Olympische Spiele Peking: Alles, was ihr vorab wissen müsst

Olympische Spiele © Modica/NordicFocus

Nach 2018 finden die Olympischen Winterspiele zum zweiten Mal in Folge in Asien statt, diesmal in und um die chinesische Hauptstadt Peking beziehungsweise der Hauptstadt und zwei Standorten in den Bergen im Norden Chinas. Für Langläufer stehen zwölf Wettbewerbe auf dem Programm, für die Biathleten elf und für Kombinierer drei.

Langlauf: Favoriten aus Norwegen, Russland und Schweden

Die Langläufer aus Norwegen und Schweden hatten noch einmal Glück im Unglück. Zwar versetzten die Infektionen während des Trainingslagers auf der Seiser Alm das Team in große Sorge, vor allem weil noch nicht klar ist, ob die Olympischen Spiele für Heidi Weng und Simen Hegstad Krüger komplett verloren sind. Zumindest bei Weng, deren Quarantäne in Italien heute endet, spricht aber vieles dafür. Grund ist ihre Angst nach der Corona-Infektion auch noch in einem weiteren Quarantäne-Hotel in China zu enden, sollte sie bei Einreise erneut positiv getestet werden. „Heidi wird nicht zu uns nach Peking reisen, wenn die Gefahr besteht, dass sie im Quarantäne-Hotel endet“, so Trainer Ole Morten Iversen. Aber zumindest gab es danach keine weiteren Infektionen, alle kamen gut in China an und wurden negativ getestet. Johannes Høsflot Klæbo trug während des Fluges sicherheitshalber FFP2, Sonnenbrille und Skibrille, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Und auch im schwedischen Team gab es keine weiteren Fälle und auch Leo Johansson konnte die Quarantäne inzwischen nach Negativ-Tests am Sonntag und Montag wieder verlassen. Allerdings sind er und seine engen Kontakte Halfvarsson und Grate nach wie vor unter engerer Kontrolle. Problematisch ist aber, dass alle drei die Wettkampfstrecke noch nicht kennen. Trainieren dürfen sie nach wie vor nur auf einem kleinen Bereich der Strecke. Das will das schwedische Team nun nicht mehr länger hinnehmen und stellte einen Antrag bei der FIS, die Regeln der Chinesen zu lockern, gab Byström am Mittwoch bekannt.

Die Medaillen werden vermutlich größtenteils Norwegen, Schweden und Russland unter sich ausmachen, wobei wohl definitiv kein Weg vorbei an den schwedischen Sprinterinnen führen wird, die mit Maja Dahlqvist und Jonna Sundling sehr stark aufgestellt sind. Im Distanzteam ist Frida Karlsson die größte Medaillenhoffnung, aber auch Ebba Andersson will sich Edelmetall sichern. Im norwegischen Damen-Team setzt man die Hoffnungen vor allem auf Therese Johaug, die als Leichtgewicht ebenfalls gut mit den schweren Schneebedingungen zurechtkommen wird. Auch die Herren gehen mit guten Medaillenchancen ins Rennen, haben aber viel Konkurrenz aus dem russischen Team zu erwarten. Allerdings rudert inzwischen nach Ankunft und ersten Trainings auch Bolshunov etwas zurück: Ob er alle sechs Rennen bestreiten wird, ist nun doch noch nicht entschieden. Auch die russischen Damen mit Nepryaeva, Sorina und Stupak sollte man nicht außer Acht lassen, da vor allem Yulia Stupak sich in den letzten Monaten speziell auf die Olympischen Spiele vorbereitet und schwache Resultate im Weltcup in Kauf genommen hat. Medaillenchancen rechnen sich im Sprint auch die Franzosen, Federico Pellegrino, Anamarija Lampic sowie die Schweizerinnen im Teamsprint aus sowie Iivo Niskanen vor allem in der klassischen Technik. Vierfach-Olympiasieger Dario Cologna hat bekanntgegeben, auf den Skiathlon zu verzichten und sich auf den Einzelstart zu konzentrieren. 

Alexander Bolshunov postete Impressionen von der Anreise Mailand-Peking und erste Eindrücke, „Ni Hao Beijing!“:

Langsamer Schnee auf fast 1800 Meter Höhe

Über die Wettkampfstrecken bei den Olympischen Spielen in Peking war lange Zeit nicht viel bekannt. Nach der Internationalen Trainingswoche Ende Dezember waren zumindest die Biathleten etwas schlauer, über die Langlaufstrecken und die Schneebedingungen sickern erst jetzt nach Ankunft der Athleten und den ersten Trainings weitere Informationen durch. Die Strecken liegen um und etwas über 1700 Meter über dem Meer, das ist höher als alle Wettkampfstrecken in Europa. Die Strecken der Langläufer sind größtenteils dem Wind ungeschützt ausgesetzt. Vor dem Ziel wartet auf die Langläufer ein längerer und vor allem schwerer Anstieg Aber vor allem der Schnee ist sehr ungewohnt für die Athleten. Der russische Trainer Sergey Turychev spricht von „einem reinen Überlebenskampf“ im bevorstehenden Skiathlon. Seiner Aussage nach sorgen die schweren Bedingungen für schnelle Ermüdung. „In 90 Minuten Training sind wir 23 Kilometer gelaufen und waren so müde wie nach 40 oder 50 Kilometern.“ Ivan Yakimushkin erklärt nach dem Training: „Es ist sehr schwierig. Es ist ein großer Nachteil, in der Spur zu laufen. Es wird interessant, ob die Veranstalter erlauben, außerhalb der Spur zu laufen – dann werden es alle tun.“ Schwedens Team-Manager Anders Byström sieht aber keinen Grund zur Beanstandung: „Teilweise ist die Strecke sehr schwer, teilweise aber auch sehr flächig, insgesamt sehr schöne Strecken. Es herrschen perfekte Bedingungen – da ist nichts Unfaires an diesem Kurs.“ Für seine Spiele hat sich China Schnee-Nachhilfe aus Südtirol geholt. Die Firma TechnoAlpin kümmert sich um die Produktion der Winterlandschaft. Briten-Trainer Hans Christian Stadheim ist der Meinung, dass Bedingungen und Streckenprofil Alexander Bolshunov liegen dürften: „Das ist definitiv die schwerste Strecke, auf der ich je gelaufen bin. Zusätzlich zum Profil selbst gibt es zwei weitere wichtige Faktoren: Die Höhe von 1700 Meter über dem Meer und der sehr langsame Schnee. Hier bekommt man nichts geschenkt! Klæbo ist vielseitig. Wenn er in der Form der Tour de Ski antritt, kann er in allen Rennen Gold holen. Aber die Bedingungen vor Ort sprechen eher für andere Athleten, die genauso viel Kraft haben oder noch mehr. Der langsame Schnee macht es nicht leichter. Die Strecke scheint wie gemacht für Niskanen und Bolshunov – er ist in toller Form.“

Drei olympische Dörfer

Die olympischen Wettkämpfe finden in drei unterschiedlichen Regionen statt: In Peking, wo alle Indoor-Sportarten stattfinden sowie die BigAir-Veranstaltungen für Freestyler und Snowboarder. Alpine und Eiskanal-Sportler sind in Yanqing zu Hause, während die nordischen Sportlarten wie auch die anderen Wettkämpfe für Ski Freestyle und Snowboard in den Chongli-Bergen von Zhangjiakou stattfinden. Alle drei Standorte haben ein eigenes Olympisches Dorf, das zumindest auf den ersten Blick deutlich besser zu sein schien als zuletzt bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio, wo die Athleten in rustikalen Betten aus gefaltetem Pappkarton schlafen mussten, die für viele Sportler viel zu kurz waren. Dieses Problem gibt es diesmal nicht: Die Betten sind in Höhe, Neigung und sogar der Länge verstellbar. In jedem Raum gibt es Heizung und Klimaanlage, einstellbar via Smartphone App. Die Gesamtfläche der drei Olympischen Dörfer beträgt 300.000m², die Athleten leben in 20 unterschiedlichen Häusern, die nach den Olympischen und Paralympischen Spielen von Chinesen weiter bewohnt werden. Allerdings gibt es dennoch einige Mängel in den Zimmern, wie zum Beispiel schwedische Athleten berichteten. Kritik gibt es zum Beispiel über die Klimaanlage, die nicht richtig funktioniert. So wachte Biathlet Sebastian Samuelsson nachts bei eisigen 12°C im Raum auf, Langläufer Anton Persson sogar bei 10,5°C. Beide bekamen inzwischen eine zusätzliche Heizung in ihre Zimmer, so dass sie nun besser schlafen. Kritik gibt es auch an den Toiletten sowie Bädern mit offener Dusche, die im Doppelzimmer von Maja Dahlqvist und Frida Karlsson für eine Überschwemmung sorgten. „Unser Zimmer war einen Tag eine Badewanne“, sagte Frida Karlsson, die lachend hinzufügte: „Die Helfer dachten, wir hätten in die Dusche gemacht, aber das haben wir natürlich nicht!“

Die Dörfer und Zimmer sind im chinesischen Stil dekoriert, um ein Gefühl für das Gastgeberland zu bekommen. Außerdem gibt es jeweils ein Fitness-Center, das 24 Stunden geöffnet ist, gemütliche Sitzecken, eine Bank, ein Café und einen Souvenirladen. Ein großes medizinisches Zentrum gehört ebenfalls zu den Dörfern inklusive Notfallbehandlung, Operationsräumen und 200 Mitarbeitern. In den Gebäuden der Olympischen Dörfer wurden Roboter installiert, die die Athleten daran erinnern, Masken zu tragen, sich regelmäßig die Hände zu waschen und unnötige Kontakte zu vermeiden. Das Menü der Olympioniken wurde über einen Zeitraum von vier Jahren entwickelt, am Ende stehen fast 700 unterschiedliche Gerichte zur Wahl, so dass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Die Olympioniken müssen sich allerdings auf weitgehend ungewürztes Essen einstellen, zum Beispiel fehlt auch Pfeffer. Wie die Veranstalter mitteilten, können viele Gewürze falschpositive Dopingtests verursachen. Aber auch die Essenssituation besorgt die Athleten. Das Restaurant ist sehr groß, viel größer als es die Athleten aus dem Weltcup gewohnt sind. Dadurch haben sie beim Essen mehr Kontakte und trotz ständiger Tests und Plexiglasscheiben an den Sitzplätzen eine gewisse Unsicherheit. Wichtig ist es in China auch, nur zertifiziertes Fleisch zu essen, was in der Mensa im Olympischen Dorf aber der Fall ist. Olympia-Arzt Dr. Christian Schneider aus München erklärt: „Es werden in verschieden Ländern Wachstumsmittel in der Fleischherstellung benutzt, auch hier in China. Diese Mittel können im potentiellen Dopingfall nachgewiesen werden. Das weiß man.“

Weitere Infos zu Peking und Zhangjiakou findet ihr in unserem Olympia-Special, in dem ihr auch News, Bilder, Ergebnisse und Interviews aus Peking finden werdet.

Biathlon: „Wir schauen nach vorne“

107 Biathleten und 105 Biathletinnen aus 29 Nationen bei den Damen und aus 28 Nationen bei den Herren werden im Biathlonzentrum Kuyangshu in elf Bewerben um olympische Ehren und Medaillen kämpfen. Der erste Startschuss fällt am Samstag, den 05. Februar 2022 für die Mixed-Staffel, wobei die Damen den Wettkampf eröffnen. Favorit auf Gold in dieser Disziplin sind die Norweger, auch deshalb weil sie schon früh ihr schlagkräftiges Team mit Marte Olsbu Røiseland, Tiril Eckhoff und den beiden Bø-Brüdern bekannt gaben. Hoch im Kurs stehen auch die Franzosen mit Quentin-Fillon Maillet, dem derzeit Führenden in der Gesamtweltcupwertung, und natürlich die Schweden mit den beiden Øberg-Schwestern. Aber Olympische Spiele haben ihre eigenen Gesetze und wer sich am besten mit den örtlichen Gegebenheiten arrangiert, der kann überraschen. Eine Medaille gleich im ersten Bewerb könnte ein „Eisbrecher“ und Motivation für weiteres Edelmetall sein. In Pyeongchang vor vier Jahren waren die DSV-Biathleten mit drei Gold-, einer Silber- und drei Bronzemedaillen das erfolgreichste Team. Aber die Protagonisten wie Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Simon Schempp haben ihre Karriere zwischenzeitlich beendet, andere haben sich zu Leitfiguren entwickelt und neue junge Gesichter erfrischen das Team. „Staffelgold wäre noch was, was auf meiner Agenda als Trainer steht“, so der Bundestrainer der Biathleten, Mark Kirchner und der Sportliche Leiter Biathlon beim DSV wäre mit insgesamt vier Medaillen, zwei in den Staffeln und jeweils einer Einzelmedaille bei den Damen und bei den Herren richtig zufrieden. Das deutsche Team wird im Olympischen Dorf wohnen und für einen erholsamen Schlaf und bestmögliche Regeneration wurde schon früh für jeden Athleten eine Matratze nach Peking verschifft. Die meisten haben das eigene Kissen im Gepäck und auch Franziska Preuß ist mit dem Team nach Peking geflogen und für Kristian Mehringer, den leitenden Disziplintrainer der Damen ist das Wichtigste, dass der Sportler Selbstvertrauen hat. „Das was war ist Vergangenheit, wir schauen nach vorne“ und in diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass alle wohlbehalten und ohne Umweg in die Loipe kommen, und dann zum richtigen Zeitpunkt ihre beste Leistung abrufen können.

Temperaturen unter -20°C zu erwarten

Die Provinz Hebei, zu der die beiden nördlich von Peking gelegenen Olympiazentren gehören, umschließt die Hauptstadt. Der Name Hebei bedeutet „nördlich des Flusses“ und meint damit den Gelben Fluss (Huáng Hé). Die Region hat ein kontinentales Monsunklima mit einem jährlichen Niederschlag von 400 bis 800 mm. Im Sommer kommt es häufig zu starken Regenfällen. Im Winter gibt es durchschnittlich nur wenige Tage mit Niederschlag, die Wahrscheinlichkeit steigt erst ab März wieder an. Windig ist es in den Chongli-Bergen immer etwas, es gibt bei Zhangjiakou insgesamt sechs Korridore, durch die Sandstürme von der 500 Kilometer entfernten Wüste Gobi bis nach Peking wehen. Naturschnee gibt es in den Olympiaregionen quasi nie. 100 Schneekanonen haben im Nordisch-Bereich für ein weißes Band in der grün-brauen Natur gesorgt – angeblich nachhaltig produziert. Es sind aber zwei Millionen Kubikmeter Wasser nötig, um alle Wettkampfstätten zu beschneien. Außerdem wurde auch Kunstschnee auf die umliegenden Hügel verteilt, um die weißen Schneebahnen in brauner Wüstenlandschaft etwas zu kaschieren. Nun kam es aber am Wochenende zu einem der seltenen Schneefälle in den Bergen von Chongli, so dass sich die Landschaft leicht überzuckert zeigt. Schmelzen wird die leichte Neuschneeschicht nicht so schnell, denn es herrschen wie erwartet konstant zweistellige Minustemperaturen. Es wird auch befürchtet, dass die Temperaturen immer wieder unter -20°C sinken werden, so dass Wettkämpfe verschoben werden müssten – vermutlich dann in die mitteleuropäische Nacht hinein, um vor Ort bei Tageslicht etwas angenehmere Temperaturen zu haben. Die Wettkämpfe der Olympischen Spiele werden alle live übertragen. Wer keine Minute von einem bestimmten Wettkampf verpassen will, wird aber auf Livestreams angewiesen sein, die alle übertragenden TV-Sender anbieten – darunter auch der Eurosport Player. Alle TV-Sender bieten aber auch immer wieder Zusammenfassungen im Laufe des Tages im Olympiaprogramm an.

Nordische Kombination: „Wollen zwei Medaillen gewinnen“

In der Nordischen Kombination wird es bei dieser Ausgabe der Olympischen Spiele nur Wettkämpfe für die Männer geben, die Frauen sind noch nicht dabei. Drei Goldmedaillen werden insgesamt vergeben, zwei im Einzel und eine im Mannschaftswettkampf. Die Favoritenrolle ist dabei nicht so klar vergeben wie zu Saisonbeginn zunächst gedacht. Zwar war der Dominator der Saison bis zum Jahreswechsel wieder einmal Jarl Magnus Riiber. Vor Seefeld konnte er alle Weltcups, bei denen er antrat, für sich entscheiden. Lediglich in Ruka, als er disqualifiziert wurde, sowie in Val di Fiemme und Klingenthal, wo Riiber aufgrund von Rückenproblemen nicht am Start war, gab es andere Sieger. Neben Johannes Lamparter, der drei dieser fünf Wettkämpfe für sich entscheiden konnte, gab es mit Terence Weber und Vinzenz Geiger auch zwei deutsche Sieger. Zuletzt in Seefeld siegte Riiber am Freitag; am Samstag hatte er extremes Windpech und konnte nur mit Mühe einen Sturz verhindern. Im Rennen zeigte sich jedoch erstmals in dieser Saison eine kleine Schwäche des Norwegers: In der Loipe sind andere stärker, er lebt von seinem Vorsprung auf der Schanze. Wie gut er springen kann, bewies er vor Kurzem bei der norwegischen Meisterschaft der Spezialspringer, wo er den zweiten Platz belegte. Seine Sprungstärke könnte ihm dabei insbesondere beim Großschanzenwettkampf zugute kommen. Auf der Normalschanze dagegen sollten die Abstände nach dem Springen nicht so groß sein. Hier dürften die laufstärkeren Athleten ihre Vorteile haben. Allen voran der Weltcupgesamtführende Johannes Lamparter aus Österreich. Doch auch Vinzenz Geiger muss man auf der Rechnung haben. Medaillenchancen könnten sich auch der Finne Ilkka Herola sowie Seefeld Triple-Sieger Jørgen Graabak aus Norwegen ausrechnen; auch die weiteren deutschen Athleten könnten sich mit einem guten Sprung in Schlagdistanz bringen. In der Mannschaftswertung könnte es ebenfalls spannend werden. In der Weltcup-Nationenwertung führt Deutschland vor Norwegen und Österreich. Zwischen diesen Dreien dürften auch die Medaillen vergeben werden, wobei die Reihenfolge durchaus hart umkämpft sein könnte. Bundestrainer Hermann Weinbuch sieht hier „die besten Chancen, eine Medaille zu gewinnen, vielleicht sogar Norwegen angreifen zu können.“

Einer, der vermutlich alle Medaillenhoffnungen bereits begraben muss, ist  Kristjan Ilves. Der Este, in der Form seines Lebens und allein verantwortlich für den derzeit fünften Rang Estlands in der Nationenwertung, wurde bei Ankunft in Peking am Dienstag positiv getestet. Seine Chancen, rechtzeitig ausreichend oft negativ getestet zu werden, um wenigstens noch beim Großschanzenwettkampf teilnehmen zu können, werden als gering eingeschätzt. Dies könnte darüber hinaus Auswirkungen auf einen der Favoriten haben: Ilves, der seit Jahren in Norwegen lebt und trainiert, war mit dem norwegischen Team zusammen angereist. Riiber sowie Espen Andersen und Espen Bjørnstad saßen im Flieger in der Nähe von Ilves und gelten daher als enge Kontaktpersonen. Sie wurden bislang nicht positiv getestet, dürfen weiterhin trainieren und sich vorbereiten. Allerdings müssen sie sich von allen anderen isolieren, die Mahlzeiten auf den Zimmern einnehmen und täglich getestet werden. Donnerstag Mittag gab das norwegische Olympiatoppen bekannt, dass auch Jarl Magnus Riiber positiv getestet wurde. 

Zeitplan

Samstag, 05. Februar 2022
08.45 Uhr – Langlauf Skiathlon 7,5/7,5km Damen
10.00 Uhr – Biathlon Mixed-Staffel (W + M)

Sonntag, 06. Februar 2022
08.00 Uhr – Langlauf Skiathlon 15/15km Herren

Montag, 07. Februar 2022
10.00 Uhr – Biathlon Damen Einzel, 15 km

Dienstag, 08. Februar 2022
09.30 Uhr – Biathlon Herren Einzel, 20 km
09.00 Uhr – Langlauf Sprint FT Damen und Herren

Mittwoch, 09. Februar 2022
09.00/12.00 Uhr – Nordische Kombination Gundersen Normalschanze

Donnerstag, 10. Februar 2022
08.00 Uhr – Langlauf 10 km KT Damen

Freitag, 11. Februar 2022
08.00 Uhr – Langlauf 15 km KT Herren
10.00 Uhr – Biathlon Damen Sprint, 7,5 km

Samstag, 12. Februar 2022
08.30 Uhr – Langlauf Staffel 4×5 km Damen
10.00 Uhr – Biathlon Herren Sprint, 10 km

Sonntag, 13. Februar 2022
08.00 Uhr – Langlauf Staffel 4×10 km Herren
10.00 Uhr – Biathlon Damen Verfolgung, 10 km
11.45 Uhr – Biathlon Herren Verfolgung, 12,5 km

Dienstag, 15. Februar 2022
10.00 Uhr – Biathlon Herren Staffel, 4 x 7,5 km
09.00/12.00 Uhr – Nordische Kombination Gundersen Großschanze

Mittwoch, 16. Februar 2022
10.00 Uhr – Langlauf Team Sprint KT Damen und Herren
08.45 Uhr – Biathlon Damen Staffel, 4 x 6 km

Donnerstag, 17. Februar 2022
09.00/12.00 Uhr – Nordische Kombination Team Großschanze

Freitag, 18. Februar 2022
10.00 Uhr – Biathlon Herren Massenstart, 15 km

Samstag, 19. Februar 2022
07.00 Uhr – Langlauf 50 km FT Massenstart Herren
10.00 Uhr – Biathlon Damen Massenstart, 12,5 km

Sonntag, 20. Februar 2022
07.30 Uhr – Langlauf 30 km FT Massenstart Damen

China in der Kritik

Eigentlich sind alle Wintersportnationen sich einig: Es war ein Fehler, die Olympischen Spiele nach Peking zu vergeben. Vor allem aus politischen Gründen: Immer wieder prangern Menschenrechtler die Behandlung der Volksgruppe der Uiguren an, die zwangssinisiert und damit an die chinesische Lebensweise angepasst werden. Außerdem wird die Unterdrückung der Aktivisten bei den Protesten in Hongkong scharf kritisiert. Diese autoritäre Politik disqualifiziere Peking als Gastgeber der Winterspiele, so die Meinung vieler Menschenrechtler. Darum haben sich viele Präsidenten entschieden, die Olympischen Spiele politisch zu boykottieren und nicht als Repräsentant ihres Landes zu den Olympischen Spielen zu reisen. (siehe: ZDF Reportage: Zwischen Propaganda und Corona – Die Olympischen Winterspiele in Peking)

Aber auch die Covid19-Pandemie überschattet das Großereignis. In China gilt eine Null-Covid-Strategie, so dass Olympioniken und chinesische Bevölkerung streng getrennt werden. Bereits seit fast zwei Wochen gilt für Einheimische ein Lockdown, die Bewohner müssen zu Hause bleiben, um die Durchführung der Olympischen Spiele nicht noch weiter zu gefährden. Dennoch steigen auch unter den Einheimischen die Corona-Zahlen, wenn auch zumindest nach offiziellen Zahlen auf sehr geringem Niveau. Die CT-Grenzwerte sind in China strenger als im Rest der Welt. So werden immer wieder Offizielle der Nationen und inzwischen auch Athleten wie Leo Johansson bei Ankunft positiv getestet, die zu Hause schon längst als genesen galten. Wie das Organisationskomitee in Peking am Samstag mitteilte, seien insgesamt 29 Einreisende kurz nach ihrer Ankunft am Flughafen positiv auf das Virus getestet worden, bei 19 von ihnen soll es sich um Athleten oder Teammitglieder handeln. Sieben weitere Infektionen wurden zudem unter Personen festgestellt, die sich bereits innerhalb der „Olympia-Blase“ befunden haben. Grundsätzlich kann man sagen, dass seit Öffnung der Olympischen Dörfer am 27. Januar täglich rund zwei Dutzend Personen bei Anreise positiv getestet werden. Jeder in der Olympia-Blase muss sich täglich einem PCR Test unterziehen, um Infektionen möglichst schnell einzudämmen. Allein am Freitag kam es zu 60.000 PCR Tests, obwohl bis dahin noch längst nicht alle Olympia-Teilnehmer angereist sind. Insgesamt sind bis letztes Wochenende 857 Personen in Peking angekommen, die zur Olympia-Bubble gehören. Am Samstag wurden weitere 23 Personen positiv getestet, darunter auch ARD-Moderator Claus Lufen. „Ein etwas älteres Ski-Resort aus den 80er-/90er-Jahren, leichte Risse in den Wänden mit Tapeten überklebt. Aber es ist sauber, man kann vernünftig duschen. Aber 15 Quadratmeter sind nicht optimal. Da fällt einem sicher nach ein paar Tagen die Decke auf den Kopf“, sagt er bei BILD am Sonntag über das Quarantäne-Hotel in den Bergen, das er elf Stunden nach der Landung im komplett desinfizierten Krankenwagen erreichte. „Unter diesen Voraussetzungen ist es aberwitzig, dass hier Olympia stattfindet. Man hätte es ein Jahr verschieben müssen. Das macht so weder Spaß noch hat es Sinn.“ Bis zum Donnerstag gab es inzwischen 278 positive Fälle in der Olympia Bubble. 

Einschränkungen für Sportler

Üblich ist es bei Olympischen Spielen, dass die Teams neue Kleidung bekommen, auf denen die Sponsoren fehlen und sie auch sonst keine Werbung machen dürfen. In China muss man sich auf weitere Einschränkungen gefasst machen, an die sich die Sportler halten müssen. Dazu gehört, dass man seine Akkreditierung verlieren könnte, wenn man das politische Regime Chinas kritisiert. Auch wurden russische Sportler dazu angehalten, wegen der politischen Situation zwischen den beiden Ländern keine Fotos zusammen mit ukrainischen Sportlern zu machen und sich möglichst von ihnen fernzuhalten. Frei bewegen darf man sich vor Ort gar nicht. Grund dafür soll die Null-Covid-Strategie des Landes sein. Egal ob Journalisten oder Sportler – für jeden Meter muss man in ein Fahrzeug steigen und darf sich nicht zu Fuß fortbewegen. Das kann dann auch schon mal eine Stunde dauern, bis der nächste Shuttle-Bus ins 400 Meter entfernte Olympische Dorf kommt, wie es vor wenigen Tagen zum Beispiel die deutschen Rodler nach ihrem Training erfahren mussten. Bei Missachtung droht der Verlust der Akkreditierung. Die einzelnen Nationen achten selbst darauf, dass man zu den anderen Teams Abstand hält. Besonders hart sind diese Sicherheitsregeln zur Vermeidung von einer Corona-Infektion für internationale Paare wie Maja Dahlqvist (SWE) und Kevin Bolger (USA) sowie James Clugnet (GBR) und Katerina Janatova (CZE), die sich seit Mitte Dezember nicht mehr treffen konnten und sich bestenfalls im Höhentraining von ihren gegenüberliegenden Hotels zuwinken konnten. Aber auch auf Social Media muss man aufpassen und sich an die Regeln halten, allerdings generell bei Olympischen Spielen. In den Social Media Richtlinien des IOC steht zum Beispiel, welche Bilder und Videos die Athleten teilen dürfen und welche nicht. Zudem empfiehlt der DOSB seinen Athleten, aus Angst vor Spionage durch die chinesische Regierung keine privaten Smartphones zu benutzen. Stattdessen sollen besser Wegwerf-Handys während der Olympischen Spiele genutzt werden. „Ich bin ganz ehrlich: Wenn man so einen Rat gibt, hat man kein gutes Gefühl dabei, sonst würde man diesen Rat gar nicht erst geben“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert bei Spox. Besonders heikel scheint die offizielle Olympia-App „My2022“ zu sein, die alle Sportler, Trainer, Betreuer und Funktionäre auf einem Smartphone installieren und private Gesundheits- sowie Reisedaten hinterlegen müssen, um in China einreisen zu dürfen. Offiziell soll dadurch die Kontaktnachverfolgung bei positiven Corona-Tests verbessert werden, Experten befürchten jedoch, die Software könnte für einen Lauschangriff genutzt werden.