lamparter wurden Fünfter und Sechster. Geiger gingen am Ende doch die Kräfte aus, er wurde Siebter (+31,2 sec) vor Riiber und Ilves. Schmid beendete das Rennen als Zehnter, Rehrl wurde vor Yamamoto Elfter und Seidl 13. Gar nichts zu holen gab es dagegen für Rydzek, er wurde 28.

Faißt „mehr als stolz“

Starkes Olympiadebut von Manuel Faißt: Er verpasste das Podium nur um wenige Meter.
Starkes Olympiadebut von Manuel Faißt: Er verpasste das Podium nur um wenige Meter. © Thibaut/NordicFocus

Manuel Faißt freute sich auch über seinen vierten Platz. Immerhin war dies sein erstes olympisches Turnier, bei dem er zum Einsatz kam. „Ich bin mehr als stolz, gerade wie das alles zustande kam, mit der Vorgeschichte und dass ich jetzt überhaupt hier am Start stehen durfte, dass ich das alles mal erleben durfte, und dann so einen Wettkampf zu machen. Das war einer meiner besten diesen Winter. Mit dem Springen war ich schon echt happy, dass ich so einen guten Sprung zeigen konnte, und mit dem Lauf war ich auch sehr zufrieden. Dass es jetzt ganz knapp nicht gereicht hat mit einer Medaille, ist natürlich schade. Aber für mich überwiegt trotzdem das Positive am heutigen Tag“, sagte er bei Eurosport.

Frenzel und Weber aus Quarantäne

Eine gute Nachricht gab es dagegen am Vorabend von Eric Frenzel. Der deutsche Teamleader konnte endlich die Quarantäne verlassen und ins Mannschaftshotel umziehen. Zwar befindet er sich nach wie vor in Isolation, doch zumindest darf er nun trainieren. Der Einzelwettkampf kam für ihn zu früh, doch wenn er grünes Licht vom Mannschaftsarzt bekommt, könnte er möglicherweise am Donnerstag im Mannschaftswettkampf an den Start gehen. Mit dem Ergebnis des Einzelwettkampfs und insbesondere Faißts starker Leistung dürfte Bundestrainer Hermann Weinbuch keine leichte Entscheidung vor sich haben, wen er für die abschließende Staffel aufstellt. Nur eines ist sicher: Terence Weber wird es nicht sein. Durch den Einsatz von Faißt verlor er sein Startrecht und wird damit auch am Donnerstag nur zuschauen können. Immerhin durfte auch Weber mittlerweile die Quarantäne verlassen und plant nun, mit dem Team gemeinsam nach Deutschland zurückzukehren.

Ergebnis SprungEndergebnisMedaillenspiegel Nordische Kombination

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