Stimmen zur ersten Entscheidung: „Man läuft wie auf Styropor!“

Marit Bjoergen (NOR), Charlotte Kalla (SWE), Victoria Carl (GER), Ebba Andersson (SWE), Nathalie Von Siebenthal (SUI), Heidi Weng (NOR), Ingvild Flugstad Oestberg (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Steffi Böhler beschrieb die Schneeverhältnisse in Korea sehr anschaulich und Charlotte Kalla überraschte alle – lest hier die Statements zum ersten Wettkampf…

Charlotte KALLA (SWE) – Gold

… über den Gewinn der ersten Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in PyeongChang:
Das bedeutet mir sehr viel. ich war heute sehr nervös und die Olympischen Spiele sind etwas, auf das ich mich sehr, sehr lange vorbereitet habe. Es hat sich schon die ganze Saison gut angefühlt, aber schließlich will jeder bei den Olympischen Spielen in Topform sein. Es war richtig spannend und hat Spaß gemacht heute.

… über die Taktik:
Ich habe gehofft, dass ich mich stark fühle, um dann auf der letzten Runde etwas zu versuchen und nicht zu lange zu warten. Ich bin mein Rennen gelaufen und habe immer versucht, mich auf das zu konzentrieren, was vor mir liegt.

… über den Moment, als sie ihren Erfolg realisierte:
Erst auf der Ziellinie. Vorher wollte ich mich nicht umsehen und mich nur darauf konzentrieren, Gas zu geben. Die Linie zu überqueren hat so eine Freude ausgelöst, aber auch Erleichterung – größtenteils aber pure Freude.

Marit BJOERGEN (NOR) – Silber

… über den Gewinn der Silbermedaille:
Ich bin froh, eine Medaille geholt zu haben bei meinen letzten Olympischen Spielen und immer noch dabei zu sein. Charlotte war einfach stärker als ich, aber ich freue mich über Silber.

… darüber, welche Taktik zum Erfolg geführt hätte:
Ich hätte besser aufpassen sollen, ob Charlotte attackiert. Da waren dann ein paar andere vor mir und es war nicht leicht, sie wieder einzuholen. Sie war zu gut für mich und ich denke, Silber ist das Bestmögliche für mich.

…darüber, dass sie immer noch Medaillen gewinnt und Rekorde knackt:
Ich bin hier, um Medaillen zu gewinnen. Das sind meine fünften Olympischen Spielen und immer noch dabei zu sein, macht mich glücklich. Ich bin froh, mit meinen 37 Jahren hier zu sein.

Krista PARMAKOSKI (FIN) – Bronze

… über ihre Taktik:
Meine Taktik war es einfach, in die letzte Runde zu kommen, ohne Führungsarbeit zu verrichten. Ich war etwas überrascht über die große Gruppe nach dem klassischen Teilstück. Es war so windig! Als wir zu skaten begannen, sind wir zuerst sehr schnell angegangen.

… über die Attacke von Charlotte Kalla:
Ich war überrascht dass sie so früh attackierte. Ich dachte, vielleicht versucht sie es nach dem letzten Anstieg. Sie war einfach überragend heute.

… über die Silbermedaillen-Gewinnerin Marit Bjoergen:
Letztes Jahr bei unserer Heim-WM kämpften wir mit Marit und das ist auch jetzt wieder so. Es war sehr stark und ich denke, sie wird hier auch noch eine Goldmedaille holen.

Steffi Böhler (GER)

[vor dem Wettkampf] Die Strecken sind sehr schön angelegt, wir haben ja schon versucht, sie uns schon in TV anzuschauen. Aber in der Realität sieht alles anders aus. Ich habe gestern mit Dario Cologna gesprochen und er meinte auch, es ist irgendwie anders, wenn man selbst da ist, auch wenn man versucht hat, sich alles gut einzuprägen. Die Bedingungen sind speziell, es fühlt sich an, als ob man auf Styropor läuft – so ist das Gefühl! Es knirscht, der Schnee fühlt sich furztrocken an, aber es ist ja etwas wärmer geworden.
Aus der Erfahrung raus ist es gut, dass ich einen ersten Wettkampf habe, bevor die Wettkämpfe kommen, die mir wichtig sind. Ich versuche einfach, einen guten Wettkampf zu machen und mit gutem Gefühl da an den Start zu gehen. Die letzen eineinhalb Wochen waren etwas holprig bei mir. Ich freue mich auf den Start, aber auch auf das, was danach kommt.

[nach dem Wettkampf] Es ist gut, dass der erste Wettkampf rum ist. Man braucht doch immer erst einen zum Reinkommen. Es ist schon sehr anders, speziell mit den Schneebedingungen. Für mich hat das mit Schnee gar nicht so viel zu tun gehabt die letzten Tage. Ich habe das mit Styropor verglichen, dadurch dass das auch so kalt war und ganz ganz niedrige Luftfeuchtigkeit, war es sehr sehr trocken. Gerade die ersten Tage bei der Kälte, da hörte man gut, wo da jeder am Laufen ist.
Wir haben sehr viel kommunziert im Team. Aber es ist für uns alle irgendwie neu, alle Olympischen Spiele haben ihre Eigenarten – so ist es auch für uns, die schon öfter dabei waren. Aber es ist toll, dass die Mädels mit so einer Motivation und positiven Einstellung an die Spiele herangehen und ihre Wettkämpfe so super meistern.
Wir schauen jetzt von Wettkampf zu Wettkampf. Der nächste Einsatz für mich wird der 10er sein und auch auf die Staffel sind wir natürlich alle heiß und hoffen, dass wir da dann mitkämpfen können. Dann haben wir eine Extraenergie, die uns da stark macht. Der Teamgeist stimmt bei uns. Wir wohnen jetzt ja auch zu sechst in einem Appartment, wo Privatsphäre nicht unbedingt so hoch geschrieben wird. Wir haben zur Toilette keine wirkliche Türe, daher muss das funktionieren und das funktioniert auch auf der Strecke draußen.
Heute war es gar kein Problem, aber als wir angereist sind, war es schon ein leichter Kälteschock, da haben wir uns total eingemummelt. Aber es ist nun ja mindestens zehn Grad wärmer geworden. Der Wind ist tückisch, grad für die Leute, die am Streckenrand stehen. Die denken, es ist warm, aber wenn du dann eine Böe abkriegst, dann kann es kalt werden.
Das Rennen spiegelt jetzt die Ergebnisse wieder, die im Vorfeld erreicht wurden. Es ist schon beeindruckend, weil Charlotte Kalla auch Jahre hatte, wo es nicht so lief. Von daher finde ich es sehr beeindruckend, dass sie auf diese Weise hier gewinnen kann.

Katharina Hennig (GER)

[vor dem Rennen] Ich bin richtig happy, überhaupt hier zu sein. Ich bin bisher richtig reizüberflutet, weil es sind hier so viele Eindrücke, die auf mich einstürmen. Vor allem wenn man es noch nie erlebt hat. Ich bin nur am Gucken und Beobachten. Die Strecken finde ich richtig schön angegelegt, ein schönes Profil. Ich freue mich, wenn es nun endlich losgeht.
[nach dem Rennen] Es war ein tolles Gefühl bei den Olympischen Spielen an den Start gehen zu dürfen und hier zu laufen. Es hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht und ich denke, mein Platz ist ein solides Ergebnis. Es war am Ende ein bisschen ärgerlich am Ende, weil ich in der letzten Freistilrunde in der Abfahrt gestürzt bin. Dann ist der ganze Schwung weg und ich hatte mich gerade wieder erholt und war an die Gruppe vor mir rangekommen und deswegen war es ein bisschen ärgerlich, weil es hätte ein bisschen mehr rauskommen können am Ende, aber ich freue mich trotzdem.

Victoria Carl (GER)

[vor dem Start] Olympische Spiele ist schon was Besonderes, vor allem weil ich das als Kind schon immer in Freundschaftsbücher geschrieben habe. Die Strecke finde ich sehr gut, anspruchsvoll, aber man kann auch über die Technik sehr viel machen. Es ist einfach schön hierzusein.
[nach dem Wettkampf] Es war insgesamt super gut. Ich weiß von den anderen Mädels, dass die Ski nicht so gut waren, aber meine Klassikski waren einfach absolut der Hammer. Wo die anderen schieben mussten, konnte ich mich noch in der Abfahrtshocke entspannen und ich bin einfach ein bisschen schwerer und größer als die anderen, darum habe ich bergab ein bisschen den Vorteil – und war dann auf einmal vorne! Ich habe versucht, locker zu bleiben, weil ich eingentlich hintenraus ein bisschen mehr zeigen wollte. Es wurde aber von Runde zu Runde schwerer, die Oberschenkel haben zugemacht. Aber insgesamt bin ich mit dem Klassischrennen sehr zufrieden.

Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter (GER)

Mit Platz 20 und 22 beim Olympia-Debüt kann ich sehr zufrieden sein, das geht in Ordnung. Sie sind das Rennen sehr engagiert angegangen, für meine Begriffe fast zu offensiv, aber sie konnten ja stellenweise in der Spitzengruppe gut mitmischen. Ich denke, es ist nun ist auch die Vorspannung weg von diesen Spielen bei ihrem Olympia-Debüt, jetzt schauen wir, was die nächsten Rennen bringen.
Steffi hatte Probleme klassisch, aber ich denke nicht, dass es an den Ski lag. Ich denke eher, sie hatte noch nicht den Rhythmus gefunden. Skating ist sie dann besser ins Laufen gekommen und hat auch wirklich gekämpft hintenraus und ist nochmal an Katharina Hennig aufgeschlossen. Mit Platz 25 ist sie sicher nicht zufrieden, aber es war das erste Rennen und da kommen sicher noch einige.
Nicole war natürlich enttäuscht und das war auch für uns als Team erstmal schwer. Die Zeichen waren eigentlich ganz gut nach den intensiven Trainingseinheiten, die wir gemacht haben. Aber gerade heute früh haben wir gemerkt, es wird wieder schlechter von der Stimme her. Sie hat es probiert beim Einlaufen, aber es sollte einfach nicht sein und wir haben dann auch gesagt, dass wir im Hinblick auf die Teamentscheidungen, die noch kommen, die sichere Variante gehen und sie rausnehmen. Wir hoffen, dass sie schnell wieder in Form kommt und sich die Stimme erholt und dass sie dann wieder so Luft kriegt, wie sie das bei den Rennen auch braucht.